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  #1  
Alt 26.04.2014, 08:44
nichtalleine nichtalleine ist offline
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Standard AW: Mein Papa hat Lungenkrebs. Chemo abgebrochen. Alles so endgültig

Guten morgen.

Vielen lieben Dank Maria für deine Worte!

Es geht meinem Papa nach dem Besuch schon wieder besser. Er musste sich nur ein bißchen ausruhen.
Ich hatte vorgestern einen echten Tiefpunkt. Ich habe bei meinen Eltern angerufen. Meine Mama war nicht da und mein Papa ging ans Telefon. Wir haben ganz normal geredet und ich sagte dann das ich hoffe ihn nicht geweckt zu haben. Papa sagte,das er nur ein bißchen am dösen war. Ich sagte das ich ihm auch ein Schlaflied singen könnte,das aber das Risiko besteht das er dann gar nicht mehr schlafen könne,weil es so grausig wäre. Mein Papa ist eigentlich immer lustig und hat meistens immer einen Spruch auf lager. Er hat geantwortet das er gerade schon.Musik gehört hatte. Er hatte es am morgen im Radio gehört und hatte es sich eben noch mal angehört. Und schon fing das lied an zu spielen http://m.youtube.com/watch?v=YKGqHjus7LM
Er hat plötzlich mitgesungen und ich habe das Telefon so feste an mein Ohr gedrückt,damit ich auch ja genug von ihm hören konnte. Er wurde leiser und ich fragte ob er weiter singen könnte. Ich höre ihm so gerne zu. Seine Antwort war: ich kann nicht... er war am weinen. es tut ihm so weh uns hier lassen zu müssen ich musste direkt mit weinen... ich ging ins Schlafzimmer und legte mich aufs Bett. Das Telefon noch immer ans Ohr gepresst. Das Lied lief weiter. Ich sagte ihm das er das ausmachen soll. Er soll sich sowas nicht anhören. Er soll nicht traurig sein. Wir sind alle bei ihm... ganz egal was kommt und wohin uns dieser weg noch führt. Er beruhigte sich wieder. Es tat mir so weh ihn weinen zu hören ohne das ich ihn in den arm nehmen konnte... Papa sagte,das es leider so ist... jeder muss mal gehen. Es ist ein natürlicher Kreislauf. Alte Menschen müssen streben... Babys werden geboren... Ich musste weiter weinen... ich presste nur ein: Papa,Du bist aber noch nicht alt! Raus und die Tränen liefen weiter. Papa sagte das er nicht so alt ist aber das er krank ist. Dann war es einen Moment leise. Ich sagte dann: Papa, ich habe dich sehr sehr lieb und bin so sehr stolz auf dich Papa konnte nur mit einem ja antworten denn jetzt weinte er wieder. Ich wollte ihn nicht schon wieder zum weinen bringen. Es tat mir so leid. Aber ich wollte es ihm sagen. Genau in diesem Moment. Es verging wieder ein wenig zeit. Ich sagte das ich manchmal nicht weiß,was ich sagen soll. Das mir manchmal die Worte fehlen oder ich angst habe etwas falsches zu sagen. Es sagte wieder das es der Lauf der Dinge ist und das es für ihn leider auch bald soweit ist. Ich weinte und antwortete plötzlich tränenüberströmt: aber jetzt doch noch nicht...! So wollte ich das nicht sagen Es war wie ein kleiner Hilfeschrei er sagte das er ja noch nicht stirbt. Er ist noch da. Ich erklärte das ich das weiß und das ich genau das gemeint hatte. Manches soll sich nicht so anhören wie ich es sage. Ich habe angst das es falsch rüber kommt...wieder weinten wir zusammen. Papa sagte dann das er sehr müde ist... ich sagte das er sich jetzt ausruhen soll aber das er die Musik besser aus lassen sollte. Er bestätigte das... er hat sich verabschiedet und ich sagte noch,das wenn er nicht schlafen könne,das er mich dann nochmal anrufen soll... aber er schlief...
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  #2  
Alt 26.04.2014, 09:15
nichtalleine nichtalleine ist offline
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Standard AW: Mein Papa hat Lungenkrebs. Chemo abgebrochen. Alles so endgültig

