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#1
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Liebe Anni!
Du hast Recht. Die Geschichte deiner Mutter ähnelt sehr der meines Vaters. Beide hatten sich mit dem bevorstehendem Tod abgefunden und beide wollte sie zu Hause sterben, aber bei keinem ist es so eingetreten. Mein Vater hatte auch eher Angst davor WIE er sterben wird, als vor der Tatsache, dass er sterben wird. Ich denke, dass das auch der Grund war, warum er nicht wollte, dass ich bis zu seinem wirklich allerletzten Atemzug da blieb. Schließlich wusste er ja vorher nicht, dass er einfach nur friedlich einschlafen würde. Das hätte ich deiner Mutter auch gewünscht. Ich hoffe, dass dich diese schrecklichen Bilder nicht verfolgen und du sie gut verarbeiten konntest! ![]() Wenn ich darüber nachdenke, wie lange deine Mutter mit dieser Krankheit gekämpft hat, so bin ich doch eher „glücklich“ darüber, dass es bei meinem Vater „nur“ heftige 4 Monate waren. Zwar hatte er vorher (= vor Diagnosefeststellung) schon mal Magenprobleme gehabt, das waren aber eher Problemchen, die man nicht so ernst genommen hatte und somit auch nicht ärztlich untersuchen lassen hat. Heute wissen wir, dass das wahrscheinlich ein großer Fehler war. Aber andersrum, wer sagt und garantiert uns, dass wenn die Krankheit etwas eher festgestellt worden wäre, dass er dann ein schöneres und längeres Leben gehabt hätte?! Solche Hätte, Wenn und Aber-Gedanken sind im Nachhinein aber auch eher müßig und alles andere Förderlich für unseren Trauerprozess. Daher verschwende ich nun auch keinen Gedanken mehr daran. Was jedenfalls unsere Liebsten aber nun gemeinsam haben, ist, dass sie von ihren unsagbaren Qualen erlöst wurden. Und das ist das Wichtigste! Liebe Grüße Sandra ![]() |
#2
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Ich habe eine andere Einstellung in Bezug auf Tod und Sterben,eine andere als viele Menschen.
Mich hat niemand in den Arm genommen nach Mums Tod,es lag an mir alles weitere zu organisieren. Einen Tag nach ihrem Tod konnte ich endlich richtig weinen,alles was sich in den vergangenen Monaten angesammelt hat kam raus. Doch es musste weitergehen......Mutter hat ihren Körper zu Lebzeiten der Anatomie gespendet....*wenn ich schon tot bin,dann sollen andere noch davon profitieren* ;-) auch hier dachte sie an die Anderen. Für mich bedeutete es kein richtiger Abschied,dachte ich damals.....kein Begräbnis,kein Grab wo ich hingehen könnte und Blumen draufstellen kann....nichts. Es war als ob es sie nie gegeben hätte. Meine Tochter und ich wir entwarfen sogar ihren Partezettel,mit einem großen Schmetterling,alle ihre Lieben haben wir namentlich erwähnt.....auch ihre beiden Katzen. ;-) Das war der Beginn meiner Trauer.....ich kenne das Gefühl versteinert zu sein und kenne dieses Gefühl wo du glaubst es zerreisst einem das Herz. Trotzdem geht mein Leben weiter,freilich gab es Einbrüche .....wo auch ich am Abgrund gestanden bin und nicht mehr leben wollte. Nur das hatte mit meiner Mum nichts zu tun. Im Laufe meines Lebens habe ich immer wieder Menschen verloren die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Als ich 7J alt war,starb meine beste Freundin....sie war gerade mal sechs Jahre alt. In der Schule hab ich wieder eine Freundin verloren,sie war 16J .......als ich mein Kind zur Welt brachte starb kurze Zeit später wieder eine Freundin von mir an Leukämie. Viele Freunde unserer Clique kamen bei Autounfällen ums Leben,es gab eine Zeit da war ich fast wöchentlich auf einem Begräbnis. Trotzdem sage ich heute *ich bin für mein Leben verantwortlich,für alles was mir in meinem Leben widerfährt* Das heißt ja nicht,dass ich schuld bin am Tod dieser Menschen,sondern es heißt für mich meine *Seele* wollte diese Erfahrungen sammeln,sie wollte bestimmte Dinge lernen....und durch den Tod dieser Menschen habe ich sehr vieles dazugelernt. Denn jede Krise in meinem Leben stellt eine gewisse Herausforderung an mich egal ob Schmerz oder Leid. Auch hier habe ich die freie Wahl,nehm ich es an oder stecke ich den Kopf in den Sand. Der Sinn des Lebens ist für mich,seelisch und geistig zu wachsen und dies gelingt mir indem ich diese Stürme meines Lebens bewußt durchschreite. So absurd das für manche klingen mag,für mich ist es so und nicht anders......ein Körper besteht für mich nicht nur aus Fleisch und Blut,sonst wär er nur ein Häufchen Chemie.......... Geändert von anny (11.01.2006 um 17:59 Uhr) |
#3
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Meine Mutter hat sich während dieser *Erkrankung* sehr verändert.
