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  #1  
Alt 19.03.2007, 13:40
stef777 stef777 ist offline
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Standard AW: wie verhalten sich Eure partner?

hallo,

so, nun schreibe ich wieder hier, da mein mann und ich wieder eine "auseinandersetzung" hatten...es ging nicht konkret um meine jetzige trauer oder so....bin auch viel gefasster als in den vergangenen monaten....sondern eher allgemein um unser leben heute und während der letzten 1.5 jahre.

er ist immer noch sehr gefordert in seinem job (so war er schon immer, ich hab ihn nie anders erlebt)....ist momentan 3 tage die woche unterwegs, hat so gut wie keine freizeit, keine freunde und lebt eigentlich nur für seinen job.
wir sind beide oft gereizt, er durch den arbeitsstress, ich durch die trauer, meine mutter, der ich beistehen muss, etc....

ich hab in letzter zeit ausserdem viel drüber nachgedacht, wie mein leben so war und ob das alles so richtig war...erfolg und karriere waren mir vorher total wichtig gewesen, meine sichtweise hat sich nun geändert. mein mann ist dagegen wie immer voll konzentriert auf seinen karriereweg, hat augenscheinlich für nichts anderes raum.

es kommt zu spannungen und was schlimm ist ist, dass ich das gefühl habe, dass wir in solchen momenten gar nicht mehr miteinander reden können...er unterbricht mich spätestens nach dem 3. satz....beim ersten streitpunkt holt er aus auf die letzten 1.5 jahre und es kommt meistens irgendein spruch dahingehend, dass er 1.5 jahre lang alles mit meinem papa mitgemacht hätte, und nun an sich denkt. insgeheim hab ich das gefühl, dass er mir die schuld gibt, dass er so wenig freizeit hatte in den letzten jahren, da wir ja fast jedes wochenende bei meinen eltern waren....(aber: ich hab nie erwartet, dass er mitkommt, und er war 90% der zeit im haus meiner schwester und ihrem freund, nicht bei meinen eltern). ich werde dann immer ziemlich sauer, weil ich habs mir ja auch nicht ausgesucht, dass es so lief in den letzten 1.5 jahren......ich hab ihm wieder eine paartherapie vorgeschlagen, damit wir wenigstens wieder gescheit reden können, ohne dass jemand unterbrochen wird. das wollte er gestern nicht...ich weiss nicht mehr, was ich von dem allen halten soll. entweder ich erwarte mal wieder zuviel, oder wir haben uns so auseinander entwickelt, dass wir nicht mehr zueinander passen und uns trennen sollten....?
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  #2  
Alt 19.03.2007, 14:08
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Petra_S Petra_S ist offline
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Standard AW: wie verhalten sich Eure partner?

...spontane Idee: Vielleicht könntet ihr vereinbaren, 1x pro Monat soll sich jeder einen schönen Abend FÜR DEN ANDEREN ausdenken und liebvoll gestalten/ planen. Das fördert das Nachdenken über den Partner und auch die Wahrnehmung der Bedürfnisse ausserhalb des "ICH" - reden muss man ja erstmal nicht, kommt bei Gelingen evtl. von allein wieder. Ggf. muß man es auch nicht "vereinbaren", wenn du einfach beginnst, evtl. hat er dann ja irgendwann auch das Bedürfnis dir eine Freude zu machen. Auffrechnung bringt meiner Meinung nach nichts.

Gruß Petra
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  #3  
Alt 09.04.2007, 02:51
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Melanie79 Melanie79 ist offline
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Standard AW: wie verhalten sich Eure partner?

Hallo Stef,

ich kann Dich so gut verstehen. Mein Papa ist vor knapp 4 Wochen gestorben und ich bin gerade dabei mich mit von Gott und der Welt abzuseilen.

Ich glaub nicht, dass einen nur die Menschen verstehen, die selbst sowas erlebt haben. Meine Geschwister gehen völlig anders mit allem um, als ich es tue. Sie sind schon nach einer Woche wieder zum Alltag zurückgekehrt, machten ihre Späßchen und gingen teilweise feiern. Eine Art mit der Trauer umzugehen? Ich weiß es nicht...und selbst wenn es so ist, dann finde ich diese Art schlicht und ergreifend zum kotzen. Mal abgesehen davon, dass mir nach alldem nicht zumute ist, finde ich es respektlos, sich kurz nach dem Tod so zu verhalten.
Viele in meinem Umkreis wissen nicht, wie sie mit mir umgehen sollen. Eine meiner Freundinnen z.B. kam 4 Tage nach dem Tod meines geliebten Vaters zu mir und erzählte mir vom Endlosdrama mit ihrem Ex. Ich weiß, dass sie es nicht böse meint. Entweder denkt sie, dass das eine ähnlich schlimme Erfahrung ist, weil es für sie persönlich die schlimmste Erfahrung ist, die sie bisher machen mußte (die Glückliche!), oder sie wollte mich damit einfach ablenken.Eine andere Freundin ruft mich jeden Tag an und fragt mich mit mitleidiger Stimme wie es mir denn geht und ob sie was für mich tun kann. Andere fassen mich nur noch mit Samthandschuhen an, andere melden sich gar nicht mehr, weil sie Angst haben was falsch zu machen...und egal wie es der eine oder andere macht...nichts, aber absolut gar nichts passt mir.
Damit will ich sagen, dass vielleicht wir die "schwierigen" sind, denen man nichts recht machen kann.

