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  #1  
Alt 29.12.2005, 18:50
Delia1 Delia1 ist offline
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Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

in den letzten Tagen habe ich sehr viel an dich denken müssen. An die Feiertage im letzten Jahr, die so intensiv und schön, aber auch traurig waren wie nie zuvor. Es waren vielleicht die schönsten Feiertage überhaupt. Ich frage nun nicht mehr "warum", denn ich denke es mußte wohl so sein und du hast nun endlich deine Ruhe gefunden. Wir beide haben nun gelernt ohne dich zu sein, wenn es auch immer noch unendlich schmerzt, so wird es doch immer leichter mit diesem Schmerz umzugehen und wir fühlen dich doch immer noch bei uns.

Delia


RÜCKBLICK auf 2004:

27. Dezember. Ich habe dich heute wieder in die Klinik begleitet und war froh, daß du dein Bett gleich bekommen hast, denn mir ging es sehr schlecht. Ich hatte am Morgen schon Fieber und Husten. Darum hat dich dann am Nachmittag nur Carina besucht und ich schlief den ganzen Tag. Deine Laune war leider nicht sehr gut, dir geht es einfach nicht schnell genug voran.

28. Dezember. Heute konnte dich keiner von uns beiden besuchen, weil wir nun beide Fieber haben und erkältet sind. Der Arzt meint, du darfst dich nicht anstecken und so konnten wir uns nur am Telefon unterhalten. Nun läßt nach all der Aufregung einfach unser Immunsystem nach und ich wäre doch so gern bei dir. Du hast heute einen neuen Plastikstent bekommen und kannst nicht verstehen warum. Du glaubst immer noch, daß die Sache bald überstanden wäre. In deinem Leben hast du alle Krankheiten und Schwierigkeiten überwunden und das willst du nun mit diesem Krebs auch tun. Und natürlich, ungeduldig wie Widder nun sind, soll es möglichst schnell gehen.
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  #2  
Alt 02.02.2006, 16:27
Delia1 Delia1 ist offline
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Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

die letzten Wochen ging es mir wirklich sehr schlecht. Ich konnte wieder nur bis vier Uhr schlafen und mußte dann immer deine Todesstunde durchleben. Immer wieder die Qual, warum ich nicht bei dir sein konnte in deiner letzten Stunde. Und doch wußte ich auch immer, daß du das nie gewollt hättest. Manchmal war es schon sehr schwer, dir deinen Willen zu lassen. Na ja, als Widdergeborener hattest du ja auch den richtigen "Schädel" dazu.

Aber gerade, als ich jetzt ganz am Ende war, da hast du wieder geholfen. Um mich abzulenken, habe ich wieder mal die alten Sachen in der Wohnung aufgeräumt. All die Schreibsachen, die man ja auch mal wieder aussortieren mußte. Dabei habe ich dann "unsere" Schachtel gefunden, mit all den Liebesbriefen und kleinen Zetteln, die wir uns immer geschrieben und versteckt haben. Ich habe sie nach Jahren sortiert und natürlich viele davon gelesen. Wie glücklich kann ich doch sein, daß wir so viel Liebe füreinander zu geben hatten. Natürlich waren auch sehr bitter Sachen dabei, von all den Streitereien, die natürlich auch zu 39 Jahren gehören, aber die lieben Zettelchen waren doch weit in der Überzahl. Ich hatte gar nicht mehr gewußt, daß es so viel war. Da waren hunderte von kleinen Zetteln und Dutzende von Liebesbriefen.
Natürlich auch noch all die Karten zu den Geburtstagen, Valentins-und Jahrestagen usw. Was hatten wir doch für ein Leben zusammen. Und was für eine Liebe. Du fehlst mir körperlich schrecklich. Nur noch einmal eine Umarmung und ein Streicheln über meine Haare, das wäre das Schönste. Aber ich bin auch so glücklich, daß es dir nun gut geht und du "entspannt" auf uns sehen kannst und dich natürlich "einmischen" und etwas "mitmischen" bei uns. In wenigen Tagen ist es dann ein dreiviertel Jahr, daß du nicht mehr bei uns bist und es scheint doch wie gestern.

