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  #1  
Alt 29.05.2013, 12:52
Laesperanza Laesperanza ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

Hallo Nicole, muss mich jetzt mal ganz kurz einmischen. Der Palliativ-Pfleger hat sich ja anscheinend schon 2 x blöd ausgedrückt (wahrscheinlich schon mehrmals, nur wirst Du halt auch nicht alles hier schreiben). Kann man da nicht vom Dienst einen anderen Pfleger anfordern? Ich finde das echt daneben. Man braucht ja inicht noch jemanden, der einen noch weiterrunterzieht.
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  #2  
Alt 29.05.2013, 16:11
Grisu62 Grisu62 ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

Hallo Frikadelle,

ja, man gewöhnt sich an die Diagnose und das Leben mit dem Damokleschwert... soviel habe ich in den letzten sieben Monaten lernen können, müssen. Trotzdem hadere ich in regelmäßigen Abständen mit der Situation, die mir ihren Takt diktiert und mich meinen eigenen nicht finden lässt.

Das für mich Schlimme ist der Zwiespalt: einerseits gar nichts mehr planen können, weil man gar nicht weiß, was und wieviel zu welchem Zeitpunkt noch möglich sein wird - und andererseits habe ich vor dem Tag X so unglaublich viel Angst - wir leben seit 30 Jahren miteinander - dass ich versucht bin, mit viel Gedankenplanung den Schrecken kleiner werden zu lassen. Und dann kommt das schlechte Gewissen, dass ich doch nicht darüber nachdenken darf, wie sein wird, wenn mein Mann nicht mehr lebt. ich fühle mich dann immer, als würde ich mir dadurch diesen Tag herbeireden...

Reden hilft - leider verweigert sich mein Mann nach wie vor den meisten Gesprächen. Ich habe ihm dann irgendwann klipp und klar gesucht, dass ich mir dann eben andere Gesprächspartner suchen muss... ich würde sonst verrückt. So habe ich jetzt ein paar mir sehr nahestehende Menschen, mit denen ich über all das rede, was mir auf der Seele brennt. Das gefällt ihm auch nicht, aber bisher hat es bei ihm keine Änderung in der Haltung gegeben.

Bei uns ist es übrigens er, der ständig davon redet, dass er in der kurzen, ihm noch zur Verfügung stehenden Zeit nichts mehr macht, was auch nur irgendwie zukunftsorientiert ist - selbst der Gartenzaun wird nicht mehr repariert... das macht mich manchmal ganz wuschig, denn ich empfinde es dann manchmal (ganz ungerecht) als ein aus der Verantwortung stehlen - denn wenn wir es jetzt nicht machen, bleibt es unerledigt - und dann muss ich es machen, wenn ich irgendwann allein bin...

Liebe Grüße
Grisu
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"Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewißheit, dass etwas einen Sinn hat, egal wie es ausgeht." (Vaclav Havel)
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  #3  
Alt 29.05.2013, 16:29
Benutzerbild von buffy197111
buffy197111 buffy197111 ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

Da wir jetzt schon über 2 Jahre mit dieser Krankheit leben, haben wir wirklich gelernt damit umzugehen. Wie schon geschrieben klappt es mal mehr mal weniger gut. Ich muss aber auch dazu sagen, dass es meinem Mann überwiegend gut geht. Es gibt für uns nur relativ wenig Einschränkungen, da sind andere hier viel viel schlimmer dran. An manchen Tagen fällt es mir auch sehr schwer, darüber hier im Forum zu lesen, denn dann bekomme ich tierische Angst vor dem, was noch auf uns zukommen kann, wenn die Ärzte es bei meinem Mann doch nicht mehr heilen können und ich weiss nicht, ob ich dafür dann stark genug bin, aber ich glaube, dann funktioniert man einfach nur noch, wenn es sein muss. Der mit dem Holzhammer kommt wahrscheinlich erst später.
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Tobias Müller 27.12.1982 - 29.09.2014
Engel leben ewig, Helden sterben jung!
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  #4  
Alt 30.05.2013, 09:34
cicabohna cicabohna ist offline
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Beiträge: 391
Standard AW: Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

[QUOTE=Grisu62;1192758]Hallo Frikadelle,

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Zitat:
Trotzdem hadere ich in regelmäßigen Abständen mit der Situation, die mir ihren Takt diktiert und mich meinen eigenen nicht finden lässt.
Du sprichst mir aus dem Herzen. Diese "Zwischenwelt"...gefangen im Hier und Jetzt. Man kann nicht zurück und nach vorne gehts auch nicht wirklich. Ich plane auch manchmal meine Zukunft mit meiner Tochter. Ich muss mir Arbeit suchen...kann ich die Wohnung behalten, das Auto? Wie oft muss ich die Kleine in die Krippe bringen? Wer bezahlt das?...ich schaue sogar nach anderen Männern!!!! Potenzielle Väter!!! Ich fühle mich sooo schrecklich dabei, aber ich glaube, das ist die Psyche...ich bin ja kein schrecklicher Mensch. Auch wenn ich mich dann so fühle. Es ist einfach die Angst. Die Angst um unsere Tochter....unsere Zukunft.
Viel Kraft bei euch ist noch gar nichts verlohren.
lg cica
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  #5  
Alt 31.05.2013, 10:11
Frikadelle Frikadelle ist offline
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Beiträge: 14
Standard AW: Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

Hallo, Ihr Lieben!

Ganz lieben Dank für Eure vielen Antworten!

