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  #1  
Alt 19.03.2014, 12:49
mara64 mara64 ist offline
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Registriert seit: 17.10.2010
Ort: im Westen von NRW
Beiträge: 90
Standard AW: Mit dem Tod auseinandersetzen???

Liebe Sarah,

erstmal ein großes Kompliment dafür, dass Du Dich so für Deine Mutter einsetzt. Das ist nicht selbstverständlich.
Zitat:
Andere Therapien kommen laut dem behandelnden Arzt nicht in Frage.
Ich habe jetzt nicht alle Deine Beiträge durchgelesen, aber bitte nie nur auf einen Arzt hören! In den letzten 15 Jahren habe ich die Erfahrung gemacht (Begleitung von Eltern und Schwiegereltern), dass es immer besser ist, sich in kritischen Situationen eine zweite und u.U. auch eine dritte Meinung einzuholen.
Für mich war die erste Anlaufstelle immer der Krebsinformationsdienst in Heidelberg. Die Leute dort sind hilfsbereit und kompetent. Und ansonsten einfach andere Kliniken anrufen und nachfragen, oder im I-net danach suchen. Manchmal können auch Hausärzte bei der Suche weiterhelfen.

Ich wünsche Euch auf Eurem Weg viel Kraft und eingutes Miteinander
Mara
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  #2  
Alt 19.03.2014, 13:31
mausi69 mausi69 ist offline
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Registriert seit: 19.02.2014
Beiträge: 1.379
Standard AW: Mit dem Tod auseinandersetzen???

Liebe Sarah,
Ich kann mir sehr gut vorstellen das du mit der gesamtsituation überfordert bist. Mir ging es ähnlich.
Die Frage reden über den Tod da kann ich dir nur einen Tipp aus meiner Erfahrung mit meiner Mama geben!
Ihr haben die Ärzte am 5.2.2014 mitgeteilt das sie nur noch wenige Monate zu leben hat (bsdk mit Metastasen in Leber und Lymphknoten).
Als es im Dezember anfing meiner Mama schlecht zu gehen habe ich sie immer wider gedrängt eine Patientenverfügung zu machen und für meinen Papa alle vollmachen zu erteilen. Heut ist mir dankbar das wir das alles noch erledigt haben bevor die harte Diagnose kam! Auch reden wir offen über den Tod und sie hat auch geäussert das sie wenn es soweit ist in ein Hospiz möchte.
Ich glaube es ist wichtig mit deiner Mama darüber offen zu reden.
Zwecks Chemotherapie ja oder nein diese Entscheidung muss sie ganz alleine treffen, meine Mama hat sich nur eine Chemotherapie entschieden mit dem wissen das sie dadurch vielleicht ein paar Monate gewinnt!
Gestern hat sie ihre zweite Chemotherapie bekommen und ihr geht es gut, ob sie anschlägt oder nicht wissen wir erst in 2 Wochen. Meine Mama hat gesagt sie kann nicht verlieren sondern nur gewinnen!
Wir stehen in all ihren Entscheidungen voll hinter ihr auch wenn sie in 2 Wochen sagen würde ich breche die Chemotherapie ab.
Und genau das macht sie so stark!

LG mausi
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  #3  
Alt 20.03.2014, 12:47
SarahB. SarahB. ist offline
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Registriert seit: 09.03.2014
Ort: Bayern
Beiträge: 8
Standard AW: Mit dem Tod auseinandersetzen???

So jetzt hatte ich ein Gespräch wegen kommenden Freitag mit meiner Mama.
Sie möchte Chemo machen, ihr bleibt ja nichts anderes übrig. Das komische an der ganzen Sache ist, dass sie felsenfest überzeugt ist dass sie durch die Chemotherapie geheilt wird

Ständig vergleicht sie sich mit anderen und die haben es auch geschafft! Dann schafft sie das auch. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Jetzt verdrängt sie alles und ich frage mich wer oder was ihr das in den Kopf eingepflanzt hat???

Sie war am Dienstag doch auch beim Arztgespräch dabei?! Motivation etc. finde ich an sich ja nicht schlecht. Besser so als wenn sie sich komplett aufgeben würde aber ich glaube sie hat komplett die Realität verloren....

Auf der einen Seite möchte ich ihr das nicht nehmen aber auf der anderen Seite kann ich doch nicht auch noch so tun, dass alles in Ordnung ist? Und ich wollte mit ihr über den Tod und die Formalitäten (Patientenverfügung-/ vollmacht etc.) sprechen. So kann und will ich das nicht, sie war gestern so "begeistert" von der Idee die Chemo zu machen. Ich weiß ehrlich nicht mehr was ich sagen soll.

Schreibe euch morgen was bei dem Gespräch beim Arzt rausgekommen ist. Da hab ich jetzt schon Bammel...!
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  #4  
Alt 20.03.2014, 14:38
evelyn-wieda evelyn-wieda ist offline
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Registriert seit: 01.10.2011
Ort: Niedersachsen, in Wieda
Beiträge: 83
Standard AW: Mit dem Tod auseinandersetzen???

