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  #1  
Alt 23.09.2007, 13:45
Kathleen Kathleen ist offline
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Standard AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen

Hallo Gabi,

seit 2 Tagen habe ich eine Kiefernhöhlenvereiterung, Fieber und unbändige Schmerzen und fühle mich hundeelend. Aber was ist das im Vergleich zu denen, über die wir hier in diesem Forum lesen?!

Meine Mama ist die Tollste auf der ganzen Welt!!! Wir haben heute telefoniert, besuchen kann ich sie aufgrund meines Gesundheitszustandes nicht, die Gefahr der Ansteckung ist zu groß. Weißt Du, was sie zu mir gesagt hat, es tut ihr unendlich leid, dass sie mich jetzt nicht unterstützen kann. Sie bringt mich immer wieder aus der Fassung - immer denkt sie zuerst an Andere, nie an sich selbst.

Ich hoffe für Deine Mama, dass ihr Herr Dr. Müller vielleicht doch noch helfen kann. Wir wissen, es gibt keine Heilung aber vielleicht eine Lebensverlängerung.

Für morgen wünsche ich Dir unglaublich viel Kraft. Es würde mich, glaube ich, umbringen, wenn meine Mama morgen über ihre aussichtslose Situation erfahren würde. Im Augenblick ist sie zu labil. Geht es ihr einigermaßen gut - will sie kämpfen, geht es ihr schlechter - will sie aufgeben! Wer soll ihr das verübeln?

Am Donnerstag fährt meine Mama schon wieder zur Chemo, 14 Tage sind schnell um. Zu schnell, um sich davon zu erholen!

Alles Gute für Euch und viel Kraft für die nächste Zeit! Wir hören wieder voneinander!

Grüße Kathleen
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  #2  
Alt 25.09.2007, 22:02
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Standard AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen

Hallo Kathleen,

geht es Dir schon wieder besser? Ich wünsche es Dir so sehr. Am Sonntag ging es meiner Mutti ganz schlecht, wir dachten, sie würde es nicht schaffen.
Nach einem grossen Wechselbad der Gefühle hat mein Vati heute Mutti erzählt, wie es um sie steht. Sie hat es sehr gefasst aufgenommen. Du glaubst gar nicht, wie groß die Last war, die mir vom Herzen fiel. Ich habe ganz ruhig mit ihr sprechen können, ihr das Versprechen abgerungen, dass sie endlich mal nur an sich denkt - macht sie sowieso nicht aber ich hab es wenigstens angesprochen - und wir können jetzt jederzeit zu ihr ohne uns wieder etwas ausdenken zu müssen.

Als es Mutti so schlecht ging habe ich auch an Dich denken müssen. Ich kann mir vorstellen, wie belastend es sein muss, wenn man den Wunsch hat zu seiner Mutti zu gehen, aber es aufgrund von Krankheit oder wie einige andere aufgrund der Entfernung nicht kann.

Mit Dr. Müller habe ich telefonisch gesprochen. Morgen bitte ich die Ärzte, dass sie mir die Unterlagen aushändigen, damit ich sie Herrn Dr. Müller zur Verfügung stellen kann.

Mutti bekommt morgen einen Port für eine künstliche Ernährung. Ich hoffe, es geht alles gut.

Melde mich dann wieder.

Ich wünsche Dir eine schnelle Genesung, damit Du wieder zu Deiner Mutti kommst.

Ich drücke Dich.
Gabi
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  #3  
Alt 26.09.2007, 20:47
Kathleen Kathleen ist offline
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Standard AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen

Liebe Gabi,

es geht mir schon besser, vielen Dank, wenn auch noch nicht alles ausgestanden ist...

Trotzdem haben wir heute einen Besuch bei meiner Mama riskiert, sind dabei aber nicht auf "Tuchfühlung" gegangen. Wir verbrachten einfach einen ganz normalen "3-Mädels-Generationsnachmittag" (Oma, mama, Enkelkind) - es war sehr schön.

Morgen wird sie nun ihre 3. Chemo erhalten und sie fährt mit gemischten Gefühlen nach Bad Kissingen. Inzwischen hat sich ihr Allgemeinzustand etwas verbessert. Durch die parenterale Ernährung seit nunmehr ca. 3 Wochen hat sie 1,5 kg zugenommen! Man sieht es zwar nicht, aber sie wirkt insgesamt nicht mehr so wackelig und zerbrechlich. Das Essen und vor allem das Trinken ist allerdings nach wie vor eine Qual. Es passt einfach nichts rein und schmeckt wohl alles gleich "metallisch". Vor 3 Monaten hat sie an ihrem 63. Geburtstag 2 riesige Stücke Erdbeerkuchen verdrückt und jetzt schafft sie max. ein Viertel davon - das will mir einfach nicht in den Kopf! Trotzallem waren die letzten Tage sehr gut und sie fühlt sich auch besser. Das gibt Auftrieb und ist positiv für ihre Psyche.