Ich liebe dich, mein Schatz und weiß, du wirst immer bei uns sein.

Delia
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  #3  
Alt 14.02.2006, 08:18
Delia1 Delia1 ist offline
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Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

heute ist Valentinesday und du fehlst. Was haben wir nur immer an diesen Tagen für Überraschungen für den Anderen erfunden und Zettelchen versteckt. Gestern hatte ich mal wieder einen Ordner mit alten Schriftstücken aussortiert und dabei vier kleine Liebeszettelchen von dir gefunden. Sie waren so nett und liebevoll geschrieben und du hast mir wieder so gefehlt. Auf einem der Zettelchen stand: "Du fehlst mir so. Heinz" Du hattest den Zettel im Januar 1998 geschrieben, als ich am Abend an einem Seminar teilnahm und du mich vermißt hast. Und nun vermisse ich dich so unendlich. Könnte wieder mal nur heulen und weiß doch, daß du das nicht möchtest. Bin heute schon seit 3.30 Uhr auf und konnte nicht mehr einschlafen. Hatte gestern beim Mittagessen mein Weißbierglas kaputt geschlagen, Als du es mir damals besorgt hast, meintest du:"Wenn du es kaputt machst, mußt du dir das nächste selbst besorgen." Wer hätte gedacht, daß dieses Besorgen nun so ausfallen muß. Du hattest einen Witz gemacht und nun ist es im wahrsten Sinne des Wortes "todernst" geworden.

Wie unterschiedlich doch in den letzten 3 Jahren die Valentinstage waren.

2003- Du warst gerade vor 3 Tagen an deinem Tonsillenkarzinom operiert worden und hast es kaum mehr ausgehalten im Krankenhaus. Ich habe an diesem Tag gemerkt, daß du mich nicht gehen lassen wolltest. Du hattest mir einen kleinen Schokokäfer geschenkt (mehr hatte der Laden im Krankenhaus nicht zu bieten, wie du gemeint hattest). Und als ich dann gehen mußte, bist du noch bis zur Krankenhaustür mitgegangen und als ich draußen vorbeiging, sah ich durch das Fenster, wie du geweint hast. Ich habe den ganzen restlichen Tag geweint und so gehofft, daß es dir bald bessergehen würde.

2004- Wir waren alle drei auf der Caravan-Boot-Reisen Ausstellung und haben viele Reisepropekte mitgenommen, denn nun wollten wir wieder unser Leben genießen. Du hattest deinen Krebs überstanden und wir wollten es uns wieder so richtig gut gehen lassen. Keiner wußte zu diesem Zeitpunkt und das war auch besser so, daß der neue Krebs schon bald begann in deinem Körper zu wachsen.

2005- Du hattest keinen guten Tag, denn schon am nächsten sollte die Chemo für den Bauchspeicheldrüsenkrebs beginnen und wir wußten auch, daß er nicht mehr operiert werden konnte. Du hattest auf die Chemo gewartet und doch so große Angst.

Und nun 2006 sitze ich hier allein und du bist nicht mehr da. Aber ich freue mich auch so sehr für dich, daß nun all die Angst und die Schmerzen für dich ein Ende haben. Und nun kannst du dein Leben so richtig genießen. Und ich werde mich auch bemühen. Bald sind wir ja wieder in England und du wirst wieder dabeisein.

Ich liebe dich für die Ewigkeit.

