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  #1  
Alt 12.02.2007, 15:22
Andrea K. Andrea K. ist offline
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Registriert seit: 22.11.2006
Beiträge: 46
Standard Ewiges Auf und Ab

Hallo an Alle,

was ich ganz schlimm finde, und wahrscheinlich mit vielen Teile, ist dieses Hoffen und Verzweifeln. Meiner Mama hat man am 15. November letzten Jahres 3 Monate gegeben. Sie bekam eine Ganzkopfbestrahlung und der Thorax wurde ebenfalls bestrahlt.

Vorige Woche Montag waren die 6 Wochen um, die man verstreichen lassen muss, um eine Nachuntersuchung durchzuführen. Beide Metastasen sind deutlich zurückgegangen. Wir waren so froh. Dann das Schlecht: eine 4x4 cm großer Tumor in der Nebenniere und ein neuer in der Milz. also sollte sie ab heute eine Chemo bekommen.

Wir fuhren ins Krankenhaus und meine Mama gefiel mir gar nicht. Sie war so schwach (das lag daran, dass die Ärzte Ihr 8 Wochen Cortison gegeben haben und zwar 48 mg morgens und abends wegen des Druckes im Kopf). Sie hat seitdem das Cushing-Syndrom und leidet an Myopathi (beides Muskelschwund) und kann nicht mehr laufen. Toll fand ich das. Der behandelnde Arzt im Krankenhaus hat gefragt, wie man ihr so lange so viel geben kann. Aber was wissen wir denn, wir haben uns auf den Radiologen verlassen

Wie dem auch sei -meine Mama ist eine Kämpfernatur und sie war sehr glücklich am Freitag entlassen zu werden und diese Woche mit der Chemo zu beginnen. Sie hat sich fast drauf gefreut. Also wie gesagt, heute Morgen ins Krankenhaus und dann passierte es - sie sackte in sich zusammen. Bei der Untersuchung stellten die Ärzte eine Lungenentzündung fest. Also ist sie wieder stationär aufgenommen worden und die Chemo wurde bis auf weiteres abgesagt. Sie ist sehr traurig darüber und ich habe Angst, dass sie den Lebenswillen verliert.

Sie liegt auf einem 4-Bett Zimmer im Notbett. Es ist dort sehr kalt, weil sie 2 Asthmapatientinnen auf dem Zimmer hat, die viel frische Luft brauchen. Sie friert viel - wir haben ihr schon von zu Hause Decken mitgebracht. Ihre Heizdecke darf sie nicht verwenden. Ich habe versucht Druck zu machen, aber man stößt auf Granit - keine Chance.

Im Moment ist es wieder ganz schrecklich. Ich schreibe mir das hier einfach von der Seele, da ich weiß, dass hier so viele unser Schicksal teilen.

Liebe Grüße

Andrea
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  #2  
Alt 12.02.2007, 19:33
AndreaU AndreaU ist offline
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Registriert seit: 31.07.2006
Ort: Kreis Böblingen
Beiträge: 212
Standard AW: Ewiges Auf und Ab

Hallo Namensschwester,

willkommen im Forum, auch wenn der Anlass immer ein trauriger ist.

Nichts gegen Notbetten in einem Zimme, wenn ein Krankenhaus voll ist. Aber es kann doch nicht sein, daß ein frierender Mensch zu zwei Frischluftfetischisten muß. Klar sollen die Astmathiker ihre frische Luft haben -aber dann sollte Deine Mum in ein anderes Zimmer gestellt werden.

Schreibe immer wann Du willst und es brauchst hier im KK, Du wirst sehen, es wird sich fast immer jemand melden und Kommentare oder Ratschläge abgeben.

Liebe Grüße
Andrea
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  #3  
Alt 13.02.2007, 20:09
Andrea K. Andrea K. ist offline
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Registriert seit: 22.11.2006
Beiträge: 46
Standard AW: Ewiges Auf und Ab

Meine Mama hatte gestern Nacht einen Blutstutz. Dadurch, dass es im Krankenhaus passierte, konnten die Ärzte sie retten, aber es geht ihr sehr schlecht.

Heute Abend hat meine kleine Tochter 7 Jahre gefragt, ob die Oma stirbt....
Ich habe gesagt, dass es sein kann. Wir haben so geweint. Auch meinem Papa geht es schlecht. Wie habt Ihr das alle geschafft.?????

ganz traurige und verzweifelte Grüße

Andrea
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  #4  
Alt 13.02.2007, 20:12
Andrea K. Andrea K. ist offline
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Registriert seit: 22.11.2006
Beiträge: 46
Standard AW: Ewiges Auf und Ab

Ach ich bin noch ganz von der Rolle.

@AndreaU
danke für Deine Worte. Sie hat jetzt 2 Decken und Fieber, dadurch friert sie nicht. Auf der ganzen Station gibt es nur ein Frauenzimmer, alle andern sind mit Männern belegt, deshalb kann man sie nicht in ein anders Zimmer verlegen.

