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  #1  
Alt 05.03.2013, 13:20
Viki Viki ist offline
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Registriert seit: 07.09.2007
Ort: Süddeutschland
Beiträge: 171
Standard AW: Wie sagt man es...?

Hallo Evelin,

es tut mir sehr, sehr leid, dass auch ihr mit dieser schrecklichen Diagnose zurecht kommen müsst.

Ja, wie sagt man es dem Betroffenen oder sagt man es ihm überhaupt?

Meine Mutter kämpfte optimistisch 5 Jahre gegen den Krebs. Aber es war klar, dass sie daran sterben wird. Sie hoffte auch mit jeder Chemo, dass sie noch viel Zeit gewinnt. Als es ihr immer schlechter ging war mir und vielleicht auch ihr klar, dass sie am Ende des Weges angekommen ist.

Eine klare Aussage über ihre Prognose machte dann ihr Arzt. Sie war zuerst total schockiert, aber bereits nach 2 Tagen merkte ich, wie sie ihren bevorstehenden Tod versuchte anzunehmen. Wieviel Zeit man dafür braucht, ist sicher sehr unterschiedlich und hängt auch mit dem Alter des Patienten und der Länge des Kampfes gegen den Krebs zusammen.

Ich war auf alle Fälle sehr froh, dass ich nicht die schreckliche Nachricht überbringen musste. Meine Mutter hatte von der Mitteilung des Arztes bis zu ihrem Tod nur noch ca. 4 Wochen zu leben. In dieser Zeit konnten wir mit ihr noch viel regeln. Wir führten viele Gespräche über ihre Wünsche, über das Sterben und den Tod. Sie nahm langsam Abschied und konnte ganz am Schluss loslassen.

Ich bin mir ganz sicher, dass sie aufgrund des Wissens über das Ende ganz ruhig gehen konnte.

Liebe Evelin, das ist natürlich nur meine Meinung und meine Erfahrung. Jeder Mensch ist auch anders. Man kann nicht vorhersehen, wie dein Vater reagieren wird, wie er und ob er es überhaupt verarbeiten kann. Aber ich glaube er hat ein Recht auf die Wahrheit. Er sollte doch die Möglichkeit haben sich darauf einzustellen. Denn am Ende merkt er auch ohne Worte, dass er sterben wird und vielleicht hätte er noch soviel zu sagen gehabt.

Ich drück dich mal ganz fest.
Liebe Grüße

Viki
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  #2  
Alt 05.03.2013, 13:35
simi1 simi1 ist offline
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Beiträge: 551
Standard AW: Wie sagt man es...?

Hallo Evelin,

nach meinem Empfinden hat dein Vater einen unbedingten Anspruch auf Wahrheit. Er muss die Chance bekommen, Dinge zu regeln und bewusst Abschied nehmen können.
Ohnehin wird er spüren, wie es um ihn steht und dass ihm die Wahrheit vorenthalten wird. Niemand sollte mit dem Gefühl - oder gar im Bewusstsein - gehen müssen, von seinen Liebsten belogen worden zu sein. Liebe, Vertrauen, Respekt und Ehrlichkeit gehören untrennbar zusammen!

Ihr müsst ihm die Prognose nicht selbst überbringen. Bittet die Ärzte, Krankenhauspsychologen, Seelsorger ... darum, dies in eurem Beisein einfühlsam zu tun.
So könnt ihr die verbleibende, wertvolle Zeit ohne Lügen, Misstrauen, Enttäuschungen und Gewissensbisse gemeinsam verbringen.

Viel Mut und Kraft für euch!
Simi
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  #3  
Alt 05.03.2013, 14:10
Benutzerbild von nala1810
nala1810 nala1810 ist offline
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Beiträge: 543
Standard AW: Wie sagt man es...?

Halo Evelin,

ich kann mich Simi da nur anschliessen. Auch meine Mutter meinte immer die Chemo rettet sie und der Krebs verschwindet dadurch. Es tat ihr sehr wie sie von Tag zu Tag abbaute und immer schwächer wurde. Der Onkologe im KH meinte nur zu ihr, wir können den Tumor durch die Chemo nicht vernichten, aber wir können ihn im Wachstum stoppen. Mein Vater nahm sich dann ein Herz, er hatte sich die Meinung eines 2. Onkologen eingeholt, dieser hatte ihm klar ins Gesicht gesagt: Ihre Frau wird Sterben!!
Ich erinnere mich nur zu gut daran das ich die Worte:"du wirst sterben", nicht aussprechen konnte, ich wollte es ihr nicht sagen. Papa unterhielt sich danach mit ihr, und dann war es ihr sehr wichtig, das wir bei ihr waren. Und das waren wir auch bis zur letzten Stunde.

Ich wünsche euch für die nächste Zeit viel KRaft, die werdet ihr brauchen.

Nala
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  #4  
Alt 05.03.2013, 14:38
Bremensie Bremensie ist offline
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Beiträge: 757
Standard AW: Wie sagt man es...?

Hallo Evelin,

Die Magenentfernung hat ihn psychisch schon voll umgehauen und er hat sich in sich verschlossen. Er fragt was mit ihm ist.

Ich glaube das dein Vater schon ein wenig ahnt wie es um ihn bestellt ist.

aber am Ende wil ich vom Herzen nur das Beste für meinen Papa und dass er nicht traurig serben muss..... Hilft mir bitte. ...

