Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Krebsarten > Brustkrebs

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 05.02.2007, 11:14
Benutzerbild von Vanilla
Vanilla Vanilla ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 15.11.2005
Ort: Erfurt
Beiträge: 429
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Ihr Lieben,

schmerzerfüllt sitze ich vor dem Bildschirm. Ihr alle wißt, wie ich mich fühle, geht es euch doch nicht anders.

Erst die grauenvolle Nachricht über Tina...und nun Gigi. Zwei junge, hoffnungsvolle, starke Frauen. Sie haben es nicht geschafft. Es führt mir die eigene Endlichkeit und die "Gefahr" in der wir ständig schweben, wieder einmal deutlich vor Augen.

In letzter Zeit ging es mir in dieser Hinsicht eigentlich recht gut. Drei Dinge haben das mal wieder geändert.
Zum Einen die traurigen Forums-Nachrichten der letzten Zeit. Dann habe ich morgen mal wieder Nachsorge, Mammo, Ultraschall und Thorax-Röntgen. Nach einem Dauerhusten von drei Monaten bin ich entsprechend durch den Wind und habe fürchterliche Angst vor morgen.

Dann ist vor zwei Wochen noch etwas passiert, was mir fast das Herz zerrissen hat. Ich hoffe, ich kann es einfach mal hierher tippseln.

Ich war wegen einer starken Bronchitis krank geschrieben und zu Hause. Mein kleiner Sohn (9) kam mittags aus der Schule und wollte die Tür aufschließen. Leider hatte ich vergessen, den Schlüssel von innen abzuziehen und er kam nicht rein. Er klingelte, wußte ja, dass ich da bin. Gerade in dem Moment schmiß ich den Staubsauger an und hörte ihn nicht. Dachte, falls er kommt, hat er ja einen Schlüssel. Als ich irgendwann in den Flur ging, sah ich durch die Milchglasscheibe der Haustür etwas. Ich öffnete und davor lag ein schluchzendes Häufchen Unglück - mein Kind. Nachdem ich ihn etwas beruhigen konnte, erzählte er mir alles, und noch: "Mama, ich hatte solche Angst, dass dir etwas passiert ist und du nicht zu mir kommen kannst, dass du wieder im Krankenhaus bist oder was ganz Schlimmes!"

Ich mußte mich so sehr zusammen nehmen in diesem Moment. Was hat diese schreckliche Krankheit mit der Seele meiner Kinder gemacht? Sogar abends im Bett fing mein Kleiner nochmal an zu weinen.

Diese Geschichte hat mich so beschäftigt und tut es noch.

Nun ist es doch ziemlich lang geworden, danke fürs lesen.

Euch allen einen schönen Tag mit ein paar Sonnenstrahlen, hier in Erfurt kann ich gerade einige erhaschen!

Liebe Grüße

Claudia

PS: Danke Amba, dass du den Thread nochmal hervor gekramt hast!

Geändert von Vanilla (05.02.2007 um 12:07 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 05.02.2007, 11:59
Hansii Hansii ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.03.2006
Beiträge: 13
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Hallo Vanilla

Ich kann Dich sehr gut Verstehen,deine Ängste deine Sorgen.Die Diagnose Krebs ansich ist schon schlimm,doch wie die Familie auch mitleidet ist das schlimste.Unsere Kinder sind sehr Sensibel und spüren es wenn es uns nicht gut geht.Ich versuche zwar den Krebs vor den Kindern immer herrunter zuspielen und sie brauchen sich keine Sorgen machen doch sie spüren es das es uns nicht gut geht.Du fragst uns " Wie geht ihr damit um?" Es ist einfach nicht machbar den Krebs unseren Kindern zuverheimlichen,Kinder merken wenn Mama oder Papa Krank ist.Es fällt ja ihnen schon auf wenn wir plötzlich immer zum Arzt müssen.Da bleibt die frage nicht aus " Mama/ Papa wiso mußt du immer zum Arzt?" Unsere Kinder wissen ja,zum Arzt geht man doch nur wenn man krank ist!.Ich habe meinen Kindern bei einer gemütlichen Tasse Tee erzählt was mit mir los ist.Ich habe aber bei keinem Wort erwähnt " Ich könnte daran Sterben!".Ich habe ihnen erklärt anhand meiner Arztbriefe was genau ich habe.Das es Medikamente gibt die mir helfen,das ich mich trozdem nicht unterkriegen lasse und das ich wieder Gesund werde.Ich habe bei diesen Gespräch eine sehr positive Stimmung erzeugt und ich habe mit ihnen ein Versprechen gemacht " Immer wenn sie fragen über Krebs habe kommen sie zu mir und fragen."So und nun zu mir.Ich selbst habe damit auch ein grosses Problem.Mir tut es im Herzen Weh wenn ich sehe wie meine Familie darunter leidet.Ich versuche immer wenn wir zusammen sind so viel zuerleben wie es nur geht.Ich fühle mich eigentlich sehr schlecht das ich meiner Familie soviele Probleme mache.Doch anderseits versuche ich immer wieder Positiv zu denken.Also ganz ehrlich gesagt" Man kann als Betroffener mit dem Thema Krebs sehr schlecht umgehen".
Ich Wünsche besonders Dir und deiner Familie alles Gute
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 05.02.2007, 12:01
Benutzerbild von Renate2
Renate2 Renate2 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 28.03.2005
Ort: Neukirchen-Vluyn
Beiträge: 6.683
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

In einigen Monaten jährt sich der Jahrestag meiner OP zum dritten Mal und ich frage mich, wie lange noch. Wie lange wird mir noch Aufschub gewährt?
Der Tod von Gigi hat mich geschockt, zumal die Erstdiagnose günstiger war als meine.
TinaGT mußte auch sterben.
So junge Frauen, die so viel Hoffnung hatten.

