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#1
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Hallo mein Schatz,
schon ist wieder eine Woche rum, eine Woche näher zu Dir. Am Montag war ich bei Marlies. Sie ist schon die 9. Woche in ihrer Psychoklinik. Sie ritzt sich immer wieder die Arme auf. Ich glaube, mein Besuch hat ihr gut getan. Als wir 16 J. alt waren, hatten wir die schönsten Zukunftspläne. Heute sind Marlies und ich jeweils 60 J. alt und schauen zurück auf schöne, aber auch viele, viele schlimme und traurige Erfahrungen. Mir tat es gut, mal wieder ausgiebig von Dir erzählen zu können. Heute war ein Gärtner bei mir. Ich werde die riesige Zypresse fällen lassen. Außerdem soll er mir eine Sperre um den Bambus eingraben. Diese Sachen hatten wir ja voriges Jahr schon ins Auge gefasst und jetzt komme ich dazu, sie in Angriff zu nehmen. Mit Giesela D. habe ich auch gesprochen. Sie wird mich aufsuchen, um die Steuererklärung mit mir zusammen zu machen. Für letztes und dieses Jahr fällt immer noch das Ehegattensplitting an. Dieser Alltagskram setzt mir zu, zumal Du Dich immer darum gekümmert hast. Wenn Du kannst, wirst Du mir sicher helfen. Morgen kommen Sandra und Nils aus dem Urlaub zurück. Ich bin froh darüber, denn dann komme ich mal wieder auf andere Gedanken. Jutta aus dem "verwitwet-Forum" hat mir heute auch wieder eine Mail geschickt. Sie fällt auch von einem Loch ins nächste. Wir werden uns wohl bald mal wieder treffen. Schlaf gut Liebster - vielleicht träume ich mal wieder von Dir. Ich liebe Dich. Deine Marion |
#2
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Liebster Eike,
heute bist Du genau 9 Monate nicht mehr bei mir. Wie habe ich die 9 Monate verbracht? Immer in der Hoffnung, dass ich alles in Deinem Sinne erledige und trotzdem verbringe ich viel Zeit, in der ich rein gar nichts schaffe. Heute war ich in Bad Oeynhausen in der Bali-Therme. Das ist ein Ort, den ich ganz gut alleine aufsuchen kann. Als ich dann anschließend im Kurpark auf der Bank saß und den Spaziergängern zusah, da überfiel mich wieder die Gewißheit der Unendlichkeit. Du bist ja nicht mal kurz auf Dienstreise, sondern kommst nie, nie wieder. Das Nachhausekommen ist dann besonders schwer. Niemand wartet und mit keinem kann ich das Erlebte teilen. Ich habe liebe Menschen im Seniorenforum gefunden, mit denen ich mich ein wenig austauschen kann. Es freut mich immer auf Leute zu treffen, die Leid und Kummer hinter sich haben und die Lebensfreude wieder erlangt haben. Mein Schatz, ich gebe mir ja auch große Mühe und manchmal klappt es ja auch. Aber meistens nicht. Ich mache mir viele Gedanken. Ich will ja glauben, dass ich Dich eines Tages wiedersehen werde - aber stimmt das? Die Atheisten sagen, dass mit dem Tod alles vorbei ist. Ich bin aber kein Atheist, sondern eine Agnostikerin. Vielleicht bin ich ungerecht wenn ich denke, dass es auch kein Trost ist Dich in einer Umgebung wiederzufinden, in der Zeit keine Rolle spielt, keine Eifersucht vorhanden ist und nur eitel Sonnenschein. Was ist das für ein Dasein? Ich will Dich mit niemandem teilen und will Deine Liebe wieder spüren. Wie soll ich das auf die Reihe kriegen? Wahrscheinlich alles nur zum Trost. Sollte es wirklich eine Ewigkeit