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#1
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Lieber Papa,
Sonntag habe ich Geburtstag.24.Der erste Geburtstag ohne dich. Ich weiß gar nicht, wie ich das schaffen soll. Es war immer so schön von dir in den Arm genommen zu werden..egal wie schlecht es dir ging, an unseren Geburtstagen hast du immer für uns gelächelt. Ich hoffe es gibt ein Leben nach dem Tod und du bist noch in irgendeiner Form bei mir, kannst auf mich herab lächeln und mir ein bisschen wärme schicken.Ich werde dich immer lieben.. |
#2
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Hallo petitejeff,
es tut mir unglaublich leid, was passiert ist und was du jetzt durchmachen musst. Ich verstehe sehr gut, wenn du sagst, dass unifreie Tage mittlerweile die schlimmsten sind. Wenn man Zeit hat, nachzudenken, kommt alles wieder hoch. Kann einen manchmal wie ein Schlag ins Gesicht treffen und einen einfach nur lähmen. Bei mir ist es dieses Semester auch schwierig... Muss mehr oder weniger selbstorganisiert meine BA schreiben und habe nur am Montag und Freitag je einen freiwilligen Kurs. Seit gestern stehe ich einfach nur neben mir... Ich hatte im September meinen 24. Geburtstag. Nach 5 gemeinsamen Jahren war es nun der erste nach Christophs Tod. Ich hatte solche Angst vor dem Tag und hätte ihn am liebsten einfach verdrängt, mich eingeschlossen und mein Handy ausgestellt. Aber es kam anders: Es war ok. Mach an diesem Tag nichts, was du nicht willst. Zwing dich zu nichts, nur weil es vielleicht Konvention ist. Ich war an dem Tag nachmittags mit meiner Schwester im Kino. Meine Eltern kamen erst am frühen Abend aus der Arbeit. Zum Abendessen kam meine beste Freundin aus der Schule bei uns vorbei. Das wars. Der Tag war ok. Ich wollte keine große Feier und es gab keine. Es war in Ordnung. Und ich werde es an Silvester wieder so machen. Keine aufgezwungene Feier oder sowas. Ich wünsche dir viel Kraft für deinen Geburtstag. Dein Papa ist bei dir. Noch etwas zu den 40 Tagen aus deinem Anfangs-Post: Christophs Tante glaubt daran, dass die Seele 40 Tage nach dem Tod aus dem Körper entweicht. Bei uns gab es auch am 40. Tag ein "Erlebnis": am 40. - oder war es der 41. - Tag nach Christophs Tod wurde der Grabstein wieder auf das Grab gesetzt - Christophs Seele konnte also noch hinaus fliegen. Eine schöne Vorstellung, die mich manchmal ein bisschen tröstet. Traurige Grüße Lunacat
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Now I can´t believe that it´s been five years Since we both stood here, looking out at this city With minds so bold and hearts so clear (First Aid Kit) Je mehr du gedacht hast, je mehr du getan hast, desto länger hast du gelebt. (Immanuel Kant) Christoph (1992-2015) - Ich vermisse dich Geändert von Lunacat_91 (12.11.2015 um 15:55 Uhr) |
#3
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Liebe Lunacat,
danke für deine Worte. Ich habe beschlossen am Sonntag einfach wegzufahren,nach Budapest. Bisher hat es mir immer Freude bereitet fremde Städte zu erkunden, mal sehen. Jedenfalls ist mir dieser Gedanke angenehmer als jedem Gratulanten zu erklären, dass ich nicht möchte das er vorbeikommt. Im russisch-orthodoxen Glauben wird auch angenommen, dass die Seele erst am 40. Tag "empor steigt". Den Geliebten dann nicht mehr ganz so nah zu spüren sei demnach gut.. mich tröstet das auch ein bisschen. |
#4
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Hallo petitejeff,
ich hoffe, dein Geburtstag verlief gut. So gut jedenfalls, wie er nach allem, was geschehen ist, verlaufen kann. Ich hoffe, du bist im Nachhinein zufrieden mit der Entscheidung, wegzufahren. Ich persönlich fand, dass das nach einer guten Idee klingt. Liebe Grüße Lunacat
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Now I can´t believe that it´s been five years Since we both stood here, looking out at this city With minds so bold and hearts so clear (First Aid Kit) Je mehr du gedacht hast, je mehr du getan hast, desto länger hast du gelebt. (Immanuel Kant) Christoph (1992-2015) - Ich vermisse dich |
#5
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Hallo liebe Petitejeff,
