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  #1  
Alt 16.02.2006, 11:21
Lisa35 Lisa35 ist offline
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Standard AW: Ich möchte mich zunächst vorstellen

Liebe Kathrin,
es ist sehr schwer mit dieser Diagnose klar zu kommen. Ich würde Deiner Ma aber nicht die Hoffnung nehmen - sag ihr lieber nicht, wie es wirklich um sie steht. Aber reden ist jetzt sehr, sehr wichtig. Sag ihr alles was Dir auf der Seele brennt, dass Du sie liebst...... Sag ihr, dass ihr zwei jetzt kämpfen werdet - damit alles wieder gut wird. Sei für Deine Mama einfach da. Euer Verhältnis wird sich ganz gravierend verändern - ihr werdet Euch emotional nähern und das ist für euch beide sehr wichtig. Du wirst Dir irgendwann sonst Vorwürfe machen, wenn Dinge unausgesprochen geblieben sind. Wenn Du ihr Dinge nicht sagen kannst, ohne direkt in Tränen auszubrechen, schreibe ihr einen Brief indem Du Deine Gefühle niederschreibst.
Ich wünsche Dir und Deiner Ma alles, alles Gute und Dir ganz viel Kraft die kommende Zeit zu überstehen.
LG Lisa
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  #2  
Alt 16.02.2006, 21:15
KathrinP. KathrinP. ist offline
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Standard AW: Ich möchte mich zunächst vorstellen

Liebe Lisa, liebe Martina,

vielen Dank für Eure Worte. Ich hoffe, daß ich es schaffe, die emotionale Brücke zu bauen. Heute war ich wieder bei ihr, sie war sehr aggressiv, nicht zu mir.
Sie hat Wut auf jede Behandlung, die sie bekommt, möchte nur noch nach Hause und sie will in ihren Job zurück! Sie kommt mir sehr verwirrt vor

Dann habe ich einen Arzt der Station sprechen können. Die Strahlentherapie schlägt nicht optimal an, meint er. Heute war sie 3x (!) in der Röhre. Sie haben den Verdacht, daß noch andere Metastasen vorhanden sein könnten und die Internisten wollen entscheiden, ob noch eine Chemotherapie gemacht werden soll. Iregendwie kapier ich gar nichts mehr. Klar kann das sein, daß andere Metastasen irgendwo sind, aber der Arzt sagte, wenn sie es schaffen mit der Chemo das Leben meiner Mutter nur um 3 Monate zu verlängern, ist es ein Erfolg. Bei der Frage, ob die Nebenwirkungen mit dem Nutzen aufzuwiegen sind, sagte er mir, daß er es nicht wisse.

Meine Mutter will nur noch nach Hause und wahrscheinlich kommt sie nächste Woche heim, nach der letzten Bestrahlung.
Was soll das mit der Chemo? Ich habe Angst, daß sie unnötig gequält wird für vielleicht nur 3 Monate Lebensverlängerung!
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  #3  
Alt 17.02.2006, 07:57
Lisa35 Lisa35 ist offline
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Standard AW: Ich möchte mich zunächst vorstellen

Liebe Kathrin,
so schwer wie es auch ist, Deine Mutter muß entscheiden, ob sie die Chemo weiter will oder nicht. Wenn Deine Mama nach Hause will - mußt Du es akzeptieren. Die Entscheidung ob es richtig ist, für 3 Monate länger, diese Strapazen auf sich zu nehmen kann Euch niemand abnehmen. Trag die Entscheidungen Deiner Mama mit. Sie wird für sich das Richtige entscheiden, wenn man hierbei über Richtig oder Falsch reden kann. Die Wünsche des Erkrankten sollten immer im Vordergrund stehen.
Ich wünsche Euch Beiden die Kraft die nächste Zeit zu überstehen.
LG Sabine
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  #4  
Alt 19.02.2006, 21:45
foxy foxy ist offline
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Standard AW: Ich möchte mich zunächst vorstellen

Liebe Kathrin.
Wenn Deine Ma schon 3 x an einem Tag in der Röhre waren und alles andere, wird sie bestimmt über sich bescheid wissen. Ich würde die Ärzte fragen, ob sie deiner Ma alles genau erklärt haben. Wenn dies der Fall ist, dann würde ich ihr sagen, daß auch ich es weiß und man nun einen "Neuanfang" für die Beziehung versuchen sollte. Wenn man sich richtig aussprechen kann, geht es für beide Seiten bestimmt besser und du kannst versuchen ihr noch alles zu sagen, was du auf dem Herzen hast. Ich stelle es mir schrecklich vor, alles zu schlucken und irgendwann ist alles zu spät.