geben, dann gehört Dir auch meine Liebe bis in alle Ewigkeit, und zwar allein. Ach mein Liebling, jetzt komme ich schon wieder ans philosophieren und das will ich doch gar nicht. Inzwischen hat Britta's Vater den bitteren Weg vor sich, d.h. seine Lieben besonders. Hoffentlich muss er nicht gar so sehr leiden. Britta gehört auch zu den Menschen, die ich ins Herz geschlossen habe. Trotz aller Sorgen die sie hat, denkt sie trotzdem manchmal an mich. Das ist nicht selbstverständlich. Nach Deiner Beerdigung sagte Dein Cousin zu mir, dass wir uns spätestens im Frühjahr sehen würden. Sie würden mich dann einladen. Es wurde nichts daraus. Dann sollte ich im Sommer zum Grillen kommen. Darauf warte ich heute noch. W. hat Kirschen bei mir gepflückt mit den Worten: Du willst dafür ja sowieso nichts haben, wir laden Dich einfach mal ein. Mal sehen wann... Als ich die große Sofaecke weggab wurde mir eine Einladung in den Garten in Aussicht gestellt - kommt sicher noch. Nach Holland zum Ulli sollte ich kommen. Sie wollten mir einen Lageplan schicken. Ist wohl verloren gegangen. Weisst Du, darauf bin ich auch gar nicht scharf. Aber es tut einfach weh, dass die Leute (vielleicht aus Hilflosigkeit) solche Sachen sagen. Denken sie, dass ich es vergesse oder nicht hin höre? Aber sie können mir gestohlen bleiben. Ich halte mich an die Leute, die mich aufgefangen haben. Denen werde ich das auch nicht vergessen und immer für sie da sein. Ach mein Schatz, wie gerne hätte ich Dich wieder. Mir fällt immer Dein Satz ein: Es ist niemand so schlecht wie sein Ruf und niemand so gut wie sein Nachruf! Das mag ja alles sein. Aber für Dich gilt das nicht - zumindest nicht aus meiner Sicht. Du warst und bist meine große Liebe. Du hast mich immer verwöhnt. Ich denke manchmal, dass es so oft und viel war, weil Du für die Jahre die ich ohne Dich sein muss, vorsorgen mußtest. Unser kleiner Nils geht jetzt schon in die 2. Klasse. Er hatte jetzt in den Ferien den großen Drachen von Dir mit nach Baltrum genommen. Wir waren auch in unserer Ferienwohnung in Winterberg. Dadurch, dass ich Nils bei mir hatte, fiel mir das Dasein leichter. Er lenkte mich ab und trotzdem konnten wir oft vom Opa sprechen, denn alles dort erinnert ja an Dich. Besonders Dein großes Fernglas hatte es ihm angetan. Ach Schatz, ich könnte immer so weiter schreiben, aber vielleicht weisst Du das alles schon. Ich muss mich überraschen lassen. Auf jeden Fall gilt meine Herzinschrift: ...bis in alle Ewigkeit. Ich liebe Dich Deine Marion |
#3
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Liebster,
wieder habe ich ein Stück von unserer gemeinsamen Planung umgesetzt. Der Gärtner war da und hat die 4 Zedern gefällt, die Sperre um den Bambus gelegt und die Zaunspannung erneuert. Es hat alles geklappt und ist sicher auch in Deinem Sinne geschehen. Mutti und Vati waren ein paar Tage bei mir zu Besuch. Wir waren gemeinsam auf dem Friedhof. Sie fanden Dein Grab sehr schön. Ach Liebling, dort bist Du doch gar nicht. Du bist mir zu Hause viel näher, aber das weißt Du ja. Heute nachmittag hatte ich Besuch von E. Aber ich hatte ja letzte Nacht einen diesbezüglichen Traum und dem habe ich entnommen, wie ich zu verfahren habe. Genauso habe ich es umgesetzt, denn ich liebe Dich, nur Dich. Deine Marion |
