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#1
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AW: Jetzt ist Deine Seele frei und ich kann es doch nicht begreifen
Danke auch Dir Hermann. Ich hab natürlich Angst vor dem Moment, an dem mich alles einfach überrennt. Aber ich denke, auch das ist normal. Das Gefühl absoluter Einsamkeit ist weder plan- noch kontrollierbar. Ich weiß das und lebe bewusst damit.
Hattet Ihr eigentlich das Gefühl, eine Pause von der Arbeit zu benötigen? Auch wenn ich meine Arbeit gar nicht so sehr mag ich denke, ich möchte Montag ganz normal in die Woche starten. Meine Kollegen kennen meine Situation nicht. Weder meine Trennung noch die Situation mit meinem Paps. Das einzige, was mir Sorgen macht, ist das Schlafen. Die erste Nacht hab ich gar nicht geschlafen, war dementsprechend Freitag auch nicht arbeiten. Nun ja, die letzten beiden Abende war ich allein und bin früh ins Bett. Hab mehr als elf Stunden geschlafen. Ich bin soooo unendlich kaputt. Das merke ich jetzt. Das letzte Jahr pflege und die trennung, der arbeitsstress. Das alles steckt mir so sehr in den Knochen. Weiß einfach nich, ob ich morgen früh hochkomme Fragen über Fragen ... Liebe Grüße Steffi |
#2
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AW: Jetzt ist Deine Seele frei und ich kann es doch nicht begreifen
Hallo Awkward,
als meine Frau im Hospiz war, hat man mir geraten mich krank schreiben zu lassen. Das Habe ich nicht getan, aber nach ihrem Tod hatte ich Urlaub. Das war für mich gut, aber danach habe ich gerne wieder gearbeitet. Deine Kollegen sollten ruhig wissen, dass Dein Vater gestorben ist. liebe Grüße Hermann |
#3
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AW: Jetzt ist Deine Seele frei und ich kann es doch nicht begreifen
So. Der zweite Arbeitstag ist geschafft. Bin grad ein bisschen stolz :-) Jeder Tag war bislang "einzigartig", die Gefühle fahren Achterbahn und man hat nichts entgegenzusetzen. Sollte man wohl auch nicht, ich weiß es nicht, aber was ist schon richtig oder falsch. Heute ist insgesamt ein guter Tag. Ich hab ein bisschen Sonne am Himmel gesehen und mich darüber gefreut. Jeden Tag ein positiver Gedanke und wenn er noch so klitzeklein ist. Dann kann man auch die Einsamkeit zulassen, wenn sie kommt...
Meine Kollegen wissen nicht Bescheid. Das habe ich so beschlossen, allerdings habe ich seit Montag das Bedürfnis, mich dunkel zu kleiden. Ob das auffällt? Keine Ahnung. Ist mir auch egal. Ansonsten ist es ausnahmsweise ruhig auf Arbeit. Ich sag mal fluch und sehen zugleich. Ich wünsche Euch allen für den heutigen Tag mindestens einen Sonnenstrahl, der euer Herz berührt und euch wärmt. Wenigstens für einen Moment. Ein bisschen Angst habe ich vor den nächsten Tage. Ich bin nicht verabredet und daher ganz allein zuhaus. Ich hoffe, ich schaffe das. Ich drück euch! Steffi |
#4
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AW: Jetzt ist Deine Seele frei und ich kann es doch nicht begreifen
Papa, Du fehlst mir so. Ich weiß nicht, wohin mit mir. Heute kann ich den Kopf irgendwie nicht oben behalten. Mama sagt, die Trauer kommt, man kann sie nicht verdrängen. Keine Ahnung, ob ich das bist jetzt getan habe. Ich dachte, eigentlich nicht. Ich dachte, ich hätte wie von Zauberhand meine Strategie gefunden.
