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  #1  
Alt 10.06.2007, 20:01
Stina Stina ist offline
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Registriert seit: 17.07.2004
Ort: Saarland
Beiträge: 209
Standard AW: Sterbebegleitung

Liebe Umka,

mein Vater ist an Lungenkrebs im Krankenhaus verstorben.
Meine Kinder,mein Mann und meine Mutter (mit der er 65 Jahre !) verheiratet war, waren in den letzten Stunden alle bei ihm.
Er starb, al smeine Kinder, mein Mann und schließlich auch meine Mutter kurz das Zimmer verlassen hatten.
Der Sterbende, und da bin ich mir GANZ SICHER, hat die Möglichkeit, wie auch imer, sich "auszusuchen", wie er sterben möchte.
Ob alleine oder im Beisein bestimmter Menschen!
Die Mutter unserer Nachbarin lag wochenlang "im Sterben", die Tochter und der Schwiegersohn sind in dieser Zeit in Urlaub gefahren. Waren 3 Wochen weg.
Die Mutter wartete mit dem Sterben, bis die beiden wieder zu Hause waren, war an diesem Tag "klar im Kopf", redete normal und schickte dann die Tochter mit Schwiegersohn nach Hause.
1 Stunde später kam der Anruf, das die Mutter verstorben ist...
Dein Mann hat sich, wie auch immer, für diesen Weg entschieden.
Ich wünsche Dir mein Aufrichtiges Beileid.
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  #2  
Alt 10.06.2007, 21:04
glückskind glückskind ist offline
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Beiträge: 148
Standard AW: Sterbebegleitung

Liebe Umka,

mein herzliches Beileid. Du bist so eine tapfere Frau.

Vor kurzem habe ich mit einer Krankeschwester darüber gesprochen, warum mein Vater in dem Moment gestorben ist, in dem er alleine war. meine Mutter hatte ihn gewaschen und hat nur kurz das Zimmer verlassen um das Wasser auszuschütten.

Sie sagte, ähnlich wie Stina schon meinte, die Menschen suchen sich den Zeitpunkt aus. Und ich glaube sie hat recht. Ich denke es ist sogar einfacher für den Sterbenden, so die geliebten Menschen zurückzulassen.

Vielleicht, hat Dein Mann diesen Zeitpunkt gewählt, weil Du es ihm unterbewußt durch Deinen Weggang "erlaubt" hast seinen Frieden zu finden und zu gehen.

Liebe Umka, ich wünsche Dir viel Kraft für die kommende Zeit.
Alles Liebe
Susanne
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  #3  
Alt 11.06.2007, 11:38
stellaris stellaris ist offline
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Beiträge: 27
Standard AW: Sterbebegleitung

Liebe Umka,

ich kann dich gut verstehen, mir ist ähnliches passiert. Auch ich habe mir Vorwürfe gemacht, in den letzten Stunden nicht bei meinem Mann gewesen zu sein, aber jetzt sehe ich es schon etwas anders. Zumal mir ein Bekannter, der auch schon einige seiner Freunde und Verwandten verloren hat, gesagt hat, dass sich die Kranken meistens einen ruhigen, einsamen Moment "wählen" um zu gehen. Da wir beide uns immer ans Leben geklammert haben, denke ich, mein Mann hätte gar nicht loslassen können, wenn ich neben ihm gesessen hätte. So war es bestimmt besser und ich denke, bei dir wird es ähnlich gewesen sein.

LG,
Stellaris
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  #4  
Alt 11.06.2007, 13:07
Benutzerbild von Tanja7
Tanja7 Tanja7 ist offline
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Beiträge: 331
Standard AW: Sterbebegleitung

