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#1
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AW: Hospiz - war es wirklich falsch?
Hallo,
und auch mein herzliches Beileid erst einmal. Ich denke auch, ihr habt alles richtig gemacht und dein Vater wollte es ja auch so. Die Schwester deines Vaters ist vielleicht im Moment mit sich selbst nicht im Reinen, vielleicht bereut sie jetzt, sich nicht um ihren Bruder gekümmert zu haben. In ihrer Trauer und Hilflosigkeit ist sie nun vielleicht (unberechtigt) wütend auf euch. Bei meinen Eltern und Geschwistern gibt es diese "Boshaftigkeit" nicht aber ich kenne diese Probleme bei meiner angeheirateten Familie und auch in den angeheirateten Familien meiner Geschwister. Es ist nicht immer einfach damit umzugehen und man muss sich da manchmal einfach zurückziehen und solche Anschuldigungen nicht an sich heran lassen. Glaube mir, ihr habt alles richtig gemacht und die Schwester kann es gar nicht beurteilen, weil sie nicht dabei war.
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Zeit ist keine Schnellstraße zwischen Wiege und Grab, sondern Platz zum Parken in der Sonne |
#2
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AW: Hospiz - war es wirklich falsch?
Liebe Tochter 0902
Die Frage ob das Hospiz richtig oder falsch war kann ich dir mit einem klaren es war richtig beantworten. Deinem Papa ging es doch dort wesentlich besser. Wie kommt deine Tante die sich kaum um ihren Bruder gekümmert hat dazu si etwas zu sagen? Mach dir keine Gedanken ihr habt alles richtig gemacht. Meine Mama wollte in ein Hospiz, weil sie uns nicht antun wollte zu Hause immer daran erinnert zu werden, hier ist sie gestorben. Als es dann an der Zeit war ins Hospiz zu gehen (sie lag zuvor seit mehreren Tagen auf der palliativstation), wollte sie nach Hause, aber wir hätten es zu Hause mit der Pflege nicht geschafft. Ich weiß heute das es die beste Entscheidung für Mama und auch uns war ins Hospiz zu gehen. Vier Tage nach dem Einzug ist sie sanft und ohne Schmerzen eingeschlafen. Sie wurde vier Tage sehr sehr liebevoll betreut und konnte auch in Würde gehen. Mach dir keine Gedanken eure Entscheidung und es war ja auch die Entscheidung von deinem Papa war richtig. LG mausi
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Meine Mama BSDK ED 05.02.2014 28.07.1949 - 22.06.2014 Du warst es wert so sehr geliebt zu werden! Du bist es wert, das so viel Traurigkeit an deiner Stelle geblieben ist! http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=62514 |
#3
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AW: Hospiz - war es wirklich falsch?
Vielen Dank Euch allen für Eure Anteilnahme und erst recht für Eure aufbauenden Worte.
Es tut gut zu hören das Ihr alle bei Euren Angehörigen es als richtig empfindet - es wird wohl auch für meinen Papa richtig gewesen sein. Im Moment bin ich wahrscheinlich noch viel zu durcheinander um es auch so sehen zu können. Doch jetzt, wo ich Eure Beiträge gelesen habe, sind mein Zweifel ein klein wenig weniger geworden. Und was meine Tante angeht, kann schon sein, dass sie es bereut sich nicht mehr um ihren Bruder gekümmert zu haben und deswegen so reagiert hat. Vielleicht werde ich sie irgendwann mal danach fragen oder auch nicht. Zur Zeit habe ich jedenfalls keine Kraft dafür. Heute war eh so ein schlechter Tag. Mir sind auf der Arbeit mehrfach die Tränen gekommen. Auf dem Rückweg bin ich dann am Hospiz vorbei gekommen, kurz war ich versucht mal hin zu gehen, habe es dann aber doch nicht gemacht. War einfach unsicher, ob ich das machen kann. Weiss auch nicht warum mir überhaupt der Gedanke hinein zu gehen gekommen ist. |
#4
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AW: Hospiz - war es wirklich falsch?
Hallo tochter0902,
auch wenn es sich merkwürdig anhört... geh ruhig hinein wenn du das nächste mal das Bedürfnis hast, wenn du an dem Hospiz vorbei kommst. Meine Frau ist auch auf einer Palliativstation verstorben und es war eine gute und richtige Entscheidung. Sie hat sich dort richtig wohl gefühlt, wir konnten bei ihr übernachten und rund um die Uhr bei ihr sein. Die Schwestern dort waren einfach super. Und zu mir hat die Seelsorgerin dort wortwörtlich gesagt: Denken sie nicht, das sie sich nicht mehr melden dürfen. Wenn ihnen danach ist, rufen sie an, kommen sie auf einen Kaffee vorbei. Nur weil ihre Frau gestorben ist bedeutet das nicht, das wir nicht mehr für sie da sind. So etwas habe ich noch nie erlebt, diese Wärme und vor allem die guten Gespräche dort... mir hilft das wirklich sehr.
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Ich werde dich/euch immer lieben und so in Erinnerung behalten, wie du/ihr war(s)t. Romy, mein Schatz 27.04.1981 - 26.04.2015 Gedenkseite Meine Mama 23.10.1952 - 23.05.2005 Mein Papa 14.04.1946 - 20.02.1984 |
#5
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AW: Hospiz - war es wirklich falsch?
