Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 09.01.2015, 12:27
Mayana Mayana ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.10.2013
Beiträge: 86
Standard AW: Kleinzelliges Bronchialkarzinom - Hoffnung begründet?

Liebe Ohara,

das, was ich jetzt schreibe zu der Frage, warum es einige schaffen und andere nicht, ist sehr gewagt, kann schnell falsch verstanden werden und ist ohnehin eine Glaubens-Frage. Denn wenn man es genau wüßte, dann würde zukünftig jeder überleben.

Bei älteren Menschen, zu denen ich Deinen Vater jetzt einfach mal zähle, ist Krebs möglicherweise die Folge von einer nicht ganz gesunden Lebensweise und schädlichen Umwelt-Bedingungen, Lebenserfahrungen, Stress, einer bestimmten Veranlagung u.s.w. Krebs ist meiner Ansicht nach eine System-Erklrankung-d.h. es ist nicht nur ein bestimmtes Organ, was man einfach wieder gesund machen muss, sondern es ist der ganze Mensch. Ich glaube, deswegen ist es so schwierig.

Ich glaube, dass man die größtmöglichen Chancen hat, wenn man seine Lebensweise verändert und die Faktoren findet, die einen krank gemacht haben. Eben Alles, was den Körper in der Vergangenheit geschwächt hat. Dein Vater macht das wirklich großartig, denn er hat seine gesamte bisherige Lebensweise auf den Kopf gestellt. Dazu gehört echt viel.. überlege mal, wie schwierig es ist, nur ganz kleine Angewohnheiten zu ändern. Und Dein Vater macht auf einmal Alles anders, als vorher. Ich denke, dass er sich dem Ernst der Lage durchaus bewusst ist, und dass Du ihn auch nicht darauf hinweisen musst. Ich denke wirklich, dass Dein Vater das ganz großartig macht.

Ich glaube, bessere Chancen kann man sich selbst gar nicht geben, als das, was Dein Vater sich gerade an Chancen einräumt durch sein Verhalten.

Die Medizin schafft Vieles, und die Medikamente, die es so gibt, leisten natürlich einen enormen Beitrag dazu, dass solche Lebensumstellungen überhaupt noch einen Sinn machen. Aber ich glaube schon, dass man eben auch selber etwas beitragen kann-und das tut Dein Vater wirklich mit beachtenswerter Zielstrebigkeit.

Natürlich garantiert auch das keine Heilung-wenn es doch so einfach wäre-das wäre toll.

Und zu deinen Prozenten: Überlege mal, wie gering die Chance ist, im Lotto 6 Richtige zu haben. Das ist nur ein Bruchteil von 5 %. Und trotzdem versucht es ein Großteil der Bevölkerung. Die sind ja nicht alle doof… es ist das Prinzip Hoffnung, was da zum Tragen kommt. Das heißt, man ist ganz und gar und erst Recht nicht doof, wenn man darauf hofft, zu diesen 5% zu gehören. Du musst nicht schreiben, dass Ihr kämpft, obwohl du ja eigentlich weißt, dass es aussichtslos ist. Der Versuch ist nicht doof-so ist das nicht.

Ich denke einfach, dass Ihr alles so gut macht, wie man es eben machen kann. Und gerade Dein Vater. Ja, sei stolz auf ihn.. das hat er sich jetzt schon doppelt und dreifach verdient.

Liebe Grüße
Mayana

Geändert von Mayana (09.01.2015 um 12:41 Uhr) Grund: Rechtschreibfehler
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 09.01.2015, 22:38
Ohana Ohana ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 08.01.2015
Beiträge: 4
Standard AW: Kleinzelliges Bronchialkarzinom - Hoffnung begründet?

Ihr lieben Menschen,
ich danke euch vielmals für eure Anteilnahme. So viel Mitgefühl und Rückhalt zu erhalten tut richtig gut.

Liebe Mayana,

deine Meinung teile ich zu 100 %! Deshalb meine ich ja auch "geahnt" zu haben, dass mein Papa wieder Krebs hat. Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen - ich hoffe niemand versteht das hier falsch, es ist keine böse Absicht dahinter! - aber ich glaube für mich, dass es bestimmte Menschen gibt, die aufgrund ihrer Denkweise/Lebensart/Verhaltensweisen/Psyche besonders anfällig für Krebs sind. Zu diesen Menschen gehört mein Papa und leider auch ich, weil ich bin wie er. Er hatte sein Leben lang Stress, hohe Anforderungen an sich selbst und andere, einen depressiven Hang und eben dieses Trauma aus jungen Jahren...dazu das Rauchen.
Ich bin so baff und stolz auf ihn, dass er von jetzt auf gleich aufgehört hat zu rauchen. Ich selbst habe ein Jahr lang geraucht und habe länger damit gekämpft, als ich aufgehört habe, als er jetzt. Gut...die Beweggründe sind auch andere. Ich habe einfach nur aufgehört, weil das schlechte Gewissen mich auffraß.

