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  #1  
Alt 27.04.2006, 07:02
Wolke Wolke ist offline
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Registriert seit: 11.11.2005
Ort: Niedersachsen
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Standard AW: Stammtisch

Hallo allerseits,

liebe Beate, ich denke, nein, du wirst nie wieder DIE Beate werden. Aber das ist auch gut so und vielleicht willst du es auch gar nicht. Es gibt Ereignisse, Begegnungen, Schicksalsschläge im Leben, die verändern und prägen einen Menschen. Das heißt aber nicht, dass die neue Beate schlechter oder besser ist als die alte. Nur eben anders. Dieses anders ist aber auch nicht von Grund auf, sondern nur hier und dort.

Ich glaub ich werd auch langsam wirr, aber ich hoffe ihr könnt mir folgen

Petra und allen anderen möchte ich sagen, dass ich die neuen Partner zu bewundern kann. Im Grunde kann ich mir vorstellen, dass sie manchmal gegen Windmühlen kämpfen. Der steht sozusagen auf einem Podest und sie werden es nie erreichen können. Schön, dass sie so tapfer sind, denn ich denke in manchen Dingen müssen sie das sein. Schön, dass sie für euch und an eurer Seite da sind.

Bei meiner Ma wurde auch "Time to say goodbye" gespielt. Ich habe es zum Glück seit dem erst ein einziges mal im Büro im Radio gehört. Da hab ich es gleich ausgemacht. Meine Kollegin wußte auch warum. Als wir das Lied ausgesucht haben, haben wir uns keine Gedanken darüber gemacht, wie das Verhältnis zukünftig dazu sein wird. Es paßte, da es bei Mamas Ruhestand auch gespielt wurde. Von einigen weiß ich, dass sie das Lied von Xavier gespielt haben, bei Beerdigungen. Ich muss sagen, im nachhinein bin ich froh, dass wir so ein "altes" Lied gewählt haben, denn es begegnet mir nicht so oft im Alltag und erinnert mich. Ich denke zu gehen und die Pizza stehen zu lassen war die Richtige Lösung. Was hättest du sonst machen sollen? Dort in Tränen ausbrechen? Fühlt man sich auch nicht so wohl bei. Die Bedienung anmachen und ihr dann ewig lange erklären, warum sie es ausstellen soll? Viel zu anstrengend und langwierig. Als Ausraster würde ich es noch gar nicht mal bezeichnen.

So, das war es von mir.

Gruß Wolke
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  #2  
Alt 27.04.2006, 13:17
AndreaM AndreaM ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Hallo ihr Lieben,

ich habe eigentlich garkeine Zeit - aber einige Gedanken möchte ich hier - ganz wirr - auch noch in die Runde werfen:

1. Der neue Partner und das Wiedersehen.

Ich glaube, dass die Liebe, die einen auf dieser "anderen Ebene" empfängt eine andere ist als hier. Ich glaube, es gibt keine "Besitzansprüche", keine Eifersucht, keine Trennungen - es gibt eben nur die Liebe. Die echte, die glückliche Kinder doch auch von ihren Eltern erfahren, die bedingungsloses Annehmen beinhaltet. Und so stellt sich die Frage garnicht, wer einen empfängt.

2. Liebe Beate, nein, ich glaube auch nicht, dass Du je dieselbe werden wirst. Überlege mal, jeder Schicksalsschlag, jedes Erlebnis verändert uns. Als Kinder hatten wir ein Urvertrauen, alles würde gut werden. Und dann? Irgendwann sind wir doch einmal vom Baum gefallen und haben uns ernsthaft weh getan - und da war es dahin, das sichere Gefühl, dass einen die Eltern immer auffangen. Und so geht es ein Leben lang - die einen Erlebnisse verarbeitet man schnell - und an den anderen kaut man lange. Aber dieser Mensch, der aus der Erfahrung hervorgeht - der ist ungleich stärker. Und die Zeit, die Du mit Deinem Liebsten hattest hat Dich auch geprägt, Du hast seine Werte zu Deinen gemacht und er die Deinen zu seinen.

Entschuldigt das wirre gerede, ich muss auch schon wieder weiter.

Ich umarme Euch alle und bin so froh dass es Euch gibt!

Liebe Grüße
Andrea
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  #3  
Alt 27.04.2006, 14:07
Brooklyn Brooklyn ist offline
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Ort: Kreis Aachen
Beiträge: 77
Standard AW: Stammtisch

Hallo ihr lieben!

