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  #1  
Alt 20.06.2006, 14:31
1982 1982 ist offline
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Standard AW: An alle jungen Hinterbliebenen

Hallo Ihr Lieben,

ich finde es gut das Ihr Euch auf diesem Weg austauscht .
Man findet sich in den Zeilen der anderen oft wieder oder kann sich zurück entsinnen wie es einem kurz danach ging oder wie es vielleicht in ein paar Jahren aussehen kann.

Meine Mum ist vor fast 1 jahr mit 42J viel zu früh gegangen .

Hab es immernoch nicht kapiert. Vorgestern hab ich einen Schlafanzug von Ihr angezogen. Ihr Geruch ist noch da , weil ich Ihre Sachen in einen seperaten Schrank getan habe. Immer wenn ich Sie extrem vermisse, geh ich an den Schrank und " halte meine Nase rein ." Ihr Geruch umarmt mich dann.

Hab Angst vor dem Tag wo der Geruch verblasst.

Ich drück Euch alle ganz doll
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  #2  
Alt 20.06.2006, 19:17
argy argy ist offline
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Registriert seit: 01.09.2005
Beiträge: 2
Standard AW: An alle jungen Hinterbliebenen

Hallo ihr alle,

ich bin 25 und "9 Monate danach".

jetzt ist es fast ein Jahr her dass die ganze Geschichte mit meinem Vater anfing, und ich kann nicht mal das schöne Wetter genießen, denn ich muss dauernd daran denken wie letztes Jahr im Juli mein Leben zu einem Trümmerhaufen wurde. An seinem 56. Geburtstag ging es meinem Vater das erste Mal richtig schlecht, er hatte Sprach- und Orientierungsstörungen. Zwei Tage später wussten wir dann, dass es ein Hirntumor war. Zuerst hieß es noch, es sei "nur" ein Hirntumor und keine Metastase, doch nach der OP wussten wir dann, dass es eine Metastase von einem schlimmen Lungenkrebs war. Dieser war nicht operabel und die Ärzte sprachen von höchstens vier Jahren, was meine Ma mir allerdings erst nach seinem Tod erzählte. Er bekam jedenfalls noch zwei Monate lang Bestrahlung, was er halbwegs gut vertrug, auch wenn ihm die erzwungene Ruhe sehr zu schaffen machte und am Familienfrieden nagte. Ein paar Tage bevor dann die erste Chemo geplant war, hatte er einen totalen Zusammenbruch mit Orientierungslosigkeit etc., kam ins Krankenhaus, am selben Abend noch auf die Intensivstation und fiel ins Koma, aus dem er nicht mehr aufwachte. Eine Woche später starb er, meine Mutter war bei ihm, ich konnte es nicht ertragen und war mit meiner besten Freundin unterwegs, die extra ihren Urlaub abgesagt hatte um bei mir zu sein. Bis zur Beerdigung dauerte es noch über eine Woche, es war total schrecklich zu wissen, dass er irgendwo in einem dunklen Kühlraum liegt und noch keinen Ort hat, wo er bleiben kann. Bei der Beerdigung haben so ziemlich alle Leute geheult, nur ich nicht. Danach bin ich mit meiner Freundin einkaufen gefahren um mich abzulenken und kam mir vor wie das Allerletzte.

Am Anfang dachte ich noch, ich könnte das alles ganz gut verarbeiten, doch momentan, über ein halbes Jahr danach, glaube ich daran zu zerbrechen. Ich habe wahnsinnige Angst vor dem Verlassenwerden, streite mich nur noch mit meinem Freund weil mich alles ankotzt und ich einfach keine Kraft mehr habe und keinen Sinn mehr sehe. Meine Mutter war in Kur und meistert ihr Leben inzwischen recht gut, immerhin muss ich mir keine Sorgen mehr um sie machen. Das war auch nicht immer so. Aber ich kriege mein eigenes kleines Leben nicht mehr auf die Kette, klar, nach außen funktioniere ich, gehe brav arbeiten und reiße mir dort den Allerwertesten auf als wäre ich topfit, gehe auch hin und wieder aus und versuche so zu tun als wäre ich gut drauf. Aber nach innen fühle ich mich völlig fremd, habe keinen Bezug mehr zu meinem früheren Ich, werde von Emotionen und Frustanfällen überrannt.

Schlimm genug dass mein Vater sterben musste, warum geht jetzt auch noch mein restliches Leben vor die Hunde ?

Entschuldigt den langen Vortrag.

Liebe Grüße
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  #3  
Alt 21.06.2006, 10:20
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teufelchen_26 teufelchen_26 ist offline
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Standard AW: An alle jungen Hinterbliebenen

hallo argy..

erstmal es tut mir leid dass du deinen vater auch so früh verlieren musstest. ich bin 27 und 5,5 monate danach. ich komme auch nicht so gut klar mit dem tod meiner mama... ich gehe diese woche noch zum psychologen und versuche mir eine gesprächstherapy verschreiben zu lassen... hast du da auch mal drüber nachgedacht? ich glaube dass dir das echt bei der bewältigung der trauer ein wenig helfen kann... bei mir ist es jetzt auch fast 1/2 jahr her... und ich beginne langsam erst zu begreifen.. sie kommt nicht wieder.. das schmerzt... aber wir müssen trotzdem weiter leben... dein paps hätte es sicher nicht gewollt dass du den kopf in den sand steckst..

fühl dich mal ganz fest gedrückt
liebe grüße
nadine
__________________
Niemand den man wirklich liebt ist jemals tot
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  #4  
Alt 21.06.2006, 10:21
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teufelchen_26 teufelchen_26 ist offline
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Standard AW: An alle jungen Hinterbliebenen

@ jessie

wie gehts dir denn so?

hab dich schon ein wenig vermisst

ganz liebe grüße
nadine
__________________
Niemand den man wirklich liebt ist jemals tot
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  #5  
Alt 21.06.2006, 11:40
angelika angelika ist offline
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Beitrag AW: An alle jungen Hinterbliebenen

hallo ihr.

habe mich jetzt durch eure schicksale gekämpft und ich muss sagen respekt. ich bewundere euch, wie einige von euch ihren mut wieder gefunden haben. – ich habe das gefühl ich hätte den sinn des lebens verloren…

mein geliebter daddy ist am 22.10.2005 mit gerade 53 an lungenkrebs verstorben. da war ich 21. ich war in dieser schrecklichen nacht bei ihm. und als er starb, starb ein sehr großes stück von mir . mein leben hat sich um 360° gedreht. ich habe das gefühl (schon von beginn der krankheit an), dass ich viel reifer bin. erwachsen? ich rege mich überhaupt nicht mehr über belanglose schei.. auf. ich bin die ruhe in person. mein leben ist emotionslos. trostlos. habe mich sehr zurückgezogen. am anfang ist es mir nicht aufgefallen aber jetzt nach und nach kommt es raus. ich will lieber zu hause bleiben. alleine. wieso verstehen das soviele menschen nicht? ständig höre ich nur: „du kommst ja gar nicht mehr zu uns“ „du meldest dich nicht“

ist es bei euch auch so? es fällt einem alles so schwer.. mein daddy war der liebste mensch für mich. keiner hat mir je dieses gefühl gegeben, so geliebt zu werden. ich war immer seine prinzessin. mein daddy ja ich vermisse ihn so doll.

was mir auch aufgefallen ist: ich bin schreibfaul geworfen

lieben gruss

angelika

daddy i love you *17.09.1952 +22.10.2005
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