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  #1  
Alt 08.09.2012, 23:20
lunamoon79 lunamoon79 ist offline
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Registriert seit: 08.09.2012
Beiträge: 1
Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Estella81,
ich habe deinen Beitrag erst jetzt gelesen, wie geht es dir? Ich war bis jetzt stille Mitleserin dieses Forums.
Meine Mutter starb letztes Jahr an BSDK, ich war in der 37 Schwangerschaftswoche. Ich saß 8 Wochen am Sterbebett meiner Mutter, es war eine furchtbare Zeit. Die Menschen in meinem Umfeld, Ärzte, Hospizmitarbeiter ... sie waren alle überfordert mit unserer Situation. Aber ich war stark ... für mein Kind, für meine Mutter, sie hätte sich nie verziehn wenn ihrem Enkel etwas zugestoßen wäre. Sie sagte mal zu mir "was tuhe ich dir an" ddieser Satz verfolgt mich bis heute in meinen Träumen ... Melde dich mal.

Lunamoon79

QUOTE=Estella81;1130176]Hallo Zusammen,

ich möchte mich hier auch mal mit melden, wenngleich es mir so wahnsinnig schwer fällt ! Mir steht euer Schicksal noch bevor...meine Mama hat Krebs mit multiplen Metastasen in Leber, Bauch und Lunge. Sie bekommt extrem starke Schmerzmittel und isst fas nichts. Bekommt aber Infusionen. Keiner weiß, ob Sie noch mal eine Chemo verkraftet...
Aber fakt ist, meine Mama ist mein Leben, ich weiß nicht wie ich ohne Sie weitermachen soll. Zudem bin ich schwanger und kann mich gar nicht richtig auf das Baby freuen, denn ich wöllte so gern daß Sie auch noch was davon hat. Sie ist erst 55 und wie das bei einer richtigen Mama ist, ist und war Sie bisher immer die einzige Person die mich wirklich richtig verstanden hat !!!
Ich habe das Gefühl mein Leben geht zu Ende...obwohl ich ein neues in mir trage. Meine Mama ist meine beste Freundin und ich kann auch nicht mehr anders als weinen, weinen, weinen...manchmal habe ich das Gefühl ich bin in einer anderen Welt...ständig Angst, ich kann keine Nacht mehr wirklich schlafen, fantasiere und rufe nach meiner Mama...auch mein Freund kann mir nicht helfen...niemand...wenn ich nicht schwanger wäre, wüsste ich nicht ob ich weiter machen kann, aber so bin ich ja gezwungen...man ist so hilflos...und hat ständig das Gefühl zusammenzubrechen. Warum gibt es nichts, was einem hier helfen kann ?

LG an alle da draußen von Sabrina.[/QUOTE]
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  #2  
Alt 10.09.2012, 17:41
jushi jushi ist offline
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Registriert seit: 22.10.2011
Beiträge: 4
Standard all das, was mir so leid tut... kennt ihr das? wie geht ihr damit um?

bald jährt sich der todestag meiner mama. der verlust liegt schon länger zurück, begann vor 18 jahren und dann ging sie in kleinen schritten. meine trauer hat viele gesichter, sehr viele, und eines davon sind die vorwürfe, die ich mir mache.

wenn ich die uhr zurückdrehen könnte, würde ich viel mehr für sie tun. sie öfter anrufen, öfter besuchen, öfter schreiben. mit ihr spiele spielen, fotos gucken, lieder hören, ihr helfen das buch zu schreiben das sie immer schreiben wollte.

warum habe ich es nicht getan? das ist die frage, die schwer zu beantworten ist. und doch hoffe ich so sehr, mit der zeit eine antwort zu finden, die mich ruhiger werden lässt. die mich mehr und mehr annehmen lässt, dass es war wie es war.

ich hatte wenig kraft, ich war überfordert, schon mit meinem eigenen leben. ich habe lange gebraucht, um die krankheit meiner mutter zu akzeptieren. trotz aller guten vorsätze schwand meine energie in ihrer gegenwart. und auf manche ideen bin ich einfach nicht gekommen, keine ahnung warum! glaubte, ich müsste ihr helfen, ihr gedächtnis zu trainieren, anstatt ihre demenz zu akzeptieren und geeignete spiele zu finden und gemeinsam in erinnerungen zu schwelgen. viel szu pät kam ich drauf, nämlich ein paar wochen bevor sie ins koma fiel. viel zu spät kam meine einsicht und das tut mir so weh!

