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  #1  
Alt 04.08.2007, 14:01
Benutzerbild von Tato
Tato Tato ist offline
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Registriert seit: 03.09.2005
Beiträge: 142
Standard AW: Am Dienstag als Pflegefall nach Hause

Hallo Kerstin,

ich denke, dass es zu schaffen ist. Ganz Pauschal. Nur kenne ich weder dich, noch deinen Mann und eure private Situation.

Du hast dich entschieden. Um Sicherheit zu erlangen, rede mit deinen Verwandten einschließlich deiner Kinder. Was meinen die? Wie geht dein Sohn mit der Situation um?

Meine Abneigung gegenüber Heimen beruht auf verschiedene Erfahrungen. Mein Opa wurde in ein Heim abgeschoben. Er benötigte zwar Betreuung Rund um die Uhr, aber keine besondere Pflege. Man hätte ihn durchaus daheim betreuen können. In den zwei Wochen, in denen er im Heim war, wollte er immer nach Hause. Er war zwar verwirrt, wusste aber anscheinend, dass dort nicht sein Zuhause ist. Ich habe da meine ganz eigenen Antennen, die mir zeigen, was eine Person mitbekommt und was nicht. Das Heim dort fand ich grausig. Einfach unsympathisch. Ich habe es mir auch nicht selbst ausgesucht, es war eine Hau-Ruck-Aktion meines Vaters und seines Bruders... Das hat sicherlich auch dazu beigetragen.

Meine Mutter wollte in ein Heim, weil sie mich nicht belasten wollte. Dieses Heim habe ich selbst ausgewählt. Das passiert laut Angaben der Heimleitung selten. Für mein Engagement war ich viel zu jung... ich bin denen anscheinend etwas auf die Nerven gegangen, denn ich war täglich da und hab dem Personal auch mal "auf die Füße getreten".
Meine Mutter war recht plötzlich sehr pflegebedürftig. Das hätte ich nicht bewältigen können. Pflege konnte und wollte ich nicht übernehmen. Dafür bin ich auch körperlich nicht in der Lage. Daher ging es bei uns einfach nicht.

Meine Mutter ist 53 Jahre alt geworden. Für diese Altersstufe gibt es außer ein Hospiz keine Pflegeeinrichtungen. Das Hospiz war zuweit weg. Außerdem verbleiben die Bewohner dort im Durchschnitt nur 14 Tage. Man stelle sich vor, jemand lebt dort 3 Monate...wie viele Leute sieht er dann sterben...?
Da sehe ich eine große Lücke...

Eine Überlegung war auch eine ausländische Pflegekraft. Jedoch war die Wohnung meiner Mutter einfach nicht behindertengerecht. Vielleicht wäre das eine Möglichkeit für dich, damit du dich um die "schönen" Dinge kümmern kannst. Das war für mich sehr wichtig. Ich hätte wohl diesen Weg gewählt, wenn ich ein großes Haus gehabt hätte...

Das schlimme ist: man weiß eigentlich nie, was kommt. Ich hatte eine innere Eingebung, was das "wie lange" noch betrifft. Das hat mir auch niemand geglaubt... Allerdings wusste ich vor dem Heim nicht, wie pflegebedürftig sie werden wird. Meine Tante saß damals kurz im Rollstuhl, kam dann ins Krankenhaus, wurde ins Koma verlegt und schlief kurz darauf ein. Eine Zeit der Pflegebedürfigkeit gab es da gar nicht.