es tut mir sehr leid, dass du deinen Papa verloren hast. Ich kann dich sehr gut verstehen und möchte dir sagen, dass ich sehr wütend war als ich genau das selbe gehört habe - ich konnte mich darauf vorbereiten dass meine Mutter und auch mein Vater - sterben werden. Ich sehe das anders und denke, wenn wer gestorben ist, ist der Schmerz für jeden gleich - der Mensch fehlt und das tut weh. Aber einen geliebten Menschen leiden zu sehen, immer wieder hoffen dass er oder sie es vielleicht doch schafft - macht einen fertig ![]() Wenn dann wer noch so jung gehen muss - dann versteht man die Welt nicht mehr. Ich finde es überhaupt traurig, dass es Leute gibt die so etwas sagen. Eltern, Kinder - Menschen die man liebt, sehen zu müssen wie sie sich quälen, wie sie verfallen, den Schmerz, die Angst... usw., kostet soviel Kraft und zerreisst einem das Herz. Ich versuche meine Trauer zuzulassen - das heisst jedes Gefühl. Mal bin ich wütend, dann unendlich traurig, dann tu ich mir selbser leid, dann bin ich wieder verzweifelt. Je mehr Zeit vergeht, umso schlimmer war und ist es bei mir. Ich hatte aber auch schon mal einen Tag wo ich schmunzelte als ich an meinen Vater dachte und glaubte jetzt kann ich loslassen und trage die Erinnerungen in meinem Herzen. Ich habe erkannt, dass jeder auf seine Art und weise trauert. Jeder soll sich die Zeit dafür nehmen die er braucht - jeder hat seine Geschichte uns seinen Schmerz. Somit gibt es kein Rezept oder Anleitung. Ich wünsche mir nur dass es mehr Menschen gäbe, die nicht immer vergleichen oder mit Gewalt (auch wenn sie es gut meinen) helfen wollen. Lass deinen Gefühlen freien lauf und wenn du mal nicht stark bist, ist das auch ok. Klar würde dein Papa sagen, mein Kind ich möchte dass du glücklich bist, aber du hast auch das Recht zu trauern, zu weinen, verzweifelt zu sein und die Kraft zu verlieren. Irgendwann lernt man mit dem Schmerz umzugehen. Vielleicht kannst du mit deiner Mama gemeinsam trauern und vielleicht könnt ihr euch gegenseitig unterstützen. Ich schicke dir auf jeden Fall viel Energie für diese schwere Zeit und drück dich mal ganz fest. Herzliche Grüße Sonja ![]()
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Wunder gibt es immer wieder!!! Mama Non Hodgin (1991) 1943 - 2006 ![]() Papa Lungenkrebs (2007) 1950 - 2015 ![]() |
#6
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Danke für deine Worte, Sonya.
Die Menschen, die das sagen, wissen es einfach nicht besser. Sie versuchen spontan etwas "Positives" an der Tragödie zu entdecken und denken meistens nicht über ihre Worte nach. Denn im ersten Moment erscheint die Möglichkeit sich zu verabschieden tatsächlich tröstlich .. aber sie führt nunmal auch dazu, dass man seine Lieben so sehr leiden, nach und nach verfallen sieht.. Danke auch dir, Lunacat. Meinen Geburtstag habe ich ganz "gut" überstanden. Ich musste zwar sehr viel weinen, aber es war definitiv die richtige Entscheidung wegzufahren. Momentan geht es mir ganz okay. Ich denke zwar sehr oft an Papa, aber ich muss nicht mehr jedesmal weinen wenn er mir in den Sinn kommt. Manchmal wundere ich mich selbst darüber, wie ich es schaffe so .. "stark" zu bleiben, wenn ich erzähle dass mein Vater verstorben ist. Manchmal da schäme ich mich fast schon deshalb.. es sind immerhin erst 3 Monate vergangen. Albträume habe ich fast jede Nacht, aber ich wache kaum mehr weinend auf. Ich glaub ich hab mich inzwischen emotional einfach daran "gewöhnt". Nur an meinem Körper merke ich, dass ich noch ganz tief in der Trauerreaktion stecke |
#7
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Lieber Papa,
heute ist wieder einer dieser Tag an dem ich nicht aufhören kann zu weinen. Ich würde dich gerade so unfassbar gerne in die Arme nehmen.Noch einmal deine Wärme und Liebe spüren.. etwas, das mir nun bis ans ende meiner tage verwehrt bleiben wird. Die letzte Woche über ging es mir überraschend gut - ich hab mich auf die Prüfung und das Referat vorbereitet und hatte keine Zeit zum grübeln, musste kaum an dich denken. Doch jetzt, wo der ganze Stress von mir abgefallen ist, bricht wieder alles über mir zusammen. Ich fühle mich hier so allein.. habe zwar menschen die gemeinsam mit mir lachen und fortgehen,doch kaum jemanden mit dem ich über meinen Schmerz sprechen kann. Ich liebe dich so sehr.. |
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