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  #1  
Alt 05.12.2012, 21:59
Benutzerbild von Morgana
Morgana Morgana ist offline
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Standard AW: mama, nun bist du ein engel

Liebe Tine,

ich lese gerade Deine "frischen" Gedanken....

und finde es es genau so, wie es ist, genau richtig abgelaufen. Ihr habt es so gemacht, wie es war...auch eine rauchen gehen, Plaudern mit dem Pfleger...daneben sitzen und durchaus merken, dass sich was "verändert", das ist entspannt...das ist real und dennoch mit vielen liebevollen Gedanken an eure Mutter begleitet.
Stimmt...ich habe auch in der ersten Zeit nach dem Tod meines Mannes genau an diese allerletzte Zeit gedacht...tot, ist eben nicht tot, da kommen dann nachher allerlei Gedanken...hätte ich doch...oder hätte ich nicht doch besser...war es denn wirklich "richtig" so...Hmm...ist normal. Doch wenn sich die realen Erinnerungen und das Bauchgefühl endlich mal "ausdiskutiert" haben, dann kehrt Ruhe und friedliche Akzeptanz ein.

Liebe Tine...laß Zeit vergehen und...alles wird sich ordnen, eure Mutter hat ihren Frieden gefunden und ihr werdet, gerade, wenn ihr im Gespräch bleibt, merken, dass sich alles neu sortiert...gemeinsam werdet ihr später euch freuen, dass ihr eurer Mutter so nahe ward in ihren letzten Stunden bis sie erlöst wurde...ja...alles wird "gut", da bin ich überzeugt!

Alles Liebe von mir

Morgana
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Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten.
[Indianische Weisheit]
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  #2  
Alt 06.12.2012, 07:54
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fraunachbarin fraunachbarin ist offline
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Standard AW: mama, nun bist du ein engel

danke liebe morgana..
das macht mir mut, daß sich alles neu ordnen wird. ich hoffe es sehr, denn so ist das kein dauerzustand. aber es ist auch alles noch so frisch..
ich wünsch dir eine schöne, besinnliche vorweihnachtszeit.
glg tine
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  #3  
Alt 06.12.2012, 23:41
juetlandfan juetlandfan ist offline
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Standard AW: mama, nun bist du ein engel

Liebe Tine,

ich hatte die letzten Tage ziemlich viel um die Ohren, sodass ich erst jetzt wieder am PC sitze. Also erstmal umarme ich dich und drück dich gaaanz fest.
Ich finde es ganz normal, dass es emotional so ein rauf und runter ist mit den Gedanken und Gefühlen. Es war bei mir genauso... jeder hat da so sein eigenes Tempo, aber irgendwie kommen immer wieder diese Bilder der letzten Tage des Abschiednehmens und dann das Reflektieren des Todes und Abschiednehmens. Es ging mir am Anfang ganz oft so und auch nach einem Jahr muss ich immer wieder daran denken (halt nur seltener als direkt nach Mamas Tod)
Ich kann dich und deine Schwester gut verstehen, doch zurückdrehen kann man es nicht. Wir alle wussten ja zu diesem Zeitpunkt nicht, dass es die letzten Lebensminuten unserer Mütter waren. Dann hätte man ganz sicher 100% der Aufmerksamkeit auf die Mama gelenkt. Ich glaube, dass unsere Mütter einfach dankbar waren / sind, dass wir so viel Zeit in ihren letzten Lebenswochen und Stunden bei ihnen verbracht haben, dass es gar nicht so sehr auf die letzten Minuten ankommt ! Es war ein so wichtiger Liebesdienst, den ihr und wir gebracht haben, dass nicht nur die letzten Minuten zählen. Eigentlich könnt ihr dankbar sein, dass ihr überhaupt vor Ort ward. Mein Papa, mein Mann und ich waren bis ca 21 Uhr bei ihr und um ca 22 Uhr starb sie. Ich habe mir auch oft Vorwürfe gemacht,warum ich nicht bei ihr geblieben bin. Mein Mann war hundemüde, wollte nach hause und ich war innerlich hin und her gerissen zwischen Mann und Mutter. Hätte ich ihn damals nach hause gebracht und wäre wieder hingefahren... doch irgendwie waren wir alle drei ziemlich ausgepowert von den drei Monaten mit Hiobsbotschaften, Besserungen, Hoffnungen und Rückschlägen...das darf man nicht vergessen,wenn man zurückdenkt und sein Verhalten refekltiert...Ich befand mich damals in einem emotionalen Ausnahme-Schock-Nicht-Wahr-haben-Wollen-Zustand und wusste nur,dass die Lage seeehr ernst ist. Jetzt hat man auf eine gewisse Weise mehr Abstand und sieht es nüchterner... klar... trotzdem ist es wichtig für euch und uns, dass wir ein inneres Ja zu unserem Verhalten in der damaligen emotionalen und physisch geschwächten Verfassung finden, damit unsere eigene Seele zur Ruhe kommen kann und wir Kraft zum Weiterleben schöpfen. Keiner ist perfekt. Unsere Mütter kannten uns besser als jeder andere Mensch auf dieser Welt und sie haben ganz bestimmt keine perfekten Töchter erwartet. Ich glaube, dass ihr und auch wir ganz ganz vieles richtig gemacht haben und das zählt. Ganz liebe verschneite Grüsse sendet dir Katja
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  #4  
Alt 07.12.2012, 06:53
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fraunachbarin fraunachbarin ist offline
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Standard AW: mama, nun bist du ein engel