#4
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Hallo mein Liebling,
ich habe das Bedürfnis Dir ein paar Worte zu schreiben. Vielleicht müsste ich das gar nicht, weil Du es schon weißt... aber es tut mir gut. Gestern war ich bei Ulla. Sie feierte ihren 60. Geburtstag, und zwar in der Wehrburg. Es war ein wunderschönes Ambiente und ich bin gerne hingefahren. Die meisten der alten Nachbarn wussten nicht, dass ich geladen war und waren überrascht und auch erfreut. Es hat mir gut getan, in ihrer Mitte zu sein. Wir haben uns Bilder von Dir angeschaut und Muzzi u. Meret waren der Meinung, dass unser Kleiner viel Ähnlichkeit mit Dir hat. Ich habe gegrinst und geschwiegen - so, wie Du es auch getan hättest. Es waren fast alle unsere alten Haudegen anwesend: Ulla und Oliver, Undine, Oliver E., Brigitte, Cornelia mit Partner, Ralf und Veronika, unser Gärtner mit Frau, der kleine Felix und Moritz. Es war sehr schön und sie meinten, wir wären nach wie vor ihre Nachbarn. Sie würden oft von uns sprechen. Ich habe unser Geschenk auch mit einer Karte versehen, die ich unterschrieben habe mit Marion und Eike (der von oben zusieht). Vielleicht warst Du bei uns. Es waren etwa 100 Leute geladen und die Stimmung war - wie immer - gut. Allerdings musste ich ja noch nach Hause fahren und bin dann gegen 23 Uhr aufgebrochen, so dass ich um kurz vor Mitternacht zu Hause war. Also mein Schatz, so schön wie es war, Du fehltest. Es war die erste Feier in dieser Runde ohne Dich. Mein Liebster, warum wird der Schmerz nicht weniger? Wenn ich denke, jetzt geht es, dann falle ich wieder in ein Loch - ich liebe Dich unendlich. Ich brauche Dich so sehr. Jetzt rückt mein Urlaub immer näher und nur die Gewissheit, dass ich den Urlaub im März auch ganz gut bewältigt habe und er mir gut getan hat, lässt ein wenig Vorfreude bei mir aufkommen. Es sind eben ganz andere Ferien und die Gedanken an Dich "was hätte Eike jetzt getan" bestimmen einen Großteil meiner Tage. Ich sehe Dich dann mit dem Fotoapparat bzw. Filmkamera hantieren und bin nöhlig, dass Du nicht weiter gehst. Wie gerne würde ich das heute alles noch einmal erleben. Ach Schatz, ich bringe mich schon wieder in eine traurige Stimmung, dabei wollte ich Dir doch nur berichten, wie es bei Ulla war. Liebling, bleib bei mir und hilf mir, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Praxis werde ich dann schon zu bewältigen wissen. Ich liebe Dich, Deine Marion |
#5
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Geliebter Eike,
bevor ich jetzt anfange, meine Koffer zu packen, möchte ich Dir noch ein paar Sätze schreiben. Der ersehnte Urlaub steht vor der Tür. Morgen früh um 6:10 h geht der Bus nach Kolberg. Sandra wird mich zum Bushof fahren. Ach Schatz, wie anders verläuft jetzt immer die Urlaubsplanung! Ich hoffe, dass Du bei mir bist und mir hilfst, alle Formalitäten zu erledigen. Insoweit hattest Du mich sehr verwöhnt, aber Du weisst doch: Wenn man wirklich will.... Seit meinem letzten Brief hat sich so viel getan und die Zeit rast nur so. Jeder Tag bringt mich ein Stückchen näher zu Dir! Vorige Woche habe ich die Tannen beschnitten, die am Zaun zu Herrn U. stehen. Die Tannennadeln würden in seinen Abfluss gespült und daher habe