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  #1  
Alt 01.10.2006, 18:56
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Standard AW: In Gedenken an dich Günter

Lieber Günter

ich fühle mich so mies, ich bin so kraftlos und weiß nicht wie es weiter gehen soll. Ich bin so traurig und fühle mich irgendwie verlassen. Ich bin so unendlich traurig, weil ich gern mit euch reden, mit euch lachen, mit euch singen, mit euch schweigen, mit euch weinen, mit euch tanzen und mit euch einfach nur gemeinsam sein will. Ich vermisse euch. Ich weiß das ihr alle wollt das ich den Kampf gegen den Krebs gewinne, aber wie??? Wie soll ich die Chemo weiter machen wenn mein Körper nein sagt? Ach man ich bin so verzweifelt.

deine nicole
  #2  
Alt 02.10.2006, 18:48
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Standard AW: In Gedenken an dich Günter

Lieber Günter

ich kann nicht mehr, meine Gelenkschmerzen in den Finger sind nicht mehr zum aushalten ich hatte sie noch nie so schlimm und ich könnte die ganze Zeit heulen.

Ich weiß nicht wie ich am Mittwoch die Arbeit überstehen kann, ich habe Angst das ich jetzt auch bei den anderen Kolleginnen unten durch bin, weil sie eine Abmahnung bekommen hat und ich jetzt in ihren Augen das Kollegenschwein bin, immerhin hat sie es mir wortwörtlich ins Gesicht gesagt. Da gehts mir schon sch... und dann kommt so ein Sch... auch noch und raubt mir den Schlaf.

Dein Paps gehts nicht so gut er war jetzt 2 Tage wegen schlechten Wetter nicht im Garten und da hat er ja Zeit den ganzen Tag zu grübeln, aber deine Schwester ist fast den ganzen Tag bei ihm. Beschütze ihn, ich brauche ihn wenn er stirbt dann weiß ich nicht ob ich das überstehe.

Ich bin so traurig und verzweifelt, bitte sag meinem Schatz das ich auf ein erneutes Zeichen von ihm warte. Wie sehr wünschte ich mir das ihr jetzt hier bei mir seit an meiner Seite sitzt und mir meine Hand haltet und mir Mut macht weiter zu kämpfen.

eure Nicole
  #3  
Alt 03.10.2006, 13:35
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Standard AW: In Gedenken an dich Günter

Lieber Günter

heute Nacht wart ihr alle bei mir, ich habe einen sehr schönen Traum gehabt und der ist zu 100% Realität gewesen denn es ist so damals abgelaufen. Es war der Tag an dem die Mauer fiel, wir waren alle bei uns im Haus und feierten eine Party als plötzlich die Nachricht kam das die Mauer gefallen sei. Wir alle, du, deine Frau, deine Tochter, Oma, dein kleiner Bruder (der einen Monat später starb), dein Papa, deine Mama, die Geschwister meiner Mama mit ihren Kindern, meine Eltern und wir Kinder (mein späterer Schatz, Mirco, Yvi, Maik, Chris, Dirk, Dine, Nadine, Bika, Baby Nico und ich wir waren im Kinderzimmer und spielten und hatten eine Pyjamaparty) als ihr plötzlich ins Zimmer gestürmt seid und uns aufforderte uns anzuziehen. Wir wussten gar nicht was los war, wir waren aber aufgeregt und in der Aufregung purzelte ich die Treppe runter und weinte hemmungslos, denn mein Bein war gebrochen und der Knochen guckte raus. Es war um mich ein Trubel und so nahmst du mich auf den Arm und Mama und du ihr fuhrt mich ins Krankenhaus wo ich nur eine halbe Stunde später unter dem Messer lag (die Narbe sieht man heute kaum noch ist ja auch schon lange her). Die anderen fuhren mit ihren Trabis zur Mauer und feierten dort, doch du und Mama ihr seid nicht von meiner Seite gewichen und Papa kümmerte sich derzeit um die anderen Kindern. Bei vielen Geburtstagsfeiern war dieser Tag ein Gesprächsthema. Es war heute nacht so real das ich erst gar nicht wusste wo ich bin als ich aufwachte. Den Stein von der Mauer den mir Papa mitgebracht hatte den habe ich heute noch und hüte ihn wie mein Augapfel. Ich weiß auch noch das es am Abend zum Abendbrot deine weltberühmte Bohnensuppe gab. Du weiß gar nicht wie sehr ich die vermisse, denn nur du hast die so perfekt hinbekommen, selbst meine beiden Köche bekommen die nicht so hin.

