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#1
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Hallo Twinsma, hallo @ all,
man tut sich immer etwas schwer zu sagen: schön, dass du bei uns bist, denn der Grund, weshalb wir uns hier finden, ist ja nun alles andere als schön. Trotzdem freuen wir uns immer, wenn sich jemand zu uns gesellt, denn schließlich wissen wir alle, dass im "richtigen Leben" die Gespräche allzu schnell verstummen, keiner mehr zuhören möchte, obwohl man selbst doch so gerne immer wieder erzählen möchte. Unser Stammtisch ist gedacht als Treffpunkt zum gemeinsamen erzählen, weinen, Hoffnung machen, berichten, wie das Leben stückchenweise evtl. zurückkommt. Wie Petra gestern schon gesagt hat, sogar Freundschaften sind entstanden auf diesem Weg, dem umgekehrten Weg, erst Austausch der Gefühle, dann erste Anrufe, später persönliche Treffen. Freundschaften, die in dieser Art niemals hätten geschlossen werden können, weil die Seelen, die zueinander passen über ganz Deutschland verteilt sind, sich niemals begegnet wären. Unser Schicksal verbündet uns hier, nehmen wir es als Chance, die uns auf diesem schweren Weg gegeben wird. Bleibt bei uns am Stammtisch, erzählt und hört zu, versucht Kraft und Mut aus dieser Gemeinschaft zu ziehen. Hier könnt ihr alles loswerden, was euch belastet, was euch freut, was euch Hoffnung macht. Manchmal finden sich dadurch sogar neue Wege, den schweren Verlust besser zu ertragen... Kommt gut durch den Tag, und lasst euch nicht ärgern, von niemandem! LG Andrea
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι και δεν επέστρεψες |
#2
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Hallo Antje, Twinsma und alle anderen,
die neuen Mödels heiße ich herzlich willkommen, auch wenn der Anlass Euch hier zu begrüßen, ein trauriger ist. Ich schließe mich den Worten von Petra und Andrea an. Geht mit uns zusammen den langen beschwerlichen Weg, der vor uns liegt. Weint, seid wütend, jammert, und seid froh über jeden Tag und jede Stunde, an denen die Trauer vielleicht ein wenig erträglicher ist. Auch wenn ich nicht so oft hier schreibe, bin ich doch jeden Tag hier als stille Leserin. Ich drücke Euch ganz fest und schicke allen (besonders den beiden neuen Mädels) ganz viele liebe Grüße, Anemone |
#3
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Guten Abend zusammen!
Muss heute mal meine Gedanken einfach ausplappern, ein komischer Tag, so viele Eindrücke, die ich noch nicht "zu Ende gefühlt" habe, noch alles ungeordnet in meinem Kopf. Heute Morgen habe ich wieder einige Aussprüche und Handlungen meiner Mutter beobachtet, die mich traurig machen, mehr und mehr entschwindet sie als Gesprächspartner, erfasst die Dinge nicht, vergisst, reagiert peinlich berührt, traurig und sogar schuldbewußt, wenn sie merkt das sie Quatsch erzählt oder gemacht hat. Sie verhält sich sehr passiv und z.T. phlegmatisch, es macht mich traurig zu sehen, dass wir wohl nicht mehr das unternehmen können, was ich gehofft hatte nun noch mit ihr tun zu können. Manchmal bin ich auch ungeduldig, dann sieht sie mich an wie es mein Liebster manchmal getan hat, wenn er meinte, er mache mir solche Mühe...Ich will das nicht, ich möchte nicht, dass ich so bin, aber manchmal reicht die Kraft nicht es zum zwölften Mal zu erklären...Dann war ich auf dem Friedhof, wollte das Grab meines Vaters für den Winter zurecht machen. Als ich auf dem Parkplatz des kleinen Dorffriedhofes anhielt, sah ich, dass direkt neben unserem Grab eine Urnenbeisetzung war, viele Leute, ich blieb im Auto sitzen, hörte zum Teil die Rede, den Chor...Ich blieb eine halbe Stunde sitzen, die Leute kamen raus, das halbe Dorf war da, sie scherzten, lachten und begrüßten sich...alles Lüge??? Eine Pflichtveranstaltung, bei der es gut ist wenn man gesehen wurde...??? Für wieviele von den Leuten hat es etwas bedeutet, wieviele haben wirklich innerlich von dieser Person Abschied genommen, wieviele waren Statisten, haben "tapfer" eine Stunde "durchgehalten" und einen Hacken dahinter gemacht...??? ...ist die Welt tatsächlich so? Ein Narr, der sie sich anders wünscht, weniger verlogen...? Werde ich selbst diesem Anspruch gerecht? Selbstgefällig...? Vielleicht haben sie Leute getroffen, die sie lange nicht gesehen haben. Umschalten, eben