Jeden Tag etwas positives fühlen. Wenn auch nur für einen Moment. Heute ist mir das erstmals nicht gelungen. Hab mich einfach nur ergeben. Will das der Tag vorbeigeht. Will das alles vorbeigeht, jetzt sofort. Hab auch das erste Mal wieder das Gefühl zu fallen. Ich war mir doch so sicher, dass das nicht passiert. Ich kann nichts sehen, was mich erfreut. Fühle nur die Verluste. Fühle mich ganz allein auf dieser Welt, so verlassen. Wer schert sich denn noch um mich? Niemand. Es tut mir leid Papa. Ich möchte doch stark sein. Werde auch Morgen einfach wieder arbeiten gehen und mich anpassen. Die Menschen lachen. Dann mach ich das auch. Vielleicht ist das nicht gesund oder der richtige Weg. Aber was soll ich denn machen? Meine Wohnung ist so leer. Niemand da. Du bist nicht da. Nie mehr. Das geht schon ok. Das weiß ich. Alles andere wäre de pure Egoismus. Aber Papa, was mach ich, wenn die Seele doch so anders fühlt, als der Verstand es einem sagt? Ich will Dich nicht zurück. Ich kann das nicht wollen. Du hast das Recht dort zu sein, wo Du jetzt bist. Du hast das Recht, nicht mehr leiden zu müssen. Wer wäre ich, wenn ich Dir das in Abrede stellen würde? Auf der anderen Seite aber brauche ich Dich jetzt so sehr. Erinnerst Du Dich? Früher, wenn es mir schlecht ging, wenn Freundschaften oder Beziehungen zu Bruch gingen, hast Du immer was mit mir unternommen. Wir waren am Wochenende beim Fussball oder ich hab einfach nur bei Dir auf der Couch gesessen. Jeden Tag, bis es mir besser ging. Ich glaube, der Fluch an der ganzen Geschichte ist, dass wir nie damit aufgehört haben. Ich bin nie wirklich ausgezogen oder erwachsen geworden. Hatte nie Freunde. Ich hatte ja Euch, wo ich hin konnte. Jetzt kann ich das nicht mehr, obwohl ich es gerade heute so sehr bräuchte. Das Abendbrot mit Dir...das Beste gegen Liebeskummer überhaupt. Ach Papa. Ich weiß, ich werde Morgen wieder aufstehen. Und ich werde dem Tag die Chance geben, schön zu werden. Da brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen. Papa, ich liebe Dich so sehr, aber das weißt Du wahrscheinlich schon... |
#5
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AW: Jetzt ist Deine Seele frei und ich kann es doch nicht begreifen
Hi Awkward,
ich kenne dein Gefühl des Alleineseins. Und das Gefühl, sich nicht freuen zu dürfen. Weil er ja weg is. Du bist so furchtbar einsam, so kommt es mir vor. Aber vielleicht ist es genau so dein Weg, damit klar zu kommen. Dass du gerade JETZT auch noch eine Trennung hinter dir hast- das ist ganz furchtbar. Aber ich weiß ganz genau, dass du das schaffst! Irgendwann, in paar Monaten sitzt du da und wunderst dich über dich selbst Du wirst dich selber fragen, wie du das alles geschafft hast! Behalte deinen Papa im Herzen, so wie ich, ich denke, sie sind immer bei uns. Grüße, Agi |
#6
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AW: Jetzt ist Deine Seele frei und ich kann es doch nicht begreifen
Hallo Awkward,
Ich kann es so gut nachvollziehen das du dich nach dem Tod deines Vaters so einsam und verlassen fühlst. Mir geht es da ganz genauso. Mein Mann ist erst vor gut 3 Tagen gestorben und ich bin noch so fassungslos, das ich es nicht realisieren kann. Ich bin traurig wütend, niedergeschlagen und habe momentan keine Wahrnehmung, was das Leben oder die Natur betrifft. Es ist einfach nur die Plicht mit dem Hund raus zu müssen, von dem Umfeld nehme ich nicht viel war... Früher habe ich mich gerade draußen in der Natur immer sehr wohlgefühlt, konnte mich an Büschen und Bäumen, Feldern