Delia
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  #4  
Alt 08.05.2006, 12:21
Delia1 Delia1 ist offline
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Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

so lange habe ich dir nicht mehr geschrieben und so viel ist passiert.
Unser Urlaub in England war diesmal nicht so schön wie sonst, denn Carina und ich waren etwas krank und erschöpft und so sind wir mittags immer ins Hotel und haben eine Stunde geschlafen. Und so blieb es leider auch nachher. Uns geht es nicht so gut. Wir haben im Moment keinen Antrieb und Lust auf nichts. Der Ostermontag war schrecklich. Letztes Jahr war Ostern ein paar Wochen früher und du konntest noch laufen und wolltest unbedingt mit deiner Tochter die Schmetterlingsausstellung im Botanischen Garten sehen. Es waren aber sehr viele Leute da und ihr musstet lange stehen und die Luft in den Treibhäusern war auch nicht sehr gut. Und so wurdest du krank und musstest in die Klinik. Dein Stent hatte sich entzündet und wir dachten, wir verlieren dich. Und am 17. April hattest du Geburtstag und zu diesem Zeitpunkt konntest du nur noch im Rollstuhl sitzen. Was für ein Tag. Wir wussten wohl alle, dass es dein letzter sein wird und wir sind mit der Tram (du wolltest mal den Rollstuhllift probieren) in den Nymphenburger Schlosspark . Danach zu Fuß nach Hause und du warst wieder so erschöpft, dass du sofort eingeschlafen bist. In der nächsten Nacht musstest du wieder in die Klinik. Daß diese zwei Daten nun dieses Jahr auf einen Tag fielen, machte es noch schwerer. Ich schreibe zur Aufarbeitung noch immer unsere Tagebücher ab und jeden Tag finde ich neue und nette Dinge, an die ich mich gar nicht mehr erinnern konnte. Und von deinen Kollegen habe ich viele Bilder von diversen Feiern und Ausflügen zum Scannen geschickt bekommen. Darunter auch eines von einem Faschingsball im Jahr 1980. Auf diesem Bild hast du mich gerade umarmt und küsst mich. Es war, als würde ich diesen Kuss nun bekommen. All diese Bilder kenne ich nicht und freue mich, dich wieder zu sehen, so agil, fröhlich und gesund. Mit jedem Foto wirst du mir neu geschenkt. Leider hat in der Zwischenzeit mein alter Computer den Geist aufgegeben und ich hatte Angst, all die Bilder von den letzten Jahren wären verloren. Natürlich hatte ich mal wieder nicht gespeichert. Konnte aber die alte Festplatte in den neuen Computer einbauen und alle sind wieder da. Ich konnte dich richtig lachen hören, Carina und ich, keine Ahnung vom Innenleben eines Computers und bauen eine Festplatte aus und wieder ein.

08.05.2005 - 08.05.2006 EIN JAHR IST NUN VERGANGEN OHNE DICH!

Mancher Schmerz ist leichter geworden, aber du fehlst nicht weniger. Noch immer sehe ich dich vor mir, als wäre es gestern gewesen. Aber die schrecklichen Bilder, abgemagert und krank, sind nun fast weg und ich sehe dich wieder wie früher. Darum schaue ich mir gern die Fotos von früher an, auf denen du so gesund und lebensbejahend aussiehst. Was hatten wir nicht für Spaß in unseren 39 gemeinsamen Jahren. Du fehlst uns so sehr. Mir fehlen deine Arme, in denen ich mich geborgen fühlte und deine Schmusebacke, die immer so gut geduftet hat. Ich gehe selten auf den Friedhof, denn für uns alle war dort noch nie der Verstorbene zu finden. Du bist hier bei mir in unserer Wohnung, bei uns, wenn wir einen Ausflug machen und immer öfter in meinen Träumen. Ich liebe dich unendlich und du wirst immer die Liebe meines Lebens bleiben. Ich könnte mir nicht vorstellen, mal einen anderen Mann zu lieben. Warum auch, unsere Erinnerungen reichen für zwei Leben. Dieses eine Jahr ohne dich ist nun zu Ende. Jeden dieser Tage, mit den guten und schlechten Erinnerungen habe ich nun noch einmal durchlebt, allein und ohne dich. Ich hoffe, dass es nun bald auch Carina und mir wieder etwas besser gehen wird. Mit der Sonne kommt vielleicht auch wieder die Lust auf einen Urlaub und wir wissen ja, du bist immer dabei. Mit so vielen Freunden, Kollegen und deiner Schwester habe ich in den letzten Wochen gesprochen und alle waren der Meinung, dass es dir nun besser gehen würde. Es wäre nichts für dich gewesen, wenn du diesen Krebs auch noch überstanden hättest und hättest dein Leben noch mehr einschränken müssen. Mehr noch als schon beim letzten Krebs. Damals hattest du schon deinen Appetit und den Spaß am Essen verloren. So viele Dinge konntest du nicht mehr essen und trinken und ständig musstest du eine kleine Wasserflasche mit dir tragen, wenn wieder der Mund plötzlich austrocknete. Leider muß man sagen, dass Überleben nicht immer alles ist. Es muß schon auch noch ein Rest von Lebensqualität übrig bleiben.

