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  #1  
Alt 11.03.2017, 09:41
p53 p53 ist offline
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Standard AW: Umgang mit aggressiven Verhalten

Ich wollte auch das gleiche wie Safra fragen - Hirnmetas, dann wäre es wahrscheinlich nicht willentlich steuerbar und vielleicht nicht einmal bewusst und reflektierbar.

Oder ist die Aggressivität einfach eine Art des Umganges mit der Situation?

Die Einkauferei würde ich nicht mitmachen, schon gar nicht unter dem Ziel "damit sie mal rauskommt".
Zumal Einkaufen nun wirklich nicht die entspannenste Beschäftigung draußen ist, sogar ich werde dort regelmäßig mal aggro, allerdings meist nur innerlich (aber nicht nur )
Da gibts doch auch wirklich schönere Möglichkeiten für beide Seiten, bei denen man dann auch wirklich entspannen und die Natur genießen kann.

Chari, danke für deinen positiven Bericht, ich denke aber, dafür muss auch die Chemie zwischen Therapeuten und Betroffenen unbedingt stimmen. Und die Bereitschaft zur Konsultation eines Psychologen da sein, sonst geht das voll ins Leere und ich würde an meinem Lebensende nichts mehr anderen zuliebe machen, sondern nur noch das, was mir selbst gut tut. Was aber wiederum nicht heißt, dass dies völlig rücksichtslos gehalten werden kann, wie besagte permanente Aggressionsauslebung (an Angehörigen).
Als Kind, das massiv und ständig Aggroverhalten von Eltern abbekam (nur verbal), kann ich sagen, dass so etwas nicht nur nicht schön ist, sondern auch massive bleibende Schäden hinterlässt und das ist sicher bei Erwachsenen nicht viel anders. Dauernd Aggressionen aushalten zu müssen, das ist kein Pippifax, den man mal eben abhaken kann.

Meine Frage an dich, ElBeutel, die musst du aber nicht beantworten, nur wenn du möchtest: neigte sie eigentlich auch schon vor ihrer Erkrankung zu solch Verhaltensweisen, also fehlender Impulskontrolle? Aggression als quasi coping strategy?


Nachtrag:
Fallls ihr einen deal vereinbart, einkaufen ja, wenn sie sich unter Kontrolle hat und zwar zuverlässig: Dann müssen aber auch bei Nichteinhaltung (die beim deal vereinbarten) Konsequenzen folgen, sonst macht ihr euch bei ihr unglaubwürdig und regt euch alle noch mehr auf.

Geändert von p53 (11.03.2017 um 09:45 Uhr)
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  #2  
Alt 11.03.2017, 10:46
Melancholiker_76 Melancholiker_76 ist offline
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Standard AW: Umgang mit aggressiven Verhalten

Zitat:
Zitat von p53 Beitrag anzeigen
... dann wäre es wahrscheinlich nicht willentlich steuerbar und vielleicht nicht einmal bewusst und reflektierbar.
Richtig, das war auch mein erster Gedanke und sollte erst mal "geklärt" werden. Dazu kann ein aggressives Verhalten auch auf die Medikation zurückzuführen sein. Ich weiß nicht, was sie nimmt, habe den Thread nicht komplett gelesen.

Es kann natürlich auch sein, dass sie zu gesunden Zeiten auch schon "schwierig" war, aber das ist nur eine Vermutung. Es kann nämlich auch gut sein, dass Wesenszüge durch die Krankheit verstärkt werden oder sich tatsächlich grundlegende Wesensveränderungen einstellen.
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  #3  
Alt 11.03.2017, 11:40
ElBeutel ElBeutel ist offline
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Standard AW: Umgang mit aggressiven Verhalten