Aber, liebe Mayana, vielleicht kannst du das bestätigen... Dieser in den letzten Jahren so negativ eingestellte, griesgrämige Mensch ist plötzlich wie ausgewechselt. Manchmal verstehe ich die Welt nicht mehr. Mein Papa war die letzten Jahre wortkarg, verbittert, abends früh im Bett, auf eine Art unfähig Freude am Leben zu empfinden. Seit der Diagnose (nach dem ersten Schock) lacht er so viel wie noch nie, genießt das Leben, schläft morgens endlich aus (er konnte früher nie länger als bis 5 Uhr schlafen - der "Schmacht" nach der ersten Zigarette....), ist gesprächig, positiv, liebevoll... Als hätte ihn die Krankheit ausgewechselt. Ich bin so dankbar, dass ich ihn so erleben darf, es erfüllt mich mit so viel Liebe und gleichzeitig mit so viel Wehmut. Ich würde mir wünschen, dass er so bleibt und mit so viel Lebensfreude noch lange weitermachen kann.

Es gibt etwas Positives zu berichten: Papa hat heute die letzte Bestrahlung hinter sich gebracht (jetzt folgen nur noch 3 Tage "Boost") und der Professor hat gesagt, dass die Bestrahlung gut anschlägt! Er bekommt besser Luft, hat Gewicht zugenommen und ist fit. Du hast Recht, Mayana, hoffen ist nicht verkehrt!

Liebe litte mermaid,

ich habe mir soeben deinen Thread durchgelesen und bin einfach nur traurig. Vielen Dank für deine Anteilnahme. Wie geht es dir denn heute - momentan?

Geändert von gitti2002 (13.01.2015 um 18:13 Uhr) Grund: Beiträge zusammengeführt
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 10.01.2015, 14:12
Mayana Mayana ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.10.2013
Beiträge: 86
Standard AW: Kleinzelliges Bronchialkarzinom - Hoffnung begründet?

Liebe Ohana,

das ist doch schon mal toll, dass Ihr so gute Ergebnisse bekommen habt.

Ich habe mich auch gewundert, als ich Deine Beschreibung seiner veränderten Haltung dem Leben und Allem gegenüber gelesen habe. Bestätigen kann ich es nicht-mein Mann war durchgehend der, der er war. D.h. der Krebs hat ihn nicht verändert.

Mein Mann war durch und durch ein Kämpfer und ein Macher. Er redete nicht viel sein Leben lang. Er hat dem Krebs keine so große Beachtung geschenkt-ging aber trotzdem zuverlässig zu seinen Therapien und den Untersuchungen. Und danach machte er keine Worte und beschäftigte sich auch nicht nennenswert mit dem Thema, sondern das Leben ging eben weiter. Er ließ sich nicht besonders davon beeindrucken-auf diese Art hatte er etwa 3 Jahre zuvor schon mal eine andere Krebserkrankung überstanden-allerdings von vorne herein mit viel besseren Heilungschancen, als beim Lungenkrebs. Aber so ging er auch alle anderen Probleme in seinem Leben an-es passte zu ihm.

Ich habe überlegt, ob Du wohl Deinen Vater früher einfach mit anderen Augen gesehen hast, und dass er deshalb vielleicht so anders wirkt. Aber wie dem auch sei-es ist schön, dass er fröhlich und fit ist, und dass er sein Leben genießt. Ich habe keine Ahnung, ob das zur Heilung beitragen kann, aber wenn es ihm nur gut geht, ist so oder so ganz viel gewonnen.

Also lass ihn mal machen.

Und zu dem, dass Du es bereits vor der Diagnose wusstest: Das macht dir jetzt Schuld-Gefühle, oder ? Das verstehe ich zwar total gut, aber Dein Vater ist ein erwachsener Mann und hat sich seiner Erkrankung zu dem Zeitpunkt gestellt, als er sich ihr stellen konnte. Manchmal muss man erst innerlich seine Kräfte bündeln, um dann den Sprung in ein anderes Leben zu wagen. Das trifft möglicherweise auch für Dich zu. Deshalb sei nicht zu streng mit Dir und überlasse die Verantwortung für sich selbst Deinem Vater.

Ich hoffe, dass es so gut weiter geht bei Euch..

Liebe Grüße
Mayana
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 13.01.2015, 12:03
Benutzerbild von little_mermaid
little_mermaid little_mermaid ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.02.2013
Beiträge: 98
Standard AW: Kleinzelliges Bronchialkarzinom - Hoffnung begründet?