Nun geht es dir wieder gut und du kannst die Tage wieder geniessen. Ich kann nun hier in unserer Wohnung ohne die schlechten Erinnerungen an die furchtbaren Tage und noch schlimmeren Nächte verbringen. Aber du bist immer bei mir und oft höre ich dich lachen, oder einen Kommentar abgeben und ich fühle mich dir nahe. Leider fehlen mir deine Umarmungen und deine Küsse, aber wenn du in meinen Träumen bei mir bist, so muß das genügen.

Mein Schatz, wir werden den Rest unseres (meines) Lebens gemeinsam verbringen und dann wird uns nichts mehr trennen. Ich liebe dich für immer und über die Ewigkeit hinaus.

Deine Frau



P.S. Hiermit werde ich mich aus dem Forum verabschieden und danke allen, die mir im Tonsillenkarzinom und Bauchspeicheldrüsenkrebs und Place of Memory mit Rat und Tat zur Seite standen. Ich, nein wir habe daraus viel Hoffnung geschöpft. Leider sind fast alle Betroffenen nun auch schon verstorben. Ich wünsche allen Hinterbliebenen viel Kraft und Zuversicht und den Siegern weiterhin viel Glück und noch mehr Kraft. Das Leben geht weiter und wir alle sollten versuchen es zu geniessen und Kraft daraus zu schöpfen.
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  #5  
Alt 12.10.2006, 20:01
Delia1 Delia1 ist offline
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Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

nun muß ich mich doch mal wieder melden. Ich habe auch weiterhin jeden Tag im Forum gelesen und so viele Schicksale mit durchlitten. So viele Menschen mussten wieder gehen und so viele leiden. Du aber hast nun ein besseres Leben und sicher viel Freude daran, uns von dort oben zu beobachten. Carina und ich nennen euch (deine Eltern, meine Eltern und Onkel und Tante) die "Altvorderen" und wissen durchaus, dass ihr so manchen Streich mit uns anstellt.

Manchmal denke ich, ich schaffe es nicht ohne dich, aber durch all die Aufregung in diesem Jahr komme ich kaum zum denken und so hat all das auch einen Sinn. Carina musste umziehen, weil die Bauarbeiten auch nach 1 ½ Jahren noch kein Ende nahmen und nach der Streiterei mit dem Vermieter haben wir auch noch unser Studio geschlossen. Wir hatten so viel Arbeit in den letzten 7 Jahren reingesteckt und nun ist alles aus. Aber ich denke auch das hat seinen Sinn. Nun wohnt also unsere Tochter wieder bei mir im Haus und nur einen Stock unter mir. Das habt bestimmt ihr da oben ausgeheckt. Die Wohnungen hier sind so rar und man bekommt kaum eine und doch wurde genau zum benötigten Zeitpunkt eine hier frei. Das Umziehen und Renovieren hat uns nun ein halbes Jahr gekostet und wir beide haben alles allein hier über die Strasse geschleppt. Da wir ja nur 3 Häuser auseinander wohnten ging es mit einem Sackkarren ganz gut. Nur das Tragen vom ersten in den dritten Stock (vor allem die paar hundert schweren Bücher) ging in die Knochen. Aber deine Frauen haben es geschafft. Ich weiß, dass du stolz auf uns bist, weil wir uns nicht haben unterkriegen lassen, obwohl wir sogar wegen dem Vermieter zum Rechtsanwalt mussten. Aber nun ist alles gut und wir können nächsten Monat die Schlüssel abgeben und sind frei.

