Stammtisch

[Petra_S]

Hallo alle zusammen!
@ Bruni + Andrea - danke für eure Worte...

Aber das schlimmste ist die Sache mit dem Glücklichsein. Kein eindeutiges Gefühl mehr. Nicht mehr. Vor Februar 2004 war es das. Jetzt liegt da im Magen irgendwo ein Zentner schwerer Stein, immer, besonders, wenn ich glücklich bin.

Bei Andreas Worten ist mir gerade klar geworden: ich habe es nicht erst am Tag X verloren, ich habe es das erste Mal mit 12 Jahren verloren, als ich vermeintlich schlafend, den Streit meiner Eltern hörte, in dem mein Vater meiner Mutter sagte, er hätte schon 1,5 Jahre eine Freundin (eine Frau, die bei uns ein und aus ging...) Das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung, das Vertrauen in das Leben, dass alles irgendwie gut werden wird...zwischendrin hatte ich es immer mal wieder für kurzen Zeit...jetzt...? Ich weiß nicht, ich traue dem Leben nicht, meine Gefühle...ja im Moment sind sie klar, ich weiß im Moment was ich will, aber vielleicht auch nur, weil die Gefühle auf Eis liegen... Unklare Gefühle machen mich wütend, weil hilflos...ausgeliefert....dann lieber keine mehr...wenigstens nicht so tief....keine Gedanken machen, leben von jetzt auf gleich...

[Petra_S]

...noch etwas zur Beerdigung
bei uns waren "seine Verwandten", 8-10 Leute gekommen - Menschen, die in der gleichen Stadt wohnten, von denen wir acht jahre lang keinen kennengelernt haben, sein eigener Vater konnte nicht mit der Diagnose umgehen, hat nie gefragt, ABER die letzt Ehre wollten sie ihm erweisen??? Scheinheilige Heuchler, keiner hat ihn wärend seiner Krankheit besucht, gefragt ob er Hilfe braucht, ich/ wir kannten diese Fremden nicht, dann drücken sie ihr "Mitgefühl" aus??? Nein, Kaffee gab es nur für uns, die die ganze Zeit zusammengehalten haben und...wir haben von allen die da waren nichts mehr gehört...sie hätten wegbleiben können, aber sie haben sich ihr scheinheiliges Gewissen besänftigt...

Ein "Freund" von ihm schrieb mir "ich hätte mich gern von ihm verabschiedet..." - ich hatte ihm nicht Bescheid gesagt, meine Antwort war "dazu hättest du 4 Jahre Zeit gehabt" - so lange war die Krankheit bekannt und so lange war er nicht da. Nein, es mag selbstgerecht sein, aber das will ich nicht verstehen !

So, machen wir weiter und lassen uns nicht ärgern, denn WAS könnte so wichtig sein, dass es uns wirklich kratzt...?

[Wolke]

Hallo Neuankömmlinge und "alte Hasen",

ich "muss" am Sonntag in die Kapelle, meine Oma wird verslesen, weil Totensonntag ist. Mir graut es davor. Nicht wegen meiner Oma, sondern weil es mehr an meine Ma erinnnern wird, die heute ihren 42. Hochzeitstag feiern sollte

Wie der Heiligabend diese Jahr wird weiß ich auch noch nicht. Letztes Jahr ging es einigermaßen. Für dieses Jahr wissen wir noch nicht genau, ob wir ihn zu dritt verbringen (mein Vater, mein Freund und ich) oder ob wir noch irgendwo eingeladen werden. Aber wie auch im letzten Jahr, werden wir diese zweiten Male auch irgendwie rumkriegen.

Liebe Grüße an alle Wolke

[Monika W.]

Hallo Leute,
habe lange nichts mehr von mir hören lassen.
Meine Mutter hat sich wieder gut erholt und ich war in der Zwischenzeit sogar so " mutig ", daß ich ein neues Auto gekauft habe.
Jetzt müssen wir nur noch das alte loskriegen.
Mit einer jungen Witwe aus " verwitet de ", die in meiner Nähe wohnt, habe ich Freundschaft geschlossen und das hilft mir, wieder mehr ins Leben zu treten.
Zur Arbeit darf ich noch gehen, natürlich wackeln wie überall die Stühle.
Auch der Sport und mein Hund helfen mir, mit dem neuen Leben umzugehen.