Hallo Sarah,

als Betroffene schreibe ich dir meine Sichtweise über dein Thema und hoffe, dass es ok ist. 2010 bekam ich eine schlecht Diagnose mit schlechten Prognosen und ... ich lebe heute richtig gut, fühle mich gut und freue mich am Leben.

Ich glaube, wenn meine Kinder und mein Partner eine ähnliche Einstellung, wie ich sie momentan hier lese, damals gehabt hätten, sähe mein Leben heute anders aus - nicht so positiv. Meine Lieben haben mich auf meinem Weg unterstützt und begleitet, mir geholfen und mich auch mal aus diesen berühmten schwarzen Löchern gezogen - all das war wirklich gut und wichtig. Jedoch haben sie mich nie bedrängt oder in eine Richtung gezwängt - wir haben meine Schritte gemeinsam besprochen, diskutiert und letztendlich habe ICH entschieden, ich war diejenige, die dann die Wahl getroffen hat und meine Angehörigen haben das akzeptiert und respektiert, da kam nie: Hättest du mal auf uns gehört oder so.

Und ich finde es einfach gut, dass sich deine Mom für die Chemo entschieden hat und das schreibe ich nicht nur wegen der Chemo, die wirklich hart sein kann und das Resultat ja sowieso nicht absehbar ist, sondern das sage ich dir, weil sich etwas in deiner Mom bewegt hat, sie beginnt AKTIV mit ihrer Diagnose umzugehen und dieses aktivSein sehe ich als etwas Positives. Tja, und wenn sie JETZT und HIER davon überzeugt ist, dass ihr die Chemo helfen wird, dann ist das doch auch gut so, denn diese Überzeug wandelt sich in Kraft und diese Kraft wird sie einfach auch brauchen. Gönne sie ihr bitte!

Das mit dem Vergleichen, Mut haben und nach vorne sehen empfinde ich als hoffen und glauben, dass man noch weiterleben kann, dass es noch nicht zu Ende geht bzw. gehen muss, das es Wunder geben kann und gibt und heute weiß man ja, das der Glaube tatsächliche Berge versetzen kann.
In meinen Augen hat das nicht mit Verdrängung zu tun, sondern einfach mit dem Strohhalm, an den man sich klammert, der Hoffnung schenkt.

Und nein, du brauchst meiner Meinung nach nicht so tun, als sei alles in Ordnung und es ist Friede, Freude, Eierkuchen - sondern sage ihr, wie du dich fühlst, welche Ängste du um sie hast, jedoch spekuliere nicht, was in der Zukunft sein könnte - das weiß doch keiner, wirklich keiner und nimm ihr dabei aber nicht ihre Begeisterung, ihre Kraft, darum würde ich dich bitten, wenn wir uns nahe stehen und deine Mom meine Freundin wäre.
Und das ist wirklich einfach nur meine Sichtweise zu deiner Darstellung!

Tja und da bin ich bei deiner eigentlichen Frage angelangt: Mit dem Tod auseinandersetzen?

Ja, das war für mich total wichtig, denn als Betroffene hat mit einmal der Tod ein Gesicht, eine Adresse und er versinkt nicht mehr als Tabuthema im Nirgendwo.
Weißt du, die meiste Angst hatte mir der Gedanke an den Tod, das Sterben gemacht, dieser Gedanke hatte mich nicht schlafen lassen, hatte mich verfolgt und war immer da und das ging so lange, bis ich mich damit auseinander gesetzt hatte. Ich habe mit meinen Lieben darüber gesprochen, wir haben zusammen geweint, waren wütend und als dann alles gesagt war, ja, da war mit einem Mal eine große Last von mir weg, auch von meiner Familie. Sie wissen, was ich will und wo, wie letztendlich meine Reise enden wird. Damit sind auch die Gedanken daran weg und das war für mich eine richtige Befreiung.

Wenn es für dich JETZT ein großes Bedürfnis ist darüber zu reden, dann mache das, indem du ihr vielleicht sagen magst, dass du für dich gerne wissen möchtest, was sie sich vorstellt, was sie möchte. Ich würde ihr in diesem Gespräch zeigen, dass sie mir total wichtig ist und es darum geht, dass ich ihr helfen will, in dem ich ihre Wünsche kenne und berücksichtigen kann. Und dabei würde ich deutlich machen: nein, es geht gar nicht darum, dass es Morgen schon so weit ist, es geht darum, den Kopf frei zu bekommen, die Gedanken at Acta zu legen und damit Freiraum für andere, schöne, wichtige, ... Dinge zu haben.
Liebe Sarah, auch das ist wiederum einfach nur meine persönliche Meinung darüber, wie ich damit umgehen würde.

