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#1
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AW: Sterbehilfe
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Ich bin dagegen, dass man eine Gewissensentscheidung eines Arztes mit Berufsverbot oder anders bestraft. Ich auch.....
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gLG Heike ___________________________________________ Das Leben ist nicht einfach , manchmal ist es mir auch Zuviel , doch dann gibt es wieder so schöne Momente, die mir mehr als nur ein Lächeln schenken. Danke liebes Leben. |
#2
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AW: Sterbehilfe
Guten Abend zusammen,
ich denke, das Thema Sterbehilfe ist weitaus vielschichtiger und kann aus der persönlichen Sichtweise, dem Empfinden und Erleben des Einzelnen nicht umfassend beurteilt werden. Man muss sich darüber bewusst werden, dass eine Freigabe der Sterbehilfe andere Probleme mit sich bringen würde. So entstünde sowohl bei Patienten als auch bei Angehörigen u.U. Druck, zu Ende gehendes Leben oder unheilbare Erkrankungen frühzeitig zu beenden: Um die Familie nicht weiter zu belasten, um dem Kranken Leid zu ersparen, um keine weiteren Behandlungskosten zu verursachen etc. Mit vergleichbaren Schwierigkeiten sind bereits heute Familien mit behinderten Kindern konfrontiert. Dadurch, dass sich über die Pränataldiagnostik viele Gendefekte bereits während der Schwangerschaft erkennen lassen, stößt man bei der Entscheidung zu einem solchen Kind immer häufiger auf Unverständnis bis hin zu unverhohlener Ablehnung. "Muss man so ein Kind heute noch bekommen?" "Das ist doch kein Leben." Bis hin zu "Was das die Allgemeinheit kostet." Deutschland hat in dieser Hinsicht eine unrühmliche Vergangenheit. Schon einmal in unserer Geschichte haben Ärzte entschieden, welches Leben lebenswert ist und welches einem "guten Tod" zugeführt werden muss. In anderen Ländern wird hier unbelasteter entschieden. So gibt es in Belgien eine sehr weitreichende Freigabe der Sterbehilfe und in England eine restriktive Aufteilung der vorhandenen Ressourcen des Gesundheitssystems auf die Patienten. Ab einem bestimmten Alter oder bei bestimmten Krankheitsbilden stehen dort teure Behandlungen nicht mehr zur Verfügung. Im persönlichen Erleben erscheint Sterbehilfe teilweise wünschenswert. Dennoch darf man nicht außer Acht lassen, dass eine diesbezügliche Änderung der Gesetzgebung auch Unsicherheiten, Gefahren, Gewissensnöte und damit neues Leid und Leiden beinhalten würde. Herzliche Grüße Simi Geändert von simi1 (11.10.2014 um 21:27 Uhr) Grund: Tippfehler |
#3
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AW: Sterbehilfe
Hallo in die Runde,
und Danke für die neuen interessanten Aspekte. Ich teile die Meinung von Hermann. Lieber Helmut, nun war ich ja wohl auch irgendwie Ausführende (?) und selbstverständlich ist es nicht einfach, solche Entscheidungen zu treffen, aber ich habe das Gefühl und die Gewissheit in seinem Sinne entschieden zu haben, da wir vorher darüber sprachen und er dies auch in der Patientenverfügung festlegte, das ist tröstlich. Und für ihn war es kein Leben mehr, das sagte er mir schon Monate vorher. "Wenn das das Leben sein soll, dann will ich das nicht mehr." Vom Bett zur Toilette, von der Toilette zur Couch, von der Couch zur Toilette, von der Toilette ins Bett unter qualvollen Schmerzen, jeden Tag sehen und spüren, wie der eigene Körper verfällt. DAS wollte er nicht mehr und er war ein sehr gläubiger Christ und auch davon überzeugt, dass Gott gnädig ist, hat Jesus doch schon all unsere Schuld auf sich genommen, so kann es auch keine Sünde sein, diese Qualen beenden zu wollen. Ja, wir kämpfen hier als Hinterbliebene auch, mussten doch aber schmerzvoll erfahren, dass der Tod dazu gehört. Warum also nicht über ihn reden, lässt er sich doch nicht verdrängen und vertreiben, egal wie sehr wir uns darum bemühen, manchmal ist er sogar gnädig, haben wir doch die christliche Hoffnung, uns in die Liebe Gottes fallen lassen zu dürfen, keine Schmerzen mehr zu leiden. Immer noch laufen mir unaufhaltsam die Tränen über das Gesicht, wenn ich an seinem Grab stehe, so auch