LG
Tanja
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  #2  
Alt 04.08.2007, 14:46
Benutzerbild von zlata
zlata zlata ist offline
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Standard AW: Am Dienstag als Pflegefall nach Hause

Hallo Kerstin!
Ich hab gerade deine Geschichte gelesen.Es ist so traurig. Mein Vater starb letztes Jahr an Lungenkrebs.Und vor 3 Monaten hat auch mein Mann Dickdarmkrebs /lebermetas,lymphknotenmetas/ bekommen mit 39 Jahren.Wir haben 3 Kleine Kinder.
Ich fühle so sehr mit dir.Ich wollte dir nur sagen, probiere es doch mal.Wenn es nicht geht, kannst du ohnehin dann über den Hospiz nachdenken.
Ich hab auch gerade deine Märchen geschichte gelesen.Die ist sehr schön.
Ich wünsche dir vom ganzem Herzen, das du die richtige Entscheidung trifst.
lg zlata
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  #3  
Alt 04.08.2007, 19:40
martinaIna martinaIna ist offline
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Standard AW: Am Dienstag als Pflegefall nach Hause

Hallo Kerstin,

na wenn es so ist, dann kannst Du Dir doch den Aufwand mit der Liste sparen.

Also Zuhause.
Ich kann Dich gut verstehen.

Hast Du jemand, die/der Dir helfen kann und dich mal entlastet?
Wenn nein, dann frag ruhig mal deswegen im Hospiz an. Viele Hospizvereine sind sozusagen eh ambulant orientiert und helfen, die Betreuung (auch psychologisch) zuhause zu leisten.

Hol Dir Hilfe, wo Du sie bekommen kannst. Scheu Dich nicht, ranzuholen, was geht. Und wenn Du nicht mehr kannst, dann ist das Hospiz ne gute Möglichkeit der Entlastung und nicht Zeichen Deines Scheiterns.

ich drück dich
martina
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  #4  
Alt 06.08.2007, 13:44
Katja11 Katja11 ist offline
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Ort: Dresden
Beiträge: 138
Standard AW: Am Dienstag als Pflegefall nach Hause

Liebe Kerstin,

ich finde ebenfalls Du solltest es versuchen. Du bist sichtlich fest entschlossen und wenn es garnicht geht, gibt es immernoch die Möglichkeit in ein Hospiz zu gehen. Mein Papa ist vor 3 Monaten an Bauspeicheldrüsenkrebs gestorben. Meine Mama, meine Schwester (28) und Ich (26) haben Ihn auch bis zum Schluss zu Hause gepflegt und umhegt. Es waren zwei sehr intensive aber auch schwere Wochen. Man weiß vorher nicht was auf einen zukommt bzw. wie intensiv die Pflegebedürftigkeit wird. Wir speziell unsere Mama sind oft an unsere Grenzen gestoßen, von psysche her, da diese Belastung m.E. die größte ist. Man muss in so kurzer Zeit mit ständig neuen Situationen zurecht kommen. Ich möchte Dir aus der Sicht eines Kindes des Verstorbenen sagen, dass ich nie gewollt hätte dass mein Papa in ein Hospiz muss. Es war leichter mit der Situation umzugehen, wenn man sie jeden Tag erleben musste als wie wenn man seinen Papa nur ab und an besucht hätte. Im Nachhinein wünsche ich mir ebenfalls manchmal, dass die Bilder der letzten beiden Wochen aus dem Leben meines Papa's endlich aus meinem Kopf verschwinden würden. Aber ich bin sicher das die schönen Erinnerungen die Schlechten irgendwann überdecken werden. Sprich mit deinen Kindern wie Sie darüber denken, Sie müssen auch mit der Situation zurecht kommen können. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass ich für meinen Papa da sein konnte immer wenn er mich gebraucht hat. Ich denke auch dass es für meinen Papa noch viel schlimmer war zu wissen dass wir Ihn so leiden sehen und uns dabei das Herz bricht.
Man wächst völlig über sich hinaus und bewältigt Dinge die man nie für möglich gehalten hätte, auch die Kinder.

Ich wünsche euch ganz viel Kraft für das was kommen mag.

Katja
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  #5  
Alt 06.08.2007, 18:47
Loreena Loreena ist offline
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Beiträge: 190
Standard AW: Am Dienstag als Pflegefall nach Hause

Hallo,

ja es ist sehr schwer, aber ich würde es auf jeden Fall wieder so machen. Wir leben später mit dieser Erinnerung weiter und es ist ein gutes Gefühl, alles gegeben zu haben. Mein Mann fühlte sich auf jeden Fall zu Hause wohler.

