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  #1  
Alt 01.12.2013, 11:19
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Registriert seit: 26.11.2013
Beiträge: 203
Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Liebe Moni,
vielen Dank für Deinen Brief. Ich verstehe Dich auch, aber ich bin in einer anderen Lebenssituation. Die Tochter meiner Frau ist in Deinem Alter.spätestens in drei Jahren bin ich Rentner. Meine Rest-Lebenszeit ist ohnehin begrenzt. Ich habe eine schwere Zeit hinter mir. Da die Tochter mit ihrer Familie im Ausland lebt, berufstätig ist und zwei Kinder hat, war ich die einzige Person, die meine Frau begleiten konnte.In der Literatur wird von Phasen der Trauer berichtet. Das haben meine Frau und ich mehrfach durchgemacht. Meine Frau hat nicht immer gekämpft, mehrfach hatte sie sich schon aufgegeben, es gab auch vor ihrem Tod lebensgefährliche Situationen. Ein Abschiedsbrief an mich wurde im März geschrieben. Zu meinem Geburtstag im Juni schreib sie, sie hoffe, dass wir noch einige Zeit zusammen leben könnten. Im August ist sie dann gestorben. Die Berufsarbeit konnte ich auch nicht völlig vernachlässigen. es war meine schwerste Lebensaufgabe. Sehr viel mehr bleibt nicht zu tun. So dringend braucht mich die Familie auch nicht. Jetzt bin müde. Wenn ich sage, dass ich eher lebensmüde bin, bedeutet das nicht, dass ich mich morgen umbringe.
Liebe Grüße
Hermann
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  #2  
Alt 06.12.2013, 15:28
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Registriert seit: 26.11.2013
Beiträge: 203
Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Hallo Moni,
ich haben keineswegs vor, mich umzubringen Aber Lebenssinn, Lebensqualität und Freitod sind für mich wichtige Themen geworden. Meine Frau hat öfters gesagt, sie möchte leben, aber nicht unter diesen Bedingungen. So würde es mir auch gehen. Ich glaube nicht, dass ihr bereit wäre, so wie sie zu leiden. Nur die Hoffnung auf ein paar bessere Monate nach der nächsten Chemo-Therapie war ein Grund, weiterzumachen. Ich weiß nicht, ob es richtig war, sie dazu zu ermuntern.
mit besten Grüßen
Hermann
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  #3  
Alt 06.12.2013, 17:36
Triangel Triangel ist offline
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Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Hallo Hermann,

ich kann gut verstehen, dass du dich jetzt so müde fühlst.
Du hast die Krankheit deiner Frau miterlebt, mitgelitten, stehst nun alleine mit der Frage da, ob es mit der Chemo so richtig war, in der Situation selber war die Einschätzung ja ganz anders als das nun wahrscheinlich fade Gefühl, was geblieben ist.
Müde und erschöpft von Traurigkeit.

Ich glaube, es macht einen großen Einfluss, ob man an ein "danach" glaubt.
Was war der Sinn unseres Lebens?
Was nehmen wir mit?
Ist auch diese Phase der "Lebensmüdigkeit" (ohne jetzt den Suizid zu meinen) etwas, was wir als Erfahrung, als Reife in uns behalten, was für ein Später,was wir nicht kennen, hilfreich ist.

All die Fragen, die du dir stellst und mit denen du dich beschäftigst, vielleicht haben sie ihren Sinn, auch ohne dass wir ihn kennen.

Ich wünsche dir viel Kraft!
Viele liebe Grüße
Triangel
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  #4  
Alt 06.12.2013, 20:49
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Liebe Triangel,
vielen Dank Leider weiß man bei dieser Krankheit nicht, was besser ist. Im April wollte meine Frau zu ihrer Tochter und deren Familie. Die Tochter lehnte ab. Sie und ich dachten, es gebe eine Chance in Deutschland, die Ärzte glaubten es ja auch.Wir hofften auf eine längere Zeit bei guter Lebensqualität. Dann hätten wir ja wie jedes Jahr Weihnachten und Neujahr mit der Familie der Tochter verbringen können. Daher konnte ich ihre Entscheidung verstehen. Leider gab es diese Chance nicht. Sicherlich wäre sie auch im Ausland gestorben, aber vielleicht hätten sie noch ein paar gute Wochen gehabt. 'Es ist eine traurige Geschichte, auch für Maria, die in 1000 km Entfernung die Entwicklung verfolgen konnte. Ihre Enkelinnen hat meine Frau nicht wieder gesehen.
Ich fühle mich inzwischen wie ein alter Mann, der den größten Teil seines Lebens hinter sich hat. Viele Angehörige, die hier schreiben, sind junge Mütter oder Väter, die ihr Leben noch vor sich haben und gebraucht werden
Liebe Grüße
Hermann,

Geändert von hermannJohann (07.12.2013 um 10:06 Uhr)
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  #5  
Alt 07.12.2013, 11:31
Triangel Triangel ist offline
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Beiträge: 134
Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Hallo Hermann,

im April wollte deine Frau zu ihrer Tochter, aber die Tochter hat abgelehnt.

