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Alt 18.02.2017, 00:01
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Beiträge: 59
Standard AW: Trauerbegleitung oä

Liebes Buntes Schaf!

Wenn man in seinem Schmerz gefangen ist, ist es ganz normal, dass man Wege plötzlich fünfmal geht oder dann irgendwo steht, wo man denkt: Was wolltest Du jetzt hier überhaupt? Auch dass man das Gefühl hat, es wird jeden Tag schlimmer ist normal. Das wird es auch, weil man erst nach und nach anfängt zu realisieren, dass man alleine weitermachen muss. Aber genau das möchte man ja nicht. Genau da kommen die Gedanken, dass man lieber auch gar nicht mehr da sein möchte. An diesem Punkt etwas zu finden, was einem trotz der Trauer noch so viel Freude bereiten kann, diese Gedanken beiseite zu schieben, ist schwer.

In solchen Momenten sind Freundinnen unbezahlbar, denen es selber schon einmal richtig schlecht ging, denn sie verstehen einen am Besten. Wenn ich das Gefühl habe, das Alleinsein nicht mehr zu ertragen, mache ich Musik an und singe mit. Ja, es darf auch traurige Musik sein und weinen darf man auch ganz viel und ganz oft. Selbst wenn man das Gefühl hat, dass es nichts hilft, so bringt es doch was.

Ich habe fast zwei Monate das Haus nicht verlassen (außer zur Arbeit, wo ich auch sehr oft in Tränen ausgebrochen bin). Ich konnte niemanden um mich herum ertragen und musste alleine sein. Jetzt ist es genau umgekehrt - ich ertrage es kaum, allein zu sein und versuche Leute um mich herum zu haben. Ich könnte mir vorstellen, dass auch Du diese Phase irgendwann erreichen wirst.

Auch wenn es Dir schwer fällt, nutze jeden Sonnenstrahl aus, um aufzutanken. Gerade jetzt ist das wichtig. Die Sonne kannst Du auch tanken, wenn Du einen großen Bogen um die Hollywood-Schaukel machst. Und apathisch vor Dich hin heulen kannst Du auch in der Sonne. Das ist jetzt nicht böse gemeint. Dein Zustand wird noch eine Weile so anhalten und es geht nur in kleinen Schritten vorwärts. Da machen wir uns wohl alles nichts vor.

Deine Trauerarbeit hat schon lange begonnen - auch wenn Du der Meinung bist, es tut sich nichts. Du bist hier bei uns. Bei Menschen, die nachvollziehen können wie es Dir geht. Auch das ist schon eine Trauergruppe, die bei der Verarbeitung hilft. Probiere auch einfach mal das Trauercafé vom Hospiz aus. Und wenn Du in Tränen ausbrichst - wen sollte das stören? Sie sind alle aus dem gleichen Grund da wie Du - und auch sie haben irgendwann einmal ihren ersten Besuch dort gehabt.

Und nein, das Liebste in Deinem Leben stirbt ganz sicher nicht noch einmal, wenn Du versuchst, den Schmerz zu verdrängen. Vergiss bitte niemals, dass Du nicht versuchst, den Gedanken an Deinen Mann zu verdrängen, sondern nur den Schmerz über seinen Verlust. Das ist ein riesengroßer Unterschied. Dein Mann ist bei allem was Du tust doch sowieso bei Dir und das ist auch gut so. Fühl Dich ganz herzlich gedrückt.
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