dass sie für immer weg ist, tut weh. aber auch, dass ich es nicht geschafft habe, die zeit die wir noch hatten (von der ich nicht ahnte, wie kurz sie sein wird), schöner zu gestalten. für sie und für mich. das tut so unendlich weh und ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll.

kennt ihr das? wenn ja, wie geht ihr damit um?
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  #3  
Alt 29.09.2012, 20:37
Estella81 Estella81 ist offline
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Registriert seit: 12.03.2010
Ort: 09350 Lichtenstein/Sa.
Beiträge: 6
Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

@ lunamoon79

Hallo lunamoon, was Du geschrieben hast ist nahezu identisch mit meiner Situation. Meine Mama ist am 31.08. eingeschlafen. Eine halbe Stunde nachdem ich und Ihr Mann aus dem KH weg waren. Aber man hat es Ihr schon angesehen, es war furchtbar. Und auch ich hochschwanger saß wochenlang einfach an Ihrem Bett, habe mich über jeden noch gesprochenen Satz gefreut und war mir nie sicher, wie entgültig Sie selber Ihre Situation einschätzte...mir schien als schwankte Sie immer mal wieder zwischen Hoffnung und Aufgeben. Aber Sie hat so gekämpft, wollte unbedingt Ihr Enkelkind noch sehen, und jetzt da Sie das nicht geschafft hat bin ich so wütend, neben der Trauer. Es ist so unfassbar, das Schlimmste was ich in meinem Leben bisher erfahren musste. Ich habe meine beste Freundin, die einzige die mich immer so genommen hat wie ich bin und mich immer verstanden hat, verloren. Wir waren wie siamesische Zwillinge und wenn ich einem Außenstehenden beschreiben müsste wie ich mich jetzt fühle, dann kann ich nur sagen, es ist als ob ich von heute auf morgen querschnittsgelähmt bin. So schlimm das jetzt auch klingt, aber die Freude auf mein Baby ist momentan komplett dahin, ich habe eher Angst, es nicht zu schaffen wenn es da ist. Aber ich habe es Ihr versprochen und sage immer ich werde es versuchen, mehr kann ich nicht. Ob es mir gelingt, weiß ich nicht. Mein Leben ist von heute auf morgen nach 31 Jahren irgendwie dahin. Und ich habe die ganze Zeit das Gefühl gehabt, als würde ich mich auf meinen eigenen Tod vorbereiten. Das Allerschlimmste ist für mich auch, daß ich nicht weiß, wie Sie die letzten Minuten erlebt hat, wo Sie jetzt ist, was danach kommt usw. Ich mag auf jeden Fall nicht denken, daß gar Nichts kommt, denn dann könnte ich mir gleich ein Grab neben Ihr schaufeln...Derzeit funktioniere ich nur noch, gestern war die Urnenbeisetzung, weil Mama nie einen großen Sarg wollte. Ich wollte daß Alles in Ihrem Sinne verläuft, aber die Vorstellung daß der kleine Körper meiner Mama, den ich bis zum Schluß gestreichelt, dessen Hände ich gehalten und geküsst habe, auf einmal verbrannt da drin ist, die macht mich einfach nur "Alle" ! Viele sagen, das war doch nur noch die Hülle, die Seele hat den Körper verlassen. Aber fakt ist, dieser Hülle war ein Teil meiner geliebten Mama, den ich in und auswendig kannte, jeden Leberfleck, jedes Detail. Ach man, ich weiß einfach nicht weiter....manchmal denke ich: "Oh Du bist ja gerade mal abgelenkt, wie kann das sein "? Dann wieder schießen die Tränen nur so...bin auch in psychologischer Behandlung, aber um ehrlich zu sein. Eine große Hilfe is das nicht...
Und daß ich Ihr Ihr erstes leibliches Enkelkind nicht in die Arme legen kann, das reist mir den Boden unter den Füßen weg !
Entschuldige den langen Text, aber wie das so ist, wenn "man" einmal in Fahrt ist....

