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  #1  
Alt 13.12.2006, 16:44
ulla46 ulla46 ist offline
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Standard AW: Mein Papa wird nicht mehr wach werden!

Liebe Regina,
ich bin tief betroffen über den Zustand deines Vaters und kann nachvollziehen, wie verzeifelt du bist. Aber wenn der Tod jetzt wirklich unausweichlich ist, dann erfülle deinem Pa seinen Wunsch, in Frieden gehen zu dürfen. Mein Vater wollte auch an keine Schläuche, kam aber nach seiner Herz-Op einfach doch dran trotz Patientenverfügung. Als er nach 3 MOnaten aus dem Koma erwachte, sagte er "Nie wieder Intensivstation, egal was kommt." Ein paar Wochen später verstarb er in einem anderen Krankenhaus. Sein Wunsch wurde respektiert und er schlief friedlich ein. Ich habe auch eine Patientenverfügung. Ich habe sie gerade deshalb gemacht, damit meine Kinder nicht in die Situation kommen für mich zu entscheiden zu müssen, denn das ist verdammt schwer.
Ich wünsche dir viel, viel Kraft
Ulla
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SPK 2005, ED T4, Nx, Mx, G2. Chemo und anschl. Chemoradiatio bis Ende 2005. Seitdem ohne Befund.
www.mein-krebs.de
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  #2  
Alt 13.12.2006, 19:24
Benutzerbild von PaulaGreen
PaulaGreen PaulaGreen ist offline
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Standard AW: Mein Papa wird nicht mehr wach werden!

Liebe Regina,

auch mir tut es wahnsinnig leid, wie es Deinem Vater jetzt geht und was ihr alle aushalten müsst!!!!

Wenn die Nieren nicht mehr arbeiten, wird Dein Vater ziemlich sicher in ein Koma verfallen, in dem so gut wie nichts mitbekommt. Als mein Freund damals zusätzlich zu seiner Krankheit, Nierenversagen bekam, erklärte mir der Arzt, dass er kein Morphium bräuchte, weil dieses Aussetzen der Nieren automatisch eine Art "Narkose" darstellt.

Du solltest unbedingt mit den Ärzten sprechen. Ich bin sicher, dass man Dich und Deine Familie nicht mit dieser Entscheidung allein lassen wird. Bei meinem Freund hat der Arzt damals von sich aus gesagt, dass er ihm jetzt "seine Ruhe" lässt. Und er hatte keine Patientenverfügung!

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft. Ich würde Dir so gern noch so vieles mehr wünschen, aber mir fehlen die Worte!

Einen ganz lieben Gruß
Anke

Geändert von PaulaGreen (13.12.2006 um 22:30 Uhr)
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  #3  
Alt 13.12.2006, 20:15
Benutzerbild von _Viola_
_Viola_ _Viola_ ist offline
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Standard AW: Mein Papa wird nicht mehr wach werden!

Liebe Regina,

es tut mir sehr leid, dass es Deinem Papa so schlecht geht. Dieser Scheißkrebs holt sich einen nach dem anderen. Es ist einfach nur fuchtbar.

Ich war in der gleichen Situation, in der Du Dich jetzt befindest. Auch mein Vater wollte keine lebensverlängernden Maßnahmen. Das hatte er mir noch 2 Wochen vor seiner letzten Krankenhauseinweisung gesagt und ich musste es ihm versprechen.

Als es dann soweit war und der Arzt mich gefragt hat, wusste ich auch erst nicht, ob es die richtige Entscheidung ist. Aber ich hatte es ihm versprochen und ich habe gesehen, wie er sich quälen musste. Er tat uns so leid und wir wollten nicht mehr, dass er leiden muss. Deshalb habe ich zum Arzt gesagt, dass die Ernährung eingestellt werden soll. An Schläuchen war er zum Glück nicht angeschlossen. Nur die Morphinpumpe und da habe ich verlangt, dass die Dosis so hoch gesetzt wird, dass er keine Schmerzen mehr hat. Sein Todeskampf hat deshalb "nur" 3 Tage gedauert, dann war er von seinem Leid erlöst.

Du musst Dir sagen, dass es für Deinen Papa kein lebenswerter Zustand mehr ist. Er leidet nur noch und deshalb lass ihn gehen. Er hat seine Ruhe verdient.

Es ist so wahnsinnig schwer, ich weiß das. Bei uns ist es jetzt 9 Wochen und 4 Tage her. Mein Vater hat bis eine Stunde vor seinem Tod gekämpft, für uns gekämpft. So hat es uns der Arzt gesagt. Bis ich zu ihm gesagt habe, dass er aufhören soll zu kämpfen. Da wurde er ganz ruhig und eine Stunde später ganz friedlich eingeschlafen. Er fehlt mir so sehr, aber ich tröste mich damit, dass es ihm jetzt besser geht und in Gedanken und in unseren Herzen stirbt er sowieso nie.

