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  #1  
Alt 03.02.2006, 21:28
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Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: la follia della realtà

31.10.04
Heute war es dann endgueltig.Ich bin von zu Hause ausgezogen und im Wohnheim eingezogen.
Ich fuehle mich einsam. Und schuldig.
Das ich Mama in der jetzigen Situation alleine lasse.
Ich habe so ein schlechtes Gewissen...
morgen hat sie wieder Chemo

12.10.04
Am Wochenende war ich zu Hause.
Es war nicht gut..
Mama wollte wieder staendig weglaufen,drohte sich umzubringen,hat geweint und sich mit Papa gestritten.
Am Sonntag kam sie wieder ins Krankenhaus da die Leukos bei 0,5 waren.
Ich glaube unsere Familie zerbricht daran. Zerbricht an der krankheit.
Jetzt,abends,wenn ich im Bett liege kommt die Einsamkeit.
Ich vermisse Mama so sehr und ich wuenschte ich koennte bei ihr sein und ihr Kraft geben.

1.11.04
Am Samstag hatte ich Fahrpruefung und bin durchgefallen.

Am Freitag wird Mama operiert.
Ich habe Angst,ich hab so wahnsinnige Angst um sie.

Oft wenn ich hier im Wohnheim sitze,denke ich an Mama. Wie es bei ihr damals war,als sie ihre Ausbildung gemacht hat und auch im Wohnheim wohnte.
Mama hat immer nur gegeben und nie genommen und dann kommt der Krebs. WARUM?

Was wenn bei der OP etwas schief laeuft? Ich sehe sie doch vorher nicht mehr.
Ich wuerde sie so gerne nochmal sehen - warum bin ich auch durch die bloede Fahrpruefung gefallen...

..dann habe ich kein Tagebuch mehr geschrieben.
meine Mama hat die OP aber ganz gut ueberstanden,Ablatio der re. Brust was erst kurz vorher entschieden wurde.
Sie macht sich schon sehr gut,ich habe sie im Kh besucht.
Ich habe auch ihre Narbe sehen duerfen und es sieht ganz gut aus. Die Aerzte meinen auch,dass es gut verheilen wuerde.
Sie muss ihren Arm hochlagern damit sie kein Lymphoedem kriegt und darauf muss sie mehr achten,sie geht zu sorglos damit um.
Wie sieht es in Mama aus?
Ich bin auch eine Frau ich kann mir zwar nicht vorstellen wie sie sich fuehlt,kann es aber ein wenig erahnen.
Ach Mama...


dann bekam sie 15 (waren es15?) Bestrahlungen. Diese hat sie ganz gut verkraftet - zumindest koerperlich. Sie hatte minimale Roetungen und hat sich immer gepudert.

22.02.05
Heute ist Mama fuer 4 Wochen in die Reha.


15.06.05

Bei Mamas Nachsorgeuntersuchung kam nichts negatives raus!
Uns allen ist ein Stein vom Herzen gefallen.
Ihre SMS lautete " Es ist alles gut, Papa und ich gehen in Frankfurt noch shoppen"
Ich sass auf der Arbeit und habe geweint vor Freude.


30.6.05

Ein Jahr ist die Diagnose Brustkrebs jetzt hier.
Seitdem hat sich unser Leben grundlegend veraendert.


Dann habe ich kein Tagebuch mehr geschrieben.
Das alles sind auch nur Auszuege - kurz gefasst.
Es hilft mir,es zu verarbeiten indem ich es einfach nochmal symbolisch und in "Kalenderform" aufschreibe.

Ich weiß das ich nicht jammern darf - aber manchmal weiß ich nicht wie ich mit dem Leben zurecht kommen soll.

Ylva
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  #2  
Alt 08.02.2006, 17:32
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Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: la follia della realtà

Staendig auf und ab...staendig.
das ist kaum noch auszuhalten,aber ich bin ja stark..
warum kann nicht einfach mal alles in ordnung sein? So dass man sich zurueck legen kann und einfach nur positiv denken kann?
Wir alle,auch Mama,waren so gluecklich,dass sie wieder arbeiten gehen kann.
Und jetzt hat sie Probleme auf der Arbeitsstelle,sie war dort ja erstmal nur Aushilfe und nun weigern sie sich das Geld zu zahlen.
Mama kam weinend nach Hause und sieht total fertig aus.
Wieder eine zusaetzliche Belastung. Mama ist dem noch nicht gewachsen...