ich zur Baumschere gegriffen. Dabei habe ich es zu gut gemeint. Er sagte dann, das sähe aber nicht gut aus. Also habe ich die Äste alle noch bis auf den Baumstamm abgeschnitten. In den letzten Tagen habe ich stundenlang im Garten gestanden und geschreddert. Ich habe jetzt alles geschafft, denn wenn ich wieder nach Hause komme, dann ist schon Herbst und wer weiss, wie dann das Wetter ist. Als ich so am Schredder stand fiel mir Folgendes ein: Wenn ich auf all die Hilfe zurückgegriffen hätte, die mir an Deinem Grab angeboten worden ist, dann hätte das Schreddern wohl nur eine halbe Stunde gedauert -grins-. Aber ich habe es auch so geschafft und dabei immer an Dich gedacht. Gestern war ich bei den Nachbarn gegenüber eingeladen. Es war ein sehr schöner Abend. Es wurde gegrillt und die Kinder brachten viel Leben in die Bude. Vorige Woche war in Lage wieder die Nacht der langen Tische. Ich wollte ja gar nicht hingehen, aber Edith hat mich so lange bekniet, dass ich mich doch habe sehen lassen. Es war wieder ein voller Erfolg (war in der Zeitung zu lesen). Sie hatten aber auch Glück mit dem Wetter. Mir fiel dabei ein, wie wir beide vor 2 Jahren im Biergarten saßen und uns wunderten, wo die Leute alle mit ihren Klapptischen und -stühlen hin wollten. Jetzt wissen wir es. Dieses Jahr fand die Nacht der lg. Tische schon zum 5. Mal statt. Wieviel Spaß hätten wir zusammen gehabt! Liebling, ich habe natürlich Unterhaltung, aber meistens doch mit meinen Turnschwestern, die ebenfalls alleine sind. Bei den Paaren kommt man sich so verloren vor. Gestern war ich mit Sandra im Reisebüro. Wir möchten gern im Februar eine Reise auf der Aida machen, und zwar in die Karibik. Ich möchte ihr die Reise schenken. Wenn ich ihr das Geld so geben würde, dann geht es unter. So hat sie dann ein Andenken an uns und wird sich immer daran erinnern. Auf die Kabine hatten wir eine Option bekommen, leider aber nicht auf den kombinierten Flug. Den müssten wir jetzt extra buchen und uns um den Transfer vom Flughaben zur Aida selber kümmern. Allerdings startet die Aida aus der Dom. Rep. und das habe ich abgelehnt. Kannst Du Dich noch erinnern, als wir dort ankamen, wie sich die Träger auf unser Gepäck gestürzt haben? Dann sollen wir Frauen ohne männliche Begeitung eine Taxe nehmen!!! Niemals, ohne mich (ich sehe Dich lachen). Du fehlst eben überall. Jetzt soll sich Sandra um die Sache kümmern, während ich im Urlaub bin. Mal sehen, was sie für uns findet. Ach Schatz beim Thema Urlaub fallen mir so viele schöne Sachen mit Dir ein: die Felukkenfahrt bei Vollmond auf dem Nil, der Sonnenaufgang in der Sahara (es war sehr kalt), das leichte Erdbeben in der 13. Etage im Hotel St. Franzisko in Mexico-City, die Schlange auf der Insel Rochetta in Accapulco. Es waren im Nachhinein, nachdem alles gut ausgegangen war, wunderschöne Erlebnisse, die uns niemand nehmen kann. Damit kann sich auch kein Erbe herumschlagen. Dein Tod hat mir so richtig gezeigt, wie schnell alles beendet sein kann und dann geht der Deckel zu und alle angesammelten, angehäuften materiellen Dinge müssen zurück bleiben. Außer uns hat wohlmöglich nicht mal jemand Spaß daran. Darum versuche ich jetzt, möglichst viele ideelle Dinge zu erleben in der Hoffnung, dass Du es siehst