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  #1  
Alt 21.04.2013, 19:27
Benutzerbild von Gina79
Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Und wieder mal ist das Wochenende fast vorbei! Einerseits schade, andererseits Gott sei Dank. Am WE komme ich ja mehr zum Nachdenken als unter der Woche. Heute war es nicht so schlimm, vormittags gejoggt, nachmittags mit Gina eine Runde spaziert. Wir hatten heute herrliches Frühlingswetter in Österreich. Morgens noch sehr kalt aber es ist gegen Mittag immer wärmer geworden, sodass man schon ohne Jacke draußen in der Sonne sitzen konnte!

Normalerweise, wenn Papa noch bei uns wäre dann wären wir jetzt schon wieder sehr nervös und durch den Wind. Papa hätte am Freitag, am 26. April seine Nachkontrolle. Der Arzt sagte uns (mir und Mama) damals schon dass diese Kontrolle nur mehr ein Termin sei dass Papa nicht das Gefühl hätte sie würden nichts mehr für ihn tun. Sie hätte also bei dieser Kontrolle nicht mehr viel gemacht außer vielleicht Blutabnahme. Papa wusste das glaub ich nicht.
Der Arzt sagte uns damals (das war 3 TAge vor Papas Tod) dass Papas Zustand bei dieser Kontrolle wahrscheinlich schon viel schlechter sein würde. Dazu kommt es ja jetzt nicht mehr.
Trotzdem ist dieser Kontrolltermin in meinen Gedanken eingebrannt und ich muss jetzt schon seit einer Woche wieder daran denken. Hab ihn sogar noch im Kalender stehen, zwar durchgestrichen aber noch sichtbar eben!
Und wieder erinnert mich alles daran wie sehr er mir fehlt!

Wir haben am Friedhof ein paar Blumen ausgetauscht, haben statt der Frühlingsblumen (Märzenbecher und Primeln) nun einen Rosenstock und andere kleine Blumen gesetzt. Die Frühlingsblumen waren schon verblüht. Papa hat ein schönes, buntes Grab. Ein richtiges buntes Blumenmeer! Das gefällt ihm sicher!

Heute habe ich erfahren dass eine gute Bekannte, knappe 50 Jahre, an Darmkrebs erkrankt ist. Sie hat uns in schweren Stunden durch ihre positiven Aussagen sehr geholfen. Ich versteh es nicht, sie hat sich immer gut ernährt, regelmäßig bewegt, nicht geraucht oder getrunken, sie war wirklich immer gut zu ihrem Körper.
Ich weiß, Papa war ein schwerer Raucher, der Arzt sagte uns damals sein Krebs würde nur vom Rauchen kommen. Kleinzeller ist im Normalfall ein Raucherkrebs (gibt auch Ausnahmen). Aber diese Frau hat immer auf ihren Körper geachtet und ganz und gar nichts Schädigendes gemacht.
Ich versteh es im Moment echt nicht. Ist Krebs wirklich immer mehr verbreitet oder macht das für mich nur so einen Anschein?


Ich hoffe bei euch ist nun auch der Frühling eingekehrt und ihr könnt ein paar Sonnenstrahlen genießen!
Es macht mich sehr nervös dass wir jetzt im Garten so viel tun müssen. Die Autos gehören auf Vordermann gebracht, der Rasen gemäht, das Schwimmbecken gereinigt und eingelassen, das Wasser im Garten angeschlossen,... Das hat alles Papa immer gemacht. Viele Dinge wissen wir gar nicht. Es macht mich echt ein bisschen nervös.
Wir haben jetzt beschlossen jede Woche eine Sache zu machen. Wir beginnen diese Woche mal mit dem Rasen. Wir müssen unseren Rasenmähertraktor starten und aus der Garage rausholen. Bin gespannt wie wir das alles hinbekommen aber wird schon irgendwie gehen.
Irgendwie ist alles noch geworden!
In diesem Sinne wünsche ich euch allen einen guten Wochenstart und schick euch liebe Grüße!
__________________
Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Diagnose am 21.12.2011
am 23.2.2013
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  #2  
Alt 21.04.2013, 23:22
Almnixe Almnixe ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina,

ich kann mich noch gut an Deine Zeilen erinnern,als du von diesem letzten Termin im April erzählt hast. Und jetzt wäre es soweit.ich kann mir soooo gut vorstellen,wie schlimm das nun ist und welche extreme Leere Du u Deine Mama nun verspürt.Man kann es einfach nicht beschönigen.Ich drück Dich gaaaaanz fest!!!!