Toi Toi toi
alles Liebe und Gute
foxy
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  #5  
Alt 23.02.2006, 20:29
Ulrike 1963 Ulrike 1963 ist offline
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Standard AW: Ich möchte mich zunächst vorstellen

Liebe katrin

Meine schwiegerma hat auch ein Bronchialkarzinom, mit Metastasen in Leber, Hirn und entlang der gesamten Wirbelsäule. Am Anfang sagten sie uns, dass sie nur noch wochen im einstelligen Bereich leben würde, weil ihr allgemeinzustand miserabel war und es nicht klar war, ob noch Chemo oder bestrahlungen erfolgen könnten, das war November 2005.
Heute hat sie 10 Bestrahlungen hinter sich und heute ist ihre 4.Chemo abgeschlossen worden und sie darf morgen wieder nach hause für zwei Wochen.
Die Zeitangaben der Ärzte die reissem einen den Boden unter den Füssen weg, denn dann als klar war bestrahlung und Chemo wird gemacht, haben wir die Aussage erhalten , zwei tage vor Weihnachten, dass dies ihre letzten Weihnachten sein werden.
Ich bewundere sie, wie sie kämpft, denn sie will unbedingt noch die Konfirmation( 21.5.06) ihres einzigen Enkels mit erleben, das ist ihr Ziel und dafür kämpft sie im moment.
Deine Ma muss auch solche Ziele haben, die nicht so weit entfernt liegen und vor allem sie darf die Hoffnung niemals auf geben.

LG Ulrike
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  #6  
Alt 23.02.2006, 21:20
KathrinP. KathrinP. ist offline
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Hallo Ihr Lieben,

danke für Eure Zeilen. Es tut gut zu wissen, daß man nicht allein steht mit dieser Sache.

Gestern habe ich meine Mutter nach Hause geholt. Ihr geht es den Umständen entsprechend (eher gut).

Sie hat 10 Bestrahlungen bekommen und ab 7.3. (da hat sie Geburtstag )
beginnt ihre ambulante Chemotherapie. Ich übernehme dafür die Fahrerei (70 km) und was für ein Mittel wie oft sie bekommt, weiß ich noch nicht. Heute war ich mit ihr bei der Hausärztin, um das Rezept für viele Medikamente abzuholen.

Sie hat keine Schmerzen, ist aber motorisch und auch geistig immer wieder mal schlecht drauf, da geht gar nichts, weder laufen, noch findet sie Worte. Das dauert dann so mehrmals am Tag 5 Minuten und dann geht alles wieder.
Außerdem wird sie manchmal spastisch, was ebenfalls zwei bis 3 Minuten dauert.

Ich werde weiter berichten. Vielen Dank nochmals für all Eure lieben Zeilen und ich wünsche ein jedem hier all die Kraft, die nötig ist.

Liebe Grüße
Kathrin
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  #7  
Alt 24.02.2006, 01:09
SabineR SabineR ist offline
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Standard AW: Ich möchte mich zunächst vorstellen

Hallo Kathrin,

ich habe Deine Berichte aufmerksam durch gelesen und denke das Deine Mama weiß wie es um sie steht.
Ich hatte da das beste Beispiel. Meine Mama ist 2003 an Eierstockkrebs erkrankt. Auch wir hatten zu diesem Zeitpunkt absolut kein gutes Verhältnis mehr.Bis zu meinem 15. Geburtstag war noch alles wunderbar aber dann hat sich mein heißgeliebter Vater das Leben genommen und von da an war meine Mutter der Buhmann. Ich habe sie regelrecht gehasst, da ich ihr die Schuld für den Tod meines Vaters in die Schuhe geschoben habe. Erst als mein erstes Kind geboren wurde, ich war zu diesem Zeitpunkt 20, legte sich leicht die Lage.
In den folgenden Jahren gab es immer mal ein hoch und ein tief in unserem Verhältnis. Oft waren wir froh von dem anderen nichts zu hören, dann aber haben wir uns beide wieder gefreut wenn einer von uns beiden sich wieder meldete.
Das ging so die ganzen Jahre bis 2003. In diesem Jahr wurde ihre Krankheit, ich war dann 35, festgestellt und von da an viel es mir wie Schuppen vor den Augen, das es sein kann das ich meine Mama verlieren könnte.
Ich habe Tage und Nächte lang am PC gesessen und im Internet alles über die Krankheit gesucht.
Weil meine Mutter mich wohl besser kannte als ich dachte, fragte sie mich gedesmal ob ich was im Internet gefunden hatte. Auch ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht wie weit meine Mama über ihre Krankheit informiert war. Da ich sie irgendwie nicht anlügen konnte sagte ich ja. Natürlich wollte sie alles lesen.
Ich gab ihr sämtliche Berichte über die Krankheit, vermied es ihr aber die Seiten zu geben, indem sie sehen konnte das sie nicht mehr wie 5 Jahr zu leben hätte.
Da sie aber Altenpflegerin mit Herz war, hat sie dies wohl geahnt und hat sich ohne Ende Bücher gekauft.
Von da an sprachen sprachen wir ganz offen über ihre Krankheit. Ich habe da erst gemerkt was mir meine Mutter überhaupt bedeutet, das es nicht sein darf das sie gehen muss, nicht jetzt wo ich anfing mich ihr wieder zu nähern.