und Dich mit mir erfreuen kannst. Vor 3 Tagen saß ich auf dem Sofa und sah zum Fernseher. Darüber hängt ja Dein großes Bild. Auf einmal wurde Dein Gesicht von einem bunten Schmetterling umflogen. Er setzte sich dann auf den Rahmen und war am nächsten Morgen immer noch dort. Wahrscheinlich war er durch das geöffnete Oberlicht ins Wohnzimmer gekommen oder durch den Garten in die Diele. Auf jeden Fall dachte ich an den Schmetterling, der im November auf Deiner Beerdigung den Sarg umflog und ich musste weinen. Es waren nicht mal Tränen vor Trauer, sondern im empfand in dem Moment eine große Freude. Es erschien mir wie ein Gruß von Dir, obwohl ich ja real denke. Vielleicht war es trotzdem ich Gruß. Ich will es jedenfalls glauben. Mein Liebling, es hat sich so Vieles im Krebs-Forum getan, leider nichts Gutes. Bald wird der Daddy von Britta den Weg ins Licht antreten. Es ist so schlimm, dass man dieser schrecklichen Krankheit immer noch so hilflos gegenüber steht. Da nützt einem auch eine Krebsvorsorge nichts. Ich will es als Schicksal annehmen in dem Glauben, dass es ein Wiedersehen mit Dir gibt. Manchmal umweht mich im Haus ein kühler Hauch - vor allem im Schlafzimmer und dann denke ich sofort an Dich. Mit diesen Gedanken an Dich schlafe ich ein immer in der Hoffnung, von Dir zu träumen, was leider nur selten der Fall ist. Liebster, jetzt werde ich meinen Brief beenden und morgen meine Reise antreten. Ich liebe Dich und werde nie damit aufhören. Mir ist, als ständst Du neben mir und bist Du noch so weit, meine Liebe gehört Dir bis in alle Ewigkeit. Deine Marion |
#6
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Mein Liebling,
heute weckte mich die Sonne. Ich habe sehr schlecht geschlafen und war erst gegen Morgen richtig eingeschlafen. Am liebsten hätte ich mir die Decke über den Kopf gezogen, denn ohne Dich sind die Wochenenden wahnsinnig leer. Ich habe mich dann aufgerafft und meine Walkingstöcke genommen und bin losgezogen. Als erstes war ich auf dem Friedhof und habe geguckt, ob Dein Grab in Ordnung ist. Ach Schatz, das ist ein Stück tote Erde. Du bist bei mir und nicht dort. Dann bin ich immer an der Werre entlang gelaufen. Der Schweiß lief mir im Nacken runter, aber es hat mir gut getan. Der Kopf ist etwas freier geworden. In den letzten Wochen ist eigentlich viel passiert und ich suche eine Aktivität nach der anderen. Manch einer denkt, dass ich mein Dasein gut meistere, aber das ist eben meine Art der Trauerbewältigung. Sie können ja nur vor den Kopf gucken! Ich versuche, vor den Tatsachen wegzulaufen. Ich brauche Dich - ich liebe Dich. Am 11. Sept. bin ich nach Kolberg gefahren. Leider war ich als Einzige der Reisegruppe aus Lage im Hotel K.! Alle anderen waren im Etna. Das war schon blöd, denn somit hatte ich gar keine vertraute Person, mit der ich mich mal austauschen konnte. An meinem Tisch saß eine nette Frau, die allerdings aus der Ukraine kam und kaum deutsch sprach. Sie entschuldigte sich jedesmal, wenn sie mich ansprach. Die ärztliche Untersuchung brachte mir Moorpackungen und Fußwirbelmassagen ein. Diese waren recht wohltuend. Die Stadt Kolberg ist größer, als ich gedacht hatte. Sie hat ca. 50.000 Einwohner. Sie gefällt mir recht gut, denn es befinden sich dort sehr viele