Damit meine ich nicht körperlich sondern ich meine auf der gefühlsbetonten Ebene. Früher war sie eher zurückhaltend,zeigte in Gegenwart anderer Menschen nie ihre wahren Gefühle. Auch mir und meinem Bruder gegenüber nicht,sie hat es in ihrer eigenen Kindheit nie gelernt oder lernen dürfen. Heute erinnere ich mich,als ich noch ein Kind war wünschte ich mir sehr oft dass sie mich nur einmal in den Arm nimmt......so richtig. :-) Wenn sie mich in meinem späteren Leben dann einmal umarmt hat war es sehr sonderbar für mich. Teilweise kam sie mir vor wie ein fremder Mensch. Als sie diese Diagnose erhielt,begann sie *aufzutauen*. Diese 2 Jahre,so schrecklich sie auch waren,waren für mich die schönsten 2 Jahre. In diesen Jahren lernte ich meine Mum kennen,was sie wirklich für ein Mensch ist. Negative Gedanken in dem Sinne hatte sie keine mehr,es war als ob alles weggefegt worden ist. Auf mich wirkte es als hätte sie durch diese Krankheit die Möglichkeit bekommen ihr *Herz* zu öffnen. War es deshalb weil ihr eigenes Leben bedroht war,war es desahlb weil sie auf ihr bisheriges Leben aus einem anderen Blickwinkel zurückblicken konnte.....ich weiß es nicht mit Sicherheit. Sie lebte bewußter,sie lebte im Hier und Jetzt....über das Morgen oder über ihre Zukunft hat sie sich nicht mehr soviele Gedanken gemacht. Bewußt hat sie für sich darüber entschieden was sie mit ihrer verbleibenden Zeit anfangen möchte......ihrer Mutter hatte sie in diesen Momenten verziehen,alles auch dass sie ein ungeliebtes Kind gewesen ist. Sie hat mir gezeigt,dass es gut ist die Gelegenheit zu nützen um zu vergeben und zu verzeihen. Geändert von anny (12.01.2006 um 11:19 Uhr) |
#4
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Was hat mir meine Mutter noch gezeigt,bzw. welche Erfahrungen habe ich für MICH noch machen dürfen ?