Hallo umka,
mache dir keine Vorwürfe,dass du nicht zu diesem Zeitpunkt bei deinem Mann warst,als er von dir ging.
Meine Mama ist am 30.März 2007 an Lungenkrebs verstorben.
Sie kam an einem Sonntag ins Kh,weil eine Metastase im Kopf geblutet hatte und von da ab wußten wir das sie die nächsten Tage von uns gehen würde.
Mein Papa und ich waren Tag und Nacht bei ihr,wir sind abwechselnd heim gefahren um uns frisch zu machen.
Wir wurden von dem ambulanten Hospitzdienst betreut und als uns die Frau gesagt hat,dass wir meine Mutter mal alleine lassen sollen,damit sie den Schritt gehen kann und los lassen kann,sind wir Freitag Abend ein paar Schritte vorm Kh gegangen.
Mir ging es zu diesem Zeitpunkt ganz komisch,habe Schüttelfrost gehabt war total nervös.Und als wir wieder hochkamen,wußte ich warum sie ist den ersten Schritt ohne uns gegangen.
Die meisten wollen abschied nehmen und das ohne die Angehörigen so wie dein Mann.
Ich wünsche dir und deiner Familie ganz viel Kraft
__________________
Man kann nicht nicht kommunizieren
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  #5  
Alt 11.06.2007, 13:17
Conny62 Conny62 ist offline
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Beiträge: 12
Standard AW: Sterbebegleitung

Liebe Umka,

mein Papa ist am 28.12.06 um 02.50 Uhr an Lungenkrebs gestorben. Die Diagnose bekamen wir im August letzten Jahres.
Wir haben ihm seinen Wunsch, zu Hause zu sterben, erfüllen können. Seit Heiligabend war immer jemand bei ihm, meine Mutter, mein Mann oder ich bzw. unser Sohn. Wir sind vier Tage und drei Nächte nicht mehr richtig zur Ruhe gekommen. Am 28.12.06 bin ich gegen 02.00 Uhr ins Wohnzimmer gegangen und habe mich dort auf dem Sofa ein wenig ausgeruht, mein Mann wollte dann zu Papa gehen. Er kam kurz darauf zurück und meinte, meine Mama würde nur kurz zur Toilette gehen sich dann bei meinen Papa ins Bett legen, er lag im Ehebett. So wurde es auch gemacht. Als meine Mama von der Toilette kam hat sie noch bei Papa gesessen und ihm den Mund ausgewaschen, anschließend legte sie sich ins Bett und ist für vielleicht 5 Minuten eingeschlafen. In dieser ganz kurzen Zeit ist mein geliebter Papa für immer eingeschlafen. Ich glaube er brauchte die Ruhe um sich herum, er wollte uns noch nicht verlassen. Ich habe das Gefühl das er alleine einschlafen wollte, er hätte es glaube ich nicht ertragen uns weinen zu sehen. Auch meine Überzeugung ist: Der Sterbende sucht sich den passenden Moment aus, wann er uns verlassen kann.

Papa, ich vermisse dich unendlich. Morgen haben wir Silberhochzeit. Du fehlst uns - und das nicht nur morgen sondern jeden Tag.

Liebe Umka, mach Dir keine großen Selbstvorwürfe. Ich denke das würde dein Mann nicht wollen.

Liebe Grüße Conny62
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  #6  
Alt 11.06.2007, 14:04
Umka Umka ist offline
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Registriert seit: 05.06.2007
Beiträge: 4
Standard AW: Sterbebegleitung

Liebe Frauen,

ich fühle mich sehr aufgefangen, durch so viel Teilnahme!
Natürlich gab und gibt es in der Zeit nach dem Tod meines Mannes auch viele Momente, in denen ich mein Handeln nachvollziehen und für mich Verständnis zeigen kann.
Zumal ich der Typ Mensch bin, der keinerlei Berührungsängste oder Hemmungen bei Hilfeleistungen o.ä. hat, so dass es mir nicht schwer gefallen war, immer für meinen Mann dagewesen zu sein. Wir haben außerdem enorm vertraut miteinander gelebt -privat sowie beruflich waren wir stets beisammen-. Es ist also ganz und gar atypisch für mich, dass ich mich dieser Situation entzogen habe.
Ich kann es mir wie gesagt nur so erklären, dass ich leer war und ich mich wenigstens körperlich durch eine Nacht im Bett ein wenig erfrischen wollte.

