Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 03.01.2016, 22:23
hermannJohann hermannJohann ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 26.11.2013
Beiträge: 203
Standard AW: Aggressionen bei Hinterbliebenem

Hallo an Alle,
ich kenne das. Als Trauernder kann man zeitweise unerträglich werden. Dann ist es gut, wenn Angehörige und Freunde einem später verzeihen können. Das heißt aber nicht, dass sie alles akzeptieren sollen. #Ein Streit muss ja auch nicht das Ende eine Beziehung sen.
mit besten Grüßen
Hermann
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 04.01.2016, 06:50
coralle coralle ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.04.2014
Beiträge: 48
Standard AW: Aggressionen bei Hinterbliebenem

liebe hopeful,

das alles ist nur allzu verständlich und habe ich damit nicht gemeint, aber es gibt auch Verhaltensweisen, die weit darüber hinausgehen und man nicht über sich ergehen lassen muss und sollte, jedenfalls war es bei mir so. Ich habe für meine Mutter alles gemacht und war jederzeit für sie da, aber ihre narzisstische Persönlichkeit, die vorher mein Vater abbekommen hat, hab ich auf Dauer nicht ertragen können.

Das ist nur meine persönliche Geschichte und ich hoffe, dass ich hier mit meiner Offenheit niemanden zu nahe getreten bin, scusi.

glg coralle
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 04.01.2016, 07:13
Fensterplatz Fensterplatz ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 22.06.2015
Beiträge: 9
Standard AW: Aggressionen bei Hinterbliebenem

Hallo nochmal,

Ich finde den Austausch hier sehr hilfreich, auch die andere Seite zu hören. Danke für eure Beiträge. Ich glaube, es ist viel wichtiges gesagt worden, nämlich dass Wut in der Trauer einen Platz haben sollte, dass sie normal ist und dass der so Trauerende darauf angewiesen ist, dass ihm verziehen wird. Das finde ich absolut in Ordnung und will es auch versuchen. Auf der anderen Seiten hat auch ein trauernder Mensch nicht das Recht, gewisse Grenzen langfristig zu überschreiten, besonders wenn es um sehr verletzende Dinge geht oder gar gegen Kinder. Hier muss man sich abgrenzen. Was ich damit sagen will, Wut ist verständlich, Aggressionen auch, aber wenn diese in Verhaltensweisen kippen, die Angehörige - auch wenn diese viel Verständnis haben und viel aushalten (wohlgemerkt ZUSÄTZLICH zur eigenen Trauer- langfristig verletzen, dann ist die Grenze überschritten. Dann glaube ich, ist das einzige was man tun kann, dem Trauernden ehrlich zu sagen, dass man nicht mehr kann, dann muss man für sich selbst auch sorgen. Ich hoffe, mein Vater (der ja auch schon ähnlich wie bei Coralle vorher so war, nur dass meine Mama alles abgefedert hat) nimmt die Hilfen an, die ich ihn rausgesucht habe (Trauergruppe, Hausarzt). Denn ich muss mich jetzt erstmal zurückziehen. So weh es mir momentan tut.
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 04.01.2016, 15:47
coralle coralle ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.04.2014
Beiträge: 48
Standard AW: Aggressionen bei Hinterbliebenem

liebe Fensterlatz, das hast du wunderbar zusammengefasst!

Meine Therapeutin hat mich mal gefragt, was für mich auf Dauer schwerer auszuhalten wäre:

a) das "destruktive Verhalten" meiner Mutter, oder
b) sich die n ö t i g e Distanz zu verschaffen

und zum Thema Distanz meinte sie in anderes mal:

ich müsse für mich einen Punkt finden, wieviel Nähe ich zulassen kann und will und wieviel Distanz ich brauche, damit es mich am wenigsten schmerzt.

glg coralle
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 04.01.2016, 17:17
hermannJohann hermannJohann ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 26.11.2013
Beiträge: 203
Standard AW: Aggressionen bei Hinterbliebenem