Grünanlagen mit Springbrunnen und Bänken. Es hätte Dir auch gefallen und wir hätten jede Menge Spaß gehabt. So lief ich ganz alleine durch die Straßen und wurde immer trauriger, zumal ich so viele Paare beobachten konnte. Der Strand ist ebenfalls wunderschön. Man kann weite Spaziergänge unternehmen. Ich staunte über die vielen Schwäne am Strand und habe viele Aufnahmen gemacht, die auch alle recht schön geworden sind. Am zweiten Tag bekam ich starke Schmerzen in der Hüftgegend. Aus der Apotheke holte ich mir eine Salbe, die allerdings keine Besserung brachte. Ich hatte starke "Startschmerzen" und hielt es besser im Gehen aus als im Sitzen oder Liegen. Am liebsten wäre ich nach Hause gefahren. Die große Einsamkeit die mich umfing und dann noch die Schmerzen! Inzwischen wusste ich, dass es der Ischiasnerv war! Denn dadurch hatte ich auch keine Lust, am Abend etwas zu unternehmen und somit saß ich vor dem Fernseher. Das hätte ich auch zu Hause haben können. Als meine Stimmung ihren Tiefpunkt erreicht hatte, geschah das Wunder. Nicht nur, dass ich nette Tischnachbarn bekam, sondern, dass es sich auch noch um eine Person handelte, die aus meiner hannoverschen Gegend kam und wir somit viele Gesprächsthemen hatten. Nein, sie fing nach relativ kurzer Zeit ein Gespräch mit mir an über Jenseitskontakte usw.. Sie empfahl mir das Buch "Jenseits-Botschaften" von James van Praagh. Warum macht das jemand? Sie konnte doch gar nicht wissen, ob mich das interessieren würde. Aber sie tat das mit einer großen Selbstverständlichkeit. Das war unwahrscheinlich und ich wurde den Gedanken nicht los, dass das ein Geschenk des Himmels war und dass Du vielleicht mitgewirkt hast, denn von da ab wurden meine Schmerzen gleich viel besser und meine Stimmung stieg. Somit wurden es noch sehr schöne Urlaubstage, zumal auch Petrus sein Bestes gegeben hat. Immer, wenn sich wieder ein Trauergedanke einschleichen wollte, dann habe ich mich damit getröstet, dass Du bei mir bist und alles genau beobachtest. Auf jeden Fall tut mir diese Annahme gut. Am letzten Sonntag habe ich am Cherusker-Walk teilgenommen und bin die 11 km vom Hermannsdenkmal zu den Externsteinen gewalkt. Das hat ganz gut geklappt und ich habe das mal als Training für die Fahrt am 20.10. nach Dresden angesehen. Elmar will dort Marathon laufen und Sandra und ich werden walken. Am 3.10. bin ich mit Nils nach Niedersfeld gefahren. Dort ist alles in Ordnung. Deine Wanderschuhe stehen noch im Flur und alles ist so, als wenn Du jeden Moment die Wohnung betrittst. Ich habe es noch nicht fertig gebracht, Deine Sachen fortzuräumen. Sie stören ja auch niemanden. Am Mittwoch bin ich dann mit Nils nach Attendorn in die Atta-Höhle gefahren und am Donnerstag haben wir uns in Ramsbeck das Erzbergwerk angeschaut. 360 m unter der Erde imponierten dem kleinen Kerl natürlich sehr. Wir sind auf Opa's Spuren gewandelt. Du hättest/hast sicher Deine Freude daran. Ach, mein Schatz, ich versuche immer, mich abzulenken. Aber bei allem was ich tue, sind meine Gedanken bei Dir. Auf unserem Anrufbeantworter ist immer noch Deine Stimme. Gabriele bekommt jedes Mal einen Schreck - aber ich lösche ihn nicht. Erstens rufe ich mich nicht selbst an und zweitens ist es ein Stück von Dir. Mein Liebling, ich umarme Dich und schicke Dir viele liebe Gedanken und hoffe, dass es Dir gut geht. Du bist immer um mich - ich liebe Dich. Deine Marion Geändert von Muckchen (28.10.2006 um 16:37 Uhr) |