noch Trauerfeier, dannach geht man zum Geburtstagskaffee...das Leben geht weiter...schrecklich...aber normal...??? Heute Abend war ich mit meiner Mutter und meiner "Fast-Schwiemu" zu einem Musicalabend, es war ein Geschenk für die zwei. Wir trafen eine Frau, ich wurde als "meine Schwiegertochter" vorgestellt...das erste Mal, sie hat nur noch uns, ihr Sohn empfand eine Hassliebe zu ihr. Sie kamen nicht richtig klar miteinander, zuviele Dinge aus der Vergangenheit standen zwischen ihnen, zuviele Vorwürfe ihrerseits, keine ehrliche Unterhaltung über ihre "Fehler" möglich, Verleugnung, Ausreden der Gefühle, der Geschehnisse "das siehst du falsch, so war das nicht, du warst ein sehr schwieriges Kind" usw. Nun hat sie mich, keine gemeinsame Vergangenheit, keine Vorwürfe, ein Schwiegerkind, mit dem sie neu anfangen kann...er wird trotz allem froh sein, dass sie uns hat, sonst wäre sie ganz allein, keine Geschwister, keine weiteren Kinder - gut einen Lebensgefährten, er hat nocht eine Familie, Kinder hinter sich...sie hat nun uns, ihre "Schwiegertochter" - eine zweite Chance...?! ...und bald ein Urenkelchen....komisches Leben.... Meine Mutter hat sich gefreut, hat gut durchgehalten. Es war ein Mix aus den bekanntesten Musicals - es war ein guter Abend, sie hatte zum Teil leuchtende Augen, wie ein Kind sich gefreut, wenn sie eine Melodie gleich erkannt hat... Was will ich mit all dem sagen? Ich weiß es nicht, ich weiß nicht wie ich mich fühle...nicht schlecht...vielleicht verwirrt, zu viele gegensätzliche Gefühle... Gute Nacht/ guten Morgen - viele Grüße Petra |
#4
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Guten Morgen zusammen, liebe Petra,
nicht zu Ende gefühlt? Oh ja, dann setzten wir uns hier hin und fangen an zu klimpern. Die Welt dreht sich weiter, wir machen weiter. Würden gerne einen Kitt nehmen und all die Risse wieder zusammenflicken, damit es wieder „gut“ ist. Veränderungen die Angst machen, eine Mutter die sich verändert hat und eigentlich sollte es doch so bleiben, wie es war. Und doch, auf der anderen Seite Veränderungen die Freude machen, die neugierig machen und auf die man sich freut. Macht daß das Leben aus? Beerdigungen, ja wir fühlen das anders. Aber waren wir nicht froh, als diese Beerdigung vorbei war, dieser schwere Weg gegangen war? Nicht froh weil wir daran teilnehmen mussten, sondern froh, daß es vorbei war. Die letzte Ehre erweisen – so nennt man das wohl. Sich Zeit nehmen für dieses Letzte, weil leider zuvor, als der Mensch noch etwas davon gehabt hätte, die Zeit nicht da war. Dann ist die Trauerfeier vorbei, das Leben kommt wieder angehuscht. Und doch, tatsächlich, meist haben sich viele Menschen nicht mehr gesehen, zuletzt bei einem fröhlicheren Anlaß. Wird aus diesem Grund gelacht und gescherzt? Oder ist es vielmehr, weil die traurige Feier vorbei ist und somit auch der „Zeitpunkt“ für Traurigkeit? Ein Narr der sie sich anders wünscht? Sind wir alle Narren? Nein, wir sind empfindlicher geworden, haben gute und schlechte Tage. Ein kleines „Nix“ und die Talfahrt geht los. Du hattest einen schönen Abend, trotz des Morgens. Hast Dich einfangen lassen von der Musik, von dem gehörten. Der Abend ist vorbei. Schön wäre es gewesen, wenn Du noch jemand zum reden gehabt hättest – so ein Ausklang des Tages, so ein erzählen. Antworten auf Deine Gefühle und auf das Gesagte. Sind immer die Stunden, mit denen ich mich sehr schwer tue. Du hast einen Weg gefunden, hast angefangen zu klimpern, hast uns erzählt und teilnehmen lassen. Schön. Kommt alle zusammen gut durch den Tag. Bruni |
#5
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Nicht zu Ende gefühlte Gefühle... nicht sortiert, nicht wissen, wo sie eigentlich hingehören. Das war wohl nicht immer so. Eigentlich wusste ich immer genau, was ich fühle: Jetzt bin ich sauer, jetzt bin ich traurig, jetzt bin ich glücklich. Seit der Diagnose, die unser altes Leben zerstört hat, sind sie nicht mehr eindeutig, meine Gefühle. Ich bin nicht mehr einfach nur sauer, ich bin wütend, nicht nur aus der betreffenden Situation heraus, nein, es vermischt sich mit der Wut, die ich seit Februar 2004 in mir trage. Ich bin nicht mehr einfach nur traurig, meistens bin ich verzweifelt, darüber, was passiert ist, was ich noch immer nicht begreifen kann.
