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#1
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Ist schon seltsam manchmal,
nach so viel Gegrummel.. der Abend gestern auf unserem Straßenfest hat mir sehr gut getan. Alte Nachbarn wiedergetroffen, mit ehrlichem Interesse daran, wie es mir nun geht, wie es mir ergangen ist. Einfach nur Nachbarn, keine Freunde, die sich anders hätten verhalten können. Gab keinen Anlass keine richtige Berechtigung mich in meiner Trauer zu besuchen. Viel gelacht gestern, Steffen von allen akzptiert und ins Herz geschlossen, die an Straßenfesten zuvor mit meinem Mann gealbert hatten. Es hat sich rund angefühlt, richtig, ein weiterer Schritt nach vorne. Es war schwer, mich hinzuwagen aber es war richtig. Einzig meine "Freunde" mit dem Haken aus Bleistift dran, nein, irgendwas ist schief gelaufen. Ob sie meinen Brief bereits gelesen hatten? Keine Ahnung, aber Bruni hat Recht, egal was sie jetzt daraus machen, ich habe formuliert, was es zu sagen gibt, habe somit für mich meinen Frieden geschlossen. Macht was draus, oder lasst es... Ja, und nach diesem Gefühlschaos heute ein paar Worte eines alten Freundes in einem anderen Forum. Ein schöner Spruch, den ich euch nicht vorenthalten möchte und mit dem ich mich dann in die Nacht verabschiede. Wünsche euch eine gute Woche und lasst euch nicht ärgern, auch nicht von LKW, die eventuell eine falsche oder unvollständige Ladung fahren. Urknall eben ![]() "Wenn wir aus dieser Welt durch Sterben uns begeben, So lassen wir den Ort, wir lassen nicht das Leben. (Nikolaus Lenau)
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι και δεν επέστρεψες |
#2
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Ich war 17 Jahr als mein Vater starb, steckte in der Schule wirklich zwischen den Abschlussprüfungen. Deutsch war schon geschrieben, ein Aufsatz, der Titel ist mir entwischt. Englisch sollte eigentlich Montags dran kommen und Mittwoch war dann Mathe. Montag haben wir (mein Zwillingsbruder und ich) ausgesetzt und nachgeschrieben – Mittwoch waren wir bei Mathe wieder dabei. Ich weiß nur noch, daß ich mich beim Mittagessen mit meinem Vater über den Aufsatz gefetzt habe. Weil klar, ich schon aus reinem Protest grundsätzlich anderer Meinung war wie er. Der nächste Tag war eigentlich nur zum absitzen in der Schule. Die Tür vom Klassenzimmer ging auf, der Lehrer von Kunst kam zur Tür herein, rief unsere Namen auf. Wir sollten raus kommen, wir müssten sofort nach Hause.
Zu Hause angekommen lag mein Vater auf dem Sofa. Seine letzten Worte zu mir waren auf den ersten Blick nicht unbedingt nett, auf den zweiten Blick eigentlich recht typisch für das Verhältnis das wir hatten. Da lag er nun, mein Vater. Auf einmal atmet er nicht mehr, liegt regungslos da – einfach so. Von heute auf morgen. Herzinfakt, der 3. Einfach so. Im nach hinein, nach dem so viele Jahre vergangen sind, würde ich gerne mit ihm reden, würde fragen wieso so, warum nicht anders? Über die vielen Jahre habe ich meinen Frieden damit geschlossen. Ich hätte ihn gerne jetzt gekannt, hätte ihn gerne zu diesem oder jenem gehört. Und keine letzten Worte als Teenager der eh auf Konflikt mit allem war. Jahre vergingen, ich mußte meinen Frieden damit schließen. Die letzten Worte klingen noch immer in meinem Kopf, ich