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  #1  
Alt 06.08.2007, 13:44
Katja11 Katja11 ist offline
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Registriert seit: 01.06.2007
Ort: Dresden
Beiträge: 138
Standard AW: Am Dienstag als Pflegefall nach Hause

Liebe Kerstin,

ich finde ebenfalls Du solltest es versuchen. Du bist sichtlich fest entschlossen und wenn es garnicht geht, gibt es immernoch die Möglichkeit in ein Hospiz zu gehen. Mein Papa ist vor 3 Monaten an Bauspeicheldrüsenkrebs gestorben. Meine Mama, meine Schwester (28) und Ich (26) haben Ihn auch bis zum Schluss zu Hause gepflegt und umhegt. Es waren zwei sehr intensive aber auch schwere Wochen. Man weiß vorher nicht was auf einen zukommt bzw. wie intensiv die Pflegebedürftigkeit wird. Wir speziell unsere Mama sind oft an unsere Grenzen gestoßen, von psysche her, da diese Belastung m.E. die größte ist. Man muss in so kurzer Zeit mit ständig neuen Situationen zurecht kommen. Ich möchte Dir aus der Sicht eines Kindes des Verstorbenen sagen, dass ich nie gewollt hätte dass mein Papa in ein Hospiz muss. Es war leichter mit der Situation umzugehen, wenn man sie jeden Tag erleben musste als wie wenn man seinen Papa nur ab und an besucht hätte. Im Nachhinein wünsche ich mir ebenfalls manchmal, dass die Bilder der letzten beiden Wochen aus dem Leben meines Papa's endlich aus meinem Kopf verschwinden würden. Aber ich bin sicher das die schönen Erinnerungen die Schlechten irgendwann überdecken werden. Sprich mit deinen Kindern wie Sie darüber denken, Sie müssen auch mit der Situation zurecht kommen können. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass ich für meinen Papa da sein konnte immer wenn er mich gebraucht hat. Ich denke auch dass es für meinen Papa noch viel schlimmer war zu wissen dass wir Ihn so leiden sehen und uns dabei das Herz bricht.
Man wächst völlig über sich hinaus und bewältigt Dinge die man nie für möglich gehalten hätte, auch die Kinder.

Ich wünsche euch ganz viel Kraft für das was kommen mag.

Katja
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  #2  
Alt 06.08.2007, 18:47
Loreena Loreena ist offline
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Registriert seit: 07.04.2007
Beiträge: 190
Standard AW: Am Dienstag als Pflegefall nach Hause

Hallo,

ja es ist sehr schwer, aber ich würde es auf jeden Fall wieder so machen. Wir leben später mit dieser Erinnerung weiter und es ist ein gutes Gefühl, alles gegeben zu haben. Mein Mann fühlte sich auf jeden Fall zu Hause wohler.

Wenn es gar nicht mehr geht, hast du ja die Option offen, andere Wege zu gehen.

Viel Kraft
Loreena
__________________
Die höchste Kraft der Seele ist die Erinnerung.
(Renan Demirkan)

Geändert von Loreena (06.08.2007 um 20:40 Uhr)
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  #3  
Alt 09.08.2007, 23:28
Benutzerbild von kerstin0364
kerstin0364 kerstin0364 ist offline
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Standard AW: Am Dienstag als Pflegefall nach Hause

Hallo,

es ist schwerer als ich dachte.

Er isst kaum, ein paar Löffel Pudding bzw. Joghurt, 3 Löffel Nudelsuppe, 400 ml Flüssigkeit am Tag.

Ich habe heute früh die Möglichkeit bekommen, ihn künstlich ernähren zu lassen. Wozu eigentlich, es ist ja nur noch der Körper da, der Kopf hat schon fast abgeschalten. Aber wenn ich es nicht tue, dann wird er immer schwächer und schwächer....... Aber wenn ich ihn ernähren lasse, ist es nicht nur Quälerei, wach bzw. gesund wird er nicht mehr.

Und ich weiss, so wollte er nicht weiterleben. Aber wie soll ich eine Entscheidung fällen, ich bin doch nicht Gott und Herr über Leben und Tod, dass ich mir so eine Entscheidung anmassen kann.

Woran merke ich es eigentlich, wenn es zu Ende geht????Gibt es da Zeichen, wenn es sich nur noch um Stunden bzw. Tag handelt????

Entschuldigt, wenn alles etwas wirr klingt, bin durcheinander und schreibe einfach so, wie es mir einfällt.

Kerstin
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  #4  
Alt 10.08.2007, 07:26
Katja11 Katja11 ist offline
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Registriert seit: 01.06.2007
Ort: Dresden
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Standard AW: Am Dienstag als Pflegefall nach Hause

Liebe Kerstin,

es gibt sicher Zeichen, an denen man erkennen kann wenn es sich dem Ende naht. Aber ich will mir nicht anmaßen, solche Zeichen genau bestimmen zu können. Es ist eben bei jedem anders. Habt Ihr eine Patientenverfügung? Wenn Du weißt dass dein Mann so nicht weiterleben wöllte, dann versuch in seinem Sinne zu handeln und Ihm einen unnötig langen Leidensweg zu ersparen.
Mein Papa war in den letzten Tagen auch zunehmend verwirrt bzw. in einer völlig eigenen Welt. Er wurde über Nacht künstlich ernährt, weil er überhaupt nichts bei sich behalten konnte. In einer Nacht hat er sich den Port rausgesrissen und ganz klar zu uns gesagt, dass wir Ihn bitte sterben lassen sollen. Diesen Wunsch haben wir respektiert. Wir dachten auch erst, jetzt wird er verhungern oder verdursten. Aber dem ist nicht so, es wird einfach das sinnlose Herausschieben des Unvermeidlichen beendet. Mein Papa hat gewusst und sich auf meine Mama verlassen, dass wenn es nötig ist Sie die richtige Entscheidung fällt. Sie hatten aber auch drüber gesprochen, als wir wussten was passieren wird. So wurden die letzten Tagen nur noch schmerzstillende Maßnahmen unternommen. Nach Bedarf kam der Pflegedienst und hat Ihm Morphium verabreicht.

