Wie stirbt man.....?

[Sabine1973]

Sorry, ich wollte hier niemandem zu nahe treten. Aber als wir die Diagnose vor über eine Jahr bekommen haben, habe ich auch die ein oder andere Frage als Angehörige hier gestellt und war dankbar, dass man auf meine Fragen eingegangen ist.

Auch hier an dieser Stelle: Vielen Dank an Sonja, Gaby, Stina unf Hendrick für die Hinweise, den Link und das Beruhigen!
Ich mache mir nur sehr große Sorgen, dass mein Vater womöglich unnötig leiden muss und dachte, gerade hier im Forum kann ich mich ein bißchen auf das, was kommen wird, vorbereiten. Ich finde diesen Austausch sehr wichtig und dachte, dass auch ich als Angehörige hier meine Sorgen und Ängste mitteilen und die mir im Moment sehr auf der Seele liegende Frage (wenn ich sie als überflüssig erachtet hätte, hätte ich sie nicht gestellt!) stellen dürfte. Ich hatte auch schon von anderen Angehörigen gelesen, die in ihrem Leid und ihrer Sorge hier geschrieben haben und nie habe ich gelesen, dass man das pietätlos fand...

Für die, die es interessiert: Die Palliativstation ist sehr schön. Leider musste mein Vater auf ein 2-Bett-Zimmer verlegt werden, da eine neue Patientin sein altes Zimmer bekommen hat.
Es geht jetzt merklich mit ihm bergab, er schläft viel, ist sehr durcheinander und völlig kraftlos. Gestern abend war er sehr verängstigt und schlecht zurecht, so dass die Ärztin sicherheitshalber die Tür aufgelassen hat. Heute morgen ist es wieder etwas besser, aber die Verschlechterung seit letzten Samstag (wo er noch zu Hause war) ist furchtbar. Man weiß gar nicht, was man sich wünschen soll...
Danke nochmal, all denen, die mich aufgemuntert haben und mir mit ihren Antworten beistehen!!!

Sabine

[Tanja H.]

Hallo Sabine,
ich kann deine Hilflosigkeit verstehen und verstehe auch, dass Du "Beistand" brauchst. Mit dem selben Anliegen kam ich vor ca. 3 Jahren her.
Aber bedenke bitte, dass es für einen Betroffenen nicht ermunternd ist, wenn er liest, dass er eventuell an seinem Schleim ersticken kann oder "einfach" nur an Organversagen stirbt. Natürlich hast du deine Fragen, willst Dinge für dich geklärt haben, aber es lesen hier auch Betroffene und die sollten immer an ERSTER STELLE stehen. Also war/ist meine Bitte eigentlich nur die gewesen: bei allem, was der Angehörige hier schreibt, sollte er wissen oder sich zumindest Gedanken machen, wie es bei einem mitlesenden Betroffenen ankommt, wie er sich dabei fühlt.
Auch ich hatte seinerzeit Fragen. Die habe ich für mich geklärt, indem ich Z.B. die Krankenschwestern befragt habe.
Alles Gute für deinen Vater!
Gruß Tanja

[Stina]

Liebe Sabine, ich kann Dich sehr gut verstehen. Tanja hätte evtl. vorschlagen können, den Thread in das Angehörigen-Forum zu übertragen. Liebe Sabine, Du kannst mich gerne PERSÖNLICH anmailen. Ich kann Deine Situation nur zu gut verstehen. Ganz liebe Grüße!

[Sabine1973]

Liebe Stina,

nochmals vielen Dank an Dich! Leider konnte ich in letzter Zeit nicht mehr ins Forum, weil sich die Ereignisse überschlagen haben. Mein Vater ist am 08.12. verstorben.
Er hatte den Tag vorher noch starke Schmerzen, die die Ärztin aber zum Glück mit einer Dosiserhöhung der intravenösen Morphingabe in den Griff bekommen konnte. Ab Mittwoch nachmittag hat er die meiste Zeit relativ ruhig geschlafen und war nur wach, wenn die Schwestern ihn geweckt haben, damit er etwas trinkt bzw. der Mund befeuchtet werden kann. Ein paar Mal musste er noch husten, was für uns dann sehr beängstigend war, aber glücklicherweise immer nur ein paar Sekunden. Meine Mutter, mein Bruder mit seiner Freundin und ich mit meinem Freund waren dann den ganzen Tag bie ihm und meine Mutter hat dann auch die Nacht dort verbracht.
Ich habe am nächsten Tag glücklicherweise auch wieder frei bekommen, so dass ich auch da den ganzen Tag bei ihm sein konnte. Da hat er dann ganz friedlich geschlafen und auch viel besser Luft bekommen (ruhiger geatmet) als am Tag zuvor.
Als dann nachmittags auch sein Bruder noch da war und mit meiner Mutter und mir im Zimmer am Tisch saß, hat mein Vater im Schlaf ganz ruhig aufgehört zu atmen. Es war ein sehr trauriger Tag, aber andererseits sind wir auch dankbar, dass er nicht mehr leiden muss, dass er zuletzt völlig schmerzfrei war (die Schwester hat das mehrfach mit Bewegungsübungen getestet) und, als wir bei ihm waren, ohne Kampf gehen konnte.
Es fällt uns jetzt trotz der langen Vorbereitung sehr schwer zu akzeptieren, dass er nie mehr da sein wird, außer in unserem Herzen.
Eins möchte ich noch loswerden:
Er hat die letzten 10 Tage auf der Palliativstation verbracht und wir sind den Schwestern, Pflegern und Ärztinnen so dankbar für die liebevolle Begleitung!!! Nie hätte ich gedacht, dass es so was gibt. Für mich sind diese Mitarbeiter absolute Wundermenschen!!! Mit welcher Ruhe, Herzlichkeit und Verständnis wir dort aufgenommen wurden, rührt mich immer noch zu Tränen.

Sabine

[Stina]

Liebe Sabine, von mir mein aufrichtiges Beileid. Ich kann Dir alles genau nachverfolgen. Auch mein Vater war auf einer Palliativstation gut aufgenommen. Ich weiß, wie schwer die kommende Zeit sein kann und schicke Dir feshalb alle Kraft, die ich noch habe.

[Gaby]

Liebe Sabine,

auch von mir traurige Grüsse und viel Kraft für die kommende Zeit.
Ich hoffe, es ist euch ein Trost, dass dein Vater so friedlich gehen durfte.
Das ist mit Sicherheit dem Pflegepersonal der Palliatvstation zu verdanken.

Leider gibt es noch einen grossen Mangel in diesem Bereich. Es ist wirklich ein grosses Glück, wenn ein Patient auf der Palliativstation aufgenommen werden kann. Es gibt viel zu wenig Plätze in Deutschland.
Um etwas zur Verbesserung dieser Situation beizutragen, haben wir vor kurzem einen Förderverein für die Palliativmedizin in der HSK, Wiesbaden gegründet, um auch in dieser Region das Angebot zu verbessern.
www.palliaktiv.de

Liebe Sabine, ich freue mich mit dir, dass dein Vater dieses Glück hatte und dass ihr bei ihm sein konntet in seinen letzten Stunden.

Gaby