habe seinen Geruch in der Nase. Seinen Geruch finde ich jeden Tag bei der Arbeit wieder. Ein Geruch von Motorenöl, von schwarzen Fingern, von Schmiere. Heute kam der Duft ganz unverhofft, ich holte tief Luft und sagte, dieser Geruch wird mich für immer an meinen Vater erinnern. Hab ich dort je von meinem Vater erzählt? Sicher nicht meine Erinnerungen. Jahre später, mein Großvater war ein Pflegefall, so wie alte Menschen nun mal sind, oftmals bruddelig. Ich kam angescheppert, legte mich in sein Bett und plapperte und plapperte. Oh, er ist wieder mal im Krankenhaus, dann gehe ich eben dorthin. Oh, er kam aus dem Mehrbettzimmer raus – keine Gedanken warum wohl. Jeden 2. Tag fuhr ich die Strecke zu ihm, insgesamt 90 km, nebenbei ging ich arbeiten. Wollte irgendwie da sein. Mein damaliger Chef fragte mich, warum ich mir das antue. Ja, warum tut man sich das an? So truddelte ich bei ihm ein, obwohl ich Geburtstag hatte. Saß mit meiner Mutter zusammen an seinem Bett, erzählte und plapperte, die Zeichen wollte/konnte ich nicht sehen. Eine Krankenschwester kam ins Zimmer, es würde zuende gehen. So sah ich ihn an meinem Geburtstag sterben, der letzte Atemzug, so mühsam. Und ich nahm mir fest vor, soetwas nie wieder zu sehen. Meine Großmutter starb ein Jahr später – ich hatte meinen Vorsatz gehalten, obwohl es nicht in meiner Hand lag. Auch bei ihr hielten wir Nachtwache und es mußte wohl so sein, daß ich in ihrer letzten Nacht nicht bei ihr war. Es kam eine stabile Zeit, dann wurde mein Jürgen krank. Gliomatosis Cerebri – trotzdem 5 gute, ehrliche Jahre. Jahre ohne wenn und aber. Nach Jürgens 8 Monaten Chemo starb seine Mutter, sehr überraschend, war auf einmal nicht mehr da. Jürgens Worte klingen in mir an genau diesem Tag. An diesem Silvester ging ich tatsächlich ins Bett und hab den ganzen Lärm verpennt – wie ich es schon jahrelang angedroht hatte. In Jürgens letztem Herbst starb der Lebensgefährte seiner Mutter – nein, nicht überraschend. Jürgens letztes Jahr war mit Abstrichen, vieles war nicht mehr möglich und doch war es unser Leben ganz und gar. Mein Jürgen starb am Geburtstag meiner Mutter. Ihren Geburtstag werde ich nie wieder an diesem Tag mitfeiern, wie sollte das auch gehen?! 27 Monate sind vergangen in dem ich viel „durchfühlt“ habe, viele Zweifel in mir und unendlich viele Fragen. Nach einem schönen Sommer schaue ich zurück auf die Zeit – wo ist sie nur geblieben? Saß heute Abend mitten im Tumult und Jürgens Schwester fühlte was in mir vorgeht. Straßenmusiker stellten sich auf und spielten ihre Musik, mein Schwager mit Hund kam – klar, war so abgesprochen. Worte kamen mir in den Sinn und viel verdammt noch nochmal. Klar, wieder spezielle Bilder für den Geburtstag gemacht, mal wieder mit dem spitze Zeigefinger auf die Brust gepieckst, schick mir das Ganze doch endlich mal…. Blickkontakt, gelacht, gerunzelt, geflirtet? Ich lebe im jetzt, nicht im morgen. Ich bin hier, ich suche nichts und möchte manche Erlebnisse so ganz einfach nicht mehr erleben. Klar, habe ich irgendwie sortiert und zur Seite gelegt – aber es reicht mir für die nächsten 100 Jahre. Urknall, Lebenbuch, was auch immer. Kommt gut durch die Nacht. Bruni Geändert von Blue (09.09.2007 um 22:30 Uhr) |
#3
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Hallo alle zusammen!
