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Oma und Opa- ein Alptraum
Hallo liebe Gemeinde,
ich bin 24 und in meiner Kindheit bei meinen Großeltern aufgewachsen. Sie waren meine zweiten Eltern und ich bin sehr glücklich aufgewachsen, mir wurde jeder Wunsch erfüllt. Mein Opa hat sehr gut verdient und wir waren jedes Jahr zwei mal im Urlaub, entweder in den Alpen oder auf Inseln wie Cran Canaria oder Teneriffa. Sie haben mich immer unterstützt, egal ob es die Schule, meine Ausbildung war oder anderen Dingen, sie haben auch mein erstes Auto gekauft. Bis ich 17 war habe ich jedes Wochenende dort geschlafen, danach auch noch sehr oft. Eigentlich waren sie für mich meine richtigen Eltern. Sie haben immer sehr gesund gelebt. Nicht geraucht, immer an der Luft. Jedes Wochenende sind sie wandern gefahren. 2010 kamen sie von einer Schiffsreise wieder und wir saßen im Wohnzimmer. Als mein Opa (73) feststellte dass meine Oma(71) total gelbe Augen hat. Auf zum Arzt und der stellte fest dass sie Bauchspeicheldrüsenkrebs hat. Ihr wurde diese entfernt und musste fortan Tabletten nehmen. Eigentlich ging es wieder bergauf. Bis bei einer Untersuchung Anfang 2014 festgestellt wurde dass sie wieder überall Metastasen hat und sie ihr nicht mehr helfen können. Diese Nachricht habe ich gar nicht realisiert. Über den Sommer hat sie immer mehr abgebaut, war nur noch Haut und Knochen. Mein Opa hat sie gepflegt bis bei ihm im Sommer festgestellt wurde dass er Leukämie hat. Da er sofort ins Krankenhaus musste wurde meine Oma in ein Hospitz gebracht. Mein Opa durfte wieder raus und war Tag und Nacht bei meiner Oma im Hospitz. Nachdem sie dort nochmal richtig aufgeblüht ist war ich einen Donnerstag früh vor meiner Schicht nochmal zu Besuch. Ihr Gesicht war total eingefallen, die Augen offen und hat nur noch gestöhnt. Am Morphium angeschlossen. Ich streichelte ihre Hand, aber sie zog sie weg. Ich sagte ihr dass ich sie am Wochenende wieder besuchte. 2 Stunden nach meinem Besuch bekam ich die Nachricht dass sie gestorben ist. Oktober 2014. Mai 2015. Meinem Opa geht es immer schlechter, er brauch immer mehr Bluttransfusionen. Vor zwei Wochen musste er ins Krankenhaus, da er Wasser in der Lunge hat. Da seine Blutwerte zu schlecht sind bekommen sie das Wasser nicht raus. Ich holte ihn vorgestern aus dem Krankenhaus ab und er gab mir einen Schock. Er wollte nur noch seine Ruhe und möchte ins Hospitz, dort wo schon meine Oma war. Freitag soll ich ihn hinbringen, heute habe ich schon mit die Koffer gepackt. Ich bin im Schockzustand. Für mich ist das ein Alptraum aus dem ich aufwachen möchte. Ich habe noch gar nicht richtig verarbeitet dass meine Oma nicht mehr da ist. Für mich ist das alle nicht real. Ich versuche mich mit allem wie möglich abzulenken, damit ich gar nicht daran denke. Sonst halte ich das nicht aus. Möchte ich mich erinnern denke ich sofort an was anderes, sonst ertrage ich das nicht. Wenn ich daran denke dass sie mich als Kind im Kinderwagen rumgeschoben haben, und ich vorgestern meinen Opa im Rollstuhl schieben musste weil er zu schwach ist. Oder letztes Jahr meine Oma getragen habe, weil sie voll Morphin ist, und sie mich als Kind immer getragen hat. Ich bin eigentlich ein ziemlich nüchterner und wenig emotionaler Mensch. Aber das ist wie ein Trauma, ich will das nicht akzeptieren. Ich kann es nicht. Es ist einfach nur ein Alptraum. |
#2
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AW: Oma und Opa- ein Alptraum
Das ist wirklich schlimm . Vielleicht hilft es dir ein bisschen zu wissen , das dein Opa bald wieder bei seiner geliebten Frau ist ....