Konntet Ihr das verstehen?
Gut damit umgehen?
Oder wie ist es Euch ergangen, als es hieß, keine Reise zur Tochter?

Ist es etwas, was dir "nachläuft", worüber du oft nachdenken musst?
Haderst du damit, dass deine Frau ihre enkel nicht mehr sehen konnte?

Ich glaube, es ist schwierig, den Blick nach vorne zu richten, wieder Mut und Kraft zu sammeln, wenn es noch Dinge gibt, die hinter einem liegen und einen nicht loslassen.

Liebe Grüße
Triangel
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  #6  
Alt 07.12.2013, 12:14
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Beiträge: 203
Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Hallo Triangel,
ich konnte die Entscheidung verstehen. Der Besuch hätte das Ende der Therapie bedeutet. Sie wollte aber, dass ihre Mutter noch länger lebt. Der Tumormarker war runter gegangen, so dass auch die Ärzte glaubten, das Medikament würde wirken. Leider hatten wir uns alle getäuscht. Der Tumor ist trotzdem schnell gewachsen. Hinterher weiß ich, dass es besser gewesen wäre, wenn sie damals gefahren wäre. Das bedaure ich natürlich. Kontakt hatten zur Tochter hatten meine Frau und ich per Telefon und Skype. Das Visum der Tochter war im Mai abgelaufen und es dauerte einige Wochen, bis sie ein neues hatte. Sie kam dann kurz von dem Tod meiner Frau.

Liebe Grüße
Hermann
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  #7  
Alt 12.12.2013, 09:04
Geske Geske ist offline
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Registriert seit: 18.10.2007
Beiträge: 87
Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Zitat:
Zitat von hermannJohann Beitrag anzeigen
Ich fühle mich inzwischen wie ein alter Mann, der den größten Teil seines Lebens hinter sich hat. Viele Angehörige, die hier schreiben, sind junge Mütter oder Väter, die ihr Leben noch vor sich haben und gebraucht werden
Liebe Grüße
Hermann,

Lieber Hermann,

es ist schwer, einen Lebenspartner zu verlieren. Ich bin genauso alt wie du, mein Mann starb vor fünf Jahren. Die Frage nach der Art des Sterbens, wie du sie hier anklingen lässt haben wir sehr häufig diskutiert. Dieser Impuls, wenn der Kranke an das Ende denkt, immer noch am Prinzip Hoffnung festzuhalten (ich meine, diesen Gedanken aus deinem Text herauszulesen) ist wohl ein Zeichen der Verlustangst, auch ich habe da nicht anders gehandelt.
Vielleicht hast du ja Lust mit deinem Thread in das Hinterbliebenen Forum umzuziehen, dort schreiben auch einige, in deinem Alter. Hier im Angehörigenforum haben die Leute noch andere Perspektiven, das ist auch gut so.
Ich wünschte mir meinen Partner auch zurück, aber letztendlich sind auch Paare zwei verschiedene Personen, das Ableben des einen bedeutet ja nicht, dass der andere sich innerlich bereits auch von dieser Welt verabschieden muss.

Liebe Grüße
Geske
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  #8  
Alt 13.12.2013, 15:10
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Beiträge: 203
Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Liebe Geske,
vielen Dank für Deinen Brief. Ich meinte, dass Lebenssinn und Lebensalter zusammen gehören. Mit 40 Jahren hat man noch Vorstellungen von den Lebensaufgaben in Beruf und Familie. Spätestens in drei Jahren bin ich Rentner. Für meine Frau kann ich nicht mehr sorgen, ihre Enkelkinder würden auch ohne mich auskommen, ihre Tochter und der Schwiegersohn haben ein eigenes Leben mit Familie und Beruf.
mit besten Grüßen
Hermann
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  #9  
Alt 14.12.2013, 22:29
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Beiträge: 203
Standard AW: "Wie geht es Dir?"

Liebe Marion.
vielen Dank für Deine Antwort. Viele Menschen leben ihren Alltag, ohne zu denken, warum sie das tun. Das kann ich nicht mehr. Das Leben kann schnell zu Ende sein. Daher brauche ich einen Lebenssinn. Vielleicht finde ich ihn.
Liebe Grüße
Hermann
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