liebe katja.. danke.. deine zeilen tun so gut. danke, daß du dir zeit dafür nimmst.
zu diesem "ja" bin ich noch weit entfernt, aber es ist ja auch noch keine zeit. wie du geschrieben hast, jeder hat sein eigenes tempo.aber du machst mir mut, daß es sich wenden wird und ich dieses gehen meiner mami akzeptieren werde.
ich wünsch dir ein wunderschönes adventswochenende. laß es dir gut gehen und fühl dich lieb gedrückt von
tine
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  #5  
Alt 07.12.2012, 09:07
Alpenveilchen Alpenveilchen ist offline
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Standard AW: mama, nun bist du ein engel

Liebe Tine,

ich lese immer so mit, kann Dir aber leider nicht helfen und schreibe deswegen meistens nichts. Du hast sicherlich mehr davon, wenn andere Hinterbliebene aus ihrer Erfahrung berichten. Ich möchte nur eines sagen. Ich habe nun schon von so vielen Sterbesituationen gelesen, und in so, so vielen Fällen war es so, dass der oder die Betroffene gestorben ist, als das betreuende Familienmitglied gerade nicht da war. Es sind wirklich die Ausnahmen, wo jemand in den Armen des Angehörigen einschläft. Den meisten Sterbenden scheint es sehr schwer zu fallen, loszulassen, während sie im direkten Kontakt mit ihren Angehörigen stehen. Wahrscheinlich führt das zu einer gewissen Spannung im Körper, die dem letzten Atemzug im Wege steht. Erst wenn der/die Angehörige mal kurz aus dem Zimmer geht, kurz nach Hause fährt o.ä., entspannt sich der/die Sterbende und tut seinen/ihren letzten Atemzug. Deswegen solltest Du Dir da keine Vorwürfe machen. Wahrscheinlich befand sich Deine Mutter im Nebel zwischen dem Leben hier und dem Jenseits auf der anderen Seite und konnte nur noch nicht vom Leben loslassen, weil immer jemand da war und sie sozusagen hier hielt, und sie wartete im Prinzip darauf, alleine zu sein, um entspannt hinüberziehen zu können.

Ganz liebe Grüsse
vom Alpenveilchen
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  #6  
Alt 07.12.2012, 14:28
Tiina Tiina ist offline
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Standard AW: mama, nun bist du ein engel

Liebe Tine,
ich kann das so gut verstehen, diese Gedanken... Auch ich habe mir ja immer wieder bittere Vorwürfe gemacht, dass ich bestimmte Sachen nicht oder falsch gemacht habe. Ich weiß auch, dass dem mit rationalen Argumenten nicht beizukommen ist... Ein Stück gehören solche Schuldgefühle glaube ich auch einfach dazu zur Trauer.

Es tut mir in der Seele weh zu lesen, dass Du Dich hasst dafür... Du hast Deiner Mami so voller Liebe beigestanden...

Aus meiner Erfahrung kann ich immerhin sagen, dass sich das Empfinden auch wieder ändert. Es werden wieder Zeiten kommen, wo diese Schuldgefühle nicht mehr im Vordergrund stehen! Bei Dir ist ja alles noch so frisch...
Und ich bin 100% sicher - wenn wir die Chance bekämen, nochmal zurück in der Zeit zu gehen und es tatsächlich schaffen würden, alles anders zu machen, was uns jetzt so quält, würden wir uns trotzdem Vorwürfe machen und dafür eben etwas anderes finden...

Ich wünsche Dir, dass Du wieder ein bißchen mehr Frieden findest.
Alles Liebe,
Anja
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  #7  
Alt 07.12.2012, 17:15
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fraunachbarin fraunachbarin ist offline
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Ort: ulmer ecke
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Standard AW: mama, nun bist du ein engel

liebes alpenveilchen, liebe anja..
ich weiß ja.. ihr habt recht.. es hat so sein sollen, wie es gekommen ist. meine mutter wollte es so. und sie sollte ja so gehen dürfen, wie sie es wollte.
hab heut was wunderbares gelesen.. und möcht dies weitergeben:

Ich bin nicht weit weg, nur auf der anderen Seite des Weges.