Speziell im Bezug auf meinem Partner habe ich sehr viel Glück. Er lebt in Italien und wir sehen uns 1-2 mal im Monat für mindestens ein Wochenende, was die Lage jetzt gerade natürlich nicht leichter macht. Natürlich hätte ich gerne jemanden, der in dieser Situation täglich an meiner Seite ist, andererseits ist er wohl der einzige, der mich ohne wenn und aber versteht. Sein Vater war jahrelang herzkrank und erlag letztendlich dem Krebs (sehr plötzlich, da er viel zu spät festgestellt wurde). Mein Vater war über ein Jahr krebskrank und erlag letztendlich einem Herzinfarkt. Schon komisch wie das Schicksal manchmal spielt. Am Tag, als mein Vater gestorben ist, ließ er sich für ein paar Tage beurlauben und setzte er sich ohne zu überlegen in den nächsten Flieger nach Deutschland, um mir in der Zeit beizustehen. Das werde ich ihm niemals vergessen. Und auch jetzt sagt er mir jeden Tag mehrmals, dass ich anrufen soll, sobald es mir schlecht geht und er sofort kommt, wenn ich es nicht mehr aushalte. Es vergeht kein Tag, an dem ich es "aushalte", aber das will ich ihm nicht sagen. Er hat da drüben seine Arbeit und seine Verpflichtungen und auch wenn er es machen würde, so kann ich nicht erwarten, dass er wegen mir alles stehen und liegen lässt.
Wie gesagt, er versteht mich so gut, weil er im Grunde das selbe erlebt hat wie ich...Nesthäkchen, innige Liebe zum Papa, jahrelange Angst, dass er an der einen Krankheit stirbt und letztendlich reißt ihn plötzlich was anderes aus dem Leben. Wir reden jeden Tag viel über unsere Väter, in der momentanen Situation ich natürlich viel mehr als er. Er hört mir einfach zu und ist für mich da. Manchmal bin ich auch sehr ungerecht zu ihm und lass meine Launen an ihm und meiner Tochter aus. Die verbalen Schläge, die ich an ihn verteile, steckt er wortlos ein, das kennt er auch aus seiner Trauerzeit. Nur wenn ich meine Tochter wegen einer Lappalie anmecker, mischt er sich ein und sagt mir, dass sie genauso um ihren Opa trauert und ich die einzige Ansprechperson für sie bin. Wenn sie nun das Gefühl hat, dass sie zu mir nicht mehr kommen kann, zu wem dann?? Und damit hat er ja auch Recht! Ich bemühe mich wirklich sehr, stark für meine Tochter zu sein, aber manchmal kann ich einfach nicht mehr. Im Großen und Ganzen muß ich jedoch sagen, dass die beiden, mein Partner und meine Tochter, die größten Stützen in meinem Leben sind. Allein das Wissen, dass er trotz Entfernung sofort sofort bei mir wäre, falls ich in ein noch tieferes Loch falle, gibt mir Kraft, und wenn mir meine süße Tochter die Tränen wegstreichelt, sich an mich kuschelt und versucht tapfer für mich zu sein, dann weiß ich, dass es auch in dieser schlimmen Zeit einen Grund gibt weiterzumachen.
Nun konnte ich Dir mit meiner Geschichte zwar bestimmt nicht helfen, doch vielleicht tut es Dir gut, dass Du mit Deiner "Wut" über die Reaktion(en) deines Mannes und evtl anderer Personen, nicht alleine bist.
Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Deine Ehe diese schlimme Zeit standhalten wird und euch irgendwann noch näher zusammenschweißen wird.
Ich drück Dich...

Geändert von Melanie79 (09.04.2007 um 02:56 Uhr)
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  #4  
Alt 09.04.2007, 23:13
stef777 stef777 ist offline
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liebe melanie,

danke für deinen beitrag....erstmal mein beileid zu deinem schweren verlust...ich kann auch alles, was du schreibst, so gut nachvollziehen.