Hallo an Alle,
Ich denke trauern ist ein ganz persönlicher Prozess. Ich habe um meinen Vater stärker und anders getrauert als um meine Mutter. Die Trauer um meine Frau war besonders stark. Das hängt auch mit den vorherigen Beziehungen zusammen. Die Beziehung zu meinen Eltern war geprägt von positiven und negativen Erlebnissen, von Schuld und Verdienst. Das kann man nicht einfach vergessen, wenn ein Elternteil stirbt und der andere trauert. Auch der trauernde Elternteil ist kein völlig anderer Mensch als vorher. Er ist nur in einer Extremsituation. Vor diesem Hintergrund wird mir klar, warum ich um den Vater anders getrauert habe als um die Mutter. Außerdem ist man als Ehepartner in einer anderen Situation. Das Kind hat noch Aufträge, zum Beispiel die eigenen Kinder bzw. die Enkelkinder gut zu erziehen. Bei aller Trauer sollen sie diese Aufträge nicht vergessen. Der Ehepartner hat das meistens nicht mehr. Was ist dann der Sinn seines Lebens? Was man versäumt hat, kann man nicht mehr tun. Was man erreicht hat, ist schon vollbracht.
„Wer jetzt kein Haus hat, baut
sich keines mehr“ ( Rainer Maria Rilke)
Liebe Grüße
Hermann

Geändert von hermannJohann (04.01.2016 um 17:31 Uhr) Grund: Korrekturen
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 05.01.2016, 14:10
Fensterplatz Fensterplatz ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 22.06.2015
Beiträge: 9
Standard AW: Aggressionen bei Hinterbliebenem

Liebe Hermann,

Das hast du sehr treffend beschrieben, diese unterschiedlichen Rollen, in denen man trauert, ob als Kind oder Ehepartner. Du hast recht, ich habe noch meinen Sinn im Leben, habe Familie, Kinder, denen ich gerecht werden darf (ich schreibe bewusst nicht muss, denn dies ist in der Tat ein "Privileg", das mein Vater nicht hat). Er muss sich mühsam sein Leben umorganisieren, einen anderen Sinn schaffen, um wieder ins Leben zu finden. Und genau das ist auch der Punkt glaube ich, der mich umtreibt. Ein Teil von mir fühlt sich schuldig, dass ich es im Vergleich dazu "einfach" habe. Ich denke, ich muss eine Balance finden, ich muss mit gerecht werden und muss ihm gegenüber aber milde sein, ihm mehr verzeihen, als ich es vielleicht früher getan hätte. Übrigens hatte ich inzwischen ein sehr konstruktives Gespräch mit ihm diesbezüglich und es lief sehr gut. Nicht zuletzt auch wegen des Austausches hier und allen damit verbundenen Sichtweisen. Ich warte nun einfach, was die Zeit bringt. Und wünsche euch allen weiterhin viel Kraft, Geduld und Liebe zu euch selbst und den Menschen um euch herum und denen im Herzen.

Liebe Grüße
Fensterplatz
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 05.01.2016, 16:42
hermannJohann hermannJohann ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 26.11.2013
Beiträge: 203
Standard AW: Aggressionen bei Hinterbliebenem

Liebe Fensterplatz,
als Witwer darf man auch nicht zuviel erwarten. Die Familie meiner Frau hat mich schon unterstützt. Aber mehr wäre nicht richtig. Die Tochter meiner Frau (aus ihrer ersten Ehe) und der Schwiegersohn sollen für ihre Kinder und sich selbst sorgen. Ich kann vielleicht ein bisschen die Enkelinnen unterstützen ( wie meine Frau das gewünscht hat) Die Familienmitglieder sollen aber nicht für mich sorgen. Meine Frau sagte kurz vor ihren Tod, dass ich es schwerer haben werde. Das war wohl so, aber das konnte mir niemand abnehmen. Kinder müssen sich auch nicht schuldig fühlen, wenn sie das nicht können. Sie sollten aber wissen, dass man dafür Zeit braucht. In unserer Gesellschaft können viele Menschen (damit meine ich natürlich nicht Dich) Trauer nicht aushalten und erwarten, dass der Trauernde schnell wieder "normal" ist. Als Trauernde spürt man diese soziale Erwartung, aber es geht nicht schneller.
Liebe Grüße
Hermann

Geändert von hermannJohann (05.01.2016 um 16:52 Uhr)
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen

Stichworte
aggression, trauer


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 09:19 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55