Und ich finde es wirklich schoen und fuehle mich geehrt das sie sich an mich wendet. Ich hoere ihr auch gerne zu,aber so ganz fuehle ich mich dem nicht gewachsen...das wuerde ich ihr allerdings nie sagen. Sie hat doch sonst niemanden.
Ihre "Freunde" haben sich abgewandt,nach der Krebsdiagnose.


ich komme momentan auch nicht zurecht und wuerde mich so gerne mal ausheulen,aber das mag ich mama nicht auch noch zumuten.
und meine einzigste wahre freundin hat sich die tage von ihrem freund getrennt und dafuer gar keinen kopf...

die grippe rumort noch immer in mir und heute gehe ich in den nachtdienst..
ich fuehle mich so schlapp.

wie dem auch sei,
irgendwann gehts auch wieder bergauf - oder?

Ylva
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  #3  
Alt 08.02.2006, 19:06
Alannah Alannah ist offline
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Standard AW: la follia della realtà

Hallo Ylva!

Ich habe mir deinen Thread durchgelesen, und muß sagen, du hast wirklich eine eindrucksvolle, poetische Art zu schreiben!
Es tut mir sehr leid, was du durchmachen mußt! Zum Teil kann ich dich so gut verstehen, zum Teil fehlt mir die gleiche Erfahrung, um das nachvollziehen zu können. Als du über die Kindheit schriebst, mußte ich aufpassen, nicht zu weinen, weil ich das selbst so gut kannte. Ich hatte selbst eine glückliche Kindheit, in der ich mich geborgen fühlte. Dann wurde ich "erwachsen" - das, was die meisten so herbeisehnen, aber nicht begreifen, was das bedeutet...
Zu deiner Mama: Kann es sein, daß sie unter einer Depression leidet? Vielleicht sollte sie mal zu einem Neurologen/Psychiater gehen? Manchmal genügt ein Auslöser, dann verselbständigt sich das, wie in einem Teufelskreis, aus dem man nicht mehr rauskommt. Eine Therapie oder Antidepressiva könnten deiner Mutrter eventuell helfen, wieder glücklicher zu werden. Schließlich geht es ihr doch körperlich zur Zeit ganz gut, oder? Wie ist eigentlich ihre Prognose, haben die Ärzte was dazu gesagt, ob sie damit rechnen muß, daß der Krebs zurückkommt?
Und bitte denk doch etwas mehr an dich! Ich hatte den Eindruck, daß du dich selbst aus Sorge um deine Mutter vernachlässigst, das ist nicht gut!

Liebe Grüße
Alannah
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  #4  
Alt 16.02.2006, 10:07
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Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: la follia della realtà

Ich bewundere die Angehoerigen hier im KK die den Erkrankten so tolle Unterstuetzung geben und den Mut nicht verlieren und immer weiterkaempfen.
Ich bewundere die Betroffenen hier im KK fuer ihren unermuedlichen Optimismus, Mut und ihre Staerke und natuerlich fuer den Kampfgeist.

Ich frage mich warum ich nicht so sein kann?
Warum kann ich nicht unterstuetzen,warum kann ich nicht optimistisch in die Zukunft schauen?

Mein frueheres Leben ist mit der Krankheit gestorben.
Alles ist anders. Und ich befuerchte das ich zu unreif bin,dass zu akzeptieren.

Ylva
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  #5  
Alt 27.02.2006, 16:49
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Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: la follia della realtà

meine mama hat sich endlich durch den ganzen papierkram gekaempft und bekommt jetzt rente. das stimmt sie , glaube ich zumindest, recht positiv.
Die Tage davor waren ziemlich nervenaufreibend und mama war ziemlich gereizt und hat viel geweint.
ich hoffe das es jetzt bergauf geht und mama sich mal zuruecklehnen kann und einfach mal gentspannen kann.

mir geht es trotz allem nicht so gut.
Körperlich bin ich schon wieder von der Grippe eingeholt worden und das obwohl ich die letzte nicht mal richtig auskuriert habe.
Habe staendig Kopfschmerzen und Nasenbluten. Das muss doch irgendwann mal aufhoeren.

Psychisch geht es mir relativ gut,wenn da nur diese bloeden Stimmungsschwankungen nicht waeren.
Himmelhochjauchzend und zu Tode betruebt..
Weiss nicht,wie ich das in den Griff bekommen soll.
Hauptsache ich kann es vor mama verbergen und sie kommt endlich mal wieder auf die beine.

Ylva
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  #6  
Alt 28.02.2006, 20:29
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Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: la follia della realtà

Ich suche nach etwas aber ich weiss nicht wonach,wie soll ich es dann jemals finden?
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  #7  
Alt 03.03.2006, 20:04
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Standard AW: la follia della realtà

heute lasse ich meinen lieblingsdichter erich fried sprechen



Aufhebung

Sein Unglück
ausatmen können

tief ausatmen
so dass man wieder
einatmen kann

Und vielleicht auch sein Unglück
sagen können
in Worten
in wirklichen Worten
die zusammenhängen
und Sinn haben
und die man selbst noch
verstehen kann
und die vielleicht sogar
irgendwer sonst versteht
oder verstehen könnte

Und weinen können

das wäre schon
fast wieder
Glück
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