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Wie geht ihr mit dieser Situation um?
Halli Hallo,
ich möchte eigentlich überhaupt nicht viel über mich sagen. Ich bin 16 Jahre alt und meine Mutter ist vor einigen Wochen aufgrund einer Lähmung in den Beinen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Diagnose: Brustkrebs mit vielen Metastasen im Rückenmark. Wie sich im späteren Verlauf herausstellte, hatte sie den Krebs schon seit 3 Jahren.. ist aber nie zum Arzt gegangen.. dachte, es wäre eine Nebenerscheinung der Wechseljahre. Auch meine Oma erkrankte im späten Alter an Krebs. Meine Mutter hat inzwischen einige Operationen hinter sich. Wir besuchen sie fast täglich. Sie liegt auf der Querschnittsgelähmten-Station des Krankenhauses. Es ist ein ewiges Warten verbunden mit viel Stress. Vor Kurzem wurde uns dann gesagt, dass sie nie wieder laufen werden kann. Das bedeutet: Sie hat nicht nur den Krebs, der bekämpft werden muss. Auch unser Haus muss behindertengerecht umgebaut werden. In ca. 4 Wochen soll sie wieder nach Hause kommen. Sie wird nun in ein anderes Krankenhaus wegen der Bestrahlung geliefert. Als Mensch stellt man sich viele Fragen. Wieso wir? Wie sieht es überhaupt aus, kann man so einen Krebs jetzt noch besiegen? Möchte sie das überhaupt? Welche Kosten kommen auf uns zu? Wie es bisher aussieht, liegen alleine die Kosten des Badumbaus bei mindestens 10.000€. Vier Wochen.. wie soll das funktionieren? Ich gehe nebenbei auf ein Gymnasium in die Oberstufe. Unser Vater lebt nicht bei uns. Aktuell lebe ich mit meinem Bruder und meinem Opa alleine, welcher die Situation eher schlimmer macht als zu helfen. Obwohl er sich die größte Mühe gibt. Meine Frage ist nun an euch, wie ihr mit so einer Situation umgeht? Zu sehen, wie alle Angehörigen, meine Mutter selbst und auch ich selbst langsam an dieser Situation zerbreche, fällt mir schwer. Was wird die Zukunft bringen? Wie lange hat sie überhaupt noch? All diese Fragen, die man sich stellt, die aber niemand beantworten kann. Da in der Schule und im normalen Alltag noch ruhig zu bleiben und sich nicht entmutigen zu lasse, ist unfassbar schwer. Was tut man in einer Situation wie dieser? Helfen Psychotherapeuten? Stresstherapien? Mir selbst fällt es auch schwer, immer auf meinen Bruder angewiesen zu sein, da er aktuell der einzige mit Führerschein ist und selbst in der Abiturphase steckt. Man hört von all diesen schlimmen Schicksalsschläge nur.. aber selbst davon betroffen zu sein..bzw ein Angehöriger dessen zu sein.. daran denkt man nicht. Ich würde nun gerne Erfahrungen oder Tipps bekommen, wie man in so einer Situation am besten damit umgeht. Der einzige Vorteil, der das ganze bietet, ist, dass ich jetzt endlich weiß, wie man Wäsche wäscht. Hätte zwar nicht gedacht, dass ich so früh schon zu einer Hausfrau werde und nun die Rolle der Schülerin, Freundin, Familienangehörigen und Mutter übernehmen muss, aber besser so als wenn es zu spät ist. |
#2
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AW: Wie geht ihr mit dieser Situation um?