Liebe Gabi, ich möchte Dir noch einen Tipp geben. Gestern bin ich durch Zufall bei B. Kerner hängengeblieben, als Susanne Fröhlich ihr neues Buch vorstellte: "Alles über meine Mutter". Es ist eigentlich ein Buch voller Fragen, Fragen die man seiner Mutter möglicherweise niemals stellen würde, die von eben dieser auszufüllen sind. Ein breites Spektrum über Liebe, ersten Sex, aber auch Tod. Ich kann das gar nicht mehr so wiedergeben, auf jeden Fall habe ich es gleich heute bestellt. Auch ich werde das mal ausfüllen für meine Tochter - für die nachfolgenden Generationen sicherlich witzig und eine liebevolle Erinnerung.

Ich finde es toll, dass Dein Papa den Mut aufgebracht hat, Deiner Mama die "Wahrheit" zu sagen. Wir konnten uns dazu noch nicht durchringen. Hoffentlich macht sie uns später mal keine Vorwürfe deswegen. Aber wir haben immer noch die Hoffnung, dass sie noch viele Monate vielleicht ein Jahr vor sich hat?! Warum sollte sie also jeden Abend mit dem Gedanken an den nahen Tod einschlafen und so aufwachen? Wenn "wir" in die Endphase eintreten, werden wir natürlich ehrlich mir ihr sein. Schon allein dieser Gedanke treibt mir die Tränen wieder in die Augen.

Weißt Du, ich habe einen sehr engen Kontakt zu meinen Eltern. Ich liebe sie über alles. Das heißt nicht, dass wir ständig aneinander kleben, jeden Tag, jedes Wochenende miteinander verbringen. Der Eine ist für den Anderen da, bedingungslos. Ich konnte mich immer auf sie verlassen, auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind.
"Kind, zieh Dich bitte wärmer an und lass die "großen" Ausschnitte", vergiss den Schal nicht und kauf dir größere Slips...". Das sind die berühmten Sätze einer Mutter, die die Tochter regelmäßig in den Wahnsinn treiben. Genau die Sätze werde ich einmal vermissen!

Ich werde mich wieder melden und freue mich sehr, von Dir zu hören!!!

Alles Gute für Euch, bis bald, Kathleen!
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  #4  
Alt 26.09.2007, 21:38
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Beiträge: 75
Standard AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen

Hallo Kathleen,

ich freue mich, dass Du Deine Mutter sehen konntest. Bei Deinem Bericht musste ich etwas schmunzeln - warum:
die OP dauerte heute etwas länger als geplant, wir hatten selbstverständlich wieder Sorge, zumal ein Chirurg blitzartig den OP-Trakt verließ, durch die Tür rannte und mit sehr nachdenklichem Gesicht wiederkam. Aber es handelte sich um ein Unfallopfer, das schwer verletzt war und nicht um unsere Mutti (Entschuldigung für diese Gefühle bei den Angehörigen des Verletzten). Als Mutti in den Aufwachraum geschoben wurde und wir alle wussten, die OP ist gut verlaufen sind wir Mittag essen gegangen. Mein Vater sagte: Wetten, dass Muttis erste Frage sein wird: Habt ihr was gegessen?
Mutti kam auf's Zimmer, wurde richtig wach, redete dies und das und dann kam die erste Frage: Habt ihr was gegessen?!!
Also das, was Du schreibst kommt mir unendlich bekannt vor. Ich kann mir eine Zeit ohne diese endlos guten Ratschläge meiner Mutti auch nicht vorstellen.
Du liest, uns geht es mental schon wesentlich besser. Mutti hat das tiefe Tal erst einmal durchschritten. Die künstliche Ernährung schlägt gut an, sie will sich nicht unterkriegen lassen. Die Magensonde wurde ihr heute bei der OP entfernt, da in dem Beutel seit 2 Tagen keine Flüssigkeit mehr abgelaufen ist. Das was sie trinkt geht also über die Blase ab.
Wir alle wissen, das es ein geschenktes Glück ist, aber wir geniessen es ganz bewusst und anders als früher. Jeder gute Tag ist eine Freude für uns alle, wir können wieder Kraft tanken für die Zeit in der Mutti wieder unsere ganze Unterstützung braucht. Auch der Umgang mit ihr ist - ich kann es nicht in Worte ausdrücken. Ihre Hand nehmen und drücken, ein Kuß auf die Wange, ein Umarmung, mit ihr auf dem Gang spazieren gehen, ein tiefer Blick - es werden keine Worte gebraucht und es wird einem ganz tief drinnen warm.
Ich wünsche Dir, dass auch ihr es schafft, mit Eurer Mutter offen zu sprechen. Aber ich weiss auch, dass nicht jeder so stark ist wie meine Mutti und die Wahrheit verkraften kann.
Dr. Müller hat sich auch gemeldet und seine Vorschläge decken sich in etwa mit dem, was der Onkologe von Mutti machen möchte. Mal sehen, wie es jetzt weiter geht - hoffentlich erst einmal bergauf.

