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#1
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AW: ich hier und Mama nicht mehr da
Juni. Wir nähern uns dem Sommer. Den Frühling habe ich sehnsüchtig erwartet. Rituale gefunden, mit Dir gesprochen und geschrieben. Ich war auf Heimat-Reise. Deiner alten Heimat und die der gesamten Familie. Das war für mich so berührend.
Ich habe viel geweint und die letzten Tage Rinnen mir ständig die Tränen aus den Augen. Ich mache das mit mir aus. Es kann mich niemand verstehen. Trauer ist individuell. Ich vermisse Dich unendlich. Plötzlich haut mich die Trauer um. Es gibt Tage, ja, da geht es ganz gut. Und plötzlich bin ich aufgeschwemmt. In der Trauer gefangen. Ich habe Angst und Sinnlosigkeit schwappt auf mich ein. Der Tod und Schmerzen - sie sind sinnlos. Es sind so viele Faktoren, die mich ängstlich machen. Aber es geht schon irgendwie. Ein paar Beziehungen in der Familie sind anders/enger geworden. Das tut gut. Irgendwo kommt immer ein Lichtlein her, aber nichts, rein gar nichts macht Dich lebendig. Auch mit Ende 30 brauche ich meine Eltern! Wie geht es euch anderen? N |
#2
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AW: ich hier und Mama nicht mehr da
Liebe N.
Genauso ist es. Manchmal geht's besser, manchmal schlechter. Manchmal ganz schlecht. Das Leben geht so unbarmherzig einfach weiter. Und doch kann man auf dieser Welle einfach mitschwingen und wieder sind ein, zwei Tage vorbei. Ich für meinen Teil will das nicht immer. Ich will mich erinnern. Habe Angst davor, irgendwann ihr Bild nicht mehr vor Auge zu haben oder ihre Stimme zu vergessen. Man ist erst wirklich tot, wenn man vergessen wird. |
#3
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AW: ich hier und Mama nicht mehr da
Ja, liebe Clea,
so kann ich das unterstreichen. Ich hoffe, Du schlägst dich wacker und hast auch schöne Momente! Ich möchte mich auch erinnern und nie vergessen. Ich habe das Handy meiner Mama gefunden (das sie schon 2-3 Jahre nicht mehr benutzte) und traue es mich immernoch nicht, in Gang zu bringen! Ich habe alte Briefe an meinen Papa gefunden. Da war meien Mama Mitte 20. In jeder Zeile entdecke ich meien (noch junge) Mama und muss schmunzeln und weinen, vor Sehnsucht. Denn ja, so war sie auch. humorvoll, witzig und frech. Ich vermisse Dich!!! Jetzt muss ich aber weitermachen, bevor ich wieder im Wasser stehe. Gefühlt läuft gerade gar nix bei mir. Schaffe es aber auch nicht aus dem Quark und wieder ins voll normale Leben. Mein Leben ist seitdem anders. N |
#4
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AW: ich hier und Mama nicht mehr da
Liebe N.,
ich bin dir ja fast ein Jahr voraus, daher kann ich dir sagen, es wird leichter. Nicht besser, aber irgendwie... anders. Es gehört irgendwie zu mir mittlerweile. Ich denke oft, das hätte ihr gefallen oder das hätte sie auch gern gegessen oder so. Es gibt so viele kleine Erinnerungen. Und ich habe gelernt, sie zuzulassen und nicht gleich loszuheulen. Da bereichert tatsächlich die Erinnerung selbst, denn ich kann mich wieder darüber freuen. Ich mache Dinge quasi im Gedenken an sie. Ich hoffe, du kommst da auch hin. |
#5
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AW: ich hier und Mama nicht mehr da
Hallo Clea,
ich habe noch gar nicht geantwortet ... ja, die Tage der Unbeschwertheit werden länger. Doch dann kommt die Trauer mit voller Wucht zurück und haut einen um. Das WE war zumindest so. Voller Sehnsucht und Trauer und Angst vor Zukünftigem. Die letzten Wochen war mein Geburtstag (da war ich auch ziemlich traurig), den meiner Tochter und auch meines Papas. Mama war nicht da. Wir waren im Kurzurlaub und ich war auch mit meiner Tochter alleine ein paar Tage zelten. Das war sehr schön. Ich vermisse Dich so. Sehe Dich immer wieder als Mama in ihren besten Jahren (das ist allerdings schon fast 15 J her) und kann es nicht glauben, dass Du nicht mehr da bist. Fahre ich nach Hause, stehst Du nicht am Erker und winkst uns zu. Könnte ich doch noch ... Heute fühle ich mich mutterseelenallein. Die Mama fehlt einfach. Du siehst nicht, wie Dein Enkelkind sein Rad lernt, keine Vorführungen, kein Rote Rosen am Nachmittag ... Gestern hatten wir Besuch von Freundinnen und den Kindern. Ich kann Dir nicht erzählen, wie es war, dabei weiss ich, wie sehr Du Dich gefreut hättest, von ihnen zu erfahren, denn Dunkennst beide ja auch schon sooo lange. Warum tut es manchmal sooo weh? Roland Kachler nennt das punktuelle Trauer. Während ich Sturzbäche weine, geht das Leben weiter. Es stehen so viele Herausforderungen an. Vor unserem Urlaub war ich noch in der Stadt. An der Ampel dreht sich eine Frau zu mir und guckt mich an. Mich hat es umgehauen. Die Augen waren wie von Dir. Die besondere, typische Augenpartie. Auf der Stelle sind mir die Tränen in die Augen geschossen. Ich konnte einfach nichts machen. Und das hat auch jeder gesehen. 7 Monate. ———————— Wie geht es euch anderen? |
#6
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AW: ich hier und Mama nicht mehr da
Ach liebe Nicitzka.
