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  #1  
Alt 04.02.2013, 22:10
eileenchen eileenchen ist offline
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Registriert seit: 04.02.2013
Beiträge: 5
Standard AW: So schnell vorbei..

Achso und direkt zu dir liebe Flower:

Auch bei mir kam die Trauer nach ungefähr einem Monat so richtig. Vorher hatte ich so viel zu tun. Ich musste einen Freidhof suchen, einen Sarg aussuchen, Blumen, Menschen benachrichten, die Trauerrede schreiben usw. Es mag makaber klingen, aber das hat mich abgelenkt. Ich wollte, dass es meiner Mama gefällt.
Danach war es so als würde ich in ein Loch fallen. Die Trauer und Verzweiflung waren von Tag zu Tag schwerer zu ertragen. Weihnachten kam und es wurde nur schlimmer. Doch irgendwann im Januar wurde es wieder besser. Wie ich gerade schon geschrieben habe, bei mir kommt es sozusagen in Schüben.
Ich kann auch deine Wut so gut verstehen. Wobei es bei mir eher Verbitterung ist. Manchmal sehe ich glückliche Familien und bin so wütend. Ich denke immer nur, sie sind so glücklich und mir wurde meine Mutter genommen, obwohl ich nicht einmal einen Vater hatte. Das ist alles so unfair. Genauso wütend werde ich, wenn unbeschwerte Menschen an mir vorüber gehen oder ich bin einfach allgemein wütend, dass es gerade meine Mama treffen musste. Ich weiß nicht, wie du diese Wut los werden sollst, denn ich habe auch noch keinen Weg gefunden. Aber für mich ist es zum Beispiel hier der erste Schritt darüber zu schreiben. Ich dennke die wenigsten "normalen" Menschen würden verstehen, wenn man gesteht, dass glückliche Menschen einen wütend machen...
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  #2  
Alt 07.02.2013, 22:05
sanni2404 sanni2404 ist offline
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Registriert seit: 06.01.2013
Beiträge: 14
Standard AW: So schnell vorbei..

Hallo Eileenchen und all die anderen,
auch ich habe einen geliebten Menschen verloren...vor etwas über 2 Wochen hat mich meine Mama verlassen...ich hatte auch gerade einmal vier Wochen nach Diagnose Zeit, diesen schrecklichen Lungenkrebs und seine Auswirkungen zu verarbeiten und mich mit jedem Tag ein Stückchen mehr von meiner Mama zu verabschieden...aber jetzt habe ich ein totales Tief...vorher habe ich irgendwie funktioniert und versucht, mich mit Alltag, Sport und meinem Hund abzulenken...gestern, nach dem Sport kam dann meine Verzweiflung, viell. weil auch eine Bekannte zusammen mit ihrer Mama dort hinkam und ich da begriffen habe, daß ich niemals mehr die Situation haben werde, daß ich etwas zusammen mit meiner Mama unternehmen werde, mit ihr reden, lachen kann...das hat so weh getan und ich hab auf dem Weg nach Hause im Auto nur noch gebrüllt und mich nicht mehr eingekriegt...und da ist sie wieder, die Frage nach dem WARUM...wie ihr alle auch schon beschrieben habt, so kommt die Trauer stückchenweise...in einem Moment denkt man, man hat alles im Griff und dann kommen Erlebnisse, die einem den Boden unter den Füssen wegzieht...natürlich bin ich absolut dankbar, daß mein Papa da ist und wir viel reden können, aber jeder ist doch irgendwie mit seiner Trauer allein ...viell. werde ich mal in Kur fahren, aber dann denke ich, ich kann meinen Papa nicht alleine lassen, weil irgendwie braucht er mich in dieser schweren Zeit...nur nützt es ja auch nix, wenn meine Gesundheit immer mehr leidet...im Moment fühle ich mich ziemlich leer, aber bin auch sehr froh, daß es euch und dieses Forum gibt!! LG Sandra
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  #3  
Alt 10.03.2013, 20:26
Flower* Flower* ist offline
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Registriert seit: 19.10.2012
Beiträge: 123
Standard AW: So schnell vorbei..

Wow, schon 1 Monat nichts mehr geschrieben.. die Zeit vergeht so schnell und gleichzeitig doch so langsam..
Und naja, was bleibt zu sagen? Ich bin allein und fühl mich verlassen.. nicht nur, dass meine Mama nicht mehr da ist.. ich kann mit niemandem drüber reden.. kaum schneid ich das mal bei angeblichen Freunden an, blocken sie ab und wechseln das Thema..
Ansonsten komm ich irgendwie auch nicht mehr richtig "zurück".. ich kann mich zu nichts aufraffen und fühl mich einfach leer.. und ich weiß nicht wie ich das überwinden soll.. ich tu eben das nötigste, aber ansonsten wirklich nichts..
Naja, wollte mir das nur mal kurz von der Seele schreiben, das belastet mich schon sehr lang..
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  #4  
Alt 11.03.2013, 07:52
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
Ort: Schleswig-Holstein
Beiträge: 1.508
Standard AW: So schnell vorbei..

Liebe Flower,

ich kann dich sehr gut verstehen. Mich hat es auch schockiert, dass mein Vater so plötzlich "ausradiert" wurde... Das Bankkonto musste umgeschrieben werden, sein Name verschwand, er wurde aus dem Einwohnerverzeichnis gestrichen, abgemeldet etc. Das tat irgendwie weh. Und es tat mir auch weh, dass so viele Menschen zusammen zuckten, wenn ich seinen Namen aussprach. Dabei war es für mich und für meine Mutter immens wichtig, über ihn zu sprechen, uns zu erinnern. Wir brauchten das, um verarbeiten zu können, was geschehen war.