Der Tod ist nichts, ich bin nur in das Zimmer nebenan gegangen.
Ich bin ich, ihr seid ihr.
Das was ich für Euch war, bin ich immer noch.
Gebt mir den Namen, den ihr mir immer gegeben habt.
Sprecht mir mir, wie ihr es immer getan habt.
Seid nicht feierlich oder traurig.
Lacht weiterhin über das, worüber wir gemeinsam gelacht haben.
Betet, lacht, denkt an mich. Betet für mich,
damit mein Name im Hause ausgesprochen wird, so wie es immer war, ohne irgendeine besondere Betonung, ohne die Spur eines Schattens.
Das Leben bedeutet das, was es immer war.
Der Faden ist nicht durchschnitten.
Warum soll ich nicht mehr in euren Gedanken sein,
nur weil ich nicht mehr in eurem Blickfeld bin?
Ich bin nicht weit weg, nur auf der anderen Seite des Weges.
Aus England (evtl.Charles Peguy)


ich drück euch.. tine
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  #8  
Alt 07.12.2012, 20:51
mia32 mia32 ist offline
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Standard AW: mama, nun bist du ein engel

Hallo Tine,

ich kann gut verstehen, dass Du Dir wegen der letzten Minuten Deiner Mami Vorwürfe machst. Bei mir ist es auch so.
Meine Schwester und ich haben meine Mama die letzten 2 Wochen gemeinsam Zuhause gepflegt (mit minimaler, aber verlässlicher Unterstützung durch einen Hausarzt). Ca. 6 Tage vor ihrem Tod setzte sie sich auf, weil sie mit unserer Hilfe auf den Toilettenstuhl wollte. Sie saß eine ganze Weile, doch dann ließ sie sich wieder fallen und ächzte leise "Ich schaff es nicht!". Sie war einfach zu schwach geworden. Ich sagte ihr, dass es nicht schlimm sei, wir hätten im Sanitätshaus Windeln zum Testen bekommen. Selbst da redete ich mir ein, dass wir sie noch ganz lange bei uns haben würden. Einen Tag später holten wir den Hausarzt, weil meine Mama nichts mehr essen konnte (obwohl sie vom Verstand her eigentlich wollte) und er sagte uns, dass wir sie in den Wachphasen nicht mehr daran erinnern sollen, da es jetzt mit ihr zuende gehen würde und die Aufforderung sie in ihren letzten Tagen nur belasten würde. Ich hatte das Gefühl ich müsste sie verhungern lassen, obwohl ich vom Verstand und von Recherchen im Web her wusste, dass er Recht hatte. Ab diesem Tag war sie nicht mehr wirklich ansprechbar und ihre Augen waren durchweg geschlossen. Wir versuchten aber auch nicht mit Nachdruck sie anzusprechen, da sie sehr große Angst vor dem Tod hatte und wir dachten, dass der Schlaf bestimmt besser für sie wäre. Wir lasen ihr vor und waren rund um die Uhr teilweise abwechselnd bei ihr. Morgens an ihrem Todestag erhöhte ich den Kopfteil des Pflegebettes etwas, um ihr das Schlucken der zusätzlichen Schmerztropfen zu erleichtern. Leider fing sie durch die Lageveränderung an zu Würgen und machte auch ihre Augen wieder halb auf (ohne klar zu gucken). Das hätte ich ihr gerne erspart. Ich hatte große Angst, dass sie wegen mir ersticken könnte, aber es ging nochmal gut. Ab da war Mama sehr unruhig und ich bin fast durchgedreht bei dem Gedanken, was jetzt wohl in ihr vorgehen mag. Meine Schwester und ich rechneten jeden Moment damit, dass sie von uns gehen würde. Gegen Mittag wurde sie wieder ruhiger. Meine Schwester und ich atmeten tief durch und meine Schwester meinte, dass jetzt ein guter Moment sei, um die Windel mal zu wechseln. Während wir das machten, verstarb sie einfach!!! Deshalb und wegen des Würgens am Morgen mache ich mir heute noch Vorwürfe!!! Mein Verstand sagt mir zwar, dass es keine Absicht war und dass ich es einfach in dem Moment nicht besser wusste. Trotzdem würde ich mir sehr, sehr wünschen die Zeit zurückzudrehen und es besser machen zu können ...
Du siehst also, dass es nicht nur Dir so geht. Auch ich bereue sehr, was passiert war. Manchmal hilft zwar der Verstand, aber wenn die Gefühle Oberhand haben (was recht häufig ist), geht es mir auch heute noch - nach über 2 Jahren und aml davon abgesehen, dass ich sie sowieso extrem vermisse - beschissen bei dem Gedanken an Mamas letzte Stunden.
Fühl Dich mal ganz doll gedrückt!
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