Nach einem märchenhaft faulem Sontag, mit viel Wärme, Mystik und Stoff zum Nachdenken, mein heutiger Kalenderspruch ganau zweieinhalb Jahre später....: "Ohne Tränen hätte die Seele keinen Regenbogen" Ja, so ist es wohl...habt ihr schon mal unter Tränen gelacht oder gelacht bis die Tränen kamen und man nicht mehr weiß...wie denn nun Glück oder Angst oder beides ... Regenbogen der Seele... ja Regenbogen setzt Wasser UND Sonne voraus... Merkwürdig, ich bin wohl noch ganz in der Welt der Metapher gefangen... Also dann tapfer weitermachen - irgenwie, TROTZ allem, schwere Aufgaben und Tränen werden uns zeigen wo die Sonne scheint, die Gefährten sind,... war es nicht gegenüber dem Regenbogen...? Einen guten Tag - Petra |
#4
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Guten Morgen alle zusammen,
@Wolke, heute schicke ich dir eine ganz persönliche virtuelle Umarmung. Abschied auf Raten, so war es wohl und doch macht man es schließlich an diesem letzten Tag fest, dem endgültigen Abschied. Komm mit Seelenfrieden durch den Tag und vor allem, lass dich nicht ärgern ![]() @Petra, schön, dich hier nochmal zu lesen. Schaue mir hin und wieder Paulchens Bilder an und denke: Ja, ein wunderbares Lachen hat der Kleine. Bei uns schwirren die Bazillen durchs Haus, wundert mich nicht wirklich, eisekalt und nun soll es wieder wärmer werden. Alle Jahre wieder, Übergangszeit und irgendwie merkt es auch die Seele. Kommt alle gut durch den Tag LG Andrea
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι και δεν επέστρεψες |
#5
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Danke Andrea
Wolke ![]() |
#6
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für meine Freundin:
ein Raum voller Trauer ein Raum voller Trauer öffne niemals die Tür niemand hat Einlass dieser Raum gehört mir ein Raum voller Trauer zum Bersten gefüllt mit Frohsinn und Schlagfertigkeit umhüllt versteckt tief in mir und doch viel zu weit ein einziger Schlüssel griffbereit ich schließe mich ein wann immer ich will unmöglich zu teilen das, was ich fühl und klopfst du noch so beständig an die Wände, die Mauer niemand hat Einlass zu meinem Raum voller Trauer (Pia Hoehlein, Hospizgemeinschaft Mittelrhein) Natürlich nehme ich beinahe täglich ein wenig von der Arbeit mit nach Hause. 8 Stunden setze ich mich zwangsläufig mit Sterben und Trauer auseinander. Scheinbar von außen, aber das stimmt nicht. Ich bin noch immer mittendrin, wenn weinende Ehefrauen um Hilfe bitten, schlagartig tauche ich ab in die Zeit des akuten Schmerzes. Heute habe ich so lange gegoogelt, bis ich den Artikel, den ich mir aus einer Hospizzeitschrift kopiert hatte, gefunden habe. Vielleicht spricht er euch genauso an, wie mich: LG Andrea http://www.hospiz-ingelheim.de/texte/trauernde.htm
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#7
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...an einem Regentag, gegen traurige Gedanken am 26igsten ...:
Mäuse-Freude Zwei kleine Mäuse hatten ein Henne-Ei-Problem: Sie stritten sich darüber, ob wohl zuerst die Freude oder zuerst das Leid auf der Welt war. Mäuserich Tilo behauptete: "Natürlich war zuerst das Leid vorhanden. Das ist doch klar! Wie sonst könnte man so ein schönes Gefühl wie Freude empfinden, wenn man nicht vorher den ganzen Schlamassel aus Schmerz und Pein erlebt hätte. Man würde es glatt gar nicht merken!" Maus Lisa war völlig anderer Meinung: "Die Freude war zuerst da, das muss dir doch einleuchten! Wenn man nicht von Anfang an gelernt hat, wie sich Freude anfühlt, dann wird man sie auch später nicht erfahren. Sie muss einem als Urgefühl in die Wiege gelegt werden. Schlimmes Leid könnte man gar nicht ertragen, gäbe es da nicht die Erinnerung daran, dass das Leben auch anders sein kann – freudig nämlich!" "Aber die Schmerzen sind doch nur dafür erfunden worden, damit man die Freude überhaupt empfinden kann. Demnach muss das Leid zuerst da gewesen sein", gab sich Mäuserich Tilo nicht zufrieden. Es hatte keinen Zweck. Die beiden drehten sich im Kreis und fanden keine Einigung. So war es an der Zeit, dem Maus-Meister Theoderich einen Besuch abzustatten und seinen weisen Rat einzuholen. "Ihr habt beide Recht", meinte dieser. "Freude und Leid wurden gleichzeitig erschaffen. Das Leben ist wie eine Münze, die zwei verschiedene Prägungen trägt: auf der einen Seite die Freude, auf der anderen Seite das Leid – gleichzeitig. Eins ist ohne das andere nicht denkbar. Es gibt keine Münze mit nur einer Seite. So gibt es auch kein Leben, in dem ausschließlich Freude oder nur Leid auftritt. Jede Maus wirft ihre Münze selbst – mal kommt die Freude nach oben zu liegen, beim nächsten Mal das Leid. Nichts gilt für immer. Die Münzen werden ständig neu geworfen. Wichtig für euch ist nun Folgendes: Vergesst niemals, ganz gleich welche Seite der Lebensmünze im Augenblick oben liegen mag, die andere Seite ist immer vorhanden. Sie ist nur im Augenblick nicht sichtbar." Das stimmte die beiden Mäuse friedlich. Sie bedankten sich bei Meister Theoderich und marschierten Hand in Hand nach Hause. (ja, Shalom ... du weißt woher?) Gruß Petra |
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