Ich habe sehr das Gefühl,dass die Krebserkrankungen immer mehr werden.als ich mit meiner Personalerin über meine verschiedenen Freistellungsmöglichkeiten gesprochen habe,war sie so lieb u verständnisvoll,weil sie einen Tag zuvor ihre beste Freundin an Brustkrebs verloren hat.diese verdammte Krankheit ist überall!

Das Wetter wird auch hier immer schöner.Die Sonne hilft doch immer ein kleines bißchen.

Deine Mama u Du werdet die anstehenden arbeiten schaffen.nicht alles auf einmal zu machen halte ich für einen guten Plan.Dein Papa wird euch zuschauen u wieder mal ganz stolz auf seine Mädels sein!!

Dir auch einen guten Wochenstart u bleib so tapfer wie immer!

LG!Tina
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  #3  
Alt 22.04.2013, 08:07
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina,

ja, ich kann auch gut verstehen, dass ein mulmiges Gefühl aufsteigt, wenn du an diesen Kontrolltermin denkst, der nun immer näher rückt. Manchmal ist es wirklich vertrackt. Gerade, wenn man vielleicht ein kleines bißchen "besser" mit seiner Trauer zurecht kommt, dann stolpert man über ein Lied, einen Notizzettel, ein Lieblings-T-Shirt oder einen Termin, der nicht mehr stattfinden wird...Und es tut höllisch weh und die Sehnsucht wächst und wächst.

Mit der Gartenarbeit ging es meiner Mutter und mir ganz genauso letztes Frühjahr... Der Garten war die letzten Jahre ausschließlich das Terrain meines Vaters und wir haben nicht halb so viel Ahnung wie er. Es fiel uns so schwer, alles "am Laufen" zu halten. Teilweise wussten wir überhaupt nicht, wo wir anfangen sollten und wo welche Gartengeräte zu finden waren. Wir haben es ganz ähnlich gehalten, wie ihr beiden es nun auch plant. Ein Schritt nach dem nächsten, immer ein Teil nach dem anderen abarbeiten. Leider mussten wir den Garten auch umgestalten, da ich viel zu wenig Zeit hatte (als ich noch einen Job hatte) und so musste alles ein wenig "pflegeleichter" werden. Die Gemüsebeete und die Erdbeeren wichen also Rasen. Aber irgendwie haben wir das alles geschafft und als meine Mama mir vor ein paar Tagen sagte, dass sie sich dieses Frühjahr riesig auf den Garten freue, dass sie wieder plane, all ihre Terracotta-Töpfe mit Blumen zu bepflanzen, da habe ich mich riesig gefreut. Uns geht es so, dass wir uns Papa sehr nah fühlen, wenn wir in "seinem" Garten tätig sind und rumwühlen wie die Maulwürfe. Manchmal ist diese Nähe schmerzlich, weil wir ihn so vermissen, doch oft fühlt sich diese Nähe einfach nur gut und richtig an. Das wünsche ich euch auch!

Liebe Grüße
Miri
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #4  
Alt 25.04.2013, 20:13
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo ihr Lieben!

Papa hätte morgen um 11:30 seinen Kontrolltermin in der Lungenabteilung! Ich bin froh dass ich morgen um diese Zeit in der Arbeit bin und mich ablenken kann! Würde Papa noch leben und würde es ihm noch halbwegs gut gehen wären wir jetzt schon mehr als nervös! Wir wären wahrscheinlich schon die letzten 2 Wochen mehr als nervös gewesen.

Ich bin einerseits froh, dass Papa diese ganze Quälerei mit den Nachkontrollen wo wir eh im voraus schon immer wussten dass wir eine schlechte Nachricht bekommen werden, nicht mehr hat. Aber andererseits erinnert mich dieser Termin wieder so sehr an all das Leid und auch an all die schönen Momente mit meinem Papa.
Diese verdammten 14 Monate waren so von Angst und Leid gezeichnet aber dann trotzdem so intensiv und schön. Ich habe meinen Papa in diesen Monaten im besten kennengelernt, ich habe mich so sehr mit ihm beschäftigt!