U.a., auch meine schwester trauert ganz anders als ich, verdrängt viel etc., wir können nicht drüber reden, du hast recht, jeder geht mit der trauer anders um...

ich beneide dich um deinen partner...dass er eine sehr ähnliche situation erlebt hat und dich daher so gut verstehen kann...das muss wirklich eine ganz grosse stütze für dich sein...da kannst du dich wirklich sehr glücklich schätzen, so jemanden an deiner seite zu haben in solch einer schweren zeit.

ich hatte dieses wochenende leider wieder einen streit mit meinem mann; ich wollte ihm eigentlich in einem ruhigen moment nur erklären, dass ich das gefühl hätte, dass der schmerz teil von mir geworden ist...er entgegnete daraufhin, dass das wohl auch kein wunder wäre, weil ich ja immer hier im forum sei, wo so viele menschen jahrelang trauern würden, und quasi ihre trauer somit verlängern und ihr nachhängen würden; es würde ein so schlechtes vorbild abgeben und mich zu sehr beeinflussen...ich finde solche worte einfach extrem überheblich und verletzend...ich hab oft das gefühl, dass bei ihm das verständnis mit dem tod meines vaters und dem ende der krankheit aufhörte...ich war so sprachlos, dass ich ihm schliesslich vorschlug, nicht mehr mit ihm über meinen vater/meine gefühle diesbezüglich zu reden, da es ihn ja zu sehr belasten würde...in dem moment dachte ich wirklich, es sei so besser, da ich neben der trauer nicht auch noch die rechtfertigung meiner trauer vor meinem ehemann schaffen kann....obwohl ich eigentlich denke, dass unsere ehe dann zu ende gehen würde, weil man in dem fall wichtige gedanken nicht mehr teilen könnte mit dem anderen...nunja, das war der punkt, wo er dann zum nachdenken kam.....er war "versöhnlicher" gestimmt, aber ich denke, es wird noch oft zu solchen meinungsverschiedenheiten kommen...ich denke mittlerweile auch oft, dass es nicht nur an meiner trauer liegt, sondern auch an seinem charakter (er ist ein sehr rationaler mensch, der seine gefühle immer im griff hat)....und dass sich in der trauer vielleicht nicht nur zeigt, wer die wahren freunde sind, sondern auch ob die partnerschaft eine "wahre" ist.... er wird wieder mit zu meiner therapeutin kommen, das letzte gespräch mit ihm zusammen verlief sehr gut und half uns damals schon etwas, denke ich...da ist also noch hoffnung, aber keine sicherheit...

LG
stef.
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  #5  
Alt 10.04.2007, 00:02
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Melanie79 Melanie79 ist offline
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Standard AW: wie verhalten sich Eure partner?

Hallo Stef,

es tut mir sehr leid, dass ihr schon wieder Streit hattet. Natürlich kann ich mir keine Meinung über Deinen Mann bilden, da ich ihn nicht kenne, aber seine letzte Aussage zwecks Forum usw. ist schon ein bißchen unsensibel. Versteh das bitte nicht falsch, das war nur mein erster Gedanke, als ich Deine Zeilen gelesen hatte. Ich denke auch, dass es eine Sache der Persönlichkeit ist, aber ich rechne Deinem Mann auch hoch an, dass er mit Dir zur Therapie geht. Das bedeutet ja, dass er sich bemüht auf Dich einzugehen und dass er auch Interesse daran hat, die Krise zu bewältigen. Vielleicht solltest Du ihm mal sagen, dass Du nicht alleine mit Deiner Trauer umgehen kannst, und da Du weder mit ihm, noch mit einer anderen Person aus Deiner Familie darüber sprechen kannst, mußt Du eben in dieses Forum gehen.
Meine Schwester setzt sich zwar mit dem Tod auseinander, allerdings in der Form, dass sie im Internet alles erdenkliche, was mit Sekundentod zu tun hat, ließt. Auch das macht mich manchmal sauer...wäre, hätte, würde, könnte...das bringt doch alles nix mehr. Es ist passiert und man kann es niemals wieder gutmachen oder gar ändern. Mein Bruder redet über alles mögliche, aber nicht über das geschehene und es kommt mir auch so vor, als interessiert es ihn überhaupt nicht, wie's uns geht. Mit meiner Mutter kann ich hin und wieder darüber reden, wir schwelgen auch sehr oft in gemeinsamen Erinnerungen und gucken uns Fotos meines Papas an. Allerdings haben meine Mutter und ich eine Art Hassliebe (gut, mehr Liebe als Hass ) zueinander, und wenn bei uns beiden die Nerven blank liegen, wird es oft noch schwieriger, als es vorher war. Mein Partner ist, wie gesagt, im Ausland und ich will ihn nicht bei jeder Heulattacke und jeder Stimmungsschwankung anrufen, da er dann immer gleich beunruhigt ist und nicht mehr seinen gewohnten Dingen nachgehen kann. Für ihn ist es natürlich schwierig in dieser Lage und auf diese Entfernung die Stimmungen von mir einzuschätzen.
Daher gibt es auch für mich Momente, in denen ich mich total alleine und unverstanden fühle, trotz verständnisvollen Partner.
Ich denke dass wir deshalb hier im Forum gut aufgehoben sind, da man immer auf offene Ohren und Gleichgesinnte stößt.
Warte einfach ab, wie sich die nächsten Therapiesitzungen entwickeln. Und wie gesagt, wenn alle Stricke reißen, gibt's ja noch das Forum

Geändert von Melanie79 (10.04.2007 um 00:05 Uhr)
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