und Blumen erfreuen wie ein Kind, und kriegte gerade im Sommer nie genug von diesen wunderbaren Wanderungen mit Hund und manchmal Mann. Auch empfinde ich die Einsamkeit momentan so bedrückend... Mein Mann und ich haben keine Kinder und keinen besonders großen Bekanntenkreis. Wir hatten uns, und den Hund und waren zufrieden mit dem Leben, so wie es war. Jetzt ist es so kalt und leer und die Leute um mich herum sind unbeschwert, reden und lachen, nur ich bin traurig und kann es mir anders nicht mehr vorstellen.... Dir hilft vielleicht auch ein wenig die Arbeit und der Kontakt zu Menschen, auch wenn es nicht deine Freunde sind? Ich wünsche dir von ganzem Herzen viel Kraft und Mut in dieser freudlosen Zeit!!! Liebe Grüße Jutta Geändert von Yogi 12 (10.08.2014 um 17:45 Uhr) |
#7
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AW: Jetzt ist Deine Seele frei und ich kann es doch nicht begreifen
Liebe Agi,
vielen Dank für Deine Worte! Ich muss sagen, dass ich momentan ganz gut zurecht komme. Vielleicht zu gut? Für mich macht es den Anschein, als würde ich gar nicht trauern. Seit zwei Tagen beschleicht mich das Gefühl, dass da irgendwas falsch läuft... Paps ist vor gut einer Woche verstorben. Ich liebe ihn unendlich. Wohl am meisten auf der Welt. Und trotzdem. Irgendwie ist sein Tod die meiste Zeit ok für mich. Ist das normal? Ich hab so Angst, dass ich mir was vormache. Das möchte ich nicht. Schreien, weinen, all das wär ok für mich, aber es ist einfach nicht da. Ich rede mit bekannten völlig abstrakt über die Situation und betone immer, wie dankbar ich bin, dass Paps gehen durfte. Das ist doch nicht normal??? Ich glaub, ich bin so gefangen in der Trauer um den Verlust meiner liebe, dass da einfach nicht mehr Trauer übrig ist. Ich weiß es nicht. Aber es beschäftigt mich wahnsinnig...
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Mein Paps - kleinzelliges Bronchialkarzinom - für immer eingeschlafen am 31.07.2014. Du bist meine Seele, mein Herz. Ich liebe Dich. |
#8
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AW: Jetzt ist Deine Seele frei und ich kann es doch nicht begreifen
Meine liebe Jutta,
zunächst einmal mein herzlichstes Beileid zu deinem schweren Verlust. Ich kann nur ansatzweise nachfühlen was du durchmachen musst. Ich bin sprachlos... Ich hoffe, Du hast ein paar gute Freunde, die es dir erlauben, so zu sein, wie du dich grade fühlst. Die meisten Menschen können nur schwer mit Trauer umgehen. Sie wissen einfach nicht was, sie sagen oder machen sollen. Ich habe bislang mit kaum jemanden darüber gesprochen. Nur mit ein, zwei alten Freunden, von denen ich wusste, dass sie mich einfach reden lassen, ohne gleich zu versuchen mich mit belanglosem abzulenken. Ich wünsche dir, dass du ein bisschen zu Ruhe finden kannst. Jeder Tag ist einzigartig und so sollten wir ihnen auch begegnen. Ich sage nicht, dass es morgen oder übermorgen automatisch besser ist. Das wird es wahrscheinlich nicht sein. Du solltest nur die Möglichkeit zulassen können und dem nächsten Tag eine neue Chance geben. Mir hilft es glaub ich derzeit am meisten hier zu schreiben. Ich weiß nicht, wie es dir damit geht. Aber unter Gleichgesinnten zu sein - so bitter das auch ist - hilft mir den freien fall zu stoppen. Liebe Grüße, Steffi
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Mein Paps - kleinzelliges Bronchialkarzinom - für immer eingeschlafen am 31.07.2014. Du bist meine Seele, mein Herz. Ich liebe Dich. |
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