Der Urlaub letzten Monat in Italien war nun der zweite dort ohne dich. Aber die Woche war ganz lustig und wir hatten immer das Gefühl, du bist bei uns. Manchmal kommen einem plötzlich die Tränen und man kann es kaum glauben, dass du nicht da bist. Aber trotzdem sind wir glücklich, dass es dir nun besser geht und du doch immer noch auf uns schaust.

Nach dem Urlaub hatten wir im Studio auch noch einen Wasserschaden (ohne unsere Schuld) und so haben wir uns noch ein paar Tage London erlaubt, wir hatten ja noch die Freiflüge. Da haben wir dann noch mal so richtig entspannt. Ganz ohne Plan haben wir einfach gemacht, wonach uns gerade war. Mal nur spazieren und dann wieder aufs Land gefahren. Mal im Lokal essen und dann wieder nur kurz ein Sandwich. Ja, ja ich weiß für dich wäre das nichts gewesen. Aber wir haben dich auch ständig gehört: "Wieder mal total chaotisch der Tag mit euch, aber Hauptsache ihr habt Spaß und könnt relaxen." Nun sind wir wieder da und heute hat unsere Tochter Geburtstag und ich weiß, du bist sehr stolz auf sie, wie sie dieses für sie schwere Jahr gemeistert hat. Aber du bist ja auch ihr Dad und so hatte sie das beste Vorbild.

Ich liebe dich und du fehlst so und wenn ich vom Urlaub komme und dein Bild stehen sehe (ich habe nur hier ein Bild von dir und nehme niemals eines mit) dann kommen wieder die Tränen und ich möchte dich spüren. Aber wenn ich es ansehe und sehe jede kleine Falte in deinem Gesicht, dann bist du auch da und ich spüre wie du deine Arme um mich legst und mich hältst und weiß, ich werde niemals mehr allein sein, denn du wachst jeden Moment über mich. Manchmal spüre ich, dass du nun etwas weiter weg bist und dich um andere Dinge kümmerst, die dich interessieren und ich freue mich darüber, denn du sollst nun jeden Spaß haben, den du bekommen kannst, aber trotzdem bist du dann plötzlich wieder da und auch darüber freue ich mich.

Viel Spaß da oben mein Schatz und wir beide hier unten werden uns auch bemühen. Versprochen!

Bis bald mal wieder deine dich immer liebende Frau.
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  #6  
Alt 17.04.2007, 06:41
Delia1 Delia1 ist offline
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Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

heute wäre dein 58. Geburtstag. Als wir noch vor zwei Jahren deinen 56. Geburtstag gefeiert hatten, wusste jeder von uns, dass du nicht mehr lange zu leben hast.

So viele Geburtstage hatten wir mit dir gefeiert und so viele schöne Erinnerungen daran sind in meinem Kopf und doch denke ich wohl für den Rest meines Lebens nur an deinen 56. Geburtstag. Du, der immer so stark und gesund war, bist da in diesem Rollstuhl gesessen, schon zum Skelett abgemagert . Es hatte uns immer so Spaß gemacht, für dich die Geschenke auszusuchen, aber in diesem Jahr war es so schwierig wie niemals zuvor. Was schenkt man einem Sterbenden. Natürlich könnte man einen Pulli oder Rasierwasser oder was auch immer kaufen, aber ich glaube, das hättest auch du als seltsam empfunden. Und so haben wir, deine Tochter und ich, dir jeder ein Buch für deine gerade erst erstandene Eisenbahnanlage geschenkt. Du wolltest sie aufbauen und alles selbst gestalten. Das hat dir Kraft gegeben und ich weiß, wie sehr dir diese Bücher gefallen haben und auch wieder etwas Kraft gegeben haben.

