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  #1  
Alt 05.08.2005, 13:38
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Schlaf gut Papa...

Liebe Carmen,
zunächst mein aufrichtiges Beileid.
Auch wenn dein Vater die letzen drei Tage nicht mehr ansprechbar war, denke ich trotzdem, das er das geschehene um sich herum mitbekommen hat.

Bei meiner Oma und auch bei meinem Vater war es so, dass sie wußten, dass man da ist auch wenn sie aufgrund des morphiums dauernd geschlafen haben bzw. nicht ansprechbar waren.

Ich hatte ein Erlebnis mit meinem Vater. Ich habe mich morgens an sein sterbebett gesetzt. ganz leise, ohne schuhe an, damit er mich bloß nicht hört. Ich setzte mich neben ihn, er hatte die augen zu und ohne sie zu öffnen sagte er "guten morgen tanja". Das fand ich unheimlich. Ebenso war mal ein Bekannter hier um ihn noch mal -hört sich blöd an- lebend zu sehen. Auch da hatte er wieder die augen geschlossen. der bekannte sagte, guck mal da ist deine tochter. mein vater sagte daraufhin auch nur, dass musst du mir nicht sagen. ich weiß wer die meinen und die deinen sind. also er hat das schon mitbekommen. und ich denke bei deinem vater wird es auch so gewesen sein. er wußte das ihr um ihn rum ward und ihn unterstützt habt.

ich bin heute genau 2 wochen ohne papa. es ist immer noch so unwirklich. man kann es einfach gar nicht begreifen. ich durfte 25 jahre mit ihm verbringen und zur zeit weiß ich nicht, wie ich die nächsten 25 umkriegen soll. ich weiß, die zeit heilt alle wunden. aber sowas ist im moment nur ein schwacher trost.

ich wünsche euch allen ganz viel kraft, für euch und eure familien.

grüße
tanja
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  #2  
Alt 27.08.2005, 17:12
vesna vesna ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 27.04.2004
Ort: Graz
Beiträge: 31
Standard AW: Schlaf gut Papa...

Liebe Suse!
Ich wollte mich mal wieder bei dir melden! Ich hoffe, es geht dir gut. Hast du dich von deinen vielen Prüfungen erholt? Hab heue an die Zeit nach dem Tod meines Vateres viel denken müssen, und da bist du mir eingefallen. Ich danke dir noch einmal für dein zuhören und gutes zureden.
Lieb Grüsse Vesna
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  #3  
Alt 01.09.2005, 00:30
Laurence Laurence ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 31.08.2005
Beiträge: 6
Standard AW: Schlaf gut Papa...

Hallo zusammen!

Habe mich schon lange nicht mehr im Forum gemeldet, ist einiges gelaufen in der Zwischenzeit. Unter anderem habe ich ein Lager geleitet für Menschen mit einer geistigen Behinderung. Bin froh, dass es gut gelaufen ist und dass ich es geschafft habe. Hatte vorher ziemlich Angst, dass ich nicht genug Kraft habe und wollte es schon fast absagen.

Heute geht es mir aber miserabel. Bin heute morgen aufgewacht und habe mich plötzlich daran erinnert, wie mein Vater mich und meine grosse Schwester immer so liebevoll "petit zèbre" und "gros zèbre" (wir sind zweisprachig aufgewachsen) genannt hat. Habe den ganzen Morgen nur noch geheult. Vor genau 6 Monaten habe ich meinen Vater zum letzten Mal lebend gesehen, am 1.3.05 ist er gestorben. Die Zeit vergeht so schnell und ich würde am liebsten alles anhalten, weil ich fühle, dass er sich mit seinem Todestag immer weiter von mir entfernt.

Es ist, als ob ich wieder zurückgebeamt wurde und ich erlebe alles wieder "hautnah" mit: Der Abend, an dem ich ihn zum letzten Mal besucht habe. Der nächste Morgen, wie sein Arzt mich anruft und mir sagt "Ihr Vater ist eingeschlafen", was ich im ersten Moment nicht begreife. Einen Augenblick später verstehe ich, was geschehen ist und fühle, wie meine gesamte Welt in sich zusammenstürzt. Dann erinnere ich mich, wie wir zu ihm in die Klinik fahren. Wir sehen ihn in seinem Bett liegen und ich breche schreiend und weinend zusammen. Seine Starre, die Farbe in seinem Gesicht und sein kalter Körper machen mir Angst. Ich möchte mich daran erinnern, wie er gelebt hat, nicht wie er tot ist, aber dieses Bild hat sich fest in meinem Kopf eingeprägt.

Wird dieser Schmerz jemals vergehen? Wie soll mein Leben weitergehen? Versteht mich irgendjemand und geht es Euch zuweilen auch so, als ob Ihr ein "Flashback" hättet?

Am 24.September ist sein Geburtstag, er würde 60 Jahre alt werden. Ich weiss nicht, wie ich diesen Tag überstehen soll. Wenn sich ein paar Familienmitglieder treffen, ist es oft so, dass sie Witze machen und so tun, als wäre alles schon überstanden und verarbeitet, und ich bekämpfe meine Tränen. Es wirkt so verlogen, ich bin sicher, dass viele noch so traurig sind wie ich auch. Ich fände es schön, wenn wir gemeinsam unsere Trauer ausleben könnten, aber es geht nicht.

Vielen Dank, falls jemand die Geduld aufbringen konnte, mein ganzes Mail zu lesen! Es gibt nicht viele Menschen, die mich verstehen können, weil sie halt nicht dasselbe wie ich durchgemacht haben.

Ich sende Euch viele liebe und traurige Grüsse.