Jetzt muss ich erst einmal viel viel Schlaf nachholen.

Ich wünsche Dir und Deinen Lieben alles alles Gute
Gabi
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  #5  
Alt 28.09.2007, 20:25
Kathleen Kathleen ist offline
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Standard AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen

Liebe Gabi,

es freut mich zu hören, dass es Deiner Mama so viel besser geht. Hoffentlich hält dieses "Hoch" sehr lange an!

Deine Beschreibungen über den Umgang mit Eurer Mama, seitdem sie die Wahrheit kennt, hören sich sehr toll an. Das ist wohl ein absoluter Idealfall! Vielleicht haben wir mehr Angst als meine Mama sie hätte - wer weiß? Aber eigentlich schätzen wir sie, wie im übrigen auch die Ärzte, als eher deppressiv ein. Zu diesem Zeitpunkt wäre wohl die "Wahrheit" für sie nicht verkraftbar.

Ja, ich habe furchtbare Angst - furchtbare Angst vor dem Augenblick, wenn ich ihr das 1. Mal in die Augen blicke und wir beide wissen, dass sie bald gehen muss. Ich habe keine Ahnung, wie ich das verkraften soll. (und jetzt fließen wieder die Tränen...)

Die Chemo von gestern bis heute mittag hat sie gut vertragen. Gleich werde ich mit ihr telefonieren, aber vorher möchte ich meiner Tochter noch eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen.

Wir hören wieder voneinander.

Alles Liebe für Euch, Kathleen!

P.S. Darf ich fragen, wie alt Deine Mama ist?
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  #6  
Alt 29.09.2007, 08:29
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Beiträge: 75
Standard AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen

Hallo Kathleen,

ich kann Deine Angst verstehen. Die hatte ich auch, ich hab vor der Krankenhaustür gestanden und ganz feste schlucken müssen, weil ich nicht wusste, wie meine Mutti auf mein Kommen reagiert. Aber ich habe von meiner Mutter gelernt - Augen zu und durch. Ein Zurück gibt es nicht mehr, also muss man mit dem was ist fertig werden.

Du liest ja auch den anderen Bericht von mir, dann weisst Du, wie es bei uns ist. Wir haben neuen Mut geschöpft - ich stehe mit Dr. Müller in Kontakt. Mehr möchte ich dazu nicht sagen - bin abergläubisch.

Ich freue mich für Dich, dass Deine Mutter die Chemo verträgt. Grüß sie unbekannter Weise von mir.

Ja, Du darfst selbstverständlich wissen, wie alt Mutti ist. Sie ist dieses Jahr 70 geworden. Ich bin 48 und mein Mann 50.

Ich sende Dir ganz liebe Grüße
Gabi
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  #7  
Alt 30.09.2007, 10:51
showgirl2204 showgirl2204 ist offline
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Beiträge: 3
Standard AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen

hallo kathleen, hallo gabi,
euer austausch berührt mich unendlich, weil er genau meine ängste und gefühle ausdrückt. meine mutter ist ein kämpfertyp und sie wollte im januar unbedingt wissen, was mit ihr los ist. heute sieht sie und wir vieles anders: hätte meine mutter von der diagnose nichts gewußt, wäre sie anders mit der krankheit umgegangen, hätte mehr kraft gehabt. so hat sie sich - wenn auch nicht nach außen - doch aufgegeben. seitdem sie weiß, daß es vielleicht doch noch hoffnung gibt, ist sie ganz anders drauf und plant in kleinen schritten die zukunft. was uns sehr geholfen hat, war die betreuung durch das hospiz. die mitarbeiter waren nicht nur eine seelische untertützung, sondern haben uns auch viel organisatorisches abgenommen. egal was kommt: gebt nie auf und so schlimm es für euch (bzw. uns) als töchter auch ist: unser mütter brauchen unsere ganze kraft und noch mehr kraft brauchen unsere väter. das dürfen wir in dieser situation nicht vergessen.
ich wünsche uns und unseren familien, daß wir die grausame zeit gut überstehen und noch lange zeit zusammen verbringen können.
liebe grüße
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  #8  
Alt 10.10.2007, 19:41
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Registriert seit: 21.09.2007
Beiträge: 75
Standard AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen

Hallo Kathleen,

wie geht es Dir? Ich habe schon einige Tage nichts von Dir gehört. Wie war Eure Feier?

Ich denke oft an Dich und Deine Familie und hoffe, dass nichts passiert ist.

Liebe Grüße
Gabi
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