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  #1  
Alt 27.06.2007, 18:00
Benutzerbild von dornschi
dornschi dornschi ist offline
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Registriert seit: 13.09.2005
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Standard AW: Mein Mann hat Speiseröhrenkrebs

Hallo an alle,

danke erstmal an meine beiden kleinen Schwestern, dass Sie hier geschrieben haben.

Wo fange ich an und wo höre ich auf?

Also: Es war kein Schlaganfall, sondern ist von der Kopfmetastase ausgegangen. Diese wurde von den Ärzten eigentlich gar nicht mehr beachtet, weil sie angeblich ausgetrocknet war und keine Gefahr darstellte. Diese Metastase war außerhalb der Gehirnschale und ist nach außen gewachsen. Nun wächst sie aber leider nicht mehr nur nach außen sondern auch nach innen und hat diese Lähmungen im linken Bein und im linken Arm verursacht.

Gestern morgen als ich meinen Man besucht habe, hatte ich einen regelrechten Schock. Sein Allgemeinzustand war um 100% schlechter als am Montag bei der Einlieferung. Er war mittags um halbzwölf total neben sich. Als ich kam hat ihn die Schwester gerade auf dem Bett gewaschen. Er war kaum ansprechbar und an stehen war überhaupt nicht zu denken. Das Bett war klatschnaß geschwitzt. Ich habe dann der Schwester geholfen es neu zu beziehen während mein Mann darin lag. Dann kam die Tochter mit unserem Enkel und wir haben ihn dann mit dem Rollstuhl nach draußen zum Rauchen gebracht. Aber er hat unserem Gespräch nicht folgen können, ist sogar wenn er selbst was erzählt hat eingeschlafen. Mit dem Arzt konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht sprechen, weil er nicht da war. Dann mußte ich um halb zwölf zum Babysitten und habe von dort aus nochmal im KKH angerufen.

Ich habe da dann den Arzt gefragt was man denn machen könne, er sagte es wären noch Bestrahlungen möglich, die den körperlichen (vielleicht auch geistigen) Verfall noch ein paar Wochen oder Monate hinausziehen können, aber die halbseitige Lähmung würde bleiben. Daraufhin sagte ich zu ihm, dass ich ja dann zu Hause einiges vorbereiten müßte - Krankenhausbett, Rollstuhl, Toilettenstuhl. Er sagte sie hätten einen sozialen Dienst im Haus und ich könnte heute mit der Dame sprechen.

Um 17:00 Uhr war ich dann wieder im KKH und meinem Mann ging es mental erheblich besser. Auch die Standfestigkeit - wenn man überhaupt davon sprechen kann - war besser. Als die Schwester dann gegen 19:00 Uhr fragte ob er eine Schlaftablette möchte, sagte ich sofort aber ja nicht die von gestern, ich war überzeugt davon, dass das der Grund war warum er gegen Mittag noch so neben sich stand. Das muß ein absoluter Hammer gewesen sein.

Gestern Abend war ich so leer wie nie, ich konnte mit niemanden sprechen, habe nur kurz mit meinem Bruder und einer meiner Schwestern telefoniert.

Heute morgen war ich um 1/2 neun Uhr da und mein Mann hat Fernsehen geschaut, war hellwach und wieder "so fit" wie er am Montag im Krankenhaus
eingeliefert wurde. Er hatte auch schön gefrühstückt.

Er wollte dann gleich eine Rauchen gehen. Aber ich wollte noch kurz mit dem Arzt sprechen. Ich fragte ihn nochmals, ob es wirklich nötig sei mit dem Bett etc., er sagte: "Holen Sie sich das alles mal nach Hause, dann haben Sie es wenn Sie es brauchen, wenn Sie es nicht brauchen ist es gut, haben Sie es aber nicht wäre es problematisch."

Ich habe ihn dann in den Toilettenstuhl gesetzt, ausgezogen und unter die Dusche gerollt und gewaschen, dann haben wir "uns" rasiert, d.h., er hat angefangen und ich habe die Feinheiten erledigt. Ohne einen Spiegel sieht er ja die vielleicht noch vorhanden Barthaare nicht. Anschließend schön Aftershave und Eau de Toilette aufgelegt. Dann war er wieder ein ganz anderer Mensch.

Um halb elf war dann der Termin in der Radiologie bei dem er angezeichnet wurde. Vorerst sind jetzt 10 Bestrahlungen angesetzt, welche sich aller Wahrscheinlichkeit nach noch erhöhen werden. Die Ärztin meinte, dass Sie guter Hoffnung sei, dass sich die Lähmung mit der Behandlung wieder mindern.