Versuch abzuwägen was ein "sinnvolles" weiteres Vorgehen wäre, auch in Beachtung wie sehr Du und deine Kinder darunter leiden.
Für mich war es sehr schlimm als mein Papa letztlich eingeschlafen ist. Aber es war für mich noch viel schlimmer, Ihn so leiden zu sehen. Ich wusste das er dann endlich erlöst war und nun nicht mehr leiden muss.

Ich wünsche Euch Alles Gute und ganz viel Kraft!

LG Katja
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  #5  
Alt 10.08.2007, 10:54
Benutzerbild von Tato
Tato Tato ist offline
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Registriert seit: 03.09.2005
Beiträge: 142
Standard AW: Am Dienstag als Pflegefall nach Hause

Hallo Kerstin,

ich kenne deine Situation.

Meine Mutter hat auch nichts mehr gegessen und sehr wenig getrunken. Sie hat aber vorher beschlossen, dass sie nicht künstlich ernährt werden möchte. Ich hatte zwar auch immer den Gedanken von "verhungern lassen" aber ich habe es so gesehen: Wenn sie hunger gehabt hätte, aber nichts zu sich nehmen kann, dann würde sie hunger leiden und wird künstlich ernährt.
Sie hatte aber keinen Hunger und keinen Durst verspürt, daher lid sie auch nicht. Ob sie eine Infusion haben möchte oder nicht, konnte und durfte sie selbst entscheiden.

Woran man "es" merkt?
Hmm, das habe ich mich auch immer gefragt. Im Endeffekt habe ich es aber doch gespürt. Trotz meines jungen Alters (keiner hat mich ernst genommen) habe ich selbst eineinhalb Monate zuvor den Zeitpunkt absehen können. Ich denke, Menschen mit sensiblen Antennen merken das - leider hat diese Antennen nicht jeder (*schlechte Erfahrung gemacht hab*). Vertraue also auf dein Gefühl...
Die letzten Stunden konnte ich allerdings doch nicht abschätzen. Ich bin drei Tage lang mit einem "sie rufen jeden Moment an"-Gefühl ins Bett gegangen und aufgestanden. Sie konnte einfach nicht loslassen...

Liebe Grüße und viel Kraft sendet dir
Tanja
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  #6  
Alt 11.08.2007, 00:23
martinaIna martinaIna ist offline
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Beiträge: 221
Standard AW: Am Dienstag als Pflegefall nach Hause

Hallo kerstin,

quäle Dich und Deinen Mann nicht mit dem Essen. Ich habe viel zu sehr versucht, Kalorie für Kalorie in einem Mann zu bekommen. Der Körper kann das nicht verkraften. Er stellt auf Sparflamme (Und es ist erstaunlich, wie lange ein Mensch ohne Nahrung leben kann).
Auch das Trinken ist jetzt nur soweit wichtig, wie es ihm Erleichterung verschafft.

Ich glaube kaum, dass die künstliche Ernährung wirklich Einfluss hat. Der Körper schaltet nach und nach ab, da bringen auch die Zuckerlösungen nicht wirklich was.

Woran man es merkt? Ich merkte es am rapiden Verfall (es ging immer schneller abwärts) und vor allem am Geruch. Er roch anders die letzten zwei Tage.

Ich drück Dich
martina
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  #7  
Alt 11.08.2007, 02:38
Benutzerbild von iris1506
iris1506 iris1506 ist offline
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Beiträge: 556
Standard AW: Am Dienstag als Pflegefall nach Hause

hallo kerstin

mein papa wollte in seinen letzten tagen auch nicht mehr essen.

er schlief ganz viel und hatte immer nur ganz kurze wache phasen.
das ende habe ich einfach gefühlt.
ich habe spät abends meinen bruder kommen lassen, wir schliefen beide bei papa im zimmer.
am nächsten morgen wurde er einfach nicht mehr wach.
ich habe alle lieben informiert und sie waren dann auch alle da.

papa konnte keinen urin mehr lassen, die füße wurden blau die beine waren kalt und mamorisiert, das sind zeichen vom nahen ende.

ich schreibe es dir jetzt einfach so, weil es realität ist und ich schon lange mitlese, aber nichts beschönigen möchte.

wir haben papa auch zu hause gehabt und noch jede minute mit ihm genossen.

wie martina schon schrieb, ist der körper dann auf sparflamme.

bei hirnmetas, die auch mein papa hatte, sagt man es geht jeden tag ein lichtlein mehr aus

dieses ende mitzuerleben, ohne schmerzen, was man den liebsten ja wünscht,
dem sterbenden die nähe und liebe geben war für mich im nachhinein tröstend, und hat mir in meiner trauerverarbeitung sehr geholfen.

mein papa war erst 68 als er gehen mußte.



ich wünsche dir weiterhin viel kraft


traurige grüße

iris
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