Es tröstet zu hören/lesen, wie ähnlich das Leben in solchen Situationen verlaufen kann, und es ist gut, dass es in diesem Miteinander hier möglich ist, durch Erfahrungsaustausch und liebevolle Worte ein Getragenwerden zu erfahren. Ich würde mich freuen, gelänge es mir, selbst zum Bewältigen trauriger,verletzlicher und leerer Zeiten beitragen zu dürfen.
Ich werde mich gern zu kleinen Gesprächen hier einfinden!
Danke für diese Begegnung!
Liebe Grüße von Umka
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  #7  
Alt 12.06.2007, 19:22
Franziska1 Franziska1 ist offline
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Beiträge: 40
Standard AW: Sterbebegleitung

Hallo Umka, mein Beileid zu Deinem schweren Verlust. Auch ich habe meinen Mann am 10.4. durch Krebs verloren.2 1/2 Jahre voller Hoffen und Bangen und dann doch verloren. Er konnte zum Schluß weder laufen noch essen noch trinken,(Magensonde) war aber trotzdem fast bis zum Schluß voll ansprechbar und machte seine Witze. Die letzten 2 Tage kam dann pure Magensäure. Ich habe ihn die letzten 3 Wochen zu Hause gepflegt und ich wundere mich noch heute woher ich die Kraft nahm. Als er starb bin ich ihm gegenüber auf der Couch gelegen und kurz eingenickt, als ich durch ein lautes Rasseln wach wurde(Lungenembolie) war es zu spät. Warum bloß bin ich in diesen Minuten eingeschlafen.?Ich denke immer an diesen Augenblick und weiß keine Antwort.Mein Mann war 59 Jahre alt.Ich wünsche Dir viel Kraft.
Liebe Grüße Franziska
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  #8  
Alt 12.06.2007, 20:23
Umka Umka ist offline
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Registriert seit: 05.06.2007
Beiträge: 4
Standard AW: Sterbebegleitung

Guten Abend Franziska,
ich bin gerade auf dieser Seite und habe Deinen Beitrag gelesen - danke für Deine Mitteilung und Deine Wünsche!
Ja, da fehlen wohl so vielen Menschen die Worte, wenn dann so ein entscheidender Augenblick so rätselhaft verläuft?!?! Im Grunde ist es doch aber kein Rätsel sondern ein "unbeeinflussbarer Ablauf" gewesen, stimmt's? Denn hättest Du selbst diesen Augenblick beeinflussen können, wärst Du ganz gewiss wach, aufmerksam, hilfsbereit, einfach dabei gewesen - nun hat Dich aber all' Deine zuvor geleistete Wachsamkeit, Aufmerksamkeit, Hilfsbereitschaft etc. verständlicherweise erschöpft sein und schlafen lassen.... nichts hättest Du daran ändern können. Ein ganz natürlicher Lebens-Ablauf! Also in Ordnung!
Ich kenne und weiß um dieses Schuldgefühl, diese ewigen Fragen.... Wenn Du einmal Zeit zum Grübeln über ganz andere Dinge aus Deinem Leben findest, wirst Du feststellen, wieviel Du da hättest auch "anders" verlaufen lassen wollen! Aber auch da wirst Du vielmals gar keinen bewussten Einfluss gehabt haben.
Weißt Du, was mir an Deinen Zeilen gefällt? Du schreibst, dass Dein Mann seine Witze gemacht hat. Mein Mann war da auch so einer! Und ich habe es so geliebt!!! Natürlich in seinen gesunden Zeiten sowieso. Aber dann während seines Krankseins (allerdings nur am Anfang) war es doch auch immer wieder gerade für unsere Kinder so eine enorme Erleichterung, wenn der Vater wieder einen Joke gerissen hat!!! Und dafür liebe ich ihn immer noch, und wir lachen immer wieder über die uns eingeprägten fröhlichen Momente!!!
Da möchte ich direkt meine Zeilen in diesem positiven Feeling für Dich und auch für mich auskullern lassen und wünsche Dir ganz viel Fläche und Möglichkeit für Deine vertrauten Erinnerungen, Dein Traurigsein und für Dein Verständnis für Dich selbst!
Einen guten Abend wünscht Dir Umka
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