heute wieder. Ob ich will oder nicht - der Tod gehört dazu, begleitet mich jede Sekunde, streichelt meine Wange. Vielleicht begreife ich genau deshalb erst jetzt, wie wertvoll das Leben ist. Vielleicht liegt es daran, dass ich "erst" 42 Jahre alt bin, aber ich finde, dass man die unrühmliche Vergangenheit Deutschlands bei dieser Diskussion außer Acht lassen kann. Das, was der Gesetzgeber jetzt diskutiert, hat aus meiner Sicht nichts mit den Verbrechen im Dritten Reich zu tun. Das waren völlig andere falsche, grauenvolle Beweggründe. Und schlussendlich muss jeder Einzelne sein Tun und Handeln verantworten, egal ob mit dem Segen des Gesetzgebers oder ohne. Herzliche Grüße Marmot |
#4
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AW: Sterbehilfe
Hallo zusammen
Ich habe mich erst heute hier im Forum angemeldet, vorher aber schon lange mitgelesen, auch euren Beitrag zum Thema Sterbehilfe... Ich habe die Fernsehdiskussion, der die Diskussion ausgelöst hat, nicht gesehen. Aber ich komme aus der Schweiz, also aus einem Land, in welchem die Sterbehilfe legal ist. Es gibt hier zwei grosse Organisationen (exit und dignitas), welche Sterbehilfe anbieten. Trotz der Legalität wird das Thema aber auch hier sehr kontrovers diskutiert, viele Stimmen fordern immer wieder ein Verbot dieser Organisatinen, oft wird dabei auch der Vorwurf des "Geschäfes mit dem Tod" laut. Es ist aber auch nicht so, dass hier jeder Mitglied einer solchen Organisation ist oder diese Art, aus dem Leben zu scheiden, für sich auch effektiv in Betracht zieht. Ich kenne nicht mal vom Hörensagen, jemanden der Mitglied ist, und mir ist persönlich auch niemand bekannt, der jemanden kennt, der diese Art von Freitod genutzt hat. Die gesetzlichen Hürden sind ziemlich hoch, ganz so einfach kann man nicht einfach aus dem Leben gehen. Ich habe mir auch gerade mal die Zahlen der Sterbehilfeorganisation "Exit" angesehen. Diese Organisation hat 75'000 Mitglieder. Da sich darunter auch Ausländer befinden, sind dies weniger als 1% der Schweizer Bevölkerung. Pro Jahr gehen 2000 Anfragen zur Freitodbegleitung ein, 600 davon werden bewilligt, 450 Menschen sterben jährlich mit Hilfe von "Exit". Darunter aber eben auch Ausländer... Ich möchte damit nur sagen, auch in einem Land, in dem die aktive Sterbehilfe legal ist, wird sie nur äusserst selten in Anspruch genommen... Ich kann den Einwand von Simi nachvollziehen. Dennoch ist dieser Druck hier eigentlich kein Thema. Die Dienste von Sterbehilfeorganisationen dürfen z.B. in Krankenhäusern nicht in Anspruch genommen werden. Auch Angehörige dürfen darüber ja nicht entscheiden. D.h. Der Betroffene muss eigentlich sehr "früh" entscheiden, ob er Sterbehilfe in Anspruch nehmen möchte oder nicht. Dazu muss er aber noch selbst entscheidungsfähig sein. Danach folgen auch noch medizinische und psychologische Abklärungen, also heute anrufen, morgen sterben, das geht nicht. Wer auch nicht schon jahrelang Mitglied ist, wird nicht prioritär begleitet und muss einen hohen Beitrag selbst tragen. Trotz legaler Sterbehilfe laufen hier bei uns gerade riesige, sehr teure, nationale Projekte zur Palliativversorgung (die Schweiz ist diesbezüglich noch ein Entwicklungsland). Auch seitens Politik ist also kein Druck spürbar. Ich persönlich denke, dass es jedem selber überlassen sein soll, wie er aus dem Leben scheiden möchte. Und wenn sich jemand für einen Freitod entscheidet (was sicherlich keine einfache Entscheidung ist), dann ist es sicherlich humaner, dies unter professionneller Begleitung zu tun, als sich vor den Zug zu werfen oder von einer Brücke zu springen. Für den Betroffenen selbst, für die Angehörigen und auch für alle Zugführer und Strassenreiniger... Ich denke, Sterbehilfe ist ein sehr heikles und ernstes Thema, ich denke auch, dass es dazu keine richtige oder falsche Meinung gibt, jeder Aspekt hat seine Wahrheit. Leider eignet sich das Thema aber auch zu gut für reisserische Diskussionen und wird von profilierungssüchtigen Politikern genutzt, mit dem Schüren von menschlichen Urängsten aud Stimmenfang zu gehen. Liebe Grüsse aus der Schweiz Lella |
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