Ich selber hatte schon mit einer psychologischen Beratung gesprochen und werde da wohl auch nochmal hingehen. Mein Hausarzt hat mir das auch schon nahegelgt.
Wenn meine Mutter das nicht möchte, akzeptiere ich das auch vollkommen. Ich würde es auch akzeptiert, wenn sie die Behandlungen nicht über sich ergehen lassen wollen würde und diese schon vor 3 Jahren nicht hätte mitgemacht. Zwar wär sie dann jetzt nicht mehr aber es ist IHRE Entscheidung. Ob ich das für mich dann gut finde oder nicht, dass muss ich dann mit mir ausmachen und das auch ohne sie damit zusätzlich zu belasten. Alle Entscheidungen was sie machen möchte und was nicht fällt sie.
Einkaufen hätte ich vielleicht auch noch genauer definieren sollen. Ich gehe mit ihr nicht nur in den Supermarkt, sondern auch auf den Wochenmarkt einfach zum rumschländern, bei einem Bäcker Kaffee trinken, ab und zu in die Stadt, da was essen usw. Sowas machen wir schon seit 15 Jahren und es ist für sie, was hierfalsch ja auch meinte, ein Stück Normalität.
Um hier nochmal Beispiele zu geben: wenn jemand an der Kasse sein Kleingeld zählt und es 10 Sekunden länger dauert, an der Wursttheke etwas nachfragt, jemand in einem Lokal fragt, wo die WC´s sind all dies wird von ihr negativ kommentiert. Warum dauert das so lange? Was gibts da nachzufragen es ist nur Schinken, die WC´s sind doch da ist die blind. So ziemlich jedes Verhalten anderer ist falsch. Früher hätte sie gesagt, "dann dauerts halt etwas länger", oder "lass die Dame doch ihr Geld zählen, sie sieht halt schlecht". Wobei es nicht nur bei Fremden so ist, sondern auch unter uns in der Familie. Vieles wird einfach negativ Kommentiert. Ich suche jetzt einen Weg für MICH damit umzugehen. Ich könnte es nicht ertragen sie auf Abstand zu halten. Ich glaube ich werde einfach mal versuchen, dass wenn ich merke das sie unleidlich wird, sie schnellstmöglich positiv abzulenken. Also wenn sie anfängt mit "warum macht der das jetzt so und nicht so" ich dann einfach sage "ja keine Ahnung, ach ich war gestern übrigens mit dem Auto in der Waschanlage" oder iwie sowas. Einfach, damit sie dann ein neues Thema hat.

An P53
Klar beantworte ich das Sie war zwar früher schon etwas aufbrausend und hatte manchmal ne kurze Zündschnur, allerdings absolut im Rahmen. Sie war immer freundlich zu anderen, hat Späße gemacht und hatte ein Lachen im Gesicht.

Die Metas im Gehirn sind "stark verkleinert bis weg". So die Aussage von vor 4 Wochen. Im Gehirn ist es ja unteranderem desshalb kritisch, weil Tumore Platz fordern, wo keiner mehr ist. Sie hatte auch eine ganz böse Verhaltensänderung, allerdings so, dass sie Gesprächen nicht mehr folgen konnte und einfach nichts mehr verstanden hat. Also auf der Logikebene und nicht akustisch. Das ist zum Glück nicht mehr so. Aber hier liegt auch ein Thema, dass mir immer schwer in Erinnerung bleiben wird. Und ihr wird es ja nochmal schlechter damit gehen.
Medis nimmt sie nur Kortison und indischen Weihrauch.
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  #4  
Alt 11.03.2017, 12:40
ulrikes ulrikes ist offline
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Standard AW: Umgang mit aggressiven Verhalten

Hallo,
Ich habe gerade selbst erlebt, wie Cortison psychische Probleme auslösen kann. Bei mir waren es extreme Panikattacken mit Anschrei-Aktionen. Extrem peinlich, aber von vielen anderen nicht richtig wahrgenommen worden. Erst als mein Mann und mein langjähriger Hausarzt massiv Druck gemacht haben, kam von den Klinikärzten sehr dezent "das kann evtl sein ". Nach langsamen Absetzen des Cortison ist der Spuk so langsam vorbei.
Von mir daher die Frage: Wie empfindet deine Mutter ihr Verhalten? Merkt sie, dass es sozial nicht korrekt ist? Schämt sie sich evtl dafür? Oder findet sie es in Ordnung in dieser Weise Druck abzulassen? Denn psychischer Druck besteht in einer solchen Situation.
Ich wünsche Euch alles Gute
Ulrike
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  #5  
Alt 11.03.2017, 18:22
Heidrun1961 Heidrun1961 ist offline
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Standard AW: Umgang mit aggressiven Verhalten

Hallo Ulrike,

das ist ja interessant, was du über Cortison schreibst! Ich selbst komme aus der Nierenkrebsecke. Nehme seit August Cortison wegen der Schulter. Kann mi h nicht operieren lassen, weil ich sonst das Krebsmedikament absetzten muss. Habe mit 16 mg angefangen, dann halbiert und geviertelt, sodass ich jetzt bei 4 mg bin. Ich bin weitestgehend schmerzfrei, aber ich habe so komische Zustände. Bin zittrig und manchmal ängstlich, was sonst nicht meine Art ist. Muss ich direkt meine Hausärztin fragen, ob das was mit dem Cortison zu tun hat.

LG
Heidrun
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  #6  
Alt 14.03.2017, 04:14
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Umgang mit aggressiven Verhalten

Lieber ElBeutel,

Zitat:
Es ist halt schwer, da sie es ja ansich weiß, aber halt nicht ändert zw. ändern kann.
Vielleicht kommen wir ja einer Lösung Deines/Eures Dilemmas etwas näher, wenn wir zunächst (aus meiner Sicht) etwas klarstellen:
Im Prinzip ist halt nun mal ein (direkt) von einem Krebs Betroffener in einer völlig anderen Situation als die (indirekt) betroffenen Angehörigen.

