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Alt 13.03.2006, 16:20
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Kiwi Kiwi ist offline
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Registriert seit: 07.02.2006
Beiträge: 146
Standard AW: gekämpf, gehofft und doch verloren

Liebe Kerstin

Mein Papa ist am 19. Februar 2006 nach 2 Tagen Koma still eingeschlafen - es war wie wenn eine Kerze immer dünner brennt und am Ende flackert - und ganz ausgeht. Meine Erlebnisse sind ganz ähnlich wie Deine. Die letzten beiden Tage war Papa im Koma, weil die Leber versagte und erhielt viel Morphium. Trotzdem hat er auf hartnäckiges Fragen "hörst Du uns?" beide Tage reagiert, einmal sogar mit einem deutlichen Ja. Es hat uns bestätigt, dass uns Papa wahrnahm - wir blieben auch ständig bei ihm, gingen jedoch immer mal 20 min raus, um was zu essen oder an die frische Luft, falls er er vorgezogen hätte, alleine zu sterben. Er entschied sich schliesslich für das Sterben in Anwesenheit von Mama. Mich "schickte" er raus, ich erhielt einen Impuls, ging 5 min eine Zigarette rauchen, einfach so, ohne Grund. Als ich zurück kam, hatte er es geschafft. Er wollte dies mit Mama alleine ausmachen - und ich bin so dankbar, habe ich diesen Impuls gefühlt und bin ihm gefolgt.

Liebe Kerstin, mein herzliches Beileid, ich fühle mit - aus tiefster Seele.

Bis jetzt kann ich aus meiner Trauerarbeit soviel berichten: Die ersten beiden Wochen war da nur eine Leere, und auch ein Stück Dankbarkeit, dass Papa es geschafft hatte und nicht lange leiden musste, es ging am Ende sehr schnell.

Dann kam ein paar Tage eine grosse innere Unruhe, ich war unfähig, mich zu konzentrieren, konnte kaum arbeiten. Dann hatte ich 5 Tage ununterbrochen Kopfweh. Nun fühle ich mich recht wohl, spüre zwar, wie meine innere Sonne leidet, ich ständig traurig bin und eine melancholische Grundstimmung habe, was so gar nicht zu mir passt. Weinen muss ich meist am Abend, dann gehe ich zu meiner Mam, rieche an Papas Sachen, gucke mir seine Fotos, Sachen an, kann weinen, spreche mit Mama über ihn... Dann beruhige ich mich und kann heimgehen, schlafen.

Meine Gefühlswelt besteht derzeit nur aus Leere, Traurigkeit, Dankkbarkeit und Angst, was noch kommt. So richtig habe ich noch nicht begriffen, was passiert ist. Ich soll nie mehr meinen Papa sehen? Nicht vorstellbar, was das bedeutet...

Fühl Dich gedrückt - alles Gute für die kommende Zeit!
In tiefem Mit-Leid, Kiwi
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