Zum Schluss möchte ich mich der Meinung von Mara anschließen, eine Zweitmeinung ist tatsächlich vorteilhaft und bringt eventuell die nötige Sicherheit - ist das nun wirklich der Weg, den ich gehen möchte ... Auch wenn z. B. deine Mom nicht nach Heidelberg fahren möchte, dort kann man auch einen telefonischen Service in Anspruch nehmen, soviel ich weiß.

Dir, Sarah, wünsche ich viel Kraft, Geduld, Einsicht und Liebe für die kommende Zeit und deiner Mom wünsche ich viel Kraft, Hoffnung und Glaube für ihren Weg.

Alles Gute
Evelyn

Geändert von evelyn-wieda (20.03.2014 um 15:17 Uhr) Grund: Fehlerteufelchen hat mitgeschrieben - sorry
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  #5  
Alt 20.03.2014, 18:07
mara64 mara64 ist offline
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Ort: im Westen von NRW
Beiträge: 90
Standard AW: Mit dem Tod auseinandersetzen???

Zitat:
Zitat von Evelyn-wieda
dort kann man auch einen telefonischen Service in Anspruch nehmen, soviel ich weiß.
telefonisch oder per Mail: https://www.krebsinformationsdienst.de/kontakt.php

Evelyn, danke für den Beitrag, ich wünschte, ich könnte meine Gedanken so in Worte fassen wie Du das machst. Kompliment!

Sarah, schön, dass Deine Mutter sich entschieden hat, und jetzt heißt es volle Fahrt voraus, auf in den Kampf, ich drücke Euch die Daumen.

Mara
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  #6  
Alt 20.03.2014, 20:28
SarahB. SarahB. ist offline
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Ort: Bayern
Beiträge: 8
Standard AW: Mit dem Tod auseinandersetzen???

@evelyn-wieda

ich schäme mich, ich bin traurig, ich bin....
deine Zeilen haben mich sooo getroffen, ich kann das gar nicht in Worte fassen. Ich habe deine Nachricht gelesen (immer und immer wieder) und habe nur noch geweint. Danke dir für deine Worte!!!
Ich kann nicht mal einen Bericht schreiben, da deine Zeilen mich so aufgewühlt haben und meine Gedanken sich ganz anders sortieren müssen.
Auch mal ÜBER den Tellerrand hinausschauen. Ist das Glas halb leer oder halb voll...ja ihr habt Recht verdammt nochmal. Kämpfen, kämpfen, kämpfen...wie konnte ich nur eine Sekunde darüber nachdenken aufzugeben???

Ich werde mit ihr diesen Weg gehen und kämpfen. Sie stärken, sie motivieren, ihr Kraft geben und vor allem...IHRE Wünsche respektieren und akzeptieren. Danke.

Ich habe mir heute Nachmittag einen Termin für eine Zweitmeinung geben lassen, in München. Meine Mama ist sehr froh darüber, schauen wir morgen mal wie der Arzt das verkraftet?! Chemo haben wir einstimmig beschlossen, erst dann in Angriff zu nehmen, nachdem wir den Termin in München angenommen haben. Vielleicht gibt es ja noch andere Methoden.

@Mara dir vielen Dank fürs Daumen drücken und für die Seite.
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  #7  
Alt 20.03.2014, 23:02
evelyn-wieda evelyn-wieda ist offline
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Ort: Niedersachsen, in Wieda
Beiträge: 83
Standard AW: Mit dem Tod auseinandersetzen???

Liebe Sarah,

nein, sei nicht traurig oder schäme dich, alles ist gut und ok, denn du hast mit besten Gewissen und Wissen gehandelt und gedacht. Weißt du, ich kann doch in deinen Zeilen die Angst um deine Mom lesen und gerade deshalb habe ich dir geantwortet. Es hat mich berührt.
Und überhaupt, wir sind alle hier, weil wir voneinander lernen wollen, weil wir unseren Standpunkt aus verschiedenen Sichtweisen betrachten können und so kann sich halt auch einmal das halb leere Glas in ein halb volles Glas wandeln.

Ich finde es wirklich rührend und schön, wie du dich kümmerst und nun auch einen Termin für eine Zweitmeinung eingeholt hast. Das ist einfach klasse. Vielleicht bekommt ihr ja Tipps zur Komplementärmedizin und baut auf einer zweiten Schiene noch andere Maßnahmen aus bzw. auf. Eigentlich hat man nichts zu verlieren, sondern kann nur gestärkt weiter gehen oder?

Weißt du, für mich war meine Psyche unwahrscheinlich wichtig, eben die Angst in den Griff zu bekommen und gut mit ihr zu leben und überhaupt, trotz oder wegen der Diagnose sehr bewusst zu leben im Jetzt und Hier. Und das wünsche ich deiner Mom ebenso.

Und habt Morgen ein gutes Gespräch, ach ja, die Götter in Weiß gibt es nicht mehr, das habe ich auch begriffen.

Alles Gute für euch
Evelyn
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