Während er nämlich im Einzelfall höchstwahrscheinlich sterben wird, werden seine Angehörigen höchstwahrscheinlich weiterhin leben können.
Was ja zweifellos ein ganz gewaltiger qualitativer Unterschied der jeweiligen Situation(en) ist.

Hinzu kommt bei einem (direkt) Betroffenen ggf. auch noch eine ganz massive Zufuhr von Chemikalien, die zwar einerseits "segensreich" sind, aber andererseits auch "Nebenwirkungen" haben können.
Damit meine ich nicht individuell unterschiedliche körperliche sondern viel mehr solche, die mentale Veränderungen bewirken können.
Auch ohne, daß sich ein Betroffener dessen (in aktuellen Fällen) überhaupt bewußt ist.

Tendenziell teile ich die Sichtweise von hierfalsch zu nahezu 100%:
Zitat:
Also ich finde nicht, dass es Deine Aufgabe ist ALLES milde lächelnd zu ertragen (darüber kann man reden, wenn sie nur noch 3 Wochen zu leben hat). In der Zwischenzeit hast Du aus meiner Sicht auch das Recht Grenzen zu setzen. "Sorry, Mama aber wenn Du solche Ausdrücke verwendest, kann ich nicht mehr mit Dir einkaufen gehen. Entweder Du bemühst Dich um einen etwas gemäßigteren Tonfall oder Du gehst allein."
Aber nur mit der Einschränkung, daß sie nur unter vernünftigen Menschen vernünftig ist.
Versteh mich hier bitte nicht falsch:
Damit will ich keineswegs sagen, daß Deine Mutter "geisteskrank" oder so etwas sei.
Sondern nur, daß sie ihren emotionalen - evtl. auch durch ihre Situation gesteigerten - sowie chemischen Einflüssen in ihrem Handeln unterworfen ist.

Ich denke, es geht hier weniger um das "Recht der Vernünftigen" sondern viel mehr darum, daß höchstwahrscheinlich weiterhin Lebende ihre größtmögliche Toleranz bzw. Nachsicht tatsächlich auch ausüben.

Ferner denke ich, daß Ihr alle das (am besten in "Vier-Augen-Gesprächen") mit Deiner Mutter ganz offen in diesem Sinn besprechen solltet.

Dabei geht es nicht um irgendwelche "Rechte" oder "Druckmittel", diese auch durchsetzen zu wollen.
Sondern viel mehr darum, weiterhin in einem einer Familie angemessenen Rahmen miteinander umgehen zu können.

Daß dabei jeder Konzessionen machen muß, ist völlig klar.
"Handelt" die also mit aller Nachsicht - wie einen innerfamiliären Vertrag - aus.
Und wenn sich Deine Mutter danach nicht daran hält, dann laß(t) sie "auflaufen".

Immer und gnadenlos, weil sie sich an Vereinbartes zu halten hat.
Nämlich das ihrer Situation entsprechend Ausgehandelte.
Der Rest der Welt samt "üblicher" Sichtweisen braucht Dich/Eure Familie dabei nicht zu interessieren.
Denn es geht nur darum, Deine Mutter auf ihrem schweren Weg bestmöglich unterstützen zu können.
Dazu muß aber auch sie etwas leisten wollen.
Und nur das ist ihr aus meiner Sicht klarzumachen.


Liebe Grüße
lotol
__________________
Krieger haben Narben.
---
1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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  #7  
Alt 14.03.2017, 18:31
tatus tatus ist offline
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Beiträge: 94
Standard AW: Umgang mit aggressiven Verhalten

Mein Mann hatte auch eine Hirnmetastase und hat nach der OP ähnlich reagiert, war sehr agressiv mir gegenüber, hat auch beim Einkaufen nur rumgelästert, so daß es mir peinlich war. Gespräche mit Psychologen wollte er nicht, die labern ja nur sagte er. Nach der Bestrahlung wurde es auch nicht besser, immer wieder hat er auch mich beschimpft, es hat mich sehr getroffen und ich bin dann immer in mein Zimmer und mußte heftig weinen. Jetzt in der Kurzzeitpflege ist er ruhiger geworden, obwohl es immer mal wieder durchkommt. Es ist echt nicht einfach, doch langam lerne ich damit zu leben und werde härter, habe mit Krankenschwestern und Ärzten gesprochen und alle sagen, ich soll mir das nicht reinziehen, sonst werde ich krank. Einfacher gesagt als getan. Ich wünsche dir die Kraft, damit umzugehen.
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