#7
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Mein geliebter Eike,
nachdem wir wunderschöne Herbsttage hatten, ist heute ein schrecklicher Tag. Die dunklen Wolken ziehen und ein Schauer jagd den nächsten. Da fällt es mir sehr schwer, positiv zu denken. Heute morgen rief Sandra an und fragte, ob ich mit ins Einkaufszentrum nach Oberhausen fahren wolle, aber dazu hatte ich keine Lust, denn ich war in der letzten Woche jeden Tag unterwegs. Überhaupt hatte ich in der letzten Zeit viel Abwechslung - aber es hilft mir nicht bzw. nur vorübergehend, Du fehlst hier und überall. Ich hatte an Frau Kron-Grimberghe nach Lemgo geschrieben und darum gebeten, mir das ihr zur Verfügung gestellte Album wieder zukommen zu lassen. Sie rief daraufhin an und erzählte, dass ich dieses erst ab 7. Jan. 07 wieder bekäme, da es als Ausstellungsstück in einer Vitrine in der alten Abtei in Lemgo ausgestellt sei. Daraufhin bin ich nach Lemgo gefahren und habe mir die Ausstellung über die Prinzessin Carola einmal angeschaut. Es ist nett gemacht und Mutti hätte sich sehr darüber gefreut bzw. wäre vor Stolz geplatzt. Man hatte das Foto, welches sie mit der Prinzessin und einigen anderen Damen zeigt, vergrößert (ca. 80 x 80 cm) und mit ein paar netten Worten an die Wand gehängt. Es gefiel mir recht gut. Wenn ich das Album wieder habe, werde ich es Deinem Cousin Horst-E. schenken, denn es sind ja auch seine Großeltern und Verwandte darin. Ich glaube sehr, dass dies in Deinem Sinne ist. Übrigens bin ich vor 3 Wochen nach Ihmert gefahren. Es war ein komisches Gefühl, das erste Mal alleine und an vielen Ecken fiel mir ein, was Du mir da erzählt hattest. Ulla und Horst-E. hatten mich eingeladen und es war ein wunderschönes Herbstwochenende. Wir haben viel von Dir gesprochen und Dein Cousin hat einige Anekdoten über Euch erzählt. Es tat gut mit Leuten zu reden, die Dich gut gekannt haben. Am 20.10. bin ich mit der Laufgruppe der TG Lage nach Dresden zum Dresden-Marathon gefahren. Die A2 war rappelvoll und wir haben für die 450 km 9 Stunden gebraucht (Rückweg 6 Stunden). Am nächsten Tag haben wir eine Stadtrundfahrt in die verschiedenen Stadtteile gemacht mit anschließender Führung im Stadtkern. Es hat sich wieder viel getan und etliche Baugerüste waren abgeräumt. Mit meiner Turnschwester Edith habe ich mich an der Frauenkirche angestellt und nach knapp 20 Min. Schlangestehen, konnten wir das Gebäude betreten. Es ist sehr schön geworden und der Altar ist ein Gedicht. Die vielen Malereien an den Galerien und unter der Kuppel hätten Dir auch sehr gefallen. Leider war eine Stimmung wie auf einem Hauptbahnhof. Es konnte keine Andacht bzw. Besinnung aufkommen. Es waren einfach zu viele Leute die durch die Kirche strömten und die Geräuschkulisse dementsprechend. Aber es war ein Erlebnis. Am 22.10. war des dann soweit. Die sportliche Seite unserer Reise näherte sich. Strahlend blauer Himmel überspannte die Strecke. Alle Aktiven der TG haben die sich gesteckten Aufgaben geschafft. Dirk Winter lief Marathon, Elmar Halbmarathon, Marianne