LG Sabrina.
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  #4  
Alt 30.09.2012, 05:22
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Registriert seit: 03.03.2007
Ort: Dreiländereck
Beiträge: 2.019
Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Sabrina,

so ganz jung bin ich nicht mehr. Demnächst werde ich zum dritten mal Opa. Auch wenn nur noch 3 Großeltern da sind für die Kleine, so freuen wir uns doch alle riesig auf die neue Erdenbürgerin. Meine Jüngste inbegriffen. Klar, wir haben darüber gesprochen. Sie ist schon traurig, dass ihre Mama nicht mehr da ist. Doch das ist nur ein Teil der Geschichte. Der andere, viel größere, ist die Freude auf das Kind. Heute habe ich die neuesten Utraschall-Bilder gesehen. Das Kind hat ein Gesicht so detailliert, dass man fast Ähnlichkeiten erkennen kann. Es ist verblüffend.

Wir leben nicht weiter für die Trauer. Wir trauern um unsere Verstorbenen, ja, doch für unsere Kinder, Enkel und alle, die noch um um uns sind: für die leben wir.

Freu dich auf und mit deinem ungeborenen Kind. Sprich mit ihm und sag ihm: "Hallo, du kleiner Wurm" und begrüße es liebevoll in seinem Leben. Nicht weil es dich braucht, sondern weil du es liebst. Mach die Augen zu und fühle dein Kind in deinem Körper. Was Morgen ist, ist jetzt nicht ganz sooo wichtig. Dein noch ungeborenes Kind gibt dir bestimmt irgendwann einmal die Chance, weiter zu leben. So wie deine Mutter in dir weiter lebt.


Alles Liebe,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

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  #5  
Alt 30.09.2012, 13:36
Estella81 Estella81 ist offline
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Ort: 09350 Lichtenstein/Sa.
Beiträge: 6
Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo May und Helmut,

lieben Dank für Eure Antworten. Ja, ich weiß ich sollte mich mehr auf mein Baby freuen, tief in mir sitzt da sicher auch ein Hauch von Freude. Aber ich kann Sie nicht zulassen, vielleicht auch einfach noch nicht. Und wenn Du merkst der Alltag tritt langsam wieder ein, wirds besonders schlimm.
Überall Leute, die laut sind, lachen und über unwichtige Dinge sprechen. Und auch alte Menschen, auf die ich derzeit besonderen Groll hege ! Warum konnte meine Mama nicht so alt werden ? Oder wenigstens etwas älter...ich weiß, darauf gibt es keine Antwort. Aber es geht den ganzen Tag durch meinen Kopf: Das kann doch Alles nicht sein, Sie kann doch nicht weg sein für immer ! Das zermartert mir das Hirn...so ein Gefühl der Fassungslosigkeit und des Gelähmtseins hatte ich noch nie. Irgendwie ist ein Teil von mir mit gestorben. Ich liege nachts ständig wach und grübele und grübele...die Gedanken kommen einfach, ich kann Sie meist gar nicht kontrollieren...ich höre immer noch Ihre Stimme. Weiß in jeder Situation was Sie gerade sagen würde, nicht nur zu mir, auch zu allen Anderen. Ich weiß nicht ob das irgendwann besser wird, vorstellen kann ich mir das nicht. Bin so dermaßen wuterfüllt daß ich echt eigenartige Gedanken im Kopf habe. So wie z.B. wenn meine Mama das Baby nicht in den Arm nehmen kann, dann wirds auch kein anderer bekommen. Sicher kann ich das nicht so umsetzen, aber so siehts eben aus in meinem derzeit völlig zerrütteten Schädel....hmmm...

Aber ich werd mein Baby mit Zweitnamen nach meiner Mama benennen. Das ist mir ganz wichtig, es soll eine Ehrung für beide sein. Für meine Mama, weil Sie so toll war (bzw. ist - für mich wird Sie immer da sein) und für mein Kind, weil es verdient hat auch so toll zu werden.

Viele Grüße an alle Gleichgesinnten...
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