Hast du mal versucht, Kontakt zu den Freunden deiner Mama aufzunehmen? Ich könnte mir vorstellen, dass sie gern mit dir über deine Mama reden würden und sich austauschen. Vielleicht erfährst du noch einiges, was du nicht gewusst hast?

Ansonsten kann ich mich Moni nur anschließen. Wir hier verstehen dich und wenn du magst, dann schreib alles auf, was dir durch den Kopf geht. Du kannst auch gern von deiner Mutter schreiben!

Dass du das Gefühl hast, nur noch zu funktionieren und ansonsten eine leere Hülle zu sein... das kommt mir auch sehr bekannt vor. Es hat dich alles so viel Kraft gekostet, dass derzeit einfach nicht mehr übrig ist. Der Schmerz frisst dich sozusagen auf und da fällt das morgendliche Aufstehen oft schon schwer genug. Gib dir mehr Zeit und sei geduldig mit dir selbst! Ein paar Monate sind gar nichts... Zurückblickend kann ich sagen, dass ich persönlich wohl ein Jahr benötigt habe, um mit dem Tod meines Papas leben zu können. Da waren viele finstere Tage und Nächte, ja sogar Wochen dabei. Aber auch die haben mir geholfen, mit dem Verlust umzugehen.

Also, liebe Flower, wenn keiner da ist zum Reden, dann hau in die Tasten! Hier findest du immer jemanden von uns!

Liebe Grüße
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #5  
Alt 11.03.2013, 10:34
Flower* Flower* ist offline
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Registriert seit: 19.10.2012
Beiträge: 123
Standard AW: So schnell vorbei..

Danke ihr 2 für eure Antworten!

Ja, hier schreiben tut wirklich gut.. es fehlt nur eine Sache: im Forum kann man nicht in den Arm genommen werden.. und das würde mir glaub ich mal gut tun..
Aber ansonsten habt ihr Recht, man wird hier verstanden und das tut wirklich gut und hilft auch.. ich bin auch wirklich froh, dass es dieses Forum gibt..

Mit Freunden meiner Mutter red ich manchmal, bzw. mit einer Freundin.. mehr blieb ihr nicht übrig, nachdem sie Depressionen bekam und sich zurückzog.. das macht mich irgendwie zusätzlich traurig.. aber naja, das sind dann eben auch meistens nur kurze Momente, die für ne sehr kurze Zeit gut tun..

Ansonsten denkt ja auch jeder, dass es mir gut geht.. mir hat man noch nie angemerkt, wenn es nicht so war.. es gäbe eine Freundin, mit der ich wohl auch reden könnte, die wohnt aber leider weit weg und wir sehen uns nur alle paar Monate.. anscheinend muss man da aber wirklich allein durch, so wie immer im Leben (naja, so gings nur mir, ich hoff ihr habt immer jemanden um euch rum, der euch unterstützt)..

Ich wünsch euch nen schönen Tag..
Ich probier nochn bisschen mich zum lernen aufzuraffen, aber ich glaub ich verlier mal wieder^^
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  #6  
Alt 11.03.2013, 11:00
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Mirilena Mirilena ist offline
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Beiträge: 1.508
Standard AW: So schnell vorbei..

Ach mensch, du klingst irgendwie so einsam! Hast du mal überlegt, ob du dir vorstellen könntest, zu einer Trauerbegleitung zu gehen oder an einer Trauergruppe teilzunehmen? Vielleicht ist es momentan noch zu früh für eine Gruppe, doch irgendwie habe ich das Gefühl, dass du wirklich jemanden brauchst, dem du mal alles erzählen kannst, der deine Traurigkeit aushalten kann und der dich auch in den Arm nimmt. Bei dem du auch mal einfach DU sein darfst, auch mal klein und schwach... Das wünsche ich dir von Herzen, liebe Flower!

Vielleicht wissen deine Freunde auch gar nicht, wie schlecht es dir wirklich geht, weil du nach außen hin so stark wirkst? So haben sie eventuell gar keine Chance, auf dich zuzukommen und dich einfach mal in den Arm zu nehmen und zu halten? Könnte das sein? Das kannst nur du dir beantworten und wenn es so sein könnte, dann such dir mal jemanden von ihnen aus, dem du vertrauen kannst. Denn vor Freunden sollte man auch schwach sein dürfen und ihnen darf man auch anvertrauen, dass es einem besch...en geht! Wofür sonst sind denn Freunde da? Ich zumindest wäre enttäuscht, wenn meine Freunde mir nicht vertrauten...

Umarmung (wenn auch nur virtuell...)
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #7  
Alt 11.03.2013, 11:32
Flower* Flower* ist offline
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Registriert seit: 19.10.2012
Beiträge: 123
Standard AW: So schnell vorbei..

Über eine Trauergruppe hab ich schon oft nachgedacht, aber ich weiß nicht, ob das das richtige für mich ist.. Ich glaube, das würde mir zu viel werden, grad beim ersten Mal, aber ich bin mir nicht ganz sicher.. Deshalb denk ich darüber momentan noch nach..

Naja, das Problem bei meinen "Freunden" ist, dass sie glaub ich keine sind (Klingt ganz schön krass fällt mir grad so auf).. Wenn ich mir das genau anschau, dann blocken sie ja schon bei kleinen Anspielungen ab, da werden sie auch wirkliches Reden nicht wollen/ vllt. auch nicht verkraften, ich weiß es nicht.. Aber ich find mich immer mehr damit ab, dass es nun mal so ist..

So, der Kampf lernen gegen Fernsehen ist nun auch beendet.. für den Moment hat der Fernseher gewonnen.. wenigstens seh ich das mit Humor

Danke Miriam für deine immer sehr treffenden Worte
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