Ich glaube, ein ganz gewaltiger Unterschied liegt darin, wie weit die Krankheit schon jeweils fortgeschritten ist. Ich meine: Mein Mann hat durchaus noch Chancen. Aber statt mich daran zu klammern und zuversichtlich zu sein, verabschiede ich mich innerlich schon!

Manchmal fühle ich mich, als lebe er schon gar nicht mehr (nach einer Woche seit der Diagnose!) und habe dann fast das Gefühl einer Geistererscheinung, wenn er zur Tür herein kommt und so lebendig und fit ist wie eh und je. Da hab ich wirklich ein schlechtes Gewissen - und es nutzt ja nichts. Deswegen geht's weder ihm noch mir besser; im Gegenteil! Aber man kann so schlecht aus seiner Haut ...

Ich wünsche Euch allen viel Kraft für die Gegenwart und Zukunft!

LG
Frikadelle
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  #6  
Alt 02.06.2013, 12:25
Benutzerbild von buffy197111
buffy197111 buffy197111 ist offline
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Registriert seit: 27.11.2010
Ort: Gladbeck
Beiträge: 494
Standard AW: Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

Liebe Frikadelle,

wenn es Deinem Mann weiterhin so gut geht, trotz der Krankheit, wird die Zeit und der Alltag Dir helfen, gelassener damit umzugehen. So war es zumindest bei mir.

LG MEL
__________________
Tobias Müller 27.12.1982 - 29.09.2014
Engel leben ewig, Helden sterben jung!
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  #7  
Alt 29.05.2013, 16:36
Kaffeemaschine Kaffeemaschine ist offline
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Beiträge: 22
Standard AW: Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

iebe Frikadelle,

ich bin auch Angehörige, mein Vater hat Krebs, und wir sind alle nicht so die Optimisten... Deshalb will ich hier mal eine Lanze für den Pessimismus brechen:

Immer wieder ging und geht es meinem Vater viel länger gut, als wir dachten.

Hätte er sich nach seinen eigenen Prognosen gerichtet, hätten wir viele schöne gemeinsame Jahre verpaßt!

Ich will die schlimmen Zeiten nicht schönreden, aber es kann vieles gutgehen und wenn man innerlich schon die Gedanken an das Schlimmste wälzt, genießt man die Erleichterung und Freude besonders.

Was sich noch lohnt.. ich finde, alles, woran Dein Mann Freude findet (und sei es die Freude, zu planen und zu träumen). Wie lange Ihr später Nutzen von etwas habt, kann jetzt niemand wissen, also warum nicht zumindest versuchen!

Wenn es um Dinge geht, die für Dich alleine eine ernsthafte Belastung wären oder die Euch jetzt viel Unnehmlichkeiten bedeuten, sieht es anders aus. Ich hoffe, Ihr könnt das offen zusammen besprechen, so schwer es auch fällt..

Irgendwie macht man immer
„was, wenn” Pläne, egal wie makaber es sich anfühlt, um wenigstens innerlich ein bißchen vorbereitet zu sein. Ich brauche das jedenfalls, um Zukunftsängste etwas wegzuschieben, vielleicht ist es bei Dir ähnlich.
Deinem Mann geht es kein bißchen besser oder schlechter dadurch! Daß Du ihm sein eigenes Tempo läßt, über seine Situation nachzudenken und zu sprechen, auch wenn es Dich so belastet, finde ich sehr einfühlsam.

Ich glaube, mit dem Planen haben meine Eltern nicht viel anders gemacht, solange mein Vater halbwegs fit war. Die gemeinsame Zeit, Urlaube, Hobbys wird wertvoller.. In den letzten Monaten wollte er noch viel Angefangenes erledigen, wirklich wichtige Dinge, aber auch Sachen, bei denen meine Mutter und ich den Kopf geschüttelt haben. Wir haben ihn unterstützt, weil es ihm auf der Seele lag. Vieles ist geschafft, anderes ist liegengeblieben, aber nichts, was uns jetzt belastet oder ärgert. Damit hat es sich gelohnt, finde ich, auch wenn ich selber die Zeit vielleicht anders gestaltet hätte.

Jetzt sind die Pläne leider schon sehr kurzfristig: ein Monatswechsel, ein Sportwettkampf, das angekündigte schöne Wetter.. vor dem Champions League-Finale haben wir immerhin fleißig spekuliert und gefiebert. Kleine Freuden.

Liebe Frikadelle, ich wünsche Euch alles Gute und Grund für möglichst langfristige Pläne!
Liebe Grüße
Kaffee
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  #8  
Alt 29.05.2013, 21:36
Benutzerbild von Nicole13
Nicole13 Nicole13 ist offline
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Beiträge: 410
Standard AW: Wie geht Ihr mit der "Endlichkeit" um?

Zitat:
Zitat von Laesperanza Beitrag anzeigen
Hallo Nicole, muss mich jetzt mal ganz kurz einmischen. Der Palliativ-Pfleger hat sich ja anscheinend schon 2 x blöd ausgedrückt (wahrscheinlich schon mehrmals, nur wirst Du halt auch nicht alles hier schreiben). Kann man da nicht vom Dienst einen anderen Pfleger anfordern? Ich finde das echt daneben. Man braucht ja inicht noch jemanden, der einen noch weiterrunterzieht.
Hallo!

Es ist noch nicht einmal ein Pfleger, es ist der PalliativARZT. Was ich im Grunde noch schlimmer finde.... Zumal er ihn nur 2x bisher gesehen hat. Wir überlegen gerade, einen anderen zu suchen. Möchte nächste Woche aber erst mit der Ärztin im Krankenhaus darüber sprechen. Die ist komischerweise immer ganz zuversichtlich....
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