Gaby,
inzwischen wird mein Kind 20 und sie braucht mich immer noch. Bei wem soll sie sich denn ausweinen, wenn nicht bei Mama?
Ja, auch ich versuche die Zeit mit meinen Lieben zu genießen. Das ändert aber nichts an den kleinen alltäglichen Zwistigkeiten. Wir packen uns jetzt aber gegenseitig nicht in Watte.

Liebe Grüße
Renate
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 05.02.2007, 23:24
Benutzerbild von Amba
Amba Amba ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.11.2006
Ort: Aachen
Beiträge: 419
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Ihr Lieben,

ich erinnere mich: als ich voriges Jahr schon OP und Chemo hinter mir hatte - alles mit rel. erhobenem Kopf (Zitat "ich laß mir doch von Krebs nicht die Laune verderben..!"), auch wenn ich Schweine-Nebenwirkungen hatte! - traf ich einen alten Freund, der ca. 4 Jahre vorher seine Frau an BK verloren hatte. Unbedacht entschlüpfte ihm, daß sie auch alles hinter sich hatte: OP, Chemo, Bestrahlung..der ganze Strunx! Und ein Jahr später war sie dann doch tot.

Ich konnte noch genau einen halben Tag so tun als ob nichts sei......dann brach ich zusammen! Die Todesangst, die ich so erfolgreich vermieden hatte, holte mich endlich ein! Zwei Tage und zwei Nächte schüttelte es mich! Entweder war ich am Heulen, oder apathisch. Ich glaube ich begriff da zum ersten Mal, daß ich wirklich sterben könnte!

Am dritten Tag wachte ich morgens auf - nach einer besch... Nacht - und merkte, daß was fehlte. Das Gefühl der Angst war weg. Es war einfach nicht mehr da. Für mich hab ich entdeckt, daß auch diese Angst "nur" eine Illusion ist. Ich konnte das Gefühl nicht aufrechterhalten, weil mir die Sinnlosigkeit dieses Gefühls bewußt wurde. Denn: ich könnte jeden Tag meines Lebens in Todesangst verbringen, da ich eigentlich immer - mal mehr, mal weniger - in Todesgefahr schwebe! Oder? Weiß ich, woran ich sterbe? Nein; das Leben endet in jedem Falle mit dem Tode. Und ich weiß nicht, wann.

Ist das jetzt gut oder schlecht? Ich weiß es nicht. Im Idealfall denke ich manchmal: danke! Ich lebe! Und leider vergesse ich zu oft, zu danken. Ja, ich möchte noch ein bißchen hier bleiben. Ich hab Kinder. Die brauchen mich noch eine Weile. Mein Mann würde wohl sehr - zu - lange alleine bleiben, wenn ich ginge. Ich hab noch so viel vor...

Und deshalb bete ich, daß mir heute nicht der Himmel auf den Kopf fällt. Und daß mich morgen bitte kein Bus überfährt. Und daß ich übermorgen keine Malaria kriege.....

Aber warum sollte - vom Universum aus betrachtet - ich unbedingt erhalten bleiben, aber jede Menge Kinder in Südafrika an Aids sterben? Und so weiter, und so weiter...

Es bleibt eigentlich nichts anderes übrig, als zu lernen, jeden geschenkten Tag bewußt zu erleben, sich zu bedanken, nicht auf morgen zu warten, sein Potential zu entfalten, das Leben zu LEBEN, solange es DA ist! Es wird enden. Eines Tages. Und nicht alle von uns werden alt. Mein kleiner Bruder starb mit sechs Wochen. Meine erste Große Liebe mit 19 Jahren. Mein Schwiegersohn hat einen Gehirntumor. Leid ist in der Welt und doch ist das Leben wunderbar! Wenn wir es leben!

Alles Liebe, Amba
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 06.02.2007, 00:12
Elli Elli ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 21.06.2005
Ort: Düren
Beiträge: 1.329
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Hallo Amba,

wie recht Du hast es bleibt uns wirklich nichts anderes übrig als jeden Tag bewust zu leben,und das Leben zu genießen.
Sicher kommen mal immer wieder Tage,wo es schwerfällt .Aber diese gehen dann auch wieder vorbei.
Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an eine flüchtige Bekannte.Wir erkrankten zur gleichen Zeit. Ich traf sie einmal.Sie war völlig in Tränen aufgelöst,und das 24 Stunden am Tag.Ich habe mich damals gefragt wie Mann und Kinder das aushalten.Ich meine damit nicht das trauig sein,was hier wohl jeder kennt. Ich meine wirklich heulen und in Selbstmitleid zerfließen.
Diese Frau war für mich ein warnendes Beispiel gewesen ,so wollte ich nicht werden. Und ich habe es geschafft. Ich habe es sogar geschafft,meiner Erkrankung noch etwas positives abzugewinnen. Ich lebe seitdem intensiver und freue mich auch über Kleinigkeiten.Darüber wenn meine Tochter mal wieder 100g zugenommen hat oder wenn meine Blumen im Garten blühen.
Eigentlich für viele Menschen nichts weltbewegendes aber für mich das Grösste.
In diesem Sinne wünsche ich allen ganz viele positive Gedanken.

Elli
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 00:48 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55