Gestern dann... Mein Handy piepst. Ich schaue drauf und meine Schwester hat mir geschrieben. Sie ist 17 und wohnt noch zuhause. Ich lese: Sabrina.... ich kann nicht mehr.
Sie schrieb mir das sie nicht mehr schlafen könne. Das sie ganz schrecklich träumt.Sie träumt das Papa plötzlich weg ist,das er stirbt. Sie will das alles nicht. Sie kann damit nicht umgehen. Es kann doch nicht sein. Unser Papa... er kann doch nicht einfach weg sein. Es tut mir so weh. Sie wollte nicht telefonieren. Sie schreib das schreiben einfacher wäre. Für mich war das in Ordnung. Die Hauptsache ist das sie sich überhaupt ein Stück weit öffnet und redet. Ich schrieb das es wichtig ist darüber zu reden. Sie schrieb das sie mit ihrem freund darüber redet und zwei ihrer Freundinnen. Eine der Freundinnen weiß wie es ihr geht. Sie hat das auch schon durchgemacht. Weiter schrieb sie wieder: es darf nicht sein... unser papa... ich habe ihr geschrieben: Süße... so leid es mir tut... wir müssen uns leider damit auseinander setzten.
Sie schrieb das sie das weiß es aber nicht kann. Sie weint jeden abend,kann nicht schlafen und wenn dann hat sie Albträume... ich habe ihr angeboten hier in der nähe mit ihr einen Termin bei einem ambulanten palliative Dienst zu machen. Die wusste nicht was das ist. Ich habe es erklärt und sie hat sich selbst schnell mal im Internet informiert. Sie schrieb das sie einiges darüber besser versteht. Aber sie wüsste noch nicht ob sie das machen möchte. Ich schrieb ihr das sie immer zu mir kommen kann. Das ich da bin. Egal wann... Egal was ist...
Ich glaube es würde besser sein wenn wir uns Hilfe suchen. Meine Schwester kommt nicht klar.meine Mama macht sich auch sorgen weil sie nicht zuhause redet. Sie muss lernen zu akzeptieren damit sie noch so viel zeit wie möglich mit papa nutzen kann. Nicht das sie sich später Vorwürfe macht oder so. Ich denke ich werde noch einmal mit ihr reden. Ich will ihr nichts auf zwängen... aber ich glaube auch das sie Hilfe braucht.
Meine Mama macht sich wie gesagt auch sorgen um sie. Ich habe ihr gestern gesagt das sie mit mir geschrieben hat. Nicht um sie zu "verpetzen" oder so. Nur damit mama auch weiß was los ist. Mama wird meine Schwester auch nicht darauf ansprechen... das weiß ich! Sie ist nur froh das sie sich jetzt zumindest schon mal einen teil geöffnet hat und ist auch der Meinung das es wichtig für sie wäre Hilfe zu bekommen.

Oh man...
Ich möchte nachher wieder zu meinen Eltern. Mal sehen ob ich dann nochmal mit meiner Schwester reden kann.

Ich habe Papa gestern gefragt ob er mit mir ein Bild auf Leinwand malen würde. Er kann gut malen und er hat das früher immer gern gemacht. Ich werde nachher nochmal mit papa darüber sprechen...

So jetzt hab ich genug geschrieben... sorry das es so lang geworden ist...

Traurige Grüße,Sabrina
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  #3  
Alt 26.04.2014, 20:41
Gänseblümchen_86 Gänseblümchen_86 ist offline
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Standard AW: Mein Papa hat Lungenkrebs. Chemo abgebrochen. Alles so endgültig

Liebe Sabrina,

es tut mir Leid zu lesen, wie traurig ihr alle mit der Situation seid. Ich kann das immer noch sehr gut nachvollziehen. Auf der anderen Seite hat es mich so sehr gerührt, wie offen ihr auch mit euren Gefühlen umgeht. Ganz ehrlich es ist doch sowas von schön, dass du deinem Papa gesagt hast, dass du ihn lieb hast und er auch offen zeigt, wie sehr ihr ihm am Herzen liegt und er eigentlich auch nicht weg von euch will.
Ich finde so scheiße es auch ist, aber unter anderen Umständen hätte man vielleicht nie gesagt, wie wichtig einem die Liebsten sind und bekommt dann wohlmöglich auch nicht die Gelegenheit mehr dazu. Eine gute Freundin von mir hat letztes Jahr ihren Papa unerwartet durch einen Herzinfakt verloren. Sie konnte leider nicht mehr Abschied nehmen. Das ist, obwohl es für ihren Vater vermutlich leichter war, das einzig gute an so einer Situation...

Wäre es nicht eine Möglichkeit, dass du mit deiner Schwester mal einen Frauenabend/tag etc. machst, damit ihr beide euch mal für kurze Zeit ablenken und neue Kraft sammeln könnt? Dieses endlose Heulen zu Hause hatte ich auch, aber das will dein Dad sicherlich auch nicht. Versucht mal was schönes zu machen, es muss ja auch nicht gleich ein Urlaub sein.