Zitat:
Zitat von Ohana Beitrag anzeigen
Liebe litte mermaid,

ich habe mir soeben deinen Thread durchgelesen und bin einfach nur traurig. Vielen Dank für deine Anteilnahme. Wie geht es dir denn heute - momentan?
Liebe Ohana,

wie geht es dir und deinem Vater? Gibt es etwas Neues? Es ist gut, dass ihr positive Ergebnisse der Bestrahlung habt.

Danke auch für deine Nachfrage. Mir/uns (Mama) geht es soweit. Natürlich gibt es immer wieder Momente, wo Papa sehr, sehr fehlt. Mir hat immer geholfen, dass er nun icht mehr leiden muss. Denn am Ende war es kein lebenswertes "Leben" mehr für ihn, kein einziger guter Moment. Ich bin sicher, er ist immer bei mir!
__________________
Mein Papa (54): Ende Februar 2013 Diagnose CUP-Syndrom mit Metastasen im ganzen Körper. Drei Chemos. Am 16.05.2013 in den Armen meiner Mutter verstorben. Papa, wir lieben dich!!

http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=58546
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 13.01.2015, 18:08
Benutzerbild von anni.
anni. anni. ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.09.2010
Beiträge: 234
Standard AW: Kleinzelliges Bronchialkarzinom - Hoffnung begründet?

Hallo Ohana,

auch ich finde mich in dem wieder, was du schreibst. Mein Onkel bekam vor 9 Jahren ebenfalls die Diagnose kleinzelliges Bronchialkarzinom. Bei ihm waren bei Diagnosestellung bereits 3/4 der Lunge befallen. Genaueres weiß ich leider nicht, da ich da auch noch jünger war. Aber die Infos haben gereicht, um zu verstehen, dass er wahrscheinlich in kurzer Zeit daran sterben wird.

Man hat ihm das aber das erste Jahr nach der Diagnose kaum angemerkt. Er bekam eine palliative Chemotherapie, die ambulant durchgeführt wurde. Noch nichtmal die Haare fielen aus. In der Familie wurde eigentlich kaum darüber geredet, mir kam das immer wie ein Tabuthema vor. Und ihm ging es ja schließlich gut.

Irgendwann fing es dann an, dass ihm immer Wasser gezogen werden musste, was sich am Herzen angesammelt hatte. Man hat ihm öfters angemerkt, wie krank er eigentlich ist. Nach einiger Zeit auf der Palliativstation musste er dann gehen. Es wurden Krebszellen in diesem Wasser, was sich immer ansammelte, gefunden und mein Papa sagt, am Ende hatte er überall Metastasen.

Wir können alles bis heute nicht glauben. Mein Onkel war über 30 Jahre auch starker Raucher und hat wohl zu spät aufgehört. Er wurde außerdem ewig lange falsch behandelt, bis er dann blutspuckend ins Krankenhaus kam.

Nun ist seit einem halben Jahr, wie bei dir, auch mein Papa an Krebs erkrankt. Er ist 56 und hat ein seltenes Thymuskarzinom. Trotzdem kann ich dich in vielem verstehen und vieles ist bei uns genauso. Papa ist auch leidenschaftlicher Kartoffelesser und Süßigkeitenvernichter. Er hat sich teilweise schon eingeschränkt aber er braucht das einfach, er ist damit glücklich. Deshalb hab ich das mittlerweile so akzeptiert. Ich mache mir trotzdem auch immer Sorgen, dass er den Krebs damit füttert. Oder halt nicht genug macht - keine extra-Vitamine, Alternativmethoden oder sonstiges.

Ich denke das ist normal. Man möchte einfach alles tun, um den lieben Menschen wieder gesund zu sehen. Aber es kommt sowieso wie es kommt. Ich denke wir haben da nicht sehr viel Einfluss drauf. Ich hoffe auch einfach, dass mein Papa seine Enkelkinder noch aufwachsen sieht und mich zum Altar führt. Wir brauchen ihn einfach.

Ich weiß wie das mit den Statistiken ist... bei Papas Krebsart gibt es glaube ich 30% Chance aufs Langzeitüberleben. Trotzdem sind Statistiken immer relativ, bitte nimm das nicht so ernst, das macht einen nur kaputt. Dein Papa hat den großen Vorteil, dass keine Fernmetastasen da sind, und es wird sogar vorgebeugt. Solange er gut drauf ist, genießt einfach die Zeit. Lebt den Moment, den Tag. Und gebt die Hoffnung niemals auf! Geist über Körper, oder wie heißt es so schön. Das wichtigste ist einfach, dass dein Papa seinen Lebensmut nicht verliert. Noch ist nichts verloren.

Ich bin in Gedanken bei euch und wünsche euch alles alles Gute!

Anni
__________________
Mein lieber Papa (*1958):

05/2014 ED Primär inoperables Thymuskarzinom
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 16:00 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55