Wenn es gar nicht mehr geht, hast du ja die Option offen, andere Wege zu gehen.

Viel Kraft
Loreena
__________________
Die höchste Kraft der Seele ist die Erinnerung.
(Renan Demirkan)

Geändert von Loreena (06.08.2007 um 20:40 Uhr)
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  #6  
Alt 09.08.2007, 23:28
Benutzerbild von kerstin0364
kerstin0364 kerstin0364 ist offline
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Standard AW: Am Dienstag als Pflegefall nach Hause

Hallo,

es ist schwerer als ich dachte.

Er isst kaum, ein paar Löffel Pudding bzw. Joghurt, 3 Löffel Nudelsuppe, 400 ml Flüssigkeit am Tag.

Ich habe heute früh die Möglichkeit bekommen, ihn künstlich ernähren zu lassen. Wozu eigentlich, es ist ja nur noch der Körper da, der Kopf hat schon fast abgeschalten. Aber wenn ich es nicht tue, dann wird er immer schwächer und schwächer....... Aber wenn ich ihn ernähren lasse, ist es nicht nur Quälerei, wach bzw. gesund wird er nicht mehr.

Und ich weiss, so wollte er nicht weiterleben. Aber wie soll ich eine Entscheidung fällen, ich bin doch nicht Gott und Herr über Leben und Tod, dass ich mir so eine Entscheidung anmassen kann.

Woran merke ich es eigentlich, wenn es zu Ende geht????Gibt es da Zeichen, wenn es sich nur noch um Stunden bzw. Tag handelt????

Entschuldigt, wenn alles etwas wirr klingt, bin durcheinander und schreibe einfach so, wie es mir einfällt.

Kerstin
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  #7  
Alt 10.08.2007, 07:26
Katja11 Katja11 ist offline
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Beiträge: 138
Standard AW: Am Dienstag als Pflegefall nach Hause

Liebe Kerstin,

es gibt sicher Zeichen, an denen man erkennen kann wenn es sich dem Ende naht. Aber ich will mir nicht anmaßen, solche Zeichen genau bestimmen zu können. Es ist eben bei jedem anders. Habt Ihr eine Patientenverfügung? Wenn Du weißt dass dein Mann so nicht weiterleben wöllte, dann versuch in seinem Sinne zu handeln und Ihm einen unnötig langen Leidensweg zu ersparen.
Mein Papa war in den letzten Tagen auch zunehmend verwirrt bzw. in einer völlig eigenen Welt. Er wurde über Nacht künstlich ernährt, weil er überhaupt nichts bei sich behalten konnte. In einer Nacht hat er sich den Port rausgesrissen und ganz klar zu uns gesagt, dass wir Ihn bitte sterben lassen sollen. Diesen Wunsch haben wir respektiert. Wir dachten auch erst, jetzt wird er verhungern oder verdursten. Aber dem ist nicht so, es wird einfach das sinnlose Herausschieben des Unvermeidlichen beendet. Mein Papa hat gewusst und sich auf meine Mama verlassen, dass wenn es nötig ist Sie die richtige Entscheidung fällt. Sie hatten aber auch drüber gesprochen, als wir wussten was passieren wird. So wurden die letzten Tagen nur noch schmerzstillende Maßnahmen unternommen. Nach Bedarf kam der Pflegedienst und hat Ihm Morphium verabreicht.

Versuch abzuwägen was ein "sinnvolles" weiteres Vorgehen wäre, auch in Beachtung wie sehr Du und deine Kinder darunter leiden.
Für mich war es sehr schlimm als mein Papa letztlich eingeschlafen ist. Aber es war für mich noch viel schlimmer, Ihn so leiden zu sehen. Ich wusste das er dann endlich erlöst war und nun nicht mehr leiden muss.

Ich wünsche Euch Alles Gute und ganz viel Kraft!

LG Katja
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