Ich vermisse euch so sehr, das es im Herzen richtig weh tut und als ich von diesem schönen Traum wach wurde und langsam zu mir kam und wusste das es nur ein Traum war, da musste ich weinen. Wie sehr würde ich euch in den Arm nehmen, euch ins Ohr flüstern wie lieb ich euch habe und wie sehr ich euch brauche, doch das kann ich nur noch in Gedanken machen. Ich liebe euch und würde am liebsten zu euch kommen, doch das darf ich nicht stattdessen wollen alle das ich stark bin, doch das bin ich im Moment nicht im Gegenteil ich bin nur noch ein Häufchen Elend. Die Chemo ist für mich einfach nicht zu schaffen ohne das ich dabei zugrunde gehe. Ich halte die Nebenwirkungen einfach nicht mehr aus. Ich möchte nicht mehr, ich möchte einfach nur noch die Augen zumachen und dann habe ich den Sch... hinter mir. Meine Ärzt meckern auch nur noch mit mir, ich solle ins Krankenhaus, denn in ihren Augen spiele ich mit meinem Leben oder ich solle wenigstens zu Hause und mich nicht zur Arbeit quälen. Doch ich brauche doch die paar Stunden auf Arbeit wo ich einfach alles verdränge um nicht 24 Stunden an den Sch... zu denken und mich nur selber bemitleide. Mein Chef passt auf mich auf und schickt mich heim wenn er merkt das es mir eigentlich zu viel ist und das habe ich meine Ärzten gesagt und mein Chef steht außerdem mit meine Ärzten in Kontakt.

Ich frage mich die ganze Zeit seit wann es den Krebs gibt, warum er entsteht und warum er Menschen alles nimmt wie die Würde, die Kraft, die Haare, die Persönlichkeit, den Lebensmut und die lieben Menschen und und und? Von der medizinischen Seite weiß ich es, aber es gibt ja auch noch die emotionale Seite. Warum wenden sich Freunde langsam ab und andere kommen neu dazu? Was macht der Krebs nur aus Menschen außer seelische und körperlich Fraks?

Dein Papa hat gestern abend angerufen bei mir und mich gefragt ob ich zu Besuch komme, ich brauche nicht zu seinem Geburtstag kommen da er mich lieber mal für sich allein haben will. Ich sei von seinen 19 Urenkel sein Liebling und er vermisse mich das hat uns beide zum weinen gebracht, mich vor Rührung und ihn vor Sehnsucht. Ich werde am 4 November fahren da habe ich Urlaub und da ich am 3. in Berlin sein werde so fahre ich am Morgen des 4. rüber und von da dann wieder heim, aber ich habe ihm versprochen ganz oft mit ihm zu telefonieren und da hat er sich auch gefreut. Oma ist auch süß sie meinte ich sei ein Schatz wenn ich komme um ihn wieder ein wenig aufzumuntern auch sie weiß das es mir zu viel ist, wenn ich mit der ganzen Familie (um die 100 Familienmitglieder) mich gleichzeitig treffe und zu viel erdrückt werde mir Liebe und Fürsorge. Mit Mama werde ich heute noch telefonieren.

So nun tun mir meine Finger zu doll weh um weiter zu schreiben und mir ist vom Mittag schlecht.

deine Nicole
  #4  
Alt 03.10.2006, 21:55
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Standard AW: In Gedenken an dich Günter

Lieber Günter

ich habe mit Mam telefoniert, sie hat sich riesig gefreut, wir haben über Weihnachten gesprochen. Wir wollen dieses Weihnachten in ganz kleinem Kreis feiern und euch gedenken. Es werden nur dein Papa, deine Schwester, meine Tante mit Onkel und Sohn, Mam und mein großes Schwesterherz mit Freund und ich mit Hund zusammen sein. Deine Frau will auch allein mit deiner Tochter mit Mann und deinen Enkeln feiern. Die anderen feiern aber alle zusammen, nur wir wollen ein besinnliches Fest in aller Stille, uns ist nicht nach feiern oder lachen zumute ihr fehlt uns einfach zu sehr. Ich bin froh das wir in diesem Kreis zusammenkommen, da fühle ich mich wohler. In Gedanken sind wir aber alle zusammen und ihr seit in unserer Mitte. Weißt du das es nur noch 82 Tage sind bis Weinhanchten das Fest der Liebe doch wir alle vermissen viel zu viele Liebste Menschen.

