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Alt 18.06.2003, 12:06
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard mutter mit 9 verloren

Liebe Christiane,

zunächst mal brauchst du dich nicht zu entschuldigen, weil dein Beitrag so lang geworden ist. Du kannst hier schreiben, so viel du möchtest! Es gibt eben viele Dinge, die dir auf der Seele liegen, und die kannst du hier alle loswerden!

Ich weiß nicht so recht, wo ich beginnen soll, denn ich möchte dich nicht mit pseudo – psychologischem Geschwafel langweilen. Aber ich habe deinen Beitrag aufmerksam gelesen und mir so meine Gedanken gemacht.

Ich kann verstehen, dass das Grab deiner Mutter dir nicht viel bedeutet. Bei mir wäre es ein bisschen anders, aber ich kann nachvollziehen, dass jemand sagt „das, was da in der Erde begraben ist, ist nicht meine Mutter“. Und ob man das Grab nun besonders schön pflegt oder nicht, sagt über die Gefühle für die betreffende Person wirklich nicht zwangsläufig etwas aus!

Herrje, es ist aber auch alles ganz schön schwierig. Deine Stiefmutter ist ja altersmäßig von dir gar nicht sooo weit entfernt, das macht die ganze Sache wohl auch nicht leichter – für beide. Ich könnte mir vorstellen, dass sie sich auch manchmal gefragt hat, wie sie am besten mit dir oder mit der Situation umgehen soll. Vielleicht ist sie dabei einfach öfter ohne böse Absicht genau ins Fettnäpfchen getreten. Ich kann das ja nun wirklich nicht beurteilen.
Hast du mit ihr mal versucht darüber zu sprechen, wie es dich verletzt, wenn sie alle Fotos deiner Mutter wegräumt? Hast du ihr gesagt, dass es dich wütend macht, wenn sie über deine Mutter spricht, als hätte sie sie gekannt?

Weißt du, ich glaube, wenn Kinder einen geliebten Menschen verlieren, ist es für die Erwachsenen im Umfeld unheimlich schwer zu entscheiden, wie man am besten mit dem Kind umgeht. Vielleicht hat dein Vater geglaubt, er würde dich schützen, wenn er nicht offen über den Ernst der Lage spricht. Vielleicht glaubte er, es wäre nicht gut für dich, wenn du Angst um deine Mutter haben müsstest.
Vielleicht hat er sich den Ernst der Lage selbst nicht eingestehen wollen, oder er wusste einfach nicht, WIE er es dir sagen sollte.

Glaub bitte nicht, dass ich mich auf die Seite deiner Stiefmutter und deines Vaters schlagen will. Ich versuche nur, Erklärungen für ihr Verhalten zu finden, um dir vielleicht auch deren Standpunkt mal aufzuzeigen. Aber das ist wie gesagt als Außenstehender sehr schwer.

Aber eines muss ich dir unbedingt noch sagen: mach dir um Himmels Willen keine Vorwürfe darüber, wie du dich als Kind verhalten hast! Du solltest dich um deine Mutter kümmern und hast lieben mit deiner Freundin gespielt? Christiane, du warst ein Kind! Das ist total normal! In dem Alter macht man sich doch die Tragweite seiner Handlungen und Worte noch gar nicht bewusst.
Vielen Menschen, die einen anderen verloren haben geht es so, dass sie im Nachhinein sagen „warum haben wir so viel gestritten? Warum habe ich so gemeine Dinge gesagt? Habe ich ihm / ihr oft genug gesagt, dass ich ihn / sie liebe?“
Wenn der geliebte Mensch plötzlich schwer krank ist oder sogar verstirbt, dann denken wohl die meisten Angehörigen zu irgendeinem Zeitpunkt „hätten wir doch die Zeit besser genutzt“.

Wenn du an deine Mutter denkst, dann scheinst du als erstes an die „bösen“ Worte zu denken, und dass sie zum Schluss nicht mehr sie selber war. Vielleicht würden die aber auch ein paar gute Dinge einfallen, wenn du deine Schuldgefühle überwinden könntest?!
Klingt jetzt doch ziemlich hobby – psychologisch. Ich hoffe, du verstehst, was ich meine.

Jetzt muss ich erstmal Schluss machen. Schreib bitte einfach weiter alles auf, was dir durch den Kopf geht, okay? Ich bin auch erst 23, aber Gedanken über den Tod sind mir gar nicht fremd, und den meisten anderen hier wohl auch nicht.
Ich drück dich jetzt erstmal ganz fest und schicke dir viele Grüße aus Münster!

Katrin
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