Laurence
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  #4  
Alt 01.09.2005, 10:23
vesna vesna ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 27.04.2004
Ort: Graz
Beiträge: 31
Standard AW: Schlaf gut Papa...

Liebe Laurenc!
Ich bin heute in der früh aufgewacht und hatte Trännen in den Augen! Mein Vater ist "schon" 5 Monate nicht mehr bei mir! Aber so traurig wie heute war ich schon lange nicht mehr. Am schlimmsten finde ich es, wenn ich die ganze Nacht durchträume, und dann das Aufwachen und die Realität, dass er nicht mehr da ist....
Ich kann dir leider nicht sagen, ob es besser oder schlechter wird, ob wir jemals wieder so unbeschwährt durch das Leben gehen werden. Ich finde das Loch das mien Vater hinterlassen hat wird immer gleich groß bleiben.
Ich verstehe dich auch gut, wenn du sagst, du willst dich an deinem Vater vor der Krankheit errinern. Das kann ich auch nicht. Ich habe auch nur Bilder in meinem Kopf wie schwächer und schwächer er wird. Wie er nicht mehr essen kann. Die täglichen Infusionen die wir ihm 6 Monate lage zu Hause angeschlossen haben...
Ich würde mich auch gerne an meinen Vater errinern, der vollkommen gesund und fröhlich war. Ich hoffe aber schon, dass das irgendwann kommt. Das haben mir viele aber versichert, dass man sich nach einer Zeit immer mehr und mehr an die schöne Zeit errinnert!! Ich hoffe es!!
Das mit der Trauer und der Familie ist nicht so leicht! Jeder trauert auf seine eigene Art. Ich kann dir versichern, dass Witze reisen auch eine Art der Trauer ist. Nicht jeder kann weinen. Du kannst dich glüklich schätzen, deiner Trauer freien Lauf zu geben. Wir sind 6 Kinder, und jeder von uns hat seine eigene Art zu traern! Zusammen im Familienkreis kann ich auch nicht meinen Trauer wirklich ausdrücken.
So jetzt habe ich viel zu viel geschrieben.
Liebe (traurige) Grüsse Vesna
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  #5  
Alt 07.09.2005, 00:28
Laurence Laurence ist offline
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Registriert seit: 31.08.2005
Beiträge: 6
Standard AW: Schlaf gut Papa...

Liebe Vesna!

Vielen Dank für Deine Antwort! Du hast recht, die Trauer hat viele Gesichter und ich sollte den Menschen um mich herum den Raum lassen, so zu trauern, wie es für sie stimmt. Ich kann eben nur alleine weinen oder wenn mein Mann da ist und ich fände es "schön", das auch einmal bei anderen Leuten herauszulassen.

Wie geht es Dir? Ich hoffe, dass Du trotz all Deinem Schmerz und Trauer auch zwischendurch schöne Stunden erlebst und ein wenig lachen kannst. Mein Vater liebte Jazz und nachdem er gestorben ist, haben wir alle CDs durchgehört um bei der Beerdigung eines seiner Lieblingslieder laufen zu lassen. Zwischendurch, wenn ich alleine bin, höre ich mir eine dieser CDs an und es macht mir richtig gute Laune. Es erinnert mich daran, wie er jeweils fast ausgeflippt ist bei der Musik und es ist, als ob wir zusammen ein bisschen durch die Wohnung "swingen". Vielleicht findest Du auch so einen positiven Anknüpfpunkt?

Also, ich umarme dich fest und sende viele liebe Grüsse!

Laurence
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  #6  
Alt 09.09.2005, 20:56
vesna vesna ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 27.04.2004
Ort: Graz
Beiträge: 31
Standard AW: Schlaf gut Papa...

Hallo Laurence!
Mir geht es eigentlich recht gut. Ich kann nicht behaupten, dass sich mein Leben vollkommen normalisiert hat, davon bin ich noch weit entfernt, aber ich habe wieder einen geregelten Tagesablauf.
Die Idee mit Musik finde ich wirklich schön. Ich werde sicher auch die schönen Erinnerungen in mir zulassen, aber das letzte Jahr muss verarbeitet werden. Nach dem Tod durchgeht man ja wider alle Phasen, bis man sich entgültig damit abfindet. Ich bin noch irgendwo in der Mitte.
Ich wünsch dir und allen stillen Mitlesern noch einen schönen Abend!
Fühl dich umarmt Vesna!
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  #7  
Alt 11.12.2005, 21:05
Laurence Laurence ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 31.08.2005
Beiträge: 6
Standard AW: Schlaf gut Papa...

Hallo Vesna!

Wie geht es Dir? Mir so lala, hab grosse Angst vor Weihnachten und dem ersten Todestag von meinem Pa am 1.3. Nachdem er gestorben ist, habe ich geglaubt, dass alles wohl besser wird wenn man alles (Geburtstage etc.) einmal erlebt hat. Nun ist aber schon fast ein Jahr vorbei und ich sehe, dass noch nicht einmal genügend Zeit vergangen ist, um meine Tränen zu trocknen!

Ausserdem hat mir heute ein guter Freund von meinem Paps eröffnet, dass bei ihm und meiner Mutter Gefühle aufkommen. Vielleicht sollte ich mich für sie freuen, aber ich bin sehr wütend und frage mich andauernd, wie sie meinen Dad so schnell vergessen konnten???

Ich wünsche Dir und Deiner Familie ein schönes Weihnachtsfest und hoffe, dass Ihr gemeinsam feiern und alle Gefühle zulassen könnt!

Liebe Grüsse!
Laurence
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