Liebe Grüße

Andrea
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  #5  
Alt 13.02.2007, 21:37
annemarie annemarie ist offline
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Beiträge: 56
Standard AW: Ewiges Auf und Ab

Liebe Andrea,
Du fragst, wie alles zu bewältigen ist. Das hat mich sehr zum Nachdenken gebracht. Es ist schon erstaunlich, was man alles ertragen kann. Ich habe das letzte Vierteljahr eigentlich nur noch funktioniert. Früh Knopf an, Nachts wieder aus und immer ein freundliches Lächeln. Wenn mein Mann im Krankenhaus war, habe ich ihm schon 7.00 Uhr die Zeitung gebracht. Zum Schluß habe ich ihn dann gleich noch gewaschen und rasiert. Die Schwestern und Ärzte waren immer froh, wenn die Angehörigen da waren, egal welche Zeit. Das Miteinander wurde auf dieser Station in den Vordergrund geschoben.
Es hat natürlich auch allen geholfen. Durch diese "Rennerei" bin ich nicht zum Nachdenken gekommen. Liebe Andrea, Du hast natürlich auch noch Deine Familie, für die Du weiter sorgen mußt. Da wird es schon etwas komplizierter mit der Zeiteinteilung. Ich hatte Zeit für meinen Mann, weil meine beiden Schwestern die Pflege für unsere Mutti alleine bewältigten. Wer sich allerdings sehr um mich sorgte, waren unsere Hausärztin und die Stationsärztin. Sie haben mit mir immer sehr offen über den Zustand meines Mannes gesprochen und mir auch deutlich zu verstehen gegen, daß ich meine Kräfte unbedingt einteilen sollte. Zum Schluß durfte ich 5 Tage ein Zweibettzimmer mit meinem Mann teilen. Tja, liebe Andrea, wie kann ich Dich trösten. Am meisten leiden glaub ich die Angehörigen. Und das Leiden hört nicht auf. Ich wünsche Dir viel Kraft und umarme Dich ganz fest. Deine Mama ist bestimmt glücklich über so eine liebe Tochter.
Annemarie
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  #6  
Alt 13.02.2007, 22:05
Andrea K. Andrea K. ist offline
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Registriert seit: 22.11.2006
Beiträge: 46
Standard AW: Ewiges Auf und Ab

Liebe Annemarie,

das Funtionieren klappt bei mir eigentlich auch ganz gut. wir sind - habe ich festgestellt - eine tolle Familie. Mein Mann entlastet mich wo er kann, mein Papa kümmert sich sehr liebevoll um meine Mama und ich verbringe jede freie Minute bei ihr. Heut morgen habe ich die Kinder in die Schule gebracht, bin zu meiner Mama gefahren, habe sie gewaschen, eingecremt und mich so gut es ging mit ihr unterhalten. Ab und zu bin ich raus - habe ein bißche geweint - dann bin ich wieder rein und war ein Clown und habe alles mögliche mit ihr besprochen.

Mittags kam ihre Schwester und hat mich für 2 Stunden abgeholt, weil die Kinder Schule aus hatten. Ich habe gekocht die Kinder verkleidet und zu einer Karnevalsveranstaltung gebracht, dann meinen Papa eingeladen, der hatte auch Feierabend und dann wieder ins Krankenhaus. Abends dann nach Hause, Abendessen gemacht und wenn ich hier nicht sitze und schreibe, erledige ichdie Hausarbeit,die ich tagsüber nicht geschafft habe.

Wie Du sagtest, ich funktioniere, aber zwischendurch überkommt mich eine unsagbare angst sie zu verlieren, und dann wünsche ich mir von Herzen, dass sie ganz friedlich einschläft. Ich bin hin und her und habe einfach Angst.

Wenn ich hier lese, wie viele betroffen sind, und deren Schicksal wir teilen, dann tröstet mich das nicht wirklich. Es macht mich nur so wütend, dass wir soviel Energie verschwenden die Welt zu zerstören, Waffen prodzieren und den Menschen nicht helfen können.

Warum lieben wir um dann so zu leiden? Und dann wieder werde ich ganz rational und schreibe die Namen derer auf, die eine Karte bekommen und dann wieder finde ich das ganz schlimm, weil meine Mama ja noch da ist. Wenn das telefon klingel zucke ich zusammen ach es ist so schrecklich....

Aber ich weiß, dass wir das irgendwie schaffen. Die Mutter meiner Mama ist 84 jahre alt und sie leidet auch so sehr, sie ist top fit und sagt immer warum sie nicht gehen darf, sie hat ihr Leben gelebt. Ach ich schreibe wirres Zeug, entschuldigt. Es wird schon weiter gehen, geht es ja immer, irgendwie.

Danke für die Worte

Andrea
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  #7  
Alt 13.02.2007, 22:30
annemarie annemarie ist offline
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Beiträge: 56
Standard AW: Ewiges Auf und Ab

Hallo Andrea,
Ich weiss, daß Du diese Angst hast Deine Mama zu verlieren. Aber schau, wenn Deine Mama nur noch leiden muß, daß ist auch nicht Dein Wunsch. Bei mir war es genauso. Ich war in einem großen Zwiespalt. Ich wollte natürlich meinen Mann nicht verlieren, aber ich habe auch das Elend nicht mehr ertragen. Ich habe der Ärztin immer zu verstehen gegeben, daß mein Wunsch ist, mein Mann möge bald in Frieden einschlafen. Es ist wirklich sehr schlimm, sein Liebstes den Tod zu wünschen, Abschied zu nehmen. Liebe Andrea, wenn Du weinen möchtest, dann weine, auch im Beisein Deiner Mama. Ich war immer stark und habe meinen Mann angelächelt, bis auf einen Abend, da hat man uns gesagt, daß alles nur palliativ passiert und wir nicht zu große Hoffnungen haben sollen. Sie hatten uns in die Realität zurück geholt. Am diesem Abend habe ich 2 Stunden lang an der Schulter meines Mannes geweint und er mit. Es hat uns aber wirklich geholfen. Weinen hilft, liebe Andrea und Du mußt nicht immer stark sein.
Liebe Grüße
Annemarie

Geändert von annemarie (17.02.2007 um 12:43 Uhr)
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