Sterben hat immer was mit Trauer zu tun. Der der gehen muss ist trarig das er euch zurücklassen muss und ihr seid traurig das euer Vater/Mann gehen muss. Wichtig in diesem Sterbeprozess ist das er mit so wenig Schmerzen wie möglich gehen kann. Darum sollte er so schnell wie möglich in den Genuss einer palliativ medizinischen Versorgung kommen. Vielleicht hilft es deinem Vater ja wenn ihr ihm zu verstehen geben könnt das ihr wisst dass es keine Besserung seiner Krankheit gibt aber ihr ihn in allem begleitet was jetzt kommt. Wenn er nicht reden will dann bedrängt ihn nicht aber zeigt ihm das ihr trotzdem an seiner Seite seid. Es iat auch nicht schlimm wenn ihr und auch dein Vater weint. Es bedeutet auch ein Stück los lassen können. Euer Vater muss auch wissen dass er gehen kann wenn er es denn möchte.
Wichtig ist nicht einmal wie lange er noch lebt sondern die Zeit die er noch bei euch ist Lebensqualität hat.
__________________
Jeder Tag ist der Anfang des Lebens.
Jedes Leben der Anfang der Ewigkeit.
(Rainer Maria Rilke)
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  #5  
Alt 05.03.2013, 17:52
anna11 anna11 ist offline
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Beiträge: 109
Standard AW: Wie sagt man es...?

Hallo Evelin,
Ich denke da Dein Vater fragt wie es um ihn steht, sollte er auch eine ehrliche Antwort bekommen. Es ist traurig und er sollte die Chance bekommen trauern zu können. Vielleicht ahnt er es eh schon! Meine Mutter ist vor 2,5 Jahren gestorben und die Aerzte und auch wir als Familie haben ihr nicht gesagt das sie nicht wieder gesund wird. Meine Mutter hat sich mit ihrer Krebserkrankung für mich nie offensichtlich auseinandergesetzt und wollte kaum Informationon haben. Ich denke sie wusste das sie sterben wird und hat sich nonverbal von mir verabschiedet. Für mich wäre es einfacher gewesen offen über alles mit ihr zu sprechen, für sie leider nicht . Ich leide sehr darunter das wir uns für in meinen Augen nicht "richtig" verabschiedet haben.
Aber jeder Mensch ist anders. Sprich mit dem Krankenhauspersonal, einem Hospizdienst, lass dich beraten...
Wie sieht deine Mutter das ganze?

Liebe Grüße
Anna
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  #6  
Alt 05.03.2013, 18:08
Benutzerbild von Gina79
Gina79 Gina79 ist offline
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Beiträge: 846
Standard AW: Wie sagt man es...?

Liebe Evelin! Bei uns, also bei meinem Papa war es ähnlich wie bei Anna! Mir kam es auch immer vor als ob Papa sich nie wirklich mit seiner Krankheit auseinander gesetzt hätte.
Auch uns wurde in seiner letzten Woche vom KH gesagt dass nur mehr palliative Maßnahmen möglich seien. Ihm wurde das auch gesagt.
Ich habe ihn nie wirklich gefragt was er darüber denkt, ich habe mich nicht getraut und wollte ihn immer vor negativen Nachrichten schützen.
Jetzt glaube ich auch, dass Papa einen Tag vor seinem Tod wusste dass er loslassen musste und uns das auch nonverbal zeigte.
Wir verstanden es da noch nicht außerdem wollte auch er uns immer schützen.
Jetzt bereue ich sehr dass wir nicht wirklich ehrlich über unsere Gefühle und Ängste gesprochen hatten und uns gegenseitig schützen wollten.
Ich weiß, es ist schwer über das Sterben zu reden und ich konnte es auch nicht aber die Aufarbeitung und das Loslassen fällt mir jetzt umso schwerer!
Mach was dein Gefühl dir sagt, ich glaube das ist das Richtige!
Viel Kraft!
__________________
Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Diagnose am 21.12.2011
am 23.2.2013
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  #7  
Alt 05.03.2013, 22:40
Maus80 Maus80 ist offline
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Beiträge: 18
Standard AW: Wie sagt man es...?

Vielen lieben Dank erstmal für Eure Antworten. Wir sind jetzt wieder zuhause und versuchen ihm alles zu geben was er wünscht. Ich würde alles tun um ihn zu beschützen so wie er mich mein ganzes bisheriges Leben beschützt hat. Es schlaucht unwahrscheinlich aber es gibt nichts was mir grade wichtiger wäre und ich staune über die Kraft die man aufbringen kann in Situationen vor denen man die größte Angst überhaupt im Leben hatte. Das Schlimmste steht aber noch bevor.... Er hat heute fast nur geschlafen und wen man ihn nicht grade weckt ist er nur am Träumen. Ich denke das war auch der Grund weswegen die Ärztin sich zurück gehalten hat. Fakt ist er wird nichts mehr regeln können so wie er es sich wünschen würde. Dazu fehlt ihm die Kraft. Er hat schon vom Arzt gesagt bekommen dass seine Leber befallen ist und man nur noch palliativ behandeln kann. Er fragte auch wie viel Zeit er noch hat nur das kann man in der Tat nicht sagen. Irgendwo weiß er alles nur hat er es nicht verinnerlicht / verstanden. Wie oft sollte man es dann wiederholen bis er es einsieht.... Ich habe heute viel nachgedacht sofern es mir mit dem vollen Kopf möglich war und auch länger mit meiner Mutter darüber gesprochen. Wir hoffen wir haben noch die Zeit um mit ihm ganz klar sprechen zu können und überlegen auch einen Pfarrer zu holen. Ja ihr habt alle Recht Abschied ist wichtig und intuitiv macht man es hoffentlich richtig. Loslassen fällt dennoch schwer... fast so schwer die Lieben leiden zu sehen. .. :-(
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