Viele Grüße
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  #4  
Alt 26.04.2014, 20:59
nichtalleine nichtalleine ist offline
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Standard AW: Mein Papa hat Lungenkrebs. Chemo abgebrochen. Alles so endgültig

Hallo ihr lieben.

Schön das ich ein paar Mitleser habe. Danke das ihr da seit!

Ich habe mich vorhin mit meinen 2 kleinen mit den Fahrrädern auf den Weg zu meinen Eltern gemacht.Wir saßen auf dem Balkon und haben uns über normale Dinge unterhalten. Es war ein schöner Nachmittag. Als erstes habe ich Papa aber natürlich die Mütze gegeben,die ich ihm extra genäht habe...alles mit der Hand weil ich die olle Nähschine nicht gefunden habe. Er hat sich sehr gefreut...Ich habe meiner Mama noch ein bißchen im Keller geholfen und dann waren die Stunden schon vorbei wir mussten uns auf den Weg nach hause machen.
Warum kommt mir das denn immer so kurz vor? Ich war fast vier Stunden da und es kam mir nicht einmal halb so lange vor... Die Zeit läuft aber warum denn jetzt so schnell?

Meinem Papa geht es so lala... er ist ja sowieso schon schwach. Er wiegt bei seinen 175/180 nur knapp 50 kg. Wenn er sie überhaupt noch hat.Aber das war ja vor der Diagnose schon fast so... Er kann nicht gut laufen. In der wohnung geht es. Draußen nur mit dem Rollator und dann auch immer nicht wirklich weit. Er geht dann immer krummer und muss sich dann setzen. Stehen geht auch nicht lange. Durch die letzte Hüft op war das besser geworden. Er hatte ja auch schon ne Wirbelversteifung. Aber so wirklich gut ist das nicht mehr...

Mein Papa hustet recht viel. Okay,nicht so viel, aber er stört meinen Papa. Es tut ihm wohl auch weh. Mama hat mit ihm "geschimpft". Er soll mal das Sauerstoffgerät an machen. Er hat es,also kann er es auch benutzen. Die letzten Tage hat Papa das wohl nicht benutzt. Kann das helfen? Also das Husten besser oder erträglicher machen?

Beim verabschieden hat Papa sich bei mir bedankt... Ich habe ihn gefragt wofür er sich bedankt. Er antwortete: Für die Mütze fürs helfen, fürs da sein...
Ich sagte ihm das er sich dafür nicht bedanken muss. Das war für mich immer selbstverständlich und das wird es auch bleiben. Ich werde immer alles tun was ich kann. Helfen wenn ich kann. Ganz egal. Papa bekam wieder glasige Augen... ich schaute ihn an und sprach ihn darauf an. Er sagte nur: ach wie kommt das denn... ich hab doch gar nichts getrunken... wir mussten grinsen und haben uns in den arm genommen. Ich habe ihn ein paar mal geküsst und habe mich verabschiedet.

Es tut so weh. Ich vermisse ihn jetzt schon obwohl er noch da ist. Es tut so weh zu wissen das ich all das,was ich so gern mit papa mache und so gern an ihm habe irgendwann nicht mehr machen oder haben kann...

Traurige Grüße,Sabrina
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  #5  
Alt 27.04.2014, 18:50
nichtalleine nichtalleine ist offline
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Standard AW: Mein Papa hat Lungenkrebs. Chemo abgebrochen. Alles so endgültig

Liebe Susi.

Ich habe deine Nachricht erst jetzt entdeckt... entschuldige bitte. Du hast deine Nachricht wohl geschrieben,als ich meine noch am tippen war und das hat sich wohl überschnitten...

Ich hatte meinen Eltern zb immer gesagt wie gern ich sie habe. Da hätte ich mir nie etwas vorgeworfen. Aber ich froh über diese ganz bewusste Zeit! Schrecklich finde ich dennoch das die Ärzte zu meinem Papa gesagt haben,das er ohne Chemo noch etwa 2-3 Monate hätte. Das kommt nun immer näher. Es ist wie ein warten auf den bisher schrecklichsten Moment in meinem Leben!

Der Zustand meines Papas ist momentan wohl recht stabil. Nicht wirklich gut aber auch nicht gravierend schlecht. Aber er hat auch Wasser in den Beinen und Füßen. Das hatte ich hier bisher noch nicht geschrieben. Er bekommt jetzt Massage. Es wird getestet ob die ihm hilft. Wenn ja wird diese weiter geführt. Wenn nicht,dann war es zumindest einen Versuch wert...

Ich schreibe bald wieder...

Viele Grüße in die Runde, Sabrina
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