Diese Jahreszeit hat Papa immer voll und ganz genossen. Ich sehe ihn noch immer im Garten sitzen mit Kaffee und Sudoku-Rätsel! ICh bin heute abend mit dem Rad eine kleine Runde gefahren und bin an dem Gastgarten vorbeigefahren wo Papa immer so gerne gesessen ist mit seinen Kumpeln. Heute sind auch alle dort gesessen, nur mein Papa nicht mehr. Es tut weh, verdammt weh!

Ich wünsche euch einen schönen Frühlingstag morgen und dass euch die Sonnenstrahlen schon in der Früh wecken!

Liebe Grüße
__________________
Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Diagnose am 21.12.2011
am 23.2.2013
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  #5  
Alt 26.04.2013, 16:28
Tiina Tiina ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina,
das kann ich mir vorstellen, dass dieser Termin weh tut...

Ich musste den letzten Nachsorgetermin absagen, weil meine Mami an dem Tag ins Hospiz gekommen ist... das war auch ein furchtbares Telefonat... die Sekretärin im Krankenhaus war auch ganz betroffen und hat noch nachgefragt, ob sie nicht doch kommen kann oder vielleicht etwas später...

Und zu sehen, wie alle da sitzen, nur Dein Papa nicht... das sticht ja so richtig in Herz...

Ich wünsche Dir, dass Du trotzdem die Frühlingstage genießen kannst und Dich Deinem Papa im Garten nah fühlst.
Liebe Grüße,
Anja
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  #6  
Alt 27.04.2013, 21:59
Almnixe Almnixe ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina,

wer könnte nicht besser nachempfinden als wir,die entweder den schweren Weg schon hinter uns haben oder gerade mittendrin sind. Die Gefühle sind teilweise so durcheinander.ich ertappe mich dabei,wie ich denke,dass ich froh wäre,wenn ich bzw wir es schon hinter uns hätten.in der nächsten Sekunde denke ich dann wieder,dass Mama dann aber auch nicht mehr da wäre.das möchte ich auch nicht.es ist eine verworrene u zerrissene zeit,die schlimm,schön und intensiv zugleich ist.

Ich drücke dich ganz fest!

Liebe Anja,was du erzählt hast,hat mich auch sehr betroffen gemacht.was für ein heftiger Moment für Dich.wie halten wir das eigentlich alles aus? LG!tina
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  #7  
Alt 28.04.2013, 20:56
Benutzerbild von Gina79
Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo ihr lieben Mitfühlenden!

Liebe Anja! Ja, ich denke es geht uns allen gleich! Wir haben alle mit den gleichen Dingen und Gefühlen zu kämpfen. Mal mehr, mal weniger, mal ist es besser und mal schlechter, aber sie ist da diese Traurigkeit!
Es tut mir leid, dass du auch einen Kontrolltermin deiner Mama absagen musstest und genau wusstest dass sie diesen nicht mehr einhalten kann! Ja, die Frage von Tina ist so berechtigt, "wie halten wir das alle aus?"
Irgendwie muss man es ja aushalten, irgendwie, man fragt gar nicht wie, geht es doch, auch wenn es unheimlich weh tut!

Liebe Tina! Ich habe bei dir geschrieben! Deine Gedanken sind glaub ich ganz normal, auch ich habe mich immer wieder dabei ertappt so etwas zu denken! Ich dachte auch oft ob es nicht für uns alle leichter wäre wenn es Papa schon geschafft hätte und im nächsten Augenblick habe ich mich für diese Gedanken geschämt. Ich glaube das ist schlicht und einfach die totale Verzweiflung und die Angst die man mit sich herumschleppt. Die Gefühle laufen auf Hochtouren, mal geprägt von Hoffnung dann wieder die totale Ernüchterung und der Absturz!
Mach dir keine Sorgen wegen diesen Gedanken, sie kommen und gehen auch wieder! Du liebst deine Mama und du willst nur das Beste für sie und du gibst alles für sie. Du willst nur für sie dass dieses Leid endlich ein Ende hat weil sie dir so leid tut. Das selbe habe ich auch gefühlt bei Papa und das ist nichts Schlechtes!

Diese Zeit ist wirklich alles, so habe ich es auch empfunden. Sie ist unsagbar schlimm aber auch wieder soooooooo wahnsinnig intensiv und so sind dann auch die GEfühle!

Ich wünsch euch alles Gute für die nächste Woche und sende euch ganz liebe Grüße!
__________________
Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
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am 23.2.2013
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