Ich schicke Dir ein riesiges Kraftpaket für die kommende Zeit.

Liebe Grüße
Viola
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  #4  
Alt 16.12.2006, 11:52
Regina21 Regina21 ist offline
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Standard AW: Mein Papa wird nicht mehr wach werden!

Vielen, vielen Dank für Eure netten Worte!

Mein Vater ist am Donnerstag verstorben. Wir waren alle bei ihm.
Er hat auch gewartet, bis wir alle bei ihm waren.

Entschuldigt, dass ich so lange nicht geschrieben habe und jetzt nur so kurz. Ich war die ganze Zeit bei meiner Mutter und musste noch viel erledigen. Gleich fahre ich wieder zu ihr und sie hat eben kein Internet.

Wir hatten schon, als wir ihn zum ersten Mal auf der Intensiv sahen, den Ärzten gesagt, dass er so nicht sterben will. Dann wurde es aber von Tag zu Tag minimal besser und wir hatten wieder Hoffnung. Als dann das Loch im Darm entdeckt wurde, waren wir auch gleich damit einverstanden, dass keine lebensverlängernden Maßnahmen mehr durchgeführt werden. Er bekam dann kein Kreislaufmittel und keine anderen Medikamente (außer Schmerz- und Schlafmittel) mehr, die Dialyse wurde eingestellt usw. Aber in Deutschlad ist es ja verboten, die Beatmung abzustellen - das wäre Sterbehilfe.

Wir sind jetzt auch froh und traurig zu gleich, denn er sah nach dem Tod so glücklich aus, es war wirklich das, was er wollte.

Ich möchte noch sagen, dass das Team auf der Intensivstation des evang. Huyssenstifts in Essen (Kliniken Essen-Mitte) so unglaublich toll war: Alle Ärzte und Pfleger waren so unglaublich nett, einfühlsam und fachlich kompetent. Vielleicht liest ja zufällig jemand in diesem Forum!

Noch mal vielen Dank für Eure supernetten Antworten!

@ Ulla: Ich wollte Dir die ganze Zeit eine PN schicken, bin aber nicht dazu gekommen. Danke Dir noch einmal für alles!

Viele liebe Grüße
Regina
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  #5  
Alt 16.12.2006, 12:13
Benutzerbild von PaulaGreen
PaulaGreen PaulaGreen ist offline
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Standard AW: Mein Papa wird nicht mehr wach werden!

Liebe Regina,

mein herzliches Beileid! Du klingst sehr "befreit" und Dein Vater scheint es auch zu sein! Alles, was ihr gemacht bzw. nicht gemacht habt, ist total richtig gewesen! Wie schön, dass alle Mitarbeiter der Klinik so einfühlsam waren. Das tut in solch einer Sitution besonders gut.

Deine Mutter braucht jetzt bestimmt ganz viel Unterstützung. Wie gut, dass Du für Sie da bist. Weihnachten wird sicher eine besonders schwere Zeit. Ich wünsche Euch ganz viel Kraft!

Einen traurigen Gruß
von Anke

Geändert von PaulaGreen (17.12.2006 um 22:18 Uhr)
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  #6  
Alt 16.12.2006, 18:52
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Doro2005 Doro2005 ist offline
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Standard AW: Mein Papa wird nicht mehr wach werden!

Liebe Regina,

ich fühle mit Dir und möchte mein herzliches Beileid zum Ausdruck bringen. Mein lieber Mann hat mich am 7.12.06 verlassen. Mein Schmerz ist auch noch ganz frisch.
Ich versuche nun seinen Tod als Freund und nicht als Feind anzusehen, gelingt mir aber noch nicht.

Alles Liebe und viel Kraft für die kommende Zeit.

Stiller Gruß

Doro

Tot ist überhaupt nichts:

Ich glitt lediglich über in den nächsten Raum.
Ich bin ich, und ihr seid ihr.
Warum sollte ich aus dem Sinn sein,
nur weil ich aus dem Blick bin?
Was auch immer wir füreinander waren,
sind wir auch jetzt noch.
Spielt, lächelt, denkt an mich.
Leben bedeutet auch jetzt all das,
was es auch sonst bedeutet hat.
Es hat sich nichts verändert,
ich warte auf euch, irgendwo sehr nah bei euch.
Alles ist gut.

Annette von Droste-Hülshoff

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__________________
Schatten, die auf unser Leben fallen, sind nichts anderes als ein sicheres Zeichen dafür, dass es irgendwo ein Licht geben muss, das es sich lohnt zu suchen.
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  #7  
Alt 17.12.2006, 17:49
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_Viola_ _Viola_ ist offline
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Standard AW: Mein Papa wird nicht mehr wach werden!