Deppe Halbmarathon (war sogar Jahrgangsbeste) sowie die Eheleute Stoppok. Sandra, Nicole und ich walkten die 10 km - Strecke. Das sind glaube ich die Personen, die Du persönlich kanntest. Die Strecke verlief u.a. beidseitig der Brühlschen Terrassen und der letzte Kilometer war ein super Erlebnis. Über 7000 Teilnehmer und jede Menge Zuschauer. Ein wenig erfüllte es mich mit Stolz dabei zu sein, schließlich habe ich erst vor etwa 4 Monaten abgefangen zu walken. Wie schön wäre es gewesen, wenn Du mich am Ziel hättest erwarten können. Bei allen schönen Erlebnissen schließe ich Dich fest in meine Gedanken ein und bilde mir ein, Du könntest es merken bzw. miterleben. Inzwischen geht mein Klavierspielen ins 2. Jahr und ich bemühe mich gerade, Herrn Händel gerecht zu werden. Hoffentlich hält er sich nicht die Ohren zu! Aber es macht mir nach wie vor großen Spaß. Meine Güte, Klavierspielen, walken, chatten - das sind alles Dinge, die ich erst angefangen habe, nachdem ich Dich hergeben musste. Sie sollen mich ein wenig trösten, was aber nicht gelingt, jedoch lenken sie ein wenig ab. Gestern war ich mit Edith P. in der hiesigen Musikschule zu einem Konzert. Es war "Moving Mozart mit Quintessence - Saxophon-Quintett". Ich konnte mir nicht vorstellen, wie Mozart sich auf dem Saxophon anhören würde, aber es war traumhaft. Es waren 5 verschiedene Instrumente und das Quintett übertraf alle Erwartungen. Fast die ganze Lagenser Prominenz war anwesend. Edith als Geschäftsfrau kannte sie alle und gab mir Erklärungen, die ich aber nicht alle behalten kann. Du siehst mein Schatz, ich bemühe mich um Ablenkung. Der Garten hat mich auch sehr beschäftigt, denn das Wetter kann mit einem Mal umschlagen. Allerdings muss ich noch Blumenzwiebeln legen. Das mache ich in den nächsten Tagen. Abends sitze ich oft vor dem PC und schaue im Senioren-Forum bzw. Feierabend-Sorum Ausschau nach interessanten Themen. Nächste Woche, am 3.11. ist in der Ziegelei wieder ein Treffen des Senioren-Forums. Vielleicht gehe ich wieder dort hin. Ich weiß mein Schatz, ich darf nicht undankbar sein. Abgesehen davon, dass ich Dich wahnsinnig vermisse, kann ich zufrieden sein, was auch Dein Verdienst ist. Aber ich kann mich nicht immer mit dem Spruch, dass es anderen noch viel schlechter geht, trösten. Jetzt beginnt die schlimmste Zeit im Jahr, und zwar Allerheiligen, Volkstrauertag, Totensonntag, Dein Sterbetag, Mutti's Sterbetag. Noch hat Euer Grab die Herbstbepflanzung mit Heide, aber in den nächsten Tagen werde ich Tanne schneiden und zum Friedhof bringen. Mein Eike, manchmal philosophiere ich und stelle mir vor, welche Aufgabe Du wohl jetzt zu erfüllen hast!? Sitzt Du am Computer und verzweifelst über meine mangelnden PC-Kenntnisse? Beschäftigst Du die Engel in Sachen Arbeitsschutz und achtest darauf, dass sie nicht immer barfuß auf der Himmelsleiter herumkriechen? Ach mein Schatz, wenn ich hier so grübele, dann werde ich fast eifersüchtig auf Personen, die sich jetzt in Deiner Nähe aufhalten könnten. Verrückt nicht? Aber so bin ich nun mal und gegen Gedanken kann man ja nichts machen. Ich trage Dich immer in meinen Gedanken und meinem Herzen, denn ich liebe Dich unendlich. Deine Marion |
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