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#1
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Und wieder ist Sonntag!
Es stellt sich eigentlich täglich die Frage wofür ich aufstehe, meinen Alltag lebe und weiter gehe. Meist versinke ich am Wochenende in einem Trauerloch. In der Woche bin ich mit viel Eifer damit beschäftigt mich abzulenken. Der Körper funktioniert gut nur die Seele hinkt hinterher. Mein Mann ist der, den ich wollte. Ich lebe mit seinen Erinnerungen mit seinen Vorlieben und seinem Erleben. Jeder von uns möchte den anderen nicht überleben müssen. Ich will mein Bestes tun, weiß aber, das nicht alles in meinen Händen liegt. Wenn du lernst wie man stirbt, dann lernst du, wie man lebt. Morrie Schwartz |
#2
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Hallo Jutta,
ich wünsche Dir eine guten Sonntag. Es ist sehr selten, dass ein Paar gleichzeitig stirbt. Daher wird immer eine Hälfte zurück bleiben. Ich hätte nie geglaubt, dass meine Frau vorher stirbt. Aber es ist so gekommen. Nun muss ich alleine mein Leben sinnvoll gestalten. Das wäre auch ganz im Sinne von Tanja. Wenn es richtig ist, dass die Seele nach dem Tod irgendwie weiter lebt, wird sie das auch von mir erwarten. Vor drei Jahren, einige Tage vor meinem Geburtstag, kam die Diagnose, vierzehn Monate später starb sie. Die Erfahrungen waren schlimm, ich habe aber auch daraus gelernt.. "Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen". Ich wünsche Dir, dass Du einen guten Weg findest. mit besten Grüßen Hermann |
#3
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All zu große Trauer zu zeigen stört. Diesen Eindruck habe ich jetzt manchmal und ich frage mich selbst schon ob das noch normal ist?
Es ging mir ein halbes Jahr nach deinem Tod besser als momentan. Oft träume ich schwer, wache verwirrt auf und wein viel. Im Traum hängt über allem die Bedrohung der Krankheit, auch ich leide dann unter Atemnot, aber du lebst noch! Es stellt sich mir dann die Frage was die Intensivmedizin verlängert hat: das Sterben oder das Leben? Heute gehe ich zur Trauergruppe und kann mir da noch einmal meine Sorgen von der Seele reden. Danach ist Sommerpause, bis es im September weitergeht. Ich bin dankbar das ich weiterhin die Menschen um mich habe, die geduldig sind, oder ähnlich denken und fühlen wie ich. Eine große Hilfe ist dein Palliativarzt, der jetzt mein Hausarzt ist. Er geht immer auf meine Bedürfnisse ein, ist freundlich und einfühlsam. Hermann: Danke für die Mut machenden Worte, aus denen viel Erfahrung spricht. Wenn ich an das Schicksal von dir und deiner Frau und den vielen anderen hier im Hinterbliebenenforum denke fühle ich manchmal eine unsichtbare Verbundenheit, die mich nicht so allein zurücklässt. |
#4
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Die Trauergruppe hat mir sehr geholfen. Einige haben mir ihre Hilfe angeboten und ich bin dankbar für die Zuwendung.
Ich stelle mir vor dass die Albträume die ich in der letzten Zeit von dir hatte ein letzter Liebesdienst sind, den ich dir erweisen kann. Das gibt den Träumen einen Sinn, so dass sie nicht nur negativ gesehen werden, sondern du beschäftigst mich lange über den Tod hinaus, bist und bleibst der wertvollste Mensch in meinem Leben. Geändert von Yogi 12 (19.06.2015 um 20:20 Uhr) Grund: Rechtschreibfehler |
#5
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Ich sitze am Schreibtisch und denke an dich.
In der Hoffnung dass sich unsere Seelen berühren habe ich immer wieder das Bedürfnis zurückzuschauen. Vor einem Jahr gegen Ende des Monats Juni ( es war ein sonniger Tag ) fuhren wir mit unserem Hund zum Kanal. Den Weg bis zum Wasser hast du noch geschafft, dann bekamst du Luftnot und musstes dich auf einen Stein ausruhen. Ich lief mit Yogi eine Weile ohne dich am Kanal entlang. Ich schaute mich immer wieder nach dir um und es tat weh dich da so allein zu sehen. Wie lange sollte die Ungewissheit und Ausweglosigkeit von dir noch ausgehalten werden? Die Zeit war schon bald reif, dein Leben zu beenden. Wir waren das letzte Mal gemeinsam an diesem Ort. Das Bild von dir hat sich in meine Seele eingebrannt. Geändert von Yogi 12 (19.06.2015 um 21:37 Uhr) |
#6
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Hallo Jutta...deine Worte sind sehr intensiv.Wir wohnen auch direkt am Kanal und sind da immer sehr viel spazieren gegangen.Du beschreibst das so,ich konnte es fast vor meinem geistigen Auge sehen.Bei uns gab es diese Situationen auch,und ich habe das auch so empfunden.....wenn ich ihn allein da sitzen sah.....er tat mir so sehr leid....es hat mir das Herz gebrochen.....Ich drück dich mal
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#7
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Ende Juni 2014 wurde die letzte Chemo versucht.
Die Assistenzärztin sagte uns zwar , wenn das Docetaxel keine Wirkung zeigt gibt es noch eine Palette anderer Medikamente die den Tumor verkleinern könnten, aber es sollte bei dieser Chemo bleiben. Du spürtest ziemlich schnell, dass sie nicht wirkte. Es zeigten sich kaum Nebenwirkungen, auch der gefürchtete Haarausfall blieb aus. Erst nach mehrmaligem Drängen, das CT. früher als geplant zu machen, gab die Oberärztin endlich nach und es konnte auf den Bildern erkannt werden dass der Tumor ungestört weiter gewachsen war. Von da an hat man in der Onkologischen Ambulanz nichts mehr für dich getan. Die Niederlage war für die Ärzte so groß, dass sie froh waren dich mit einer Überweisung und dem Krebsmedikament Tarceva zur Weiterbehandlung nach Essen schicken zu können. Trotz der schlechten Nachricht hast du weitergekämpft, bist wenn es gerade noch möglich war mit zum Ausdauertraining gekommen, hast dich nicht gehen lassen und bist jeden Morgen aufgestanden, in der Hoffnung auf Lebensverlängerung. Deine Camel- Sporttasche die du schon fast 20 Jahre hattest trage ich nun mit mir wenn ich - ohne dich - dort hin gehe..... Es ist alles da, du bist präsent. Ich habe wieder das Bedürfnis zurückzuschauen, möchte immer wieder die Fäden in den Griff bekommen, die mich mit dir verbinden. |
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