Wir vermissen euch und lieben euch bis weit über den Tod hinaus

eure Nicole
  #5  
Alt 04.10.2006, 11:14
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Lieber Günter

ich habe unheimlich Angst vor nachher, denn ich weiß nicht wie das Team mit mir umgeht aufgrund der Abmahnung von der blöden Kuh. Mir geht es doch schon sch... ich habe extreme Fingergelenkschmerzen und mir tut mein Bauch unheimlich weh. Ich habe keine Kraft und würde am liebsten daheim bleiben, aber es sind nur 5 Stunden die ich arbeiten muss. Bitte geb mir Kraft und steh mir bei, ich bin am Ende und wäre lieber bei euch.

deine Nicole
  #6  
Alt 04.10.2006, 21:07
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Standard AW: In Gedenken an dich Günter

Lieber Günter

ich habe den Tag überstanden und darüber bin ich froh. Meine Lieblingskollegin ist mir nicht böse, aber ich musste sie erst einmal über die Wahrheit aufklären da die blöde Kuh nur gesagt hat das ich mich beschwert habe weil ich selber zu faul gewesen sei zu putzen und der Chef hatte vorher nichts gesagt von wegen sie solle mich unterstützen und mich entlasten. Ich habe es aber richtig gestellt und sie meinte das ich es nicht persönlich nehmen soll sie ist selber unzufrieden mit dem Leben und lässt es an mir aus und sie hat keine Ahnung vom Thema Krebs. Sie hat mich ganz lange einfach nur im Arm gehalten doch dann mussten wir arbeiten. Ich habe meiner Chefin gesagt das ich mit dem Gedanken spiele zu kündigen wenn sich nicht das Verhalten von der Kuh ändert da mich die Situation mehr als fertig macht und ich diesen Stress nicht mehr ertrage. Ich bin fix und fertig und da hat meine Chefin gleich protestiert und meinte vorher wird eine Besprechung im ganzen Team gemacht damit ich nicht gehe. Meine Chefin hat mir zu verstehen gegeben das sie mich sehr schätzt. Als die Kuh noch kurz da war war es total verkrampft aber die 5 Minuten habe ich ertragen, morgen wird es aber stressiger da wir morgens 6 Stunden zusammen arbeiten müssen.

Meine Finger tun irgendwie extrem weh, denn ich musste auf Arbeit viel mit meinen Fingern machen, meine Schulter ist total verspannt und mein Bauchweh ist auch nicht besser. Mein Arzt meint es könnte sein, das ich durch die überschüssige Magensäure eine Schleimhautentzündung habe, ich habe nun wieder 2 Tabletten mehr, damit bin ich morgens bei 15 Tabletten, mittags 6 und abends 20, das ist mein Essen, morgens brauche ich kein Frühstück da ich schon genug trinke um die sch... Tabletten runter bekomme.

Ich vermisse euch und liebe euch über alles.

eure Nicole
  #7  
Alt 05.10.2006, 16:05
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Lieber Günter

ich weiß nicht mehr weiter. Ich kann nicht mehr. Ich bin am Ende meiner Kräfte.

Auf Arbeit ist es komisch, das Arbeitsklima ist sehr angespannt, aber wir wollen uns alle zusammensetzen und gemeinsam alle Probleme ansprechen und Lösungen finden.

Mein Arzt hat mir heute wieder die Bestrahlung verweigert, meine Blutwerte sind zu schlecht, eigentlich wollten sie auch mit der Chemo Pause machen, aber ich habe gesagt das ich die machen möchte, damit ich den Sch... irgendwie besiegen kann und das geht nun mal nicht, wenn ich ständig die Therapie unterbrechen muss weil meine Blutwerte immer schlecht sind. Ich habe doch keine Lust vom Krebs zerfressen zu werden. Wobei ich manchmal denke es ist besser wenn ich sterbe, immer und immer diesen Kampf und immer dann wenn ich denke jetzt geht es bergauf, da kommst wieder irgend ein Sch...

Ach Güni ich vermisse dich und deine klugen Ratschläge und auch die anderen vor allem meinen Schatz, ich würde alles dafür geben um euch bei mir zu haben.

eure verzweifelte Nicole
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