An diesem letzten Geburtstag sind wir also mit dem Rollstuhl zum großen Ausflug losgerollert. Du hast noch gemeint, dass du nun auch endlich mal die behindertengerechte Rampe der Trambahn benutzen kannst. Wir sind also mit der Straßenbahn gefahren und dann in den Nymphenburger Schlosspark. Es war warm und wunderschönes Wetter. Aber ich habe an deinem Gesicht gesehen, wie du schon Abschied genommen hast von deiner Freiheit. Du warst schon so schwach, dass dir auch dieser Ausflug schon zuviel war. Als wir heimkamen bist du auch sofort eingeschlafen. Ich bewundere heute noch, wie du so schwach und abgemagert es immer noch geschafft hast in den vierten Stock alleine hochzulaufen. Die Pausen wurden immer größer, aber du hast es geschafft. Jeden Tag wolltest du deinen Ausflug und ich weiß, solange du die Treppen hoch und runter kamst, hattest du auch noch Hoffnung und das Gefühl etwas in deinem Leben zu schaffen.

Nun ist es schon zwei Jahre her, aber es wird nicht leichter. Du fehlst immer noch wie am ersten Tag. Und ich liebe dich noch wie früher und das wird auch so bleiben. Carina und ich fühlen immer noch deine Gegenwart und viele Dinge, die eigentlich zum Scheitern verurteilt sind, gelingen plötzlich. Wir meinen dann immer:" Das hat Dad so gewollt." Und so ist das Leben auch etwas leichter für mich geworden. Ich plane nicht mehr groß und bin viel flexibler geworden. Wenn ich mir Sorgen um etwas mache, denke ich an dich und lege es in deine Hände. Und meistens wird es dann so, wie es auch werden soll. Wenn man so viel Leid erleben musste, wie Carina und ich in den letzten 6 Jahren, dann genießt man die Zeit und denkt nicht mehr so viel über alles nach wie früher.

Ich habe mein Leben neu begonnen ohne dich und doch mit dir und bin schon für kleine Dinge dankbar (z.B., dass ich endlich wieder 6 Stunden am Stück durchschlafen kann, was mir seit deinem Tod noch nicht gelungen ist.) und jeder Tag ist ein Neubeginn. Wieder ein Tag mit positiven Dingen und die brauchen deine zwei Frauen immer noch sehr dringend.

Happy Birthday Heinz, dein Geschenk hast du ja schon erhalten. Wir haben dir dieses mal in England wunderschöne englische Häuschen für die Eisenbahn gekauft. Carina und ich wollen die Anlage nun selbst zusammenbauen und aufstellen. Du weißt ja, daß wir zwei auch gern damit spielen wollen. Den Plan für die Gleise hast du ja noch gemacht und so werden wir bald ans Werk gehen. Sollte eigentlich schon im Winter geschehen, aber das war ja wohl kein Winter.

Ich liebe dich mein Schatz und weiß, du wirst deinen Geburtstag mit dem Rest der Familie ganz groß feiern. Wieder gesund, stark und zufrieden und immer mit einem Auge auf deine zwei Frauen.

Vielleicht werden wir bei dem schönen Wetter in den Biergarten gehen und und auf dich anstossen. Alles gute und noch viel Spaß da oben. Wir werden hier auch unser Möglichstes tun, damit du mit uns zufrieden bist.
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  #7  
Alt 28.04.2007, 19:44
Delia1 Delia1 ist offline
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Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

heute war wieder so ein Zweifler und dann doch Gläubiger Tag.