Zitat:
mausi´s Kommentar ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Du kannst dem Kranken nur Wünsche erfüllen - das ist das allerbeste überhaupt. Ich hab damals (als Kranker) auch ziemlich rumgemault, war aber sehr froh, dass meine Eltern meine Wünsche den Ärzten verklickert haben und auch sonst vieles getan haben. Und Du hast es haargenau so richtig gemacht! Die Schwester ... hmm, gibt zwei Möglichkeiten: das ist die totale Assi-Tante und wird dir auch noch die Schuld am Tod in die Schuhe schieben oder sie kam selber nicht richtig mit dem Ganzen klar. Wenn sie sich nochmal gesprächsbereit meldet, wäre es sicher ganz gut für alle, das zu klären. Sollte sie mit Schuldvorwürfen ankommen, dann hat sie keinen blassen Schimmer von garnichts und dann sollte der Kontakt auch einfach enden. Dann redest am Besten mal mit anderen Familienangehörigen, das wird dir in solch einem Fall helfen mit dir selber klarzukommen. Ich drücke dir die Daumen, dass die Schwester einfach auch nicht damit klargekommen ist. Gute Nacht dir Sebastian P.S. Ich hatte das in sehr viel schwächerer Form bei meiner Tante. Ich habe meinem Onkel alle Schuldgefühle ausgeredet, weil er wirklich das Beste getan hatte ... jetzt, Jahre später, ist unter denen wieder alles tiptop |
#6
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AW: Hospiz - war es wirklich falsch?
Liebe Tochter 0902
Das Hospiz in dem meine Mama war, führt alle 3 Monate ein gedenkgottesdienst durch, für die Gäste die in den vergangenen 3 Monaten gestorben sind. Anschließend findet eine kaffeerunde statt um sich gemeinsam an die verstorbenen zu erinnern. Man lädt die Angehörigen der verstorbenen ein. Jedoch konnte ich das damals nicht. Ich bin seitdem Tod meiner Mama noch nicht wider die Strecke zum Hospiz gefahren. Ich will dir damit nur sagen das du jederzeit dort hingehen kannst, wenn dir danach ist. LG mausi
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Meine Mama BSDK ED 05.02.2014 28.07.1949 - 22.06.2014 Du warst es wert so sehr geliebt zu werden! Du bist es wert, das so viel Traurigkeit an deiner Stelle geblieben ist! http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=62514 |
#7
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AW: Hospiz - war es wirklich falsch?
Hallo tochter0902,
deine Zweifel und dein Hin und Hergerissen sein kann ich verstehen. Wir haben vor 10 Monaten meine Mum nach kurzer schwerer Bauchspeichelkrebsdiagnose gehen lassen müssen. Wir haben klar vorher mit Ihr gesprochen und Ihr die Wünsche erfüllt die noch gingen. Und ja es war das richtige. Sie konnte nochmal lachen, nochmal innig mit Ihrer kleinen Familie ein paar Tage verbringen. Und Dein Papa wollte das auch. Du warst bei ihm, warst für Ihn da und hast ihn dabei unterstützt. Deine Tante war nicht da......Mehr braucht man glaub ich nicht dazu zusagen. Lass Dir Zeit. Trauer braucht Zeit...... Alles Gute wünsche ich Dir. LG Timo |
#8
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AW: Hospiz - war es wirklich falsch?
Ihr habt alle recht, wenn ihr sagt, dass die Mitarbeiter im Hospiz sehr einfühlsam zu ihren Gästen und auch zu deren Angehörigen sind. Papa fühlte sich dort sicher und geborgen. Auch ich habe dort erlebt, wie man dort fuer meine Mutter und mich immer ein offenes Ohr für unsere Nöte und Sorgen hatte und Zeit für ein Gespräch. Vielleicht wollte ich deswegen noch mal dahin. Ich fühle mich momentan total einsam, obwohl doch so viel Menschen um mich herum sind - meine Arbeitskollegen, meine Freunde.
Habe heute meine Mama gefragt, ob sie mit zum Friedhof kommen möchte, aber sie wollte nicht. Wäre so gerne mit ihr dorthin gegangen. So bin ich halt alleine hin und konnte es immer noch nicht begreifen, dass mein Papa jetzt dort beerdigt ist. Ich habe den Eindruck es ist nicht wahr, es ist ein Traum, aus dem ich doch mal aufwachen müsste. Und als ich dann nach Hause kam, es war so ca. 19.30 Uhr, ging mein erster Blick zum Telefon. Denn um diese Zeit hat mein Papa abends meistens angerufen. Aber das Telefon klingelte nicht und auch keine Nachricht auf dem AB. Ganz "schön" verrückt, bin doch sonst ein sehr realistischer Mensch. Und dann kamen mir mal wieder die Tränen. Papa ich vermisse dich so sehr!!! |
#9
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AW: Hospiz - war es wirklich falsch?
Mein ganz tiefes Mitgefühl für dich. Es tut mir unendlich leid, dass du deinen Paps verloren hast.
Weißt du, als meine Mom ins Hospiz kam, habe ich vor Erleichterung geweint. Es hat uns unglaublich entlastet. Anstatt permanent an unsere körperlichen und seelischen Grenzen zu stoßen, haben wir die letzten fast vier Wochen wirklich Abschied nehmen können. Das Hospiz bei uns hält auch regelmäßige Andachten und Treffen ab für Angehörige, die ihre Lieben verloren haben. Ich glaube, du wirst in dem Hospiz auf offene Arme stoßen, wenn du dort hingehst und auch davon sprichst, wie verloren du dich fühlst. Ich bin mir sicher, sie werden dir helfen, Hilfe bei der Trauerarbeit zu finden. Ich selbst habe mich nach einem halben Jahr, nachdem meine Mom tot war, dazu entschlossen, eine Therapie zu machen, die mir sehr geholfen hat, weil ich über meine Ma und meine Trauer ungehemmt reden konnte. Alles Liebe und ganz viel Kraft!
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_________________________ Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet. Sie starb Weihnachten 2011. Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten. |
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