Das nach dem Tod ein Weiterleben existiert,ja dafür danke ich Mum. Schon als Kind war ich sehr empfänglich für diese Dinge.......heute wird sehr gerne von parapsychologischen Phänomenen gesprochen. ;-) Nur es ist wirklich so,zumindest für mich ....nein,sondern es ist vollkommen normal. In meinem Leben,ich meine in meinem Erwachsenenwerden habe ich sehr vieles von meinem Kindsein verlernt....auch diesen sogenannten 6. Sinn....der ist irgendwie verkümmert und durch den Tod meiner Mum begann er sich wieder zu rühren. Ja,ich habe Kontakt mit ihr,seit ihrem Tod....einmal mehr einmal weniger,sie ist da,ich rieche sie,ich höre sie und ich sehe sie. In diesen 2 Jahren hatte ich bedingt durch einen Suizidversuch eine NDE und seither habe ich alle Zweifel an ein Leben nach dem Tod ausgeräumt. Darum sagte ich,ich glaube nicht,sonder ich weiß es............ |
#5
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Liebe Anny,
auch meine Mutter ist an Krebs gestorben und ich habe mich intensiv mit dem Thema NDE beschäftigt, d.h vieles darüber gelesen, nachgedacht,..( das tat ich allerdings auch schon immer, mehr oder weniger ). Es ist mir bewusst, dass eine NDE eine sehr kostbare, intime Erfahrung ist, über die es ev. auch nicht leicht ist zu sprechen. Kannst/willst du uns etwas darüber erzählen oder ist das hier für dich nicht passend ? Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, Liebe Grüße, Alina |
#6
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![]() Zitat:
es war eine der schönsten Erfahrungen die ich in meinem Leben machen durfte......nur....wie immer wieder nachzulesen ist bei mir fehlte dieser Tunnel :-) Es war als ob ich in einer anderen Welt zu Besuch war,in einer nicht zu beschreibenden Welt. Meinem Freund erzählte ich von Rosen,die *Himmel und Erde* verbinden..... Es umgab mich eine Leichtigkeit,ein Glücksgefühl,schwer dies alles in Worte zu fassen..... Mum war da,alle waren da......keiner war damit einverstanden das ich dort war ;-) Es gibt mehr als nur unsere Erde,das weiß ich und das fühle ich mehr denn je.... ich werde dir mehr erzählen. Liebe Grüße anny So,schreibe gleich hier weiter. Damals nach meinem S...... wurde ich nach einiger Zeit,wielange es genau gedauert hat weiß ich nicht .....reanimiert.....alles hab ich von weiter Ferne mitbekommen,einerseits dieses Kämpfen um mein Leben,dabei wollte ich doch nicht mehr.....andrerseits dieses unvorstellbar Schöne,was mir in meinem Leben noch nie begegnet ist. Nicht das was ich mit meinen *Augen* gesehen hab,sondern das was ich wahrgenommen habe,gefühlt habe......Liebe pur. Angst vor dem Tod habe ich keine mehr,was mir immer wieder ein wenig Angst macht ist die Reaktion der anderen Menschen,dieses *Nicht-wahr-haben-wollen*,oder dieses *ist sie vielleicht verrückt*......ja,das macht mir Angst. Ich bin nicht verrückt,ich arbeite seit Jahren in der Psychiatrie,auch nach diesem S.....,nach diesem Erlebniss......hat keiner von meinen Mitarbeitern mit den Fingern auf mich gezeigt.....auch eine andere Welt. ;-) Geändert von anny (15.01.2006 um 23:42 Uhr) |
#7
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Liebe Annie,
die Geschichte Deiner Mutter hat mich sehr beeindruckt, ebenso Deine Art über das Geschehene zu erzählen. Es ist eine besondere Erfahrung einen geliebten Menschen auf diesem Weg zu begleiten. Hätte mir das jemand vorher gesagt, ich hätte ihn für komplett verrückt erklärt, aber ich bin froh, dass ich meiner Mutter beistehen konnte. Deine Mutter muss auch ein ganz besonderer Mensch gewesen sein. Ich finde es geil, was sie zu dem Arzt sagte ("...dann werden wir ja sehen ";-) Manche Menschen sind so durch und durch arrogant und unempfänglich für gewisse Dinge, dass man Ihnen am liebsten direkt eine klatschen möchte... In dem Moment in dem meine Mutter ging, war eine wahnsinnige Aura um sie herum und um die ganze Familie, die bei ihr im Krankenhaus war und ihre Hand hielt. Ich wusste in dem Moment, dass es ihr nun endlich gut gehen würde. Ich habe sie gebeten mir ein Zeichen zu geben, dass es ihr gut geht und das sie angekommen ist. Als das lange Zeit nicht passierte, begann ich an meinem Glauben, oder meiner Hoffnung nach dem Leben danach zu verlieren. Ich habe aber einige Träume gehabt, die so real waren, küzlich kam sie nachts zu mir und hat mich in den Arm genommen und gedrückt, zum ersten Mal. Ich habe sie gefragt wie es ihr geht und wo sie denn jetzt sei. Sie sagte es gehe ihr wirklich gut, aber sie weiss auch noch nicht ganz genau, wo sie eigentlich ist. Glaubst Du es gibt eine Art 'Zwischenleben', wenn man sich einerseits vielleicht nicht wirklich trennen kann um 'anzukommen? Viele Gruesse Susanne |
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