Liebe Regina,

auch von mir ganz herzliches Beileid.



Ihr konntet ihn auf seinem letzten Weg begleiten. Im nachhinein werdet Ihr sehr froh sein, dass Ihr die Möglichkeit hattet.

Auch wir waren bis zum letzten Atemzug bei meinem Vater. Für mich ist es ein Trost, dass er nicht allein sterben musste.

In Euren Herzen wird er immer bei Euch sein.

Ich wünsche Euch viel Kraft für die kommende Zeit. Gerade um die Weihnachtszeit ist es schwer mit dem Verlust klar zu kommen.



Traurige Grüße
Viola
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  #8  
Alt 18.12.2006, 13:48
J_LOW_ J_LOW_ ist offline
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Standard AW: Mein Papa wird nicht mehr wach werden!

Hallo Regina,

es tut mir sehr leid für euch. Dein Papa ist jetzt oben und ihm geht es bestimmt gut.

Alles Liebe und Gute

Jenny
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  #9  
Alt 20.12.2006, 12:48
Regina21 Regina21 ist offline
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Standard AW: Mein Papa wird nicht mehr wach werden!

Vielen herzlichen Dank für Eure vielen netten Wünsche!!!

Auch ich versuche den Tod als Freund zu sehen. Selbst wenn man das Loch im Darm meines Vater hätte operieren können, und er die Operation überlebt hätte, war nicht klar, ob die Nieren wieder anspringen und ob er allein atmen könnte.
Und hätte das alles geklappt, hätte er immer noch Krebs gehabt.

So grausam das auch klingt, ich glaube seine Zeit war einfach abgelaufen, und wir sind unendlich froh, dass die Zeit, in der er leiden musste, relativ kurz war.

Ja, wir konnten ihn begleiten. Darüber bin ich sehr froh!

Ich vermisse meinen Papa!
Und ich mache mir schreckliche Sorgen um meine Mutter!

Ich wünsche Euch allen viel Kampfgeist und Kraft.

@ Doro: Die Geschichte von der kleinen Seele werde ich meiner Mutter mitbringen... Sie wird ihr gefallen. Dein Mann ist eine Woche vor meinem Vater gestorben. Mein herzliches Beileid - es tut mir sehr leid für Euch!

@ Jenny: Leider konnten wir ihn nicht mit nach Hause nehmen, weil er beatmet werden musste. Er hat viel Schlaf- und Schmerzmittel bekommen. Ich hätte gerne gehabt, wenn er wenigstens noch einmal aufgewacht wäre, aber das wollten wir natürlich nicht, denn es wäre eine schreckliche Quälerei (die Schmerzen und die Schläuche) für ihn gewesen. Aber er wäre gerne zuhause gestorben!
Dir auch alles, alles Gute!

@ Viola: Du warst ja wirklich in der gleichen Situation! Es ist so schrecklich, weil man trotzdem - obwohl man weiß, dass es richtig ist, ihn gehen zu lassen - an seiner Entscheidung zweifelt. Bei meinem Vater wurde auch die Ernährung einstellt. Ich fand es schrecklich zu wissen, dass keine Dialyse mehr gemacht wird und keine lebensverlängernden (z.B. Blutdruckmittel) Medikamente mehr gegeben werden, aber als ich hörte, dass auch die Ernährung eingestellt wurde, war ich geschockt. Er ist 1933 geboren und hat im Krieg und danach sehr gehungert - und am Schluß musste er wieder hungern. Aber Du hast absolut recht, es war wichtig, dass es nicht lange dauert, er ist zwei Tage später gestorben! Dir auch viel Kraft!
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  #10  
Alt 20.12.2006, 13:54
ulla46 ulla46 ist offline
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Standard AW: Mein Papa wird nicht mehr wach werden!

Liebe Regina,
aus allem, was du schreibst, geht hervor, wie sehr du deinen Vater geliebt hast bzw. natürlich noch liebst. Liebe ist das wichtigste, das ein Sterbender erfahren sollte. Und mache dir bitte keine Gedanken darüber, dass dein Vater verhungert sein könnte. Das ist mit Sicherheit nicht der Fall. Verhungern dauert viel, viel länger. Die künstlicher Ernährung wird nur eingestellt, wenn der Tod sehr nah ist. Eine weitere Ernährung würde den Sterbeprozess nur verlängern. Es gibt sehr viele Merkmale, dass der Tod schnell kommen wird. Auf Intensiv und im Hospiz kennt man sie natürlich. ( In meinem Patiententestament steht aus o. A.ausdrücklich, dass ich im Falle des Falles keine künslicher ernährung wünsche)
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Beistand!
Alles Liebe Ulla
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