An Beate:
Der Schlag den das Leben dir verpasst hat, hat dich verändert und wie meine Vorrednerinnen schon erwähnten, wirst du bzw wir alle nie mehr so, wie wir einmal waren. Ob das gut oder schlecht ist, kann dir keiner sagen, doch es macht einen stärker. Ich denke seit dem, man sollte vielleicht das Leben bewusster genießen. Es kann so schnell vorbei sein. Es ist klar das bestimmte Lieder, Stiuationen oder Sätze einen immer wieder an den geliebten Menschen erinnern, den wir verloren haben. Auch ich weis in manchen Situationen, was mein Dad mir gesagt hätte. Ich weis auch das unsere es nicht wollen würden, das wir so leiden. Klar ist es leicht gesagt den Kopf oben zu lassen und weiter zuleben. Mache es ja auch grad durch... Ratschläge geben ist immer einfach Vor einigen Tagen habe ich für mich entschieden, wieder ins Leben zurück zu kehren. Es haben auch genug mit mir geschimpft das es so nicht weiter geht.
Vorallem aber wollte ich wieder lachen... das ganz ohne antidepri Tabletten. Glaube dsa ich mich schon irgendwie darauf vorbereitet habe, als es mit meinem Dad rapide bergab ging. Klar weine ich noch bei manchen Liedern, schaue traurig in die Sterne und hoffe auf ein Zeichen... Er ist ja da oben irgendwo das weis ich und es gibt mir Kraft.

Leider lese ich hier immer wieder Krankheitsverläufe, die so schlimm sind, das ich mir dann denke, gut das es bei uns so relativ schnell ging. Es ist komisch, einerseits bin ich froh das er erlöst ist und andererseits so egoistisch das ich mich frage, warum er aufgegeben hat. Er wollte nicht mehr das weis ich. War wohl nicht gut im Motivieren...

Ich wünsche euch aus dem sonnigen Aachen alles Liebe und ein riesiges Kraftpacket

Alexandra
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  #4  
Alt 27.04.2006, 14:12
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Es wurde in einem der vorigen Beiträge der Aspekt der neuen Partnerschaft angesprochen.

AndreaS schrieb:

"Jemand, der bereit ist, sich auf uns, die wir unsere große Liebe gefunden und verloren haben, einzulassen, der wird in der Lage sein, uns wieder zurück ins Leben zu führen, anders, aber nicht unbedingt schlechter. Dieser jemand wird seinen Platz in unserem Leben bekommen, ohne unseren Lieben etwas wegzunehmen. Ob es das gibt? Ich weiß es nicht."

Ja ,es gibt das tatsächlich. Andrea hat es auf den Punkt gebracht, es verlangt Mut, sich neu aufeinander einzulassen und es ist kein "Verrat" am verstorbenen Partner, auch wenn derartige Gefühle und Gedanken mal in diese Richtung vorbeihuschen.

Wer meinen Trauerweg in einem anderen Thread verfolgt hat, weiß, das wir uns loslassen MUSSTEN, obwohl wir doch gerne nach 30 Jahren Ehe zusammen alt geworden wären. Schmerzlich war anzuhören der Wunsch meiner todkranken Frau, ich möchte wieder (mit einer Frau) glücklich werden. Es hat mich fast zerrissen.

Ihr Wunsch ist in Erfüllung gegangen, ich bin nicht mehr Witwer, ich bin wieder verheiratet.

Es war ein gewaltiger Spagat der Gefühle, einerseits Trauerarbeit, andererseits neues Glück zulassen.

Das Zulassen von neuem Glück ist sehr einfach gesagt, aber nicht einfach getan. Dabei habe ich mir oft selbst im Wege gestanden. Kopf und Seele waren zum Zerspringen voll von Gedanken und ungeordneten Gefühlen.

Wir haben uns mit vielen kleinen Schritten an unser gemeinsames neues Leben angenähert:

Liebe braucht viel Zeit: Zeit loszulassen und Zeit, um das sensible Pflänzchen neue Liebe wachsen zu lassen. (Vielleicht kommt das Lebensalter und die vielleicht gemachten Lebenserfahrungen mal erleichternd, mal erschwerend als neuer Begleiter dazu.)

