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  #1  
Alt 21.10.2006, 18:06
maza maza ist offline
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Registriert seit: 14.10.2006
Beiträge: 28
Standard AW: Ich kann und will einfach nicht mehr

Hallo Madcat,herzlichen Dank für Deine lieben Worte. Gleich zuerst will ich Dir sagen, man darf die Hoffnung niemals aufgeben auch wenn sich noch soviele Tief`s einstellen. Wir hatten schon Nächte in denen ich glaubte mein Vater würde den morgigen Tag nicht mehr erleben, doch seit gestern geht es ihm wieder besser. Und natürlich auch uns Angehörigen. Für uns war es eine große Hilfe akribisch alles zu dokumentieren. Von anfang an haben wir mitgeschrieben. Jedes auch noch so unbedeutende Detail und natürlich mit genauer Zeitangabe. So konnten wir z.B. feststellen, daß unser Vater die Sondennahrung nicht vertrug. Er erbrach stündlich Galle. Chemo? Morphiumpflaster? Tramal? Es war die Sondennahrung und das konnten wir beweisen. Sie wurde 2x umgestellt. Viele Sachen muß man sich auch erkämpfen oder mit Ärzten verhandeln. Das kostet alles sehr viel Kraft. Seit gestern wird mein Vater nur noch über den Port ernährt und er fühlt sich besser. Ich wünsche mir von ganzem Herzen daß das auch so bleibt. Auf Paspertin oder Vomex das man gegen Übelkeit spritzt werden die Patienten sehr müde und schlapp. Meistens können die Patienten auch sehr schlecht eine Schmerzangabe machen. Deshalb habe ich einen Schmerzspiegel angelegt. Zahlen von 1 bis 10. Diese Zahlen konnte sich mein Vater besser vorstellen und seine Schmerzen besser beschreiben. Und wir konnten natürlich besser darauf reagieren. Denn es heißt- sowenig wie möglich, soviel wie notwendig-. Mein Vater hatte auch eine Chemo, mußten sie aber jetzt aussetzen. Warum bist du gegen Chemo? Ich verhalte mich hierzu ziemlich neutral. Mein Vater sagte, wenn ich keine Chemo mache, sage ich mir hinterher vielleicht ich habe nicht alles genutzt. Auf der Suche nach dem sogenannten Strohhalm nimmt man glaube ich alles in Kauf, sogar die grausliche Chemo. Was mir auch immer geholfen hat, das sind die Bücher der Elisabeth Kübler-Ross. Kennst du sie? Eine so schwerwiegende Erkrankung und meistens kommt sie für die Betroffenen wie ein Hammerschlag führt natürlich auch zu einer Wesensveränderung. In diesen Büchern werden diese beschrieben und man geht mit mehr Verständnis damit um. Auch die Sterbephasen werden hier beschrieben. Ich bin ein Mensch der viel frägt und viel wissen möchte. Für mich ist es leichter dann damit umzugehen, wenn ich weis, das oder jenes kann auf mich zukommen. Verdrändung war noch nie Bestandteil meines Lebens. Aber Hoffnung und Glaube. Es gibt immer wieder kleine Wunder, man muß sie nur erkennen und danken. Ich bin nicht besonders christlich, nicht daß meine Worte hier mißverstanden werden. Aber ich bin ganz fest davon überzeugt, daß es ein weiterleben nach dem Tod gibt und diese Überzeugung gibt mir an traurigen Tagen Trost. Wenn ich heute abend zu Bett gehe schließe ich Dich und Deine Familie in meine Wünsche mit ein. Denn auch Wünsche können wahr werden. Alles Liebe und Gute Maza.
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  #2  
Alt 22.10.2006, 13:30
madcat madcat ist offline
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Registriert seit: 05.07.2006
Ort: Tirol / Österreich
Beiträge: 15
Standard AW: Ich kann und will einfach nicht mehr

hm, warum ich gegen chemo bin? gute frage, ich habe meine meinung mittlerweile schon etwas gedreht, aufgrund einer allgemeinen frage die ich hier im forum gestellt habe und schon viele leute haben mir geantwortet.

aber grundsätzlich ist es bei mir so (mir persönlich) das ich generell so wenig medikamente wie nur möglich zu mir nehme. natürlich gibt es immer wieder momente und situationen, in denen sich das nicht vermeiden lässt, aber ich versuche es immer schon im vorfeld zu vermeiden.
ich vertraue sehr auf die selbstheilungskraft meines körpers.
hatte zb. letzten montag eine operation am linken mittelhandknochen, der verschraubt wurde. es wurde mir ein antibiotikum verschrieben, welches ich "unbedingt" und "unbedingt die ganze packung fertig" nehmen sollte, lt. den ärzten im krankenhaus.
da ich aber schon während und nach der operation für meinen geschmack genug in die venen gepumpt bekommen hab, hab ich es nicht getan.
trotzdem ist alles gut verheilt und ich hatte keine probleme, was mein vertrauen in meinen körper natürlich stärkt.

ich hab einfach riesigen respekt vor der chemo, weil man so viel darüber hört, wie sie den körper schwächt und auslaugt. und ich kann einfach nicht glauben, das es sinnvoll ist, wenn man den körper derart schwächt und er dann aber so geschwächt gegen eine krankheit kämpfen soll.
außerdem weiß ich über den, für ein krankenhaus sehr positiven, finanziellen aspekt, der hinter einer chemotherapie steckt.
man darf das natürlich niemals verurteilen, aber ich finde, das chemotherapien generell zu schnell an den patienten gebracht werden.

aber darüber zu sprechen ist eine gratwanderung, weil eine chemotherapie sicher oft und sofort angebracht ist, aber ich finde halt einfach, das man heutzutage bei der diagnose krebs viel zu schnell (bei meiner mom waren es grad mal 3 stunden nach der diagnose) zur chemotherapie greift.
es scheint eine standardbehandlung geworden zu sein, wobei ich denke, man sollte erst sehen, wie der patient körperlich (und seelisch) beeinander ist und erst dann abwägen, wie es weiter geht.
aber ich bin kein arzt, nicht mal selbst erkrankt, nur meine beiden eltern, daher ist es natürlich schwer, sich ein urteil zu fällen.
__________________
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