Der Todestag ( 1.1. ) wird sich jetzt jähren. Weihnachten ist mir schon jahrelang immer ein Graus, weil mein Bruder um diese Zeit damals starb.

Ich wundere mich über mich, wie kaltherzig ich manchmal alles registriere und überhaupt nicht in Tränen ausbreche oder unglücklich bin. Vielleicht schiebe ich alles weg und lasse die Erinnerungen nicht zu.


Monika

[AndreaS]

Hallo Monika,

wie schön, dass du mal wieder vorbeischaust und es freut mich besonders, dass sich deine Mutter so gut erholt hat.

Weihnachten, Jahreswechsel, alles Termine, die vielleicht einmal in grauer Vorzeit freudige Termine waren. Mich persönlich hat diese Zeit bereits lange vor dem Tag X traurig gestimmt, besonders der Jahreswechsel. Nein, nicht auf das Neue Jahr anstoßen, wer weiß, was es bringen wird, bestenfalls dankbar das Alte verabschieden...

Du hast nun bald das erste Jahr alleine durchlebt, eine schwere Zeit, die wahrscheinlich auch nicht ihr Ende findet, wenn sich der Kreis geschlossen hat. Wie schön, dass auch dir Menschen begegnet sind auf diesem Weg, die deinen Schmerz verstehen, ihn mit dir teilen. Es macht es schon ein Stück leichter, wenn man nicht erst lange erklären muss, sondern sein Gegenüber das gleiche Leid verspürt.

Kaltherzig? Vielleicht, ich bin es auf großen Strecken auch geworden. Ich denke jedoch, dass es eher Selbstschutz der Seele ist, keine Kaltherzigkeit. Du kannst nicht noch mehr fühlen, als du eh schon fühlst, kannst nicht noch mehr Leid ertragen, als du eh schon aushalten musstest und musst. Nein, ich denke nicht, dass es kaltherzig ist.

@Wölkchen, wie hat dein Papa den Tag heute rumbekommen? Der Sonntag mit seinem Pflichtprogramm wird auch vergehen, genau wie du sagst, irgendwie wird es schon gehen...

Bei uns ist es schon stockdunkel, wieder ein kurzer Tag vorbei. Ich freu mich jetzt schon auf den Frühling...

Kommt gut durch die Nacht



LG
Andrea

[Anemone]

Hallo Andrea, hallo alle zusammen,
an diese Zeit mit den Kindern kann ich mich noch sehr gut erinnern!! Mein lieber Schatz meinte einmal, er komme sich vor wie in einer Jugendherberge, weil ständig irgendein Freund/Freundin bei uns übernachtete, mit uns beim Essen saß und demzufolge auch beim Einkaufen immer diverse Gäste berücksichtigt werden mussten. Andererseits sagten wir uns immer: Wenn sie sich nicht wohlfühlten, wären sie dann alle bei uns?
Aber klar, es nervt auch manchmal ganz gewaltig.
Versuch trotzdem, es ein ganz kleines bißchen zu genießen. Manchmal sehne ich mich jetzt, wo ich alleine das Haus bewohne, nach diesen turbulenten Zeiten zurück...
Mir gehts im Moment? Ja wie eigentlich? Meine Seele ist ziemlich am Boden, aber in "stabiler Seitenlage". Das Trauertier lauert, hat aber noch nicht richtig angegriffen. Wird es mir gelingen, es in seiner Ecke gefangen zu halten?
Bin traurig, aber leer geweint, funktioniere irgendwie und versuche, diese grauen Novembertage und vor allem -abende zu überstehen. Kerzen, Duftlämpchen, Musik, harmlose Bücher, manchmal ein seichter Film. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ich mir solchen Kitsch ansehe!! Aber ich kann nichts Anspruchsvolles verkraften, kann mich nicht mehr konzentrieren. Hat das Trauertier mir einen Teil meiner geistigen Fähigkeiten weggefressen?? (Hoffe, das wächst irgendwann wieder nach...!)
Ich grüße Euch alle miteinander ganz lieb und wünsche Euch, dass Ihr gut durch die Nacht kommt,
Anemone (leicht daneben!!)

[Christine.Z.]

Hallo ich lese bei euch schon einige Zeit immer wieder mal.Traut e mich aber nicht gleich zu schreiben,habe im April meinen Vater verloren an Krebs. Es ist immer noch verdammt schwer,mußte auch im März 2003 meine große Schwester im alter von 44 Jahren hergeben.Darf ich wieder mal schreiben?