Aber das schlimmste ist die Sache mit dem Glücklichsein. Kein eindeutiges Gefühl mehr. Nicht mehr. Vor Februar 2004 war es das. Jetzt liegt da im Magen irgendwo ein Zentner schwerer Stein, immer, besonders, wenn ich glücklich bin. Mein Wochenende: Es war toll, es war nahezu perfekt. Aber der Stein im Magen, er hat mich begleitet. Bruni, haben dir die Ohren geklingelt? Bei der deutsch-griechischen Vereinigung waren wir, getanzt haben wir, beobachtet, wie andere tanzen, lachen. Erkenntnis: Ich verstehe noch immer kein Griechisch. Aber egal, ich werde weiterhin meine Kurse besuchen. Meine Beschäftigung als „ich“, wobei ich noch immer nicht weiß, was „ich“ eigentlich bedeutet. Gestern den Nachmittag in der Küche verbracht. Plätzchen gebacken mit meinem Jüngsten und einem Kumpel. Ja, ich war glücklich, war das nicht „heile Welt“ in meiner Küche? Für jeden, der durch unser Küchenfenster gesehen hätte, hätte es wohl den Anschein gehabt. Heile Welt – und die Steine im Magen. Beerdigungen: Ich habe es schon immer genau so empfunden Petra. Genau DAS wollte ich nicht. Wir waren unter uns, alleine, ohne Pflichtbesuch am Grab, ohne Kaffeekranz für die Nachbarschaft. Und es wird wenige Beerdigungen geben, an denen ich noch teilnehmen werde. Deine Schwiegermutter. Natürlich ist sie es. Keine Frage. Und es hat mich gefreut zu lesen, dass sie es so empfindet wie es ist. Du bist Stollis Frau! Ungeduld? Es sollte nicht sein, klar, aber... Aufstampfen, es soll nicht sein wie es ist, es soll anders sein. Es soll sein wie es immer war. Pläne? Man sollte sie verdammt noch mal auch umsetzen dürfen. Wenigstens das, oder? Du darfst aufstampfen Petra, es sollte tatsächlich anders sein, als es ist. Aber sie hat sich ihren Tee gemacht, alleine, sie hat getrunken und du hast es bemerkt und es hat dich gefreut. Normalität sollte es sein, eigentlich, ist es aber nicht, und nun ist es ein kleiner Lichtblick, ein kleiner Anlass zur Freude. Verkehrte Welt, oder? Ja, wohl, sie läuft verkehrt unsere Welt seit dem Tag X. Nicht zu Ende gefühlte Gefühle, keine Eindeutigkeit mehr, wohl wahr. Danke für deinen Anruf. Danke, dass es auch dir wichtig ist. Ein kleiner Lichtblick auf unserem Weg? Ich empfinde es so Seelenfreundin. Ja ein Lichtblick, der Gedanke, dich im Arm zu halten... Kommt gut durch die Woche, auch sie wird sich wieder anders anfühlen als vor dem Tag X. Auch sie wird mit allem nicht mehr eindeutig sein, egal wie tapfer wir auch sind, egal wie wir vielleicht vom Leben trotz allem verwöhnt werden, eindeutig ist nichts mehr. Lasst euch nicht ärgern, von niemandem! LG Andrea
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι και δεν επέστρεψες Geändert von AndreaS (20.11.2006 um 08:49 Uhr) |
#6
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Hallo alle zusammen!
@ Bruni + Andrea - danke für eure Worte... ![]() Zitat:
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#7
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...noch etwas zur Beerdigung
bei uns waren "seine Verwandten", 8-10 Leute gekommen - Menschen, die in der gleichen Stadt wohnten, von denen wir acht jahre lang keinen kennengelernt haben, sein eigener Vater konnte nicht mit der Diagnose umgehen, hat nie gefragt, ABER die letzt Ehre wollten sie ihm erweisen??? Scheinheilige Heuchler, keiner hat ihn wärend seiner Krankheit besucht, gefragt ob er Hilfe braucht, ich/ wir kannten diese Fremden nicht, dann drücken sie ihr "Mitgefühl" aus??? Nein, Kaffee gab es nur für uns, die die ganze Zeit zusammengehalten haben und...wir haben von allen die da waren nichts mehr gehört...sie hätten wegbleiben können, aber sie haben sich ihr scheinheiliges Gewissen besänftigt... Ein "Freund" von ihm schrieb mir "ich hätte mich gern von ihm verabschiedet..." - ich hatte ihm nicht Bescheid gesagt, meine Antwort war "dazu hättest du 4 Jahre Zeit gehabt" - so lange war die Krankheit bekannt und so lange war er nicht da. Nein, es mag selbstgerecht sein, aber das will ich nicht verstehen ! So, machen wir weiter und lassen uns nicht ärgern, denn WAS könnte so wichtig sein, dass es uns wirklich kratzt...? |
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