In dieser Zeit war ich beim sozialen Dienst. Es ging ganz einfach die ganzen Sachen zu organisieren. Ich muß gar nichts weiter machen. Das Sanitätshaus setzt sich mit mir in Verbindung und bringt die ganzen Sachen vorbei. Wir bekommen sogar noch einen Badewannenstuhl, bei dem man sich von außen draufsitzt und dann in der Badewanne runterläßt. Dann brauche ich gar keinen Pflegedienst, denn das werde ich schon noch schaffen. Außerdem habe ich darum gebeten einen Pflegekurs zu machen, damit ich die Griffe lerne, denn dann tue ich mich auch leichter. Das hat auch die Dame vom sozialen Dienst in meinem Beisein direkt telefonisch an die Kasse weitergeleitet. Genauso wegen der Pflegestufe. Da bekomme ich dann Post.

So, das ist jetzt ein richtiger Roman geworden, ich hoffe ich habe nicht allzu durcheinander erzählt.

Eben hat Peter nochmal angerufen. Er sagt es geht ihm gut. Heute haben Ihn viele seiner Freunde besucht. Einer davon wird am Samstag 40 Jahre und hat seinen 10. Hochzeitstag. Wir wären eingeladen gewesen. Dieser Freund sagte, wenn es vom Arzt erlaubt wird, dann holt er ihn mit dem Rollstuhl ab für 2-3 Std. damit er mitfeiern kann. Peter war sofort Feuer und Flamme. Jetzt braucht er nur noch das OK vom Arzt. Ich würde mich so für Ihn freuen wenn es klappen würde.

Liebe Grüße und Kopf hoch an alle

Gabi
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  #2  
Alt 28.06.2007, 23:34
thomue thomue ist offline
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Standard AW: Mein Mann hat Speiseröhrenkrebs

Liebe Gabi,

als ich die Anzahl Deiner Zeilen registrierte wusste ich, dass mindestens eine kleine Katastrophe passiert sein muss. Das Gelesene ist so unfassbar wie traurig.

Was soll ich sagen? Floskeln, Durchhalteparolen, Beschwichtigungen? Nein, das hättest Du nicht verdient.

Das die Krankheit Deines Mannes keine Chance auslässt, ihn und Dich in den Wahnsinn zu treiben, ist eine nicht zu verstehende Tragödie. Ich möchte ganz ehrlich sein, ich bewundere die Kraft mit der Du Deinem Mann einen erträglichen Lebensabend bereitest, obwohl ich nicht verstehe woher Du sie nimmst.

Viele Menschen verlieren in einer solchen Situation das Vertrauen in Gott. Wie kann er mir solche Qualen aufbürden, wenn er es doch eigentlich gut mit uns meint? Ich kenne die Antwort nicht, nur eines weiss ich sicher: Eines Tages werde ich ihm gegenübertreten und dann wird er sich von mir so einiges anhören müssen!

Ich wünsche Dir Kraft,

thomue.
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  #3  
Alt 29.06.2007, 00:12
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_Viola_ _Viola_ ist offline
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Standard AW: Mein Mann hat Speiseröhrenkrebs

Liebe Gabi,

Du weißt, in Gedanken bin ich bei Dir.

Es tut mir so Leid, dass Deine Befürchtungen nun doch eingetreten sind. Ich war aber froh zu lesen, dass Peter seine Verwirrtheit mit den Medikamenten zusammenhing.

Ich wünsche Euch von ganzem Herzen, dass die Bestrahlungen Gutes bewirken und die Lähmung zurück geht. Hauptsache die Nebenwirkungen halten sich in Grenzen.

Liebe Gabi, ich melde mich am Wochenende noch bei Dir. Falls Du vorher das Verlangen hast, dann ruf an. Ich bin für Dich da! Sag Peter liebe Grüße!

Sei lieb gegrüßt und umarmt von
Viola
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  #4  
Alt 29.06.2007, 17:21
Benutzerbild von dornschi
dornschi dornschi ist offline
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Standard AW: Mein Mann hat Speiseröhrenkrebs

Lieber Torsten, liebe Viola,

vielen Dank für Eure Antworten.

Lieber Torsten, es gibt einen guten Spruch: "Gott nimmt Dir nicht die Last von Deinen Schultern, er stärkt sie dir nur". Daran halte ich fest. Auch glaube ich, dass das was der Herr sich von Dir anhören muß wenn Du vor ihm stehst (wieso, weshalb, warum) sicher mit einem Satz beantworten kann und dann sind alle Fragen beantwortet und Du wirst alles verstehen.

