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#1
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AW: Hinterblieben, nur wo?
31.08.1973 - 31.08.2014 ....
41 Jahre wären es geworden. 41 Jahre verheiratet. Es wurden nur 34 1/2 Jahre. Seit 6 1/2 Jahren bin ich nicht mehr verheiratet. Ihr Tod hat uns geschieden. "Bis dass der Tod euch scheidet" hieß es damals. Wer denkt denn wirklich daran? Wohl kaum jemand. Ja, gut, für ein kurzen Moment vielleicht. Es ist jedoch lediglich ein winziger, kleiner schwarzer Fleck, kaum zu sehen auf dem Glücksteppich, dafür jedoch ganz leicht und nur all zu gerne zu übersehen. Nichts ist vergessen. Die Stationen, das Auf und Ab. Überall gibt es Höhen und Tiefen. Wir waren schließlich keine Engel. Höhen und Tiefen hielten sich die Balance. Verändert hatte sich die Liebe: von naiv-stürmisch-jung zu groß und stark. Wir hatten es geschafft und standen kurz vor dem Ziel, zusammen alt zu werden. Dann, 2006 ... der Anfang vom Ende. Ende Februar 2008. Total aus der Spur, alleine. Eine nur noch halbe Portion baute Mauern um sich, eine höher als die andere. Nur, um sie dann wieder ein zu reißen und neu zu stellen bis ein kluger Mensch mir riet, doch Türen ein zu bauen. So konnte ich vorsichtig wieder nach draußen schauen und auch wieder Menschen hereinschauen lassen. Zunächst zaghaft und so manches hat mich erschreckt, so dass ich die Türen auch wieder zu machte. Doch immer öfter konnte ich sie aufstehen lassen, selbst in dunkler Nacht. Es galt viele Balancen zu finden. Zwischen früherem Leben und heute. In mir selbst zwischen Trauer und Lebenswille. Die schmerzliche Erinnerung und den schönen Dingen der Vergangenheit, die es Beide zu bewahren galt: was hat mehr Gewicht? Zwischen grausamer Krankheit und Tod und dem Leben, das sie führen durfte in 56 Jahren. Zwischen tausend Fragen und den Antworten darauf. Fragen, die man beantworten kann und solchen, auf die es keine Antwort gibt. Zwischen leben und warten. Zwischen lachen und weinen. Meine Frage war, in welche Richtung will ich graben im tiefen Loch: nach oben ans Licht oder nach unten oder will ich einfach sitzen bleiben? Sitzenbleiben war keine Option, denn von oben bröckelt bereits Erde herab. Nach unten graben ist ein Weg ohne Wiederkehr. Bis dann das Leben mir ein Geschenk anbot, das es selten anbietet. Ich habe es mit Freuden angenommen. Die Trauer ist damit nicht zu Ende. Sie ist mir ein verlässlicher und vertrauter Freund geworden, der die Erinnerung wach hält. So seltsam es auch klingen mag: es ist genau dieser Freund, der mich zuversichtlich in die Zukunft blicken lässt. Alles Liebe, Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376 http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070 Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise. |
#2
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AW: Hinterblieben, nur wo?
Zitat:
Die Stimmungsschwankungen lassen den Trauernden noch oft an den schmerzlichen Verlust denken und gerade dann, wenn wieder alles düster und schwer erscheint will der Neuanfang nicht recht gelingen. Gedanken und Gefühle ändern sich glücklicherweise manchmal relativ schnell und wir können wieder Hoffnung haben. Liebe Grüße Jutta |
#3
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AW: Hinterblieben, nur wo?
Lieber Helmut,
wieder ist ein Jahr vergangen... Und ich sage DANKE für Deine Zeilen. Auch ich bin ja seit 6 Jahren nicht mehr verheiratet. Sein Tod hat uns geschieden. Hmm...von mir kann ich sagen, dass es mir Ernst war mit "bis dass der Tod uns scheidet"...wusste ich doch bereits, was "Tod" bedeutet. Ja...ich sehe es auch so, dass es gilt eine Balance zu finden zwischen dem was war und was jetzt, heute ist. Ist manchmal so, wie auf einem Mäuerchen zu balancieren, wie ich es als Kind gern getan habe. Hinfallen, Aufstehen...weiter versuchen. Hmm...Leben ist eben reichhaltig an Erfahrungen, Begegnungen, Verknüpfungen...und ich erlaube mir dieses Leben bunt zu sehen...tut mir gut! Wo ich gerade so daran denke, während ich schreibe... auf den 09.09. und auf den Mann, den ich sofort noch ein Mal heiraten würde! Die Liebe hat ihren Platz in meinem Herzen und manche Träne schmeckt nicht bitter sondern salzig, wie das Meer... Ich bin dankbar für unser gemeinsames Leben! Ich grüße Dich herzlich und freue mich, dass Du das angebotene Geschenk des Lebens angenommen hast! LG Morgana
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Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten. [Indianische Weisheit] |
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