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Alt 02.11.2005, 13:13
Benutzerbild von Kerstin63
Kerstin63 Kerstin63 ist offline
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Registriert seit: 30.10.2002
Ort: Norddeutschland
Beiträge: 153
Standard AW: Verzweiflung - hört das nie auf?

Hallo Anja,

wenn Du das Gefühl hast nicht mehr zurecht zu kommen, dann würde ich mir ruhig professionelle Hilfe suchen. Du kannst Dir eine Trauergruppe suchen, da triffst Du doch auch auf "Gleichgesinnte" (hab ich keine Erfahrung mit, aber schon oft gehört dass das gut tun kann). Oder such Dir einen Psychotherapeuten: der verschreibt dir keine Tabletten aber kann Dir helfen zu lernen mit der Trauer weiter zu leben, was man tun kann damit es Dir besser geht. Ich hatte auch anderen Gründen bereits einen Thera als mein Vater letztes Jahr im Juni gestorben ist. Ich bin unglaublich froh, dass ich den an meiner Seite hatte. Da konnte ich immer und immer wieder alles loswerden, dem wurde es (ist ja sein Job :-)) nie zuviel, er hat aber natürlich nicht nur zugehört sondern mir auch geholfen wieder eine Perspektive für mich selbst zu entwickeln, mit der Trauer umzugehen und trotz Schuldgefühlen usw. irgendwann auch loszulassen... ich hatte echt Schwierigkeiten mit zu erlauben dass es irgendwann anfing weniger weh zu tun...

Das mit dem im Auto heulen und das Desinteresse/Ungeduld der Mitmenschen kenne ich auch. Vielleicht wäre ich früher für das Thema auch nicht empfänglich gewesen, jetzt ist natürlich alles anders. Keiner will was von Trauer und Friedhof und all dem Grauen wissen das man gesehen und gefühlt hat.... Ich bin auch froh dass es den KK hier gibt aber wenn man das Gefühl hat es wird und wird nicht besser sollte man sich schon Hilfe suchen.

Bei mir war es so dass ich nach einigen Wochen das Gefühl hatte es wird langsam besser, aber nach ein paar Monaten - das war so vor einem Jahr um diese Zeit - ging garnix mehr, ich war nur noch wie gelähmt und hab den Alltag nicht mehr geregelt bekommen und war nur noch in einem tiefen Loch. Trotz Thera. Nehme seitdem ein Antidepressivum (war dann also auch beim Psychiater) und es dauerte ein paar Wochen aber seitdem bin ich stabil. Natürlich ist man immer noch traurig und hat mal schlechte Tage, aber ich komme damit zurecht.

Jetzt ist gerade meine Therapie beendet (weil die Stunden erschöpft waren) aber es ist OK. Ich habe meine Wege gefunden mit der Trauer umzugehen. Gestern gerade hatte ich auch mal wieder ein absolutes Tief, musste nach langer Zeit mal wieder plötzlich so haltlos weinen.... im Moment wird das Haus meines Vaters ausgeräumt und das macht mich noch mal total fertig. Also, es ist nicht so dass man da Glückspillen bekommt und dann ist auf einmal alles ganz easy.... schwer genug ist es immer noch. Aber ich bin stabil, das ist für mich das wichtigste. Unsere Eltern würden nicht wollen, dass wir daran zugrunde gehen und für immer untröstlich sind........

Aber wir müssen auch loslassen - und das loslassen von der Trauer ist auch noch mal ein Verlust, aber auch den Schritt kann und muss man gehen, und wenn es nicht anders geht, dann eben mit Hilfe. Und Verständnis und Zuwendung bekommst Du da garaniert....

Die Jahrestage und alle Feiertage, vor allem wenn es das erste Mal ist, sind natürlich besonders schwer. Wir haben auch Teile der Familie die tun als wäre nix gewesen, da wird mein Vater auch noch totgeschwiegen, ich kann nicht mal mit meinem Bruder über ihn reden (wir sind seit dem Tod meines Vaters zerstritten, ist ne lange Geschichte), ich fühle mich mit dem Grab und allem auch oft sehr allein.

Alles Gute
Kerstin
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