Liebe Viola, ich bin im Moment nicht so auf Telefonate eingestellt, der Tag ist doch immer ziemlich lange und wenn ich dann zu Hause bin, dann bin ich ziemlich leer. Aber vielen lieben Dank für Dein Angebot. Morgen kommt Peters Bruder mit seiner Frau und dann fahren wir zusammen ins Krankenhaus.

Ach ja, der Arzt hat erlaubt, dass Peters Freunde ihn abholen und er zum 40. Geburstag auf ein paar Stunden darf. Er freut sich riesig. Gestern war um 20:00 Uhr ein Operettenabend mit 2 Solisten im Foyer des KKH. Ich habe Peter hingebracht und ein Pfleger hat ihn dann wieder abgeholt. Es hat ihm sehr sehr gut gefallen und war auch wieder eine schöne Abwechslung für Ihn.

Liebe Grüße an alle

Gabi
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  #5  
Alt 29.06.2007, 17:53
thomue thomue ist offline
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Standard AW: Mein Mann hat Speiseröhrenkrebs

Hallo Gabi,

es ist schön zu lesen, dass es Peter wieder etwas besser geht. Die Idee mit dem 40. Geburtstag ist großartig und daher hoffe ich, dass er auch tatsächlich zu seinen Freunden kann.

Entschuldige bitte wenn ich so direkt frage, aber habt Ihr für die Behandlung der Metastasen im Kopf noch schlagkräftige Therapieoptionen? Hier wurde schon häufiger das sog. "Gamma-Knife" erwähnt, als Alternative zur Bestrahlung des gesamten Kopfes.

Gibt es sonst noch irgendwelche Möglichkeiten, die Euch ein wenig mehr Zeit einräumen und Deinen Mann nicht zu sehr belasten?

Ich wünsche Euch ein friedliches und ruhiges Wochenende - ohne böse Überraschungen!

Liebe Grüße,

thomue.
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  #6  
Alt 29.06.2007, 18:01
Benutzerbild von dornschi
dornschi dornschi ist offline
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Standard AW: Mein Mann hat Speiseröhrenkrebs

Lieber Torsten,

von diesem Gamma Knife habe ich noch nie etwas gehört, werde aber nächste Woche mal den Arzt fragen.

Außer Bestrahlung (Es wird nicht der ganze Kopf bestrahlt, sondern nur die relevante Stelle der Metastase) wäre noch die Option einer evtl. Operation, aber das möchten mein Mann und ich nicht. Außerdem sagt auch der Arzt, dass seine momentane gesundheitliche Verfassung nicht für eine OP geeignet wäre.

Liebe Grüße

Gabi
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  #7  
Alt 29.06.2007, 20:37
jani1944 jani1944 ist offline
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Standard AW: Mein Mann hat Speiseröhrenkrebs

Liebe Gabi,
auch ich wünsche Dir recht viel Kraft und Gottes Hilfe für die kommende Zeit. Ich bin ebenfalls davon überzeugt, daß Gott uns hilft das Auferlegte zu tragen. Ich hoffe, daß Du mit deinem Mann tatsächlich zu dem 40.Geburstag fahren könnt.
liebe Grüße an Dich und deinen Mann
Jani
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  #8  
Alt 02.07.2007, 11:19
thomue thomue ist offline
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Standard AW: Mein Mann hat Speiseröhrenkrebs

Zitat:
Zitat von dornschi Beitrag anzeigen
Lieber Torsten,

von diesem Gamma Knife habe ich noch nie etwas gehört, werde aber nächste Woche mal den Arzt fragen.

Außer Bestrahlung (Es wird nicht der ganze Kopf bestrahlt, sondern nur die relevante Stelle der Metastase) wäre noch die Option einer evtl. Operation, aber das möchten mein Mann und ich nicht. Außerdem sagt auch der Arzt, dass seine momentane gesundheitliche Verfassung nicht für eine OP geeignet wäre.

Liebe Grüße

Gabi
Liebe Gabi,

nachdem was Du schreibst ist es gut möglich, dass er bereits per "Gamma Knife" therapiert wird. Prinzipiell handelt es sich bei dem Verfahren nämlich um eine äusserst präzise und wirkungsvolle Bestrahlung der Metastasen. Die Genauigkeit wird mit weniger als einem Millimeter angegeben, was einerseits das nicht betroffene Gewebe schont und andererseits auch komplexe "Schnitte" zulässt.

Hier ein lesenwerter Artikel zu dem Thema, der Dir die Sachverhalte sicherlich ausführlicher und deutlich kompetenter erklärt:

http://www.innovations-report.de/htm...cht-56109.html


Alles Liebe und Gute,

thomue.
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