Liebe Maja 199,
herzlich willkommen im Forum, auch wenn du aus einen traurigen Anlaß hierher gekommen bist. Wir sind eine inzwischen sehr große Gruppe aus betroffenen, Angehörigen und auch Hinterbliebenen, die sich gegenseitig in vielfältiger Form unterstützen. Es tut mir sehr leid, dass deine Mutti vom Krebs betroffen ist. Die Erkrankung mit allen ihren Folgen bedeutet einen riesigen Schock für euch, niemand wird auf eine solche Situation vorbereitet. Leider kommt es immer einmal vor, dass Patientinnen erst mit einem fortgeschrittenen Brustkrebs in die Behandlung kommen, manchmal sind die Beschwerden,welche Metastasen verursachen der Grund,einen Arzt aufzusuchen. Zitat:
Zitat:
Im Krankenhaus,wo Deine Mutti behandelt wird, gibt es sicherlich einen Sozialdienst, diese Mitarbeiter unterstützen euch bei den Anträgen z.b.auf Leistungen der Pflegeversicherung.Bitte laßt euch dort einen Termin geben und fragt, welche Unterstützung möglich ist. Die Pflegekasse übernimmt zum Teil (da ist eine Obergrenze pro Maßnahme festgelegt, ca.2500 Euro) die Kosten für erforderliche Umbauten in der Wohnung. Es gibt die Möglichkeiten der psychologischen Unterstützung auch für Angehörige, im Krankenhaus kann man sich hierzu beraten lassen. Fakt ist allerdings auch, die schwierige Situation, wie sie bei euch entstanden ist, kann man nur mit gemeinsamen Kräften bewältigen. Ich kann nachvollziehen, dass dein Opa so voller Angst ist, er macht sich Gedanken, wie es mit der Familie nun weitergeht.Sicherlich hat er auch die Krebserkrankung der Oma noch vor Augen. Bitte sprecht mit dem Beratungslehrer eurer Schule. Ich hoffe, dass ich dir mit meinen wenigen Zeilen ein Stück weiterhelfen konnte, außerdem möchte ich dir ein großes Kraftpaket auf die Reise schicken. Liebe Grüße, Elisabethh. Geändert von Elisabethh.1900 (06.12.2015 um 23:47 Uhr) Grund: Ergänzung vorgenommen |
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AW: Wie geht ihr mit dieser Situation um?
Liebe Maja 199,
auch ich möchte Dich willkommen heißen. Zitat:
Ansonsten schließe ich mich Elisabeth an, bitte wende Dich an den Sozialdienst der Klinik und sucht Euch auch psychologische Unterstützung. Alles Gute für Deine Mutti und Euch Liebe Grüße Juliana |
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AW: Wie geht ihr mit dieser Situation um?
Liebe Maja,
ich kann den Worten von Elisabethh nur beipflichten. Sehr wichtig ist ein Zusammenhalt, gute Freunde für den Austausch und die einem auch tatkräftig unterstützen. Hilfe erbeten und annehmen, und jegliche Unterstützungen in Form von Beratung annehmen. Man muss zwar oft selbst aktiv werden und im KH das ansprechen, aber dann bekommt man meist Hilfestellung. Der Austausch hier hilft auch nochmal ein Stückchen weiter. Auch ich schick dir und deinen Lieben ganz viel Kraft! vlg Luna
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Mein Schatz, gestorben am 22.08.2015 an GI Blutung - Magenkrebs |
#5
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AW: Wie geht ihr mit dieser Situation um?
Liebe Maja,
der Grund weshalb du hier bist ist natürlich überhaupt nicht schön, schon gar nicht in deinem Alter. Ich bin 25 Jahre alt und für mich war es schon furchtbar grauenvoll, als bei meinem Vater Ende Juli der Krebs diagnostiziert wurde. Nun ist er ihn los - seit 2 Wochen. Viele Ärzte hätten ihn abgeschrieben. Wichtig ist wie Elisabeth schon schrieb, dass sie ihn einer Spezialklinik für genau diesen Krebs behandelt wird - es nützt ja niemandem etwas "wenn der Arzt den Patienten behandelt und mit der Betriebsanleitung daneben sitzt, weil er so einen Fall noch nie hatte." Das hatte unser Strahlentherapeut hier vor Ort gesagt und uns 60km weiter geschickt. Wegen den Kosten stimme ich zu, mit den Sozialarbeitern sprechen. Was dich selbst angeht - suche dir psychotherapeutische Hilfe und informiere die Beratungslehrer oder Sozialarbeiter deiner Schule. Das ist nichts schlimmes, es kann dir nur helfen. Ich selbst arbeite im Kinderheim mit traumatisierten Jugendlichen - niemand kann solch eine Erkrankung, einen Einschnitt in das gesamte Leben so einfach wegstecken. Vielleicht gäbe es auch die Möglichkeit einer Haushaltshilfe? Wenn du Fragen hast, frag einfach lg, Susi |
#6
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AW: Wie geht ihr mit dieser Situation um?
Liebe Maja,
ich kann Deine Fragen verstehen. Einige Fragen wurden Dir ja schon beantwortet. Andere Fragen kann man nicht beantworten. Ich frage mich oft, warum ist das alles passiert, warum ich/wir/meine Mam. Ich bekomme dafür keine Antworten bzw. finde keine Antworten. Eines habe ich aber festgestellt im letzten Jahr. Ich versuche alle schönen Momente in vollem Umfang zu genießen. Ich versuche auf meinen Körper zu hören und ihm die Pausen zu geben, die er braucht, damit ich wieder neue Kraft tanken kann. Die Gedanken im Kopf strengen mich sehr an und da ist es wichtig Kraft zu tanken. Ich wünsche Dir viel Kraft. LG Dirk |
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