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  #1  
Alt 17.11.2012, 07:28
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
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Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Liebe Nadi,

mir ging es ganz ähnlich, als mein Vater mit der Diagnose Krebs kam. Nie zuvor war ich derart konfrontiert mit einer so schlimmen Krankheit und den möglichen Folgen. Auch ich fühlte mich komplett überfordert, es zog mir den Boden unter den Füßen weg und es hat Wochen gedauert, bis ich überhaupt realisiert hatte, was das bedeutet und ich die Krankheit für mich annehmen konnte (so seltsam das klingen mag, denn ich war ja nur die Angehörige).

Du spielst kein Theater, du gehst jetzt nur auf die Wünsche deiner Eltern ein. Wenn sie derzeit nicht über die unheilbare Krankheit reden möchten, hat es keinen Sinn, sie dazu zwingen. Aber es wäre wichtig, dass du auch an dich denkst. Wenn du niemanden hast, mit dem du offen sprechen kannst, dem du deine Ängste und Sorgen anvertrauen kannst, dann ist das auf Dauer schlimm. Schau mal, ob es bei dir in der Nähe eine Selbsthilfegruppe gibt oder nimm Kontakt auf zur Seelsorge im Krankenhaus. Die wissen zumindest, an wen du dich weiterhin wenden kannst. Oft helfen schon wenige Gespräche, um die Seele zu entlasten. Ich habe das auch getan und kann es dir nur empfehlen. Ich denke,mit der Zeit wird sich die Einstellung deiner Mama noch ändern, aber jeder muss nun einmal seinen Weg gehen...

Alles Liebe
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #2  
Alt 17.11.2012, 22:39
lucie79 lucie79 ist offline
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Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Hallo Nadi,ich verstehe das und bin genauso, bei jedem Tier was verstorben ist habe ich sehr gelitten. Ich habe sogar Fliegen in den Blumentöpfen begraben
Naja, ist ist schon alles sehr schwer und grade bei den Eltern, die alles für uns getan haben und immer da waren wenn es uns schlecht ging. Zu sehen wie sie jeden Tag etwas weniger werden. Ich denke auch das sie irgendwann selbst merkt das es keine Heilung gibt. Das Du dir um Deinen Bruder auch noch Sorgen machen musst ist natürlich eine starke Zusatzbelastung. LG Lucie
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  #3  
Alt 20.11.2012, 22:41
Aquintos Aquintos ist offline
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Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Hallo Katzensprung, liebe Nadi,

lass Deiner Mama doch die Illusion wieder im Chor zu singen. Sie fühlt sich wohl bei dem Gedanken.
Wahrscheinlich verdrängt sie ihre Situation nach dem Motto: "Mir geht es doch gut jetzt. Mir tut nichts weh, also bin ich geheilt."

Es bringt im Moment nichts, sie mit der Wahrheit zu konfrontieren. Alle sind geschockt, Du, Dein Vater und Dein Bruder. Jeder lenkt sich ab so gut es eben geht, sei es im Fitness-Studio oder sonstwie. Lass sie alle machen; jeder wie er damit umgehen möchte oder in der Lage dazu ist.

Denke an Dich dabei. Einer muss ja die Nerven behalten.
Sei für Deine Mutter da, albere mit ihr herum. Der Rest ergibt sich von selbst.

Wenn Dir nach Weinen ist, dann weine.
Ich drücke Dich.
Aqui
__________________
Man sieht die Sonne langsam untergehen; und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.

Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #4  
Alt 20.11.2012, 23:59
mucki53 mucki53 ist offline
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Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Liebe Nadi,
die Psychoonkologen in der Klinik sind auch für die Angehörigen da, vielleicht kannst Du da mal über das alles reden .
Als Betroffene (Darmkrebs mit Baufell-Metas, palliative Behandlung) kann ich Dir sagen, wir versuchen, mit uns selbst ins Reine zu kommen und die Angehörigen nicht zu sehr zu belasten. Und Pläne schmieden tu ich auch, ich will ja noch ein bissl leben und gebe mich nicht auf, denn dann wäre schon alles verloren.
Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles Gute und viel Kraft !
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  #5  
Alt 21.11.2012, 02:21
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Katzensprung Katzensprung ist offline
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Beiträge: 28
Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Vielen Dank, euch Lieben für eure Anteilnahme... überhaupt für jeden Kommentar.

Muss nun auch noch im Fernsehen Themenwoche sein "Umgang mit dem Tod"?!

Ich muss es ein wenig wegdrängen aus dem Alltag.

Heute war Mutti zur erstenmal wieder zur Chorprobe. Es hat ihr gut gefallen, sie aber danach war sie sehr erschöpft.