Viel Kraft wünsche ich dir . |
#3
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AW: Oma und Opa- ein Alptraum
Hallo Chris,
zunächst einmal mein herzlichstes Beileid. Der Verlust deiner geliebten Oma tut mir sehr leid. Es tut mir auch wahnsinnig leid, dass Du das alles mitmachen musst und Euch so ein schreckliches Schicksal wiederfährt Ich wünsche Dir und vor Allem Deinem Opa sehr viel Kraft für die nächste Zeit. Es klingt vielleicht komisch, aber krebskranke Menschen wissen genau, wann es Zeit ist loszulassen. Sie spüren das und möchten auch ihre Geliebten auf das Bevorstehende vorbereiten. Dein Opa hat seine Entscheidung getroffen und das muss man akzeptieren. Dir bleibt nichts anderes übrig, so hart das auch klingt, Deinem Opa beizustehen, für ihn da zu sein und seine Hand bis zum letzten Atemzug zu halten. Ich wünsche Dir während dieser Zeit ganz viel Kraft. Ich hoffe, dass ihr beide viele schöne Momente gemeinsam verbringen könnt. Fühl Dich gedrückt Alles, alles Liebe Elif |
#4
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AW: Oma und Opa- ein Alptraum
Hallo Chris,
zunächst einmal mein herzliches Beileid. Jetzt ist für Dich die Zeit von Trauer und Abschied. Da wird für anderes nicht viel Platz sein. Aber Deinem Beitrag entnehme ich auch, dass Du viel von Deinen Großeltern bekommen hast. Das bleibt Dir erhalten. mit besten Grüßen Hermann |
#5
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AW: Oma und Opa- ein Alptraum
Hallo Chris,
Deine Grosseltern haben deine Hand gehalten, als du klein warst, jetzt hälst du ihre Hand, wenn sie ihren letzten Weg antreten.... Von deiner Grossmutter hast du dich schon verabschiedet... dein Grossvater wird ihr irgendwann folgen... Es ist kein einfacher Weg für dich... doch du wirst es schaffen, so wie wir alles es schaffen.... irgndwie überlebt man die Tage... Vielleicht ein tröstender Gedanke, dass wenn deine Zeit mal gekommen bist, dass deine Grosseltern es sind, die dich in Empfang nehmen.... Bis dahin wünsche ich dir viel Kraft. Denke daran, deine Grosseltern durften alt werden und haben dich im Leben begleitet; Ich als Mutter durfte unseren Sohn 5 Jahre begleiten....
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Wenn du bei Nacht in den Himmel schaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache. (Antoine de Saint-Exupery) Euer Matthias 6.3.05 - 22.4.10 (3.4.10) Geliebt, vermisst und unvergessen. |
#6
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AW: Oma und Opa- ein Alptraum
Danke für eure Beiträge.
In der jetzigen Phase in der mein Opa sterben will, merke ich dass gerade alles zusammenbricht. Ich habe es verdrängt dass meine Oma weg ist, und jetzt vermisse ich sie gerade am meisten. Es kommt alles hoch. Es ist so unvorstellbar schrecklich. Opa geht es so schlecht und Oma ist nicht mehr da um mir zu helfen. Oma war immer da, wenn ich geweint habe hat sie auch geweint, sie wollte noch so lange leben und hat sich so an der Natur erfreut und wollte nur noch wieder gesund werden. Und dann wird sie so gequält und ausgezehrt. Und mein Opa will jetzt nicht mehr. Ich weiß nicht wie ich das überstehen soll. |
#7
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AW: Oma und Opa- ein Alptraum
Hallo du
Hast du noch andere Menschen mit denen du reden kannst und die für dich da sind? Ich denke das ist immer das Wichtigste wenn man innerhalb von kurzer Zeit zwei wichtige Menschen verliert dass man dann andere hat die einen Halt geben können. Mit deinen Eltern scheint es ja leider nicht so gut zu laufen wenn du schreibst dass du grossteils bei deinen Grosseltern aufgewachsen bist und diese eigentlich wie deine richtigen Eltern sind. Habt ihr noch Kontakt oder musst du das alles alleine stemmen? Wie sieht es mit Freunden oder Beziehung aus? Wenn du da nicht viele zu Reden hast, dann würde ich überlegen ob du dir nicht woanders Hilfe holen sollst dafür. Die Entscheidung von deinem Opa ins Hospitz zu gehen kannst du nur unterstützen, besonders alter Leute wollen sich dann auch nicht mehr länger quälen und noch weitere Therapien versuchen. Krebs ist leider fast schon im Alter vorprogammiert. Du kannst deinen Opa nur noch begleiten, wie du es schon bei deiner Oma gemacht hast. Aber such dir Hilfe wenn dir alles zuviel wird. |
#8
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AW: Oma und Opa- ein Alptraum
Heute morgen 8:15 Uhr war es soweit. Ihm ging es zu schlecht.
Innerhalb einer Woche ging es so Bergab. Oma und Opa sind wieder zusammen. Ich bleibe zurück. Aber irgendwann sind wir wieder zusammen. |
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