So viele positive Dinge passieren Carina und mir in all den Monaten, seit du nicht mehr da bist. Deine Tochter sagte schon immer zu mir, das ist Dad, er will uns eine Freude machen und er sorgt auch immer noch für uns. Aber immer noch hatte ich so meine Zweifel daran. Aber heute war wieder mal so ein Tag, wo ich zum Gläubigen wurde.

Heute war der erste Bücherflohmarkt bei uns um die Ecke. Und wie immer am ersten Tag, war auch ein allgemeiner Flohmarkt dabei. Ich also schon früh morgen raus, um die besten Bücher zu ergattern. Als ich dort ankam, konnte ich meinen Augen kaum trauen. An dem Stand neben den Büchern wurden Gläser, Taschen usw. verkauft. Und was stand dort direkt vor mir, wie eine Erscheinung. Ein kleiner schwarzer chinesischer Lackschrank. Solch einen Schrank will ich schon seit 25 Jahren. Wie oft hatten wir welche in London, in Chinatown, gesehen und immer hast du gesagt: "Kauf ihn dir doch, ich schenk ihn dir." Aber sie waren wirklich sauteuer und auch schlecht im Flieger mitzunehmen. Und so wurde es nie was. Und nun stand genauso ein Schränckchen vor mir. Schwarzer Lack mit Perlmutteinlagen und goldenen Beschlägen und die kleinen Schubläden, für den Schmuck, waren mit roter Seide ausgekleidet (noch nagelneu) und als ich erfuhr, dass er nur drei Euro kosten soll, da gab es kein halten und ich habe ihn gekauft. Danach ging es weiter zu den Büchern. Und da kam die zweite Überraschung. Vor über 36 Jahren hast du als Buchbinder Grizmeks Tierleben gemacht und die nicht ganz so 100 prozentigen Bücher hast du geschenkt bekommen. Eigentlich sind es 13 Bände. Wir hatten nur neun. Und die Bücher standen ewig im Bücherregal, bis sie deiner Tochter beim Übersetzen eine große Hilfe wurde. Nie haben wir die restlichen Bände gekauft. Es gab sie immer nur als Gesamtausgabe und bei ebay, wäre das Porto zu teuer gekommen. Und nun standen genau diese vier fehlenden Bände dort in einer Kiste neben ein paar anderen, die wir schon haben. Ich habe nur 2 Euro pro Band bezahlt und bin stolz nach Hause. Gerade hatte deine Tochter in den letzten Tagen bei einer Dokumentation einige Bände benutzt und gejammert, dass sie einen fehlenden dringend benötigt hätte. Und nun kam ich durch die Tür und brachte die Bücher. Natürlich hat sie sich riesig gefreut , auch über mein Schränckchen. Sie hat gemeint, du weißt natürlich, wer uns das geschickt hat. Und ich habe schon auch daran geglaubt, dass du deine Finger im Spiel hattest. Endgültig sicher war ich aber, als ich später das kleine Schränckchen genauer untersucht habe und feststellte, dass auch noch eine Spieluhr eingebaut war. Als ich sie aufzog und das Lied hörte konnte ich nur noch in Tränen ausbrechen. Ich hörte die Beatles mit Yesterday.

Ja, ich glaube nun wirklich, dass du noch nach uns schaust und als ich in meinem Tagebuch von 2005 nachschaute, was denn an diesem Tag geschah, da wusste ich, warum du mich aufbauen wolltest. An diesem Tag hatten wir unseren letzten gemeinsamen Spaziergang und dir ging es so schlecht, dass du kaum deinen Kopf im Rollstuhl hochhalten konntest. In dieser Nacht mussten wir ins Krankenhaus und du kamst nicht mehr nach Hause zurück.

Aber ich weiß nun, es geht dir super dort oben und du erlaubst dir immer noch Späße mit uns beiden und du beschenkst uns auch noch wie früher.

Viel Spaß wünsche ich dir noch und danke für die schönen Geschenke.

Ich liebe dich

Delia
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