DIE KERZE

Meine Schwägerin, gläubige Katholikin, gab mir am Wochende eine gesegnete Kerze mit für Mutti, darauf gedruckt ein Spruch von Dietrich Bonhoeffer "Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag."

Nun muss ich dazu sagen, dass ich selbst keine Christin bin, aber jeden Glauben respektiere.
Meine Mutter ist evangelisch gläubige Christin und ich mochte die Geste meiner Schwägerin.
Hab mir nichts weiter dabei gedacht, Mutti die Kerze mit lieben Gruss zu geben.

Doch das war unüberlegt. Ihr kamen sogleich die Tränen, als sie den Spruch las. Und mein Vater riss ihr die Kerze wütend aus der Hand, schimpfte: So war blödes, die schmeiss ich weg! Die Mutti soll lachen, nicht weinen!
Ok, sooo hatte ich das nicht gesehen...
Er meinte noch: Mutti braucht keine Grabkerze!

Mutti sagte: Dabei steh ich doch so auf Kriegsfuss mit ihm...
Ich fragte dumm verwirrt: Wie, mit Bonhoeffer?!
Nein, mit Gott.


uff, da war ich wie vor den Kopf geschlagen.
Es tat mir leid, ihr die Kerze gegeben zu haben.
Aber ich wusste es nicht besser.

Und sie ist nicht nur enttäuscht von ihrem Gott an sich, der ihr Leiden zulässt - sondern auch von der evangelischen Kirche, für die sie in der Gemeinde 11 Jahre lang Besuchsdienst gemacht hat bei kranken Menschen.
Und nachdem sie ihr Ehrenamt aufgegeben hat vor Monaten, haben sich niemand mehr bei ihr gemeldet.
Nun, da sie selbst Zuspruch braucht...
Und die Ernsthaftigkeit ihrer Erkrankung IST bekannt! - niemand hat sich seit Monaten bei ihr gemeldet von der Gemeinde!

Ich denke, ihren Pfarrer anzurufen.
Das muss sie ja nicht wissen.

Aber was für eine Gemeinde!

lg Nadi

@ mucki Danke. Alles Gute dir, es ist schön, deine Bekanntschaft zu machen.
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  #6  
Alt 21.11.2012, 22:50
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carlchen carlchen ist offline
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Beiträge: 815
Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Liebe Nadi,
bin über deinen Beitrag "gestolpert".
Ich kann die Enttäuschung deiner Mutter gut verstehen.
Mein Papa war immer für andere da, meine Mutter musste da immer mitmachen. Als er starb, bzw. heute kümmert sich keiner mehr um meine Mutter.Sie waren über viele Jahre in einem Wanderverin, mein Papa war dort Wanderwart Das ist sehr traurig. Ich würde den Gemeindepfarrer ansprechen, ändern kann man die Menschen selten, aber sagen, daß man sich verletzt fühlt.
Zur Kerze, ich bin nicht katholisch auch hat mein Glauben dieses Jahr Schiffbruch erlitten. Aber Kerze anzünden hilft immer.
Lg. carlchen
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  #7  
Alt 23.11.2012, 01:18
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Katzensprung Katzensprung ist offline
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Beiträge: 28
Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Danke carlchen für die Resonanz

"Lach in die Welt und sie lacht zurück, weine und du weinst alleine."

Wie traurig, aber wahr. In den ernsten Situationen des Lebens zeigt sich, wer wirklich Interesse an dem Menschen hat.
Aber manchmal muss man auch nachhelfen und sorry, in den A**** treten!

Das tat ich. Nach einigen Telefonaten bekam ich die private Nummer vom Vorsitzenden des Presbyteriums, er zeigte sich betroffen, dass sich niemand gekümmert hat.
Dann habe ich lange mit der für die Gemeinde zuständigen Pfarrerin gesprochen, auch sie war recht betroffen

"vielleicht war uns die Ernsthaftigkeit ihrer Krankheit nicht bekannt... " Oh doch, es war bekannt.
Ich hoffe, die Pfarrerin hält ihr Versprechen und sucht nun den Kontakt zur Mutti.
Sie ist so enttäuscht von Gott und der Gemeinde. Dabei sollte sie Trost finden im Glauben.

Aber niemals soll sie erfahren, das ich das angeleiert habe...

Sie wird der Pfarrerin erzählen, wie gut es ihr geht und welche Pläne sie hat.
Ich verstehe langsam, was es bedeutet, zu leugnen.
Vermutlich ist es gut so.
Und ich muss ihren Umgang mit dem, was da kommt, respektieren.
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