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Hallo Barbara,
zunächst mal: du hast deine Mutter verloren. Dafür mein tiefes Mitgefühl. Dein Vater hat seine Frau verloren. Das ist per se ein riesiger Unterschied, obwohl es sich um den gleichen Menschen handelt. Ich glaube kaum, dass du als Tochter die Beweggründe für sein jetziges Handeln einfach so nachvollziehen kannst. Da hilft nur reden, erzählen und, vor allem, zuhören. Niemand kann sehen, was im Kopf, in der Seele des Anderen letztendlich im Detail vor sich geht. Seine Trauer: "nicht mal ein Jahr". Es gibt keinen Zeitrahmen für die Trauer, den man erfüllen müsste. Manche brauchen Jahre, andere sind schneller, einige schaffen es nie. Wie gesagt: da hilft nur miteinander reden, reden, reden. Prostatakrebs und seine Folgen einschließlich der Behandlung können eine sehr starke Wesensänderung hervorrufen bis hin zum völligen Umdrehen der Persönlichkeit. Nicht immer, doch oft. Der Erkrankte selbst hat darauf wenig Einfluss, er braucht dann Hilfe von außen. Nach dem, was du geschrieben hast, habe ich das Gefühl, er wurde mit seinen Problemen ziemlich alleine gelassen. Es gibt sicherlich Hilfe, doch meist ist da auch Eigeninitiative gefragt. Durch den Erkrankten selbst und ebenso durch seine Angehörigen. Es genügt nicht, nur zu erdulden. Was übrigens bei jeder Krebsart zutrifft (Diktatur der Krankheit). Vielleicht haben auch seine Ärzte in dieser Hinsicht in der Vergangenheit versagt. Das ist nun kein Vorwurf, nur meine Einschätzung. Du kannst mich gerne berichtigen, wenn ich damit falsch liege. Die Vergangenheit ist nicht mehr zu ändern. Doch auch jetzt kannst du noch viel tun. Gegenseitiges Verständnis ist ganz wichtig. Dein Vater sollte wissen, was sein derzeitiges Verhalten bei dir auslöst und umgekehrt kannst du versuchen, seine tatsächlichen Beweggründe zu erfahren. Deine Idee mit dem Psychologen finde ich gut. Vielleicht braucht er auch zusätzliche medikamentöse Hilfe und das nicht nur, was die Psyche betrifft. bei euch zusammen. Das wird bestimmt nicht einfach. Ich wünsche euch ganz viel Liebe und Verständnis füreinander. Liebe Grüße, Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376 http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070 Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise. Geändert von gitti2002 (19.10.2014 um 00:58 Uhr) |
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@ Helmut: Danke für Deine lieben Worte! Nachdem bei meinem Vater 2003 die Prostata entfernt wurde war er 1x in einer Kur für Prostataerkrankte und
1x in einer Kur wegen seiner Psyche, hier bekam er auch begleitend Beckenbodengymnastik. Wieder zu Hause war er jahrelang bei einer Selbsthilfegruppe. Sein Zustand besserte sich enorm. Er war nur noch leicht inkontinent. Januar 2012 entwickelte sich wieder eine Depression, die sogar zum Herzinfarkt führte. Ich weiß nicht inwieweit dies mit der Prostataerkrankung zusammenhing. Leider wurde dann der Darmkrebs festgestellt, was ihn dann, verständlicherweise, völlig aus der Bahn warf. Wir haben, nachdem er nach der OP wieder zu Hause war, alles Mögliche versucht ihm zu helfen. Leider haben wir keinen Arzt gefunden, der sich wirklich um ihn bemühte. Der Hausarzt, der 1x wöchentlich ein Hausbesuch machte hat lediglich den Blutdruck gemessen auf viel Trinken hingewiesen und verschwand wieder. Mit der Psychologin konnten wir nur telefonischen Kontakt halten, sie macht keine Hausbesuche. Er war dann 2x in einer psychologischen Klinik, doch auch hier wurde nur nach Schema F verfahren. Erstmal die Tabletten probieren, dann die nächsten, usw. Gesprächssitzungen fanden so gut wie garnicht statt. Sein Zustand verschlechterte sich immer mehr, er hat so sehr gelitten und wollte unbedingt nach Hause. Meine Mutter konnte das nicht mehr mit ansehen und so holten wir ihn wieder heim. Die ärztliche Versorgung war wirklich miserabel. Es ging ihm so schlecht, dass wir schon mit dem Schlimmsten rechneten. Bis dann meine Mutter erkrankte.... Wir reden viel miteinander. Ich rufe ihn jeden Abend an und besuche ihn 1-3x in der Woche. Er meint, er hätte den Verlust überwunden und möchte jetzt noch "Spaß" haben. Dies sei ihm ja gegönnt, ich bin ja einerseits froh, dass er sich so aufgerafft hat und ich muss mich nicht mehr so sehr um ihn sorgen. Dennoch bin ich über diese Wandlung und diesen Höhenflug auch etwas entsetzt... Geändert von gitti2002 (19.10.2014 um 00:58 Uhr) |
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