Zuhören und Nachvollziehen des jeweiligen langjährigen Lebensweges des bisherigen Partners

Viel miteinander reden, um die Vergangenheit verständlich zu machen, abschließen und loszulassen zu können

Akzeptieren und Stehenlassen des bisherigen Lebensweges des anderen Partners

Einlassen auf neue Verhaltensweisen, Modifikationen bisheriger gewohnter Abläufe

Neues miteinander erleben und gestalten, neu füreinander da sein, Vertrauen schaffen

Es war bei keinem von uns gegen den bisherigen Lebenspartner gerichtet, was wir uns neu gemeinsam an Gemeinsamkeit und Vertrauen, aus der die neue Liebe entstand, geschaffen haben. So, wie es AndreaS beschrieben hat, es ist "anders" und es ist bereichernd für uns beide. Wir hatten zu akzeptieren, daß jeweils ein früherer Lebensabschnitt unabänderlich zu Ende gehen mußte; wir hatten den Wunsch an uns zu arbeiten und einen Neuanfang gemeinsam zu wagen, Schritt für Schritt, Hand in Hand, im Bewußtsein Geliebtes endgültig verloren zu haben und eine Chance zu haben Neues in (mit) Liebe zu wagen.

Mit lieben Grüßen
Shalom
__________________
Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel
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  #5  
Alt 27.04.2006, 14:57
Anemone Anemone ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Hallo Ihr Lieben,
Beate, Deine Gefühle kann ich gut verstehen. Ich denke, es geht uns allen so, dass wir meinen, nie mehr wieder diejenigen sein zu können, die wir vor dem Tod unserer Liebsten waren. Ich habe ein Buch gelesen mit dem Titel: Es wird alles wieder gut, aber nie mehr wie vorher. So wirds wohl sein.
Ich hab auch manchmal Momente, wo ich einfach nur noch in meinem tiefen Loch sitzen kann, das "Trauertier" im Genick.
Aber dann gehts auch mal wieder besser. Früher dachte ich immer, die Trauer ist anfangs ganz groß und wird allmählich immer kleiner. Aber die Erfahrung, die ich in den vier Monaten seit dem Tod meines Liebsten mache, sagt mir was ganz anderes. Bei mir ist es ein ständiges Auf und Ab, und ich glaube, das wird noch ein paar Jahre lang so gehen.
Was einen neuen Partner betrifft, kann ich mir das für mich absolut nicht vorstellen, aber ich bin ja auch mit meinen 61 Jahren und 41 Jahren Ehe sooo alt im Vergleich zu den meisten von Euch jungen Mädels.
Aber ich finde es völlig o.k., wenn man zu einer neuen Partnerschaft bereit ist, und man sollte um alles in der Welt deswegen kein schlechtes Gewissen haben!! Sicher hätten die Lieben, die nicht mehr bei uns sind, nichts dagegen.
Ich freue mich für diejenigen unter Euch, die wieder einen lieben Menschen gefunden haben.
So, ich will jetzt mal ein bißchen im Garten werkeln und hoffe, dass es mir dabei gelingt, aus dem Loch herauszuklettern und das Trauertier in seinen Verschlag zu sperren.
Seid ganz lieb gegrüßt von mir,
Anemone
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  #6  
Alt 27.04.2006, 15:02
Wolke Wolke ist offline
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Standard AW: Stammtisch

Grab das Trauertier im Garten ein :
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  #7  
Alt 27.04.2006, 15:03
Benutzerbild von Petra_S
Petra_S Petra_S ist offline
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Hallo Ihr Lieben!

@Shalom
Also ich habe deinen Beitrag gelesen und mir standen die Tränen in den Augen, nicht weil du MIR unbedingt aus dem Herzen geschrieben hättest, sondern weil ich das Gefühl hatte du hast so unkompliziert aus deinem Herzen geschrieben!!!

Ich kann das für mich alles so noch nicht sehen, ich weiß nicht ob ich irgendwann soweit bin, das ist auch egal, ich habe beim Lesen das Gefühl, dass ich das muss - ich freue mich einfach, dass es möglich zu sein scheint und ich freue mich für dich / euch.

Vielen Dank für deine gefühlvollen Erfahrungen und Gedanken hier am Stammtisch.

LG Petra
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  #8  
Alt 27.04.2006, 15:08
Benutzerbild von Petra_S
Petra_S Petra_S ist offline
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Standard AW: Stammtisch

...hat sich ein Fehler eingeschlichen, der den Sinn verdreht: ...ich habe beim Lesen N I C H T das Gefühl, dass ich das MUSS - aber es KANN passieren!!!

LG Petra
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