Die Zeit vergeht so schnell. 7 Monate schon? Kaum vorstellbar, dass man an diesen 7 Monaten teilgenommen hat. Mein Papa ist etwas über 6 Monate fort. Am Geburtstag meines Bruders werden es 7 Monate. Ich kann mich an sovieles der letzten Monate gar nicht erinnern. Nur eines fällt mir immer wieder prägnant auf. Die Zahl 26 begleitet mein Leben: Am an einem 26. starb mein Papa, an einem 26. haben mein Bruder und eine meiner Schwestern Geburtstag, an einem 26. vor 16 Jahren hab ich das 1. Mal geheiratet, an winwm 26. in diesem Jahr das zweite mal. An einem 26. starb der Vater meines besten Freundes und noch so viele weitere Beispiele. Ich glaube fest daran, dass unsere Liebsten uns begleiten. Und manchmal deutlich zeigen, dass sie da sind. Das können Blicke fremder Menschen sein die einem auf einmal vertraut vor kommen. Gedanken, die einen zum lächeln bringen, Dinge die man aus dem Augenwinkel wahr nimmt, aber nicht zu fassen bekommt wenn man genau hinschaut... Mein Papa hat mir eine wunderschöne Botschaft geschickt, bzw übermitteln lassen. Und doch löst genau diese Botschaft soviele verschiedene Gefühle aus. Manchmal möchte ihn für den inhalt der Botschaft anschreien. Dann wiederum ihn nur schweigend in den Arm nehmen. Wenn ich all das zulasse geht es mir insgesamt besser, auch wenn es der tränenreichere Weg ist. Ich drücke dich ganz lieb.
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Alles Liebe Däumling ——————— Geliebter Papa 21.11.1956-26.01.2018 Mein tapferer Kämpfer, mein Held, mein Herz. ——————— Papa: SPRK Diagnose 09/17, OP 10/17, Bestrahlung ab 12/17, Rezidiv wuchert ins Bronchialsystem Ende Dez 17 |
#7
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AW: ich hier und Mama nicht mehr da
Was soll ich sagen, Mama?
Vor genau einem Jahr nahm das Wissen um Deinen Abschied seinen Lauf. Das es dann so schnell gehen würde, daran dachten wir natürlich nicht! September 2017. Traurige Gewissheit mit einem Quentchen Hoffnung durch die bevorstehenden TACEs. Diese waren im Nachhinein eher ein Fehler. Geholfen haben sie nicht. Eher geschadet. Heute vor einem Jahr war Einschulung und Du warst nicht dabei. Zu geschwächt und neben der Spur warts Du. Wie schon lange, aber diesmal mit der Gewissheit, es ist ernst. Ich in heller Aufregung und Sorge. Kein Tag der Freude. Ein Tag, der irgendwie so gut es geht gestaltet werden sollte. Heute sind es auch fast 9 Monat her. Immer wieder großes Vermissen. Du fehlst so oft und doch geht es. Ich habe das Gefühl, ich bin irgendwie härter geworden. Dieses machmal weiche Gefühl von Zuhause und Familie hat sich verändert. Anders formiert. Verschoben. Manche Dinge hätte ich nie für möglich gehalten, hätte mir das mal jemand gesagt. Auch schöne Dinge. Auch hässliche Dinge. Und von Dir erfahre ich keine echte Antwort auf meine Fragen. Bekomme keine Ratschläge, auch wären sie noch so trivial. Sie fehlen mir. Mama. Das bleibst Du für immer. N |
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