Es waren viele Monate, in denen wir uns immer mehr ausgesprochen haben, über Dinge die wir bestimmt ohne die Krankheit nie angesprochen hätten.
So kam es auch das ich irgendwann meiner Mutter gesagt habe, wenn es so weit ist das sie nach mir kommt und sie bei mir einschlafen soll. Nicht in irgendeinem Krankenzimmer.
Sie sagte spontan ja, das war vor der Krankheit ein Unding gewesen. Sie hat es nie länger als 3 Stunden bei mir ausgehalten. Sie kam eigentlich immer nur den Enkeln zuliebe.
Die letzten 6 Wochen haben wir beide sehr genossen. Sie war bei mir Zuhause und wir haben uns stundenlang unterhalten. Über Sachen die der eine oder andere falsch gemacht hat und irgendwie kam uns es beiden so dumm vor das diese "Kleinigkeiten" so zwischen uns standen.
Dann kam der Tag wo meine Mutter eigentlich ihre Chemo krigen sollte, es war dann die 6 die versucht werden sollte, da die anderen nicht angeschlagen hatten.
Sie sagte spontan morgens, weißt du was die können mich jetzt mal ich will diesen ganzen Mist nicht mehr.
Dies habe ich sofort akzeptiert. Natürlich wurde der Zustand meiner Mutter sofort schlimmer, sie hatte bis dahin ja auch schon 50 Kilo abgenommen.
Sie weinte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr auch ich habe nie geweint ich habe mich immer als starke geben wollen und ihr ja nicht meine Schwächen zeigen wollen, vielleicht hat sie ja mal darauf gehofft.
Dann kam der Tag wo sie ihre künstliche Nahrung abgelehnt hat. Sie sagte nur zu mir ich kann nicht mehr, das war 4 Tage vor meinem 38 Geburtstag im letzten Jahr. Ich musste schwer schlucken habe es aber akzeptiert, da ihr Leiden mittlerweile unerträglich war. Sie hat sich nie beklagt und sie war so eine ruhige Kranke. Sie hat es geschafft noch 17 Tag ohne Nahrung zu leben.

Ich war jeden Tag an ihrem Sterbebett, meist bis zu 20 Stunden. Es hat mir das letzte abgefordert aber ich hatte ihr bis zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht sagen können das ich sie liebe. Ein paar Stunden vor ihrem Tod, es war mitten in der Nacht war ich zum ersten Mal nach Tagen ( sonst war immer das Hospitz da) mit ihr alleine. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt schon seit 4 Tagen Morfium bekommen und war in einem Dämmerzustand und konnte auch nichts mehr sagen. Auf jeden Fall habe ich mir in dieser Nacht ein Herz genommen, ich wusste das ich nur noch eine halbe Stunde mit ihr alleine war, da dann wieder der Hospitz vor Ort war, und habe ihre Hand gehalten was ich ja immer tat und ihr unter Tränen gesagt das ich sie furchtbar liebe. Sie machte die Augen auf, lächelte mich an und sagte : ich weiß mein Kind ich weiß ich liebe dich auch und werde immer bei dir sein, nu geh endlich schlafen.
Sie machte die Augen wieder zu undich dachte ich hätte alles nur geträumt. Als der Hospitz kam, legte ich mich wirklich schlafen nur zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, das ich meine Mama nie wieder lebend sehen würde und das ihre letzten Worte waren ich liebe dich.

Wie du siehst Kathrin haben unsere Geschichten kleine Ähnlichkeiten. Denke nicht zuviel daran was deine Mutter denke würde wenn du auf einmal senil wirst und sie mal in den Arm nimmst. Auch wenn sie weiß wie krank sie ist, wird sie dich bestimmt nicht als Lügnerin abstempeln. Und das Wort ich liebe dich geht einem bei seiner Mutter anscheinend irgendwie kaum über die Lippen, es ist schon komisch das wir es zu unserm Mann oder Kind sagen können aber nicht zu unserer eigenen Mutter obwohl es doch so leicht ist.
Ich hoffe das